Motohiko Hino Quartet +1 Sailing Ice Ryuhyo
Motohiko Hino Quartet+1 Sailing Ice Ryuhyo:
Overall Rating: ★★★★★ (5/5)
Das Album „Sailing Ice – Ryuhyo„ des Motohiko Hino Quartet +1 ist ein bemerkenswertes Jazz-Werk, das 1983 veröffentlicht wurde. Motohiko Hino, ein einflussreicher japanischer Jazz-Schlagzeuger, führte dieses Quartett an, das durch seine innovative Mischung aus traditionellem und modernem Jazz besticht.
Beteiligte Musiker:
- Motohiko Hino – Schlagzeug
- Terumasa Hino – Trompete und Flügelhorn (er ist der ältere Bruder von Motohiko und eine führende Figur in der japanischen Jazzszene)
- Takehiro Honda – Piano
- Hidefumi Toki – Altsaxophon
- Yoshio Suzuki – Bass
Motohiko Hino, geboren am 3. Januar 1946 in Tokio, ist eine zentrale Figur in der japanischen Jazzszene. Sein Weg in die Musik wurde von seiner Familie geprägt, die tief in der Musik verwurzelt war. Sein Vater, Hideo Hino, war ein talentierter Trompeter, und auch sein älterer Bruder, Terumasa Hino, wurde ein bedeutender Jazzmusiker. Diese musikalische Umgebung hatte einen enormen Einfluss auf Motohiko, der früh mit Musik in Berührung kam.
Frühe Jahre und musikalische Entwicklung
Motohiko Hino begann bereits im Teenageralter Schlagzeug zu spielen, stark beeinflusst durch den Jazz, den sein Bruder und Vater praktizierten. In den 1960er Jahren, einer Zeit, in der Jazz in Japan an Popularität gewann, tauchte er in die Szene ein. Er begann seine Karriere als Schlagzeuger in lokalen Clubs und studierte die Werke von amerikanischen Jazzmusikern wie Elvin Jones und Tony Williams, die ihn maßgeblich beeinflussten.
Seine Technik und sein Stil entwickelten sich rasch weiter, und er wurde bald für seine Fähigkeit bekannt, komplexe Rhythmen mit intensiver emotionaler Tiefe zu verbinden. Im Laufe der Zeit wurde er zu einem gefragten Musiker und arbeitete mit einer Reihe von renommierten japanischen und internationalen Jazzkünstlern zusammen.
Aufstieg zur Jazz-Elite
In den 1970er Jahren trat Motohiko Hino in die internationale Jazzszene ein. Er spielte in verschiedenen Ensembles und trat auf internationalen Jazzfestivals auf, wo er seine Fähigkeiten unter Beweis stellte. Sein Stil, der sowohl traditionelles als auch modernes Jazz-Drumming integrierte, machte ihn zu einem herausragenden Musiker seiner Generation.
Hino war bekannt für seine Fähigkeit, mit unterschiedlichsten Musikern zusammenzuarbeiten und sich nahtlos in verschiedene Jazzstile einzufügen. Dies zeigte sich in seinen Kollaborationen mit Künstlern wie Mal Waldron, Joe Henderson, und Sonny Rollins. Diese Kooperationen halfen ihm, seinen Ruf als vielseitiger und technisch brillanter Schlagzeuger zu festigen.
Entstehung und Hintergründe des Albums „Sailing Ice – Ryuhyo“
Das Album „Sailing Ice – Ryuhyo“ wurde 1983 veröffentlicht und gilt als eines der bedeutendsten Werke in Motohiko Hinos Diskografie. Die Idee für das Album entstand in einer Zeit, in der Hino seinen künstlerischen Höhepunkt erreichte und seine Fähigkeit, Emotionen und Geschichten durch Musik auszudrücken, perfektionierte.
Die Wahl des Titels „Ryuhyo“, was auf Japanisch „Treibendes Eis“ oder „Driftendes Eis“ bedeutet, spiegelt die metaphorische und emotionale Tiefe des Albums wider. Hino wollte mit diesem Album die unaufhaltsame Kraft und die mysteriöse Schönheit der Natur einfangen. Die Musik symbolisiert die langsame, aber beständige Bewegung von Eisschollen und die unaufhaltsame Kraft, die sie repräsentieren. Gleichzeitig reflektiert das Album die inneren Kämpfe und die emotionale Reise des Künstlers.
