Luxman L-410

Luxman L-410

Luxman L-410 Vintage Vollverstärker Test / Erfahrungsbericht:

Overall Rating: ★★★☆☆ (3/5)

Luxman L-410: Die Klanglegende?

Man liest viel über den Luxman L-410, weshalb mein Interesse groß war und ich diese sogenannte „Klanglegende“ unbedingt hören wollte. Also machte ich mich auf die Suche nach einem günstigen Modell. Doch vergebens – unter 200 Euro war nichts zu finden, und wenn doch, verpasste ich die Auktion oder kam bei Kleinanzeigen zu spät.

Eines Tages, als ich mit meiner Frau eine Freundin besuchte, kam ich endlich zu meinem ersten Kontakt mit dem L-410. Ihr Mann, ein ebenfalls HiFi-Begeisterter, benutzte den Revox B252 als Verstärker. Während unseres Gesprächs erwähnte er, dass er noch einen Luxman L-410 im Keller habe. Selbstverständlich fragte ich sofort nach, warum er ihn dort stehen habe. Seine Antwort war simpel: „Der Sound gefällt mir nicht – er klingt mager und störend.“ Das ließ ich natürlich nicht auf mir sitzen und bat ihn, mir den Verstärker auszuleihen.

Jetzt steht der Luxman L-410 bei mir, und ich konnte ihn ausgiebig an meiner Kette testen. Ich nutze die T+A TB 100 als Lautsprecher, und mein Vergleichsverstärker ist der T+A Pulsar PA 1000.

In vielen Berichten und HiFi-Communities liest man, dass Luxman-Verstärker einen röhrenähnlichen Klang mit angenehmer Wärme bieten. Anfangs hörte ich davon jedoch nichts – vielleicht lag es an den TB 100? Aber als Xavier Naidoo seine Stimme in voller Pracht präsentierte, erkannte ich, dass der L-410 tatsächlich eine gewisse Wärme ausstrahlt. Aber warum ist dieser röhrenähnliche Klang so wichtig? Geht es nicht darum, der Livemusik näherzukommen und den Klirr so niedrig wie möglich zu halten? Wie dem auch sei, die Stimmenwiedergabe des L-410 war beeindruckend – beinahe Gänsehaut, wäre da nicht der Bass gewesen.

Beim nächsten Song, einer kräftigen Hip-Hop-Basspassage, dröhnten meine Lautsprecher so stark, dass ich befürchtete, sie beschädigt zu haben. Ein Wechsel zurück zum PA 1000 klärte das Problem: Der Luxman L-410 hat ein Bassproblem– zumindest in meiner Kette. Ob man den übermäßigen Bass als Dynamik bezeichnen kann, weiß ich nicht. Für meine Ohren war es jedenfalls unpassend. Mit deaktivierter Flateinstellung und reduziertem Bass klang der L-410 besser, aber mit Hip-Hop und Dance/Techno konnte er nicht viel anfangen. Der Bass wirkte künstlich tief, ohne wirklich in die Tiefe zu gehen.

Sicherlich werde ich mich bei den Anhängern des L-410 unbeliebt machen, aber der Bass dieses Verstärkers war für mich nicht überzeugend. Dynamik ja, aber sie wirkte aufgesetzt und nicht legendär.

Im Slow Motion-Bereich, wo die Stimme des Interpreten im Vordergrund steht, konnte der Luxman jedoch punkten. Er bot eine schöne Räumlichkeit, und die Mitten überzeugten. Aber sobald die Musik dynamischer wurde, verlor der Verstärker wieder seinen Charme. Die Höhen waren bis zu einem gewissen Punkt angenehm, aber bei schnellerer Musik kam unnötige Schärfe hinzu, die störte.

Bei Rock, Pop, Klassik und anderen Musikrichtungen konnte der L-410 seine Stärken zeigen, aber immer wieder störten Bassprobleme und Dynamiksprünge. Der Luxman besticht durch seine solide Verarbeitung und die großzügigen Netzteile und Elkos. Solche Bauteile sind heute in dieser Preisklasse kaum noch zu finden. Dennoch stellt sich die Frage, ob der L-410 den Preis von 200 Euro wert ist. Für Schallplattenliebhaber auf jeden Fall – im Phonobetrieb macht der Luxman Spaß. Für CD- oder digitale Quellen gibt es aber bessere Alternativen, wie den Onkyo A-9711, Kenwood KA-7020oder Sansui X55/X77.

Für mich persönlich kommt der Luxman L-410 nicht in Frage. Der T+A Pulsar PA 1000 hat mich zu sehr verwöhnt. Wenn mir die „Klanglegende“ jedoch einmal für 50 Euro über den Weg laufen sollte, würde ich nicht Nein sagen. Der alte Luxman hat durchaus seine Berechtigung, aber ihn als Klanglegende zu bezeichnen, halte ich für übertrieben. Dennoch habe ich Lust auf mehr Luxman bekommen – wie wohl die „großen“ Luxman-Verstärker klingen?

In diesem Sinne…

Technische Daten des Luxman L-410:

  • Leistung: 2 x 70 Watt an 8 Ohm, 2 x 90 Watt an 4 Ohm
  • Frequenzgang: 10 Hz – 100 kHz
  • Klirrfaktor: < 0,03 %
  • Signal-Rausch-Verhältnis: 95 dB
  • Dämpfungsfaktor: > 50
  • Eingänge: Phono (MM/MC), Tuner, Aux, Tape 1, Tape 2
  • Lautsprecheranschlüsse: A/B-Schaltung für 2 Lautsprecherpaare
  • Abmessungen: 453 x 155 x 380 mm
  • Gewicht: 10,5 kg

Der Luxman L-410 überzeugt durch solide Bauweise und seine Vielseitigkeit, gerade im Analogbetrieb, aber ist sicherlich nicht für jeden Geschmack das passende Gerät.