Sony Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Mein Erlebnis mit dem Sony TA-F870ES

Nachdem ich vom Sony TA-F808ES, dem Nachfolgemodell, überzeugt worden war, wurde mein Interesse an Sony ES-Produkten geweckt. Durch eine Anzeige in einem Kleinanzeigenblatt gelang es mir, den beeindruckenden 25 Kilo schweren TA-F870ES zu erwerben. Zugegeben, es war kein Schnäppchen, aber wie so oft bei älterer Elektronik musste auch dieser massive Sony zunächst von einer Schicht jahrelangen Staubs befreit werden. Nach etwa vier Stunden sorgfältiger Reinigung präsentierte sich einer der größten Vollverstärker von Sony in makellosem Zustand vor mir.

Klang und Leistung

Die Unterschiede zwischen dem TA-F808ES und dem TA-F870ES sind sicherlich vorhanden, sind mir jedoch nicht aufgefallen. Beide Geräte sind wie Panzer gebaut und hinterlassen einen hervorragenden Eindruck. Klanglich konnte ich zwischen den beiden Verstärkern keine Unterschiede feststellen – sie liefern beide eine Klangqualität, die sich kaum voneinander unterscheidet. Ich testete eine Vielzahl von Lautsprechern, darunter Tannoy Chester, Infinity Kappa 400, JBL Ti 1000, T+A TB 100 und Pioneer HPM 100. Vorab möchte ich erwähnen, dass zu hell abgestimmte Lautsprecher in Kombination mit diesen Verstärkern ein anstrengendes Klangbild erzeugen können.

Beim Sony TA-F870ES darf man ein sehr feines und dennoch dynamisches Klangbild erwarten. Mit all meinen Lautsprechern kam er wunderbar zurecht und entfaltete eine Kraft, die man normalerweise nur von größeren Endstufen erwartet. Besonders beeindruckend war die Leistung mit meinen Tannoy-Lautsprechern: Der 870er zeigte hier seine Stärke. Die dunkle Klangcharakteristik der Tannoys wurde vom Sony-Verstärker hervorragend kontrolliert, und die Chester-Modelle erhielten die notwendigen Manieren. Die Stimmenwiedergabe war so realitätsnah, dass man fast von einer Live-Atmosphäre sprechen konnte. Dass die Tannoys hervorragende Chassis besitzen, steht außer Frage. Dennoch benötigen die Coaxiallautsprecher hochwertige Zuspieler, und mit dem Sony TA-F870ES ist dies gelungen.

Neue Kombinationen und Klangverfeinerung

Da ich leider meine Chester-Lautsprecher nicht mehr besitze, dürfen nun ein paar Infinity Kappa 400 von den Qualitäten des Traumverstärkers 870ES profitieren. Nach etwa zwei Tagen Einspielzeit möchte ich die Kombination nicht mehr missen. Obwohl der Kappa 400 im Bassbereich besser zur Geltung kommen könnte, war es dennoch angenehm, der Kombination zuzuhören. Allerdings machte die Verbindung zwischen der Kappa 400 und einem Kenwood KA-907-Verstärker einfach mehr Spaß. Der Kenwood verstand es, der Kappa Neutralität beizubringen. Nach einer Umstellung der Lautsprecher im Raum ist auch der Bass jetzt präsenter, was dazu führt, dass ich bei höheren Pegeln Klopfgeräusche von den Nachbarn erzeuge. Der Hochtonbereich spielt super offen und gibt jedes Detail klar wieder. Die Mitten könnten bei geringer Lautstärke etwas ausgeprägter sein, was jedoch nicht weiter schlimm ist, denn bei Zimmerlautstärke spürt man regelrecht das Atmen der Interpreten.

Unabhängig vom Genre spielt der Sony TA-F870ES hervorragend und bietet einen druckvollen Tiefbass, der die Lautsprecher in einem neuen Licht erscheinen lässt.

Fazit und Empfehlung

Als ich den Verstärker abholte, stellte mir der Verkäufer den Sony mit seinen Nubert NuWave 35 Lautsprechern und dem ABL-Modul vor. Wenn es perfekte Lautsprecher für den TA-F870 geben sollte, dann waren diese „kleinen“ 2-Wege-Lautsprecher eine echte Entdeckung – einfach unglaublich!

Aber zurück zum TA-F870: Es handelt sich um einen tollen Vollverstärker, der zweifellos eine große Fangemeinde hat. Ich plane, den Sony noch eine Weile zu genießen, denn ich habe das Gefühl, dass das Klangerlebnis von Tag zu Tag „besser“ bzw. hochwertiger wird. Wahrscheinlich müssen sich die Kappa-Lautsprecher erst einspielen. Der Vorbesitzer hatte die Lautsprecher vor zwei Jahren neu erworben und in dieser Zeit vielleicht nur drei Stunden betrieben.

Der Sony TA-F870 ist definitiv eine Kaufempfehlung. Wenn euch eines der Modelle in Top-Zustand über den Weg läuft, könnt ihr beruhigt zuschlagen. Vergleichbare Geräte gibt es wie Sand am Meer – aber sicherlich sind diese wesentlich teurer und oft nicht in einer derart robusten Verarbeitung erhältlich.

Technische Daten lasse ich an dieser Stelle bewusst außen vor. Es sollte jedoch unbedingt erwähnt werden, dass das Innere eines Sony 8xx ES-Gerätes eine beeindruckende Materialschlacht darstellt. Was hier verbaut wurde, ist schlichtweg außergewöhnlich!

Modellinformationen

• Modell: TA-F 870 ES
• Typ: Vollverstärker
• Baujahre: 1991 – 1993
• Hergestellt in: Japan
• Farbe: Schwarz oder Champagner
• Fernbedienung: Ja (RM-S 703)
• Leistungsaufnahme max: 390 W
• Abmessungen: 470 x 166 x 436 mm (B x H x T)
• Gewicht: 22,7 / 24,0 kg (ohne / mit Holz-Seitenteilen)
• Neupreis: 2.300,- DM (UVP, Schwarz), 2.400,- DM (UVP, Champagner)

Anschlüsse

• Anzahl der Eingänge: 7
  • Phono MM: 2,5 mV (50 kOhm)
  • MC 40 Ohm: 0,17 mV (1 kOhm)
  • MC 3 Ohm: 0,17 mV (100 Ohm)
  • Tuner, CD, Direct In, Tape 1, 2, 3, Adaptor, Aux: 150 mV (20 kOhm)
• Anzahl der Ausgänge: 5
  • Tape Rec Out 1, 2, 3
  • Pre out Adaptor: 150 mV (1 kOhm)

Technische Daten

• Dauerleistung (bei Klirrfaktor):
  • 8 Ohm: 2 * 135 W DIN (0,015%)
  • 4 Ohm: 2 * 200 W DIN (0,02%)
• Dynamikleistung:
  • 8 Ohm: –
  • 4 Ohm: –
• Gesamtklirrfaktor: 0,003 % (8 Ohm) bei 10 W Ausgangsleistung
• Dämpfungsfaktor: 100 (8 Ohm)
• Frequenzgang: 2 Hz – 200 kHz
• Signalrauschabstand: 105 dB (Hochpegel), Phono MM: 93 dB, MC: 79 dB
• Stereokanaltrennung: –
• Klangregelung: Ja
  • Bass: +/- 7 dB (100 Hz)
  • Höhen: +/- 6 dB (10 kHz)
• Loudness: Nein
• High Filter: –
• Low Filter (Subsonic): Ja
• Mute: Ja
• Direct/Line-Straight: Ja