Linn Kaber
Linn Kaber LS500 & Die Magie der Aktivierung: Eine schottische Liebeserklärung
Vor vielen Jahren hatte ich das Glück, eine komplette Linn-Anlage zu besitzen – ein Traumsetup, bestehend aus vier Klout-Endstufen, einer Kairn-Vorstufe, dem Numerik-Wandler und den legendären Keltik-Lautsprechern. Doch dieses Glück währte nur sagenhafte zwei Tage. Nicht, weil die Anlage schlecht war, sondern weil ein Interessent mir förmlich die Tür einrannte. Er erzählte mir von seinem lebenslangen Traum, genau diese Kette zu besitzen. Diese zwei Tage fühlten sich an wie eine intensive Sommerromanze: Man genießt die schönsten Stunden seines Lebens, wohlwissend, dass es bald vorbei ist. Dieser kurze, