Mogli Paradox
Mogli – „Paradox“: Wenn der Bass die Traurigkeit und Melancholie greifbar macht
- Label: Mogli Music (Independent)
- Format: Stream, Download, YouTube, keine physischen Medien
- Land: Germany
- Veröffentlicht: 23. Mai 2025
- Genre: Electronic / Pop
- Stil: Indie-Pop, Alternative, Cinematic Pop, Dark Pop
- Amazon: Mogli – Paradox
Männer, Hand aufs Herz. Wir reden hier oft über Technik, über Sound, über das nächste Gadget. Wir diskutieren über Frequenzen und Wattzahlen. Aber manchmal liefert uns genau diese Technik den Zugang zu etwas, das wir sonst vielleicht überhören würden. Heute geht es um ein Album, das im Mai 2025 erschienen ist und das vielleicht einige von euch gar nicht auf dem Schirm hatten, weil es nicht in den typischen Playlisten auftaucht: „Paradox“ von Mogli.
Wer ist eigentlich Mogli? (Mehr als nur ein Dschungelbuch-Name)
Falls ihr bei dem Namen immer noch an einen kleinen Jungen im Lendenschurz denkt: Falsche Baustelle. Mogli heißt bürgerlich Selima Taibi, ist Baujahr ’94, kommt aus Frankfurt am Main und hat Wurzeln in Deutschland und Algerien. Wer glaubt, hier singt nur irgendeine Influencerin, täuscht sich gewaltig. Die Frau ist ein echtes Multitalent und hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Sie hat extrem früh angefangen – schon als Kind gab es eine klassische Gesangsausbildung. Wir reden hier von Operngesang, kein Witz. Das hört man heute zwar nicht mehr direkt, aber man merkt es an der Kontrolle, die sie über ihre Stimme hat. Nach dem Abi hat sie zunächst ein Studium im Bereich Kunst und Design angefangen, das Ganze dann aber an den Nagel gehängt, um die Welt zu bereisen.
Bekannt wurde sie der breiten Masse durch die Doku „Expedition Happiness“, wo sie im umgebauten Schulbus durch Amerika getourt ist. Das war ihr Durchbruch, aber auch ihr Käfig. Denn Mogli ist längst keine Lagerfeuer-Klampfen-Romantikerin mehr. Sie ist knallharte Unternehmerin, veröffentlicht ihre Sachen komplett unabhängig auf ihrem eigenen Label (Mogli Music) und zieht ihr Ding durch, ohne sich von Major-Labels reinreden zu lassen.
Das Album „Paradox“ – Fakten, Studio & Technik
Entstanden ist das Brett wieder in enger, jahrelanger Zusammenarbeit mit ihrem Produzenten und musikalischen Partner Hannes Butzer. Die beiden sind ein eingespieltes Team. Während frühere Alben oft „unterwegs“ entstanden, hört man bei Paradox ganz klar: Hier wurde im Studio getüftelt. Die Kritiken waren am Anfang durchaus gemischt – die Mainstream-Presse hat es teilweise fast verschlafen oder wusste nicht, wohin damit. Warum? Weil es nicht mehr der „nette Folk-Pop“ von früher ist. Es ist elektronischer, düsterer, kantiger und fordert den Hörer heraus. Es ist ein Bruch mit der Erwartungshaltung.
Und genau da hake ich ein.
Sound-Check: Warum das Ding auf die gute Anlage gehört
Eigentlich bin ich für Pop-Musik selten zu haben. Da bin ich ehrlich. Aber Genres bremsen mich nicht aus. Ich höre wirklich alles – vorausgesetzt, die Aufnahme ist qualitativ hochwertig produziert. Ich habe keine Geduld für flach komprimierten Einheitsbrei. Und genau deshalb gehört dieses Album hier besprochen. Ich halte es klanglich für wirklich stark. Das Album lässt sich von Anfang bis Ende sehr gut durchhören. Man merkt einfach das Handwerk der Tonmeister, die genau wussten, was sie da machen. Jeder Hallraum sitzt, die Stimmenstaffelung ist präzise, nichts matscht.
Ein konkretes Beispiel für euch, falls ihr eure Anlage mal testen wollt: Checkt den Track „Soft-Shell Crab“. Der Song fängt harmlos an, aber dann setzt ab und an ein so dermaßen trockener, toller Tiefbass ein, dass es meinen Blick sofort zur Anlage richten ließ. Das kam schön überraschend. Es ist dieser Moment, wo man merkt: Okay, hier wurde Frequenzgang genutzt. Das strahlt eine Wucht aus, die man im Radio so nicht bekommt.
Fazit: Warum „Paradox“ in deiner Playlist landen muss
Machen wir einen Strich drunter. Eigentlich bin ich für Pop-Musik selten zu haben. Da bin ich ehrlich. Aber Genres sollten einen nie ausbremsen, wenn die Qualität stimmt. Ich höre wirklich alles – vorausgesetzt, die Aufnahme ist qualitativ hochwertig produziert. Und genau da punktet dieses Album auf ganzer Linie. Es ist klanglich wirklich stark und lässt sich von Anfang bis Ende sehr gut durchhören, ohne dass man skippen will. Man merkt in jeder Sekunde das Handwerk der Tonmeister, die genau wussten, was sie machen. Das ist kein Brei aus dem Radio, das ist differenzierter Sound.
Für mich strahlt das Album dabei vor allem eins aus: Mut. Es klingt wie das Überwinden einer tiefen Traurigkeit, die nicht versteckt, sondern in Klang verwandelt wird. Wir Männer verstehen sicherlich nicht immer die Gefühle einer Frau auf Anhieb – das ist nun mal so. Aber Mogli schafft hier etwas Besonderes: Sie holt mich ab und lässt mich in ihre Welt, ohne dass es kitschig wird. Die Produktion baut die Brücke.
Ein dickes Danke geht am Ende an Marius, der dieses Album in unserer WhatsApp-Gruppe geteilt hat mit dem knappen, aber treffenden Zusatz: „Dankt mir später.“
Das mache ich hiermit: Danke, Marius. Guter Riecher. Damit auch das erledigt.
1. yes (03:53) Der Opener zieht einen direkt rein. Startet ruhig, baut sich dann aber atmosphärisch auf. Man merkt sofort: Hier wurde viel Zeit in das Sounddesign gesteckt. Der Raumklang ist riesig.
2. cupped and open (03:56) Stimmlich sehr nah dran, fast intim. Hier zeigt Mogli, dass sie keine riesigen Effekte braucht, um Präsenz zu zeigen. Aber achtet mal auf die feinen Synth-Flächen im Hintergrund – die tragen den Song, ohne zu nerven.
3. soft-shell crab (04:39) Der Anspieltipp. Wie oben erwähnt: Hier kommt der Bass-Test. Wenn der Tiefton einsetzt, muss die Membran arbeiten. Trocken, tief, brutal gut abgemischt. Wer hier keine Gänsehaut kriegt (oder wessen Subwoofer nicht anspringt), macht was falsch.
4. swim (04:42) Elektronisch, treibend, fast hypnotisch. Der Beat ist nicht aggressiv, sondern fließt – wie der Titel sagt. Perfekt zum Runterkommen oder für nächtliche Autobahnfahrten.
5. house of cards (03:11) Der „Ruhepol“. Erinnert am ehesten an die alte Mogli, aber mit einem modernen Twist. Zerbrechlich, aber nie kitschig. Zeigt, dass Dynamik eben auch „leise“ kann.
6. paradox (05:09) Das Herzstück des Albums und mit über 5 Minuten der längste Track. Hier wird alles aufgefahren: Düstere Texturen, Brüche im Arrangement und eine Mogli, die stimmlich alles gibt. Ziemlich komplexes Ding, das beim zweiten und dritten Hören immer besser wird.
7. empires (04:21) Großes Kino. Klingt episch, fast filmreif. Man merkt ihre Vergangenheit als Filmemacherin/Visual Artist. Der Sound baut sich wie eine Wand auf – laut hören empfohlen!
8. raiders (04:08) Der Rausschmeißer. Lässt einen nachdenklich zurück, aber nicht runtergezogen. Ein würdiger Abschluss für eine Platte, die mehr ist als nur Hintergrundgedudel.
aktives-hoeren
Audiokarma
diy-hifi-forum
Facebook Profil Mackern
Hifi-Forum
Nubert Forum
Old Fidelity