Hinos Intention bei diesem Album war es, eine Klanglandschaft zu schaffen, die sowohl die kalte, unwirtliche Schönheit der arktischen Eisfelder als auch die intensive, emotionale Reise des menschlichen Geistes darstellt. Diese Dualität von äußerer Kälte und innerer Wärme, von statischer Landschaft und dynamischer Bewegung, zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Werk.
Musikalische Vision und Einfluss
Hino war ein Musiker, der die Grenzen des Jazz ständig erweiterte. Seine Fähigkeit, traditionelle japanische Musik mit westlichem Jazz zu verbinden, machte ihn zu einer einzigartigen Stimme in der globalen Jazzlandschaft. „Sailing Ice – Ryuhyo“ ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie er es schaffte, verschiedene musikalische Einflüsse zu einem kohärenten, emotional packenden Werk zu vereinen.
Die Kombination aus Hinos dynamischem, doch präzisem Schlagzeugspiel, den tiefen und melodischen Linien von Yoshio Suzuki am Bass, den expressiven Soli von Terumasa Hino an der Trompete und dem Flügelhorn, den eindringlichen Klavierpassagen von Takehiro Honda und den klaren, schneidenden Tönen von Hidefumi Toki am Altsaxophon, zeigt die hohe Kunstfertigkeit und das tiefe Verständnis für die musikalische Sprache des Jazz.
Intention und Rezeption
Mit „Sailing Ice – Ryuhyo“ wollte Motohiko Hino nicht nur ein musikalisches Werk schaffen, sondern auch eine emotionale Reise darstellen. Er wollte die Zuhörer in eine Welt entführen, die sowohl einsam als auch majestätisch ist – eine Welt, in der die Natur ihre unbarmherzige, aber gleichzeitig erhabene Macht zeigt.
Das Album wurde sowohl in Japan als auch international positiv aufgenommen. Kritiker lobten die Tiefe und Komplexität des Albums, das gleichzeitig zugänglich und herausfordernd ist. Besonders hervorgehoben wurde Hinos Fähigkeit, komplexe Rhythmen und Strukturen mit tiefem emotionalen Gehalt zu verbinden.
Track-Beschreibungen:
- Ryuhyo – Sailing Ice (13:05)
- Dieser Titel ist das Herzstück des Albums und spiegelt eine beeindruckende musikalische Reise wider. Der Track beginnt mit einem ruhigen, fast mystischen Einstieg, der das Gefühl von Einsamkeit und Kälte auf offener See vermittelt. Nach und nach entwickelt sich das Stück zu einer dynamischen und energiegeladenen Komposition, die durch starke Soli von Terumasa Hino (Trompete) und Hidefumi Toki (Saxophon) geprägt ist. Die Struktur des Stücks erinnert an das langsame, aber unaufhaltsame Vordringen von Eisschollen, die durch die Musik verkörpert werden.
- Soul Trane (10:25)
- „Soul Trane“ ist eine Hommage an John Coltrane, einen der größten Saxophonisten der Jazzgeschichte. Das Stück ist eine Ballade, die mit tiefem emotionalem Ausdruck und einem warmen, kraftvollen Sound aufwartet. Terumasa Hino liefert hier ein brillantes Trompetensolo, das die Seele des Zuhörers berührt, während das Quartett eine perfekt abgestimmte rhythmische Basis bildet. Es ist ein Stück voller Sehnsucht und Melancholie, das die Virtuosität und das Einfühlungsvermögen der Musiker unterstreicht.
- New Moon (18:10)
- „New Moon“ ist das längste Stück auf dem Album und ein episches Werk, das verschiedene Stimmungen und musikalische Texturen erkundet. Es beginnt mit einer introspektiven Klaviereinleitung von Takehiro Honda, die allmählich in einen komplexen und fesselnden Dialog zwischen den Instrumenten übergeht. Der Track entwickelt sich zu einem kraftvollen Ausdruck von Kreativität und Innovation, mit ausgedehnten Soli und beeindruckenden Improvisationen. „New Moon“ steht für Neuanfang und Veränderung, und das Stück fängt diese Themen musikalisch ein, indem es eine Reise von ruhiger Reflexion zu explosiver Energie darstellt.
Fazit:
„Sailing Ice – Ryuhyo“ ist ein herausragendes Beispiel für den japanischen Jazz der 1980er Jahre und zeigt die hohe Kunstfertigkeit und das emotionale Ausdrucksvermögen des Motohiko Hino Quartetts +1. Das Album ist eine Pflicht für Jazzliebhaber, die auf der Suche nach tiefgehender, intensiver Musik sind.