Gordian LAB12

Gordian LAB12

Gordian LAB 12 Stromfilter Erfahrungsbericht / Test: Wenn aus Skepsis Staunen wird

Der ein oder andere Stammleser wird sich jetzt sicher verwundert die Augen reiben: „Was ist denn mit dem Mackern los? Seit wann berichtet der über modernes High-End-Zubehör?“

Zu Recht! Schließlich ist mackern.de eigentlich das Zuhause für Vintage-Freaks, für schweres Eisen aus den 70ern und für Leute, die bei Begriffen wie „Klangschalen“, „Entmagnetisierer“ oder „Einbrenn-Service für Kabel“ normalerweise fluchtartig den Raum verlassen. Ich halte grundsätzlich wenig von esoterischen Spielchen, die versprechen, den Klang durch bloßes Handauflegen „räumlicher, ruhiger und aufgeräumter“ zu machen. Ich glaube an Physik, nicht an Magie.

Doch irgendwann nagt da diese kleine Stimme im Hinterkopf. Man fragt sich zwangsläufig, was an den endlosen Diskussionen über Kabelklang, Netzleisten und eben Stromfilter tatsächlich dran sein könnte. Tausende Forenbeiträge, glückliche High-Ender und euphorische Testberichte – können sich so viele Leute wirklich irren? Oder ist es reine Massenpsychose? Ganz ehrlich: Ich konnte und wollte mir rein logisch nicht erklären, wie sich das Klangbild verändern soll, nur weil der Strom vor dem Verstärker nochmal durch eine Kiste läuft. Strom ist Strom, oder?

Der Selbstversuch: Skepsis trifft auf Neugier

Aber Probieren geht über Studieren (und über Lästern). Nach einer kleinen Recherche bin ich auf den Vertrieb CM-Audio gestoßen. Nach einem kurzen, sehr angenehmen Kontakt waren die Herrschaften bereit, mir den Stromfilter Gordian LAB 12 für einige Wochen als Testgerät zur Verfügung zu stellen. Was mir sofort auffiel: Die Lieferung war nicht nur zügig, sondern begleitet von einer fast schon unheimlichen Selbstsicherheit des Vertriebs. Sie wirkten, als wüssten sie bereits ganz genau, dass ich meine Vorurteile bald über Bord werfen müsste. Kein „Probieren Sie mal, vielleicht hilft es“, sondern eher ein „Viel Spaß beim Staunen“.

Technik? Ja, aber bitte kurz.

Ich könnte euch jetzt mit technischen Datenblättern erschlagen, davon gibt es im Netz genug. Wer genau wissen will, wie der adaptive EMI-Filter arbeitet oder wie die FFT-Frequenzanalyse im Detail funktioniert, dem empfehle ich ein entsprechendes YouTube-Video oder die Herstellerseite. Hier geht es mir um etwas anderes: Bringt das Ding was, oder ist es ein teurer Briefbeschwerer?

Nur so viel zur Optik und Haptik: Der LAB 12 ist wunderschön. Er sieht nicht aus wie eine bessere Baumarkt-Steckdosenleiste, sondern wie eine ernstzunehmende HiFi-Komponente. Die massive 5mm Aluminiumfront, das gestochen scharfe OLED-Display, das einem live anzeigt, wie „dreckig“ der Strom gerade ist – das macht im Rack optisch richtig was her. Es ist ein Gerät, das man gerne anschaut und anfasst.

Der Klangtest: Ruhe im Karton?

Bevor ihr jetzt die Stirn runzelt und die Kommentarspalte für einen Voodoo-Rant warmtippt: Ein Stromfilter kann nicht klingen! Er hat keinen Eigenklang. Wenn er klingt, ist er kaputt.

Aber – und das ist der entscheidende Punkt – er kann dafür sorgen, dass eure Geräte endlich so arbeiten, wie sie sollen. Besonders wer in seiner Kette digitale Quellen wie Wandler (DACs), Streamer oder CD-Player nutzt, oder Verstärker mit modernen Schaltnetzteilen betreibt, der sollte jetzt gut zuhören.

Ich habe den Gordian LAB 12 angeschlossen, skeptisch die Augenbraue hochgezogen und meine Test-Tracks gestartet. Und tatsächlich: Da war was. Oder besser gesagt: Da war etwas nicht mehr. Das Musikgeschehen wirkte entschlackt. Es kehrte eine Ruhe ein, die ich vorher so nicht vermisst hatte, deren Fehlen mir aber erst durch ihre Anwesenheit bewusst wurde. Die viel zitierte „Schwärze“ im Hintergrund war plötzlich greifbar.

  • Die Raumtiefe nahm zu.
  • Die Staffelung der Instrumente wurde präziser.
  • Details, die vorher im leichten „Grauschleier“ des unsauberen Netzstroms untergingen, waren deutlicher wahrnehmbar.

Meine Zweifel waren demnach zwar gesund, aber im Ergebnis unnötig. Diese Geräteklasse hat ihre Daseinsberechtigung. Sie ist kein Allheilmittel für schlechte Lautsprecher oder miese Raumakustik, aber sie ist das i-Tüpfelchen für eine hochwertige Kette.

Mein Fazit: Sinnvoll, aber nicht für jeden

Muss jetzt jeder Vintage-Fan seinen 1978er Marantz an einen 1500-Euro-Filter hängen? Nein. Wer einen klassischen „Eisenschwein“-Verstärker mit riesigem Ringkerntrafo und dicken Elkos betreibt, dessen Netzteil bügelt schon von Haus aus so viel glatt, dass der Effekt eines externen Filters oft geringer ausfällt. Aber für die digitale Fraktion? Absolut empfehlenswert.

Für mich persönlich ist der Gordian LAB 12 ein faszinierendes Stück Technik. Er sieht toll aus, er wirkt physikalisch nachvollziehbar und er liefert ein Ergebnis. Wäre er mir das Geld wert? Wahrscheinlich würde ich eher zu günstigeren Filtern greifen, die vielleicht kein schickes OLED-Display haben und keine Live-Analyse des Stromnetzes fahren, aber ihren Job ähnlich gut erledigen. Doch wer das Budget hat und keine Kompromisse bei Optik und Leistung eingehen will, der macht hier absolut nichts falsch.


Technische Daten:

  • Anschlüsse: 6 Steckplätze (Schuko), gesamte Anschlussleistung max. 3.680 Watt
    • Davon 4x stark gefiltert (für Quellgeräte/Digitales) – max. 1.000W (4 Ampere)
    • Davon 2x schwach gefiltert (für Verstärker/Endstufen) – max. 3.500W (15 Ampere)
  • Netzanschluss: Hochwertige 20A IEC C20 Buchse
  • Spannung: 230V / 50Hz (intern umschaltbar für andere Regionen)
  • Farben: Matt Grey, Matt Black, Frozen Silver
  • Abmessungen: 43 x 11 x 29 cm (B x H x T) – klassisches HiFi-Maß
  • Gewicht: Satte 8 kg
  • Display: OLED (abschaltbar / dimmbar)
  • Features & Analysen:
    • Adaptives EMI / RFI Filter (gegen Hochfrequenz-Störungen)
    • Adaptive Gleich- und Gegentaktstörungsfilter
    • Leistungsfaktorkorrektur / Blindleistungskompensation
    • Überspannungsschutz (schützt die teure Anlage!)
    • FFT (Fast Fourier Transform) Frequenzanalyse des Netzes
    • DC-Offset-Analyse (Gleichstrom im Netz)
    • THD-Messung (Total Harmonic Distortion im Stromnetz)
    • Anzeige von Spannung und aktuellem Stromverbrauch
  • Verarbeitung: Massive 5mm Aluminiumfront, exzellente Lackierung