Bugge Wesseltofts Am Are im Hifi-Check
„Am Are“ von Bugge Wesseltoft: Eine Werkschau in den Grenzbereichen des Jazz – Der Fanboy-Blick auf ein Meisterwerk!
- Label: Jazzland Recordings – 377 970 5
- Format: CD, Album, Stream, Vinyl
- Land: Europe
- Veröffentlicht: 28.03.2025
- Genre: Jazz, Nordic Jazz
- Stil: Contemporary Jazz, Future Jazz
- Amazon Link: „Am Are“ von Bugge Wesseltof
Der norwegische Pianist und Nu-Jazz-Pionier Bugge Wesseltoft ist seit drei Dekaden ein Garant für aufregende Musik jenseits der Genre-Grenzen. Mit seinem neuesten Wurf, „Am Are“ (Jazzland, VÖ: 28. März 2025), liefert der Tausendsassa nicht nur ein Album, sondern eine regelrechte musikalische Werkschau ab. Wer angesichts des Titels eine Fortsetzung des intimen Solo-Piano-Albums „Be Am“ (2022) erwartete, wurde angenehm überrascht, denn „Am Are“ präsentiert sich in einem facettenreichen Gewand, das Solokünstler, Studiobastler und Bandleader Bugge in einem vereint.
Die Interpreten: Von Solist bis zur All-Star-Kollaboration
Wesseltoft hat für dieses Album ein beeindruckendes Ensemble aus Weggefährten und neuen Talenten versammelt, was der Platte ihre staunenswerte Dynamik verleiht. Dieser Ansatz macht „Am Are“ zu einem Patchwork-Quilt aus unterschiedlichen Ideen, der wundersam zusammenhält.
Zu den wichtigsten Mitwirkenden zählen:
- Bugge Wesseltoft (Keyboards): Der Maestro selbst steht im Zentrum. Er verschmilzt subtile Elektronik und sein charakteristisches Klavierspiel zu einer atmosphärischen Einheit.
- Rohey Taalah (Vocals): Sie ist eine der herausragendsten Stimmen auf „Am Are“. Ihr nuancierter Soul-Gesang kommt in einem der Schlüsseltitel des Albums perfekt zur Geltung.
- Arild Andersen (Akustikbass): Die Bass-Legende sorgt für ein tiefes, erdiges Fundament.
- Martin Myhre Olsen (Saxophon) und Elias Tafjord (Drums): Sie tragen mit ihren Beiträgen dazu bei, die Vielseitigkeit der Platte zu gewährleisten.
Gerade diese wechselnde Besetzung, aufgenommen in drei verschiedenen Studios (Village Recording, Rainbow Studios, Buggesroom Studio), bürgt für die exzellente Klangqualität und die beeindruckende Vielseitigkeit der Platte.
Ein Fanboy schwärmt: „Is Anyone Listening?“ als Blockbuster-Erlebnis
Als langjähriger Wesseltoft-Enthusiast, der jedes seiner Alben besitzt und sich getrost als „kleiner Fanboy“ bezeichnen darf, ist „Am Are“ für mich ein ganz besonderes Werk. Es ist die Essenz dessen, was Bugge Wesseltoft so einzigartig macht: die Verbindung von nordischer Melancholie, jazziger Raffinesse und der mutigen Nutzung von Texturen und Elektronik.
Besonders hervorzuheben ist für mich der Titel: „Is Anyone Listening?“. Dieser Track ist ein absoluter Blockbuster! Die melancholische Stimmung, die hier eingefangen wird, ist Wahnsinn. Die Stimme von Rohey Taalah passt mit ihrem rauchigen Timbre und ihrer souligen Phrasierung so perfekt in diese Atmosphäre, dass es einen förmlich in seinen Bann zieht. Sie singt mit einer Solitude und Verzweiflung über einem minimalistischen Gerüst, das schlichtweg unter die Haut geht. Aber auch alle anderen Titel sind ein Ohrenschmaus und verdienen es, in einem Rutsch durchgehört zu werden.
Der audiophile Blick: Präzision für die Stereokette
Die Aufnahmequalität von „Am Are“ ist exzellent und unterstreicht die Sorgfalt, die Wesseltoft und sein Team in die Produktion gesteckt haben. Allerdings setzt sie meiner Meinung nach eine hochwertige Stereokette voraus, damit die musikalische Idee der Beteiligten auch vorzüglich umgesetzt werden kann. Wichtiger Hinweis für Hifi-Fans: Insbesondere beim Titel „Is Anyone Listening?“ sollte der Bass der Lautsprecher sehr präzise sein. Ist die Tieftonwiedergabe unsauber, wird der Bass leider unverhältnismäßig groß und schwammig, was die Feinzeichnung und die melancholische Zerrissenheit des Stücks trübt. Bei adäquater Wiedergabe jedoch entfaltet der Track eine ungeheure Tiefe und Dynamik.
Unterm Strich: Dieses fantastische Album zieht Jazz-Liebhaber wie mich komplett in seinen Bann und lässt nicht mehr los.
Die Kritiker-Stimmen: Gut angekommen an den „Grenzbereichen des Jazz“
Das Album wurde in der Fachpresse überwiegend positiv aufgenommen und als bedeutendes Werk im Schaffen Wesseltofts gewürdigt.
Zur Beurteilung der Kritiker:
Genre-Überschreitung: Kritiker loben Wesseltofts Fähigkeit, die Grenzbereiche des Jazz auszuloten. Die Platte wird als „still very much an atmospheric and ambient piece“ beschrieben, das nicht zwingend Neuland sucht, aber das Beste der letzten Jahrzehnte Wesseltofts in frischer Form präsentiert. Facettenreichtum: Die vielfältige Dynamik und die wechselnde Besetzung werden positiv hervorgehoben. Es wird als ein „ungewöhnliches Album“ mit beeindruckender Dynamik charakterisiert, das sowohl als Einführung in Wesseltofts Klangwelt als auch als nächstes Kapitel seiner musikalischen Suche funktioniert.
Hervorhebung der Schlüsselstücke: Auch die Rezensenten heben die balladesken Stücke und insbesondere „Is Anyone Listening?“ mit Roheys Vocals als Glanzpunkte hervor.
Es gab nur vereinzelte Anmerkungen, dass das Album durch eine Eindampfung auf eine kürzere Spielzeit noch gewinnbringender hätte sein könnte. Dennoch lautet das inoffizielle Fazit: Ein schlechtes Bugge-Album gibt es nicht. Mit einer durchschnittlichen Wertung von 4,0 von 5 Sternen (bzw. Höchstwertungen im audiophilen Bereich) kann man attestieren, dass „Am Are“ in der Jazzszene sehr gut ankam und Wesseltofts Ruf als rastloser Pionier eindrucksvoll bestätigt wird.
Titel:
- How? (3:57): Ein atmosphärischer und meist minimalistischer Beginn. Wesseltoft setzt hier oft den Rahmen durch sein charakteristisches, nachdenkliches Klavierspiel, das von subtilen elektronischen Texturen untermalt wird.
- ReiN (6:50): Dieser Track neigt tendenziell zu einer größeren Dynamik und nutzt möglicherweise stärker das Band-Setup. Es ist ein Stück, das die Komplexität und die rhythmische Auseinandersetzung des Albums hervorhebt.
- Is Anyone Listening? (ca. 4:50): Das emotionale Zentrum des Albums und Ihr persönlicher „Blockbuster“. Der Track zeichnet sich durch die intensive, soulige Stimme von Rohey Taalah aus, die über einem reduzierten, aber präzisen Bass- und Klavier-Gerüst liegt. Die Stimmung ist tief melancholisch und extrem atmosphärisch.
- BAG (7:08): Wird von Kritikern oft als eines der lebhafteren Stücke hervorgehoben. Es könnte einen funkigen Einschlag oder einen obsessiven, spielerischen Groove aufweisen, bei dem die Drums das Stück vorantreiben.
- Reel (7:21): Rhythmisch akzentuiert, eventuell mit Elementen, die an folkloristische Tänze erinnern, jedoch in den abstrakten Kontext des Nu Jazz übersetzt. Es verleiht dem Album eine unerwartete Bewegung.
- Render (9:06): Ein potenziell längeres, sich entwickelndes Stück (einige Quellen deuten auf eine Länge über 9 Minuten hin), das Wesseltoft Raum für ausgedehnte, fast ambient-artige Klanglandschaften und improvisatorische Tiefe gibt.
- Vender (5:36): Ein Titel, der eine dynamische oder rhythmische „Wendepunkte“ in der Struktur des Albums markieren kann. Er dient als Übergang zwischen verschiedenen Stimmungen.
- JazzBasill (5:25): Spielt mit dem traditionellen Jazz-Erbe auf eine selbstironische Weise. Es ist wahrscheinlich ein Stück, das die instrumentelle Virtuosität und die klaren Jazz-Wurzeln der beteiligten Musiker demonstriert.
- Am Are (7:01): Der titelgebende Track fasst oft die Essenz der Platte zusammen. Hier ist eine elegante Fusion aus Wesseltofts akustischem Spiel und seinen modernen elektronischen Bearbeitungen zu erwarten.
- ThinkaHeaD (ca. 7:51): Der nachdenkliche und visionäre Abschluss. Mit Gastkünstlern wie Sanskriti Shrestha und LILJA betont dieser Track die zukunftsorientierte, teils weltmusikalische Seite des Projekts, der das Album mit einer komplexen Note beendet.
Abschließendes Fazit: „Am Are“ – Ein Meisterstück der Nordischen Jazz-Fusion
Bugge Wesseltofts „Am Are“ ist weit mehr als nur ein weiteres Album in seiner umfangreichen Diskografie; es ist eine künstlerische Standortbestimmung und ein Beweis für die anhaltende Relevanz des norwegischen Pianisten in der modernen Jazz- und Ambient-Landschaft.
Das Album ist ein Kaleidoskop aus Wesseltofts verschiedenen musikalischen Identitäten: dem introvertierten Pianisten, dem subtilen Elektroniker und dem engagierten Bandleader. Durch die geschickte Zusammenstellung von Gastmusikern wie der tiefgründigen Vokalistin Rohey Taalah und der Bass-Ikone Arild Andersen gelingt es ihm, eine beeindruckende Bandbreite an Stimmungen und Texturen zu präsentieren, ohne dabei die nordisch-melancholische Grundstimmung zu verlieren.
Unterm Strich: „Am Are“ ist ein faszinierendes, vielschichtiges Werk, das die Grenzen zwischen Jazz, Ambient und Electronica fließend hält. Es ist ein Album für den Kopfhörer und die hochwertige Stereoanlage, das sich nur demjenigen vollständig erschließt, der bereit ist, ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Es ist die Essenz von Wesseltoft in der Mitte der 2020er-Jahre: intellektuell, emotional und klanglich brillant. Es hat seinen Platz unter den wichtigsten Veröffentlichungen des modernen europäischen Jazz mehr als verdient.
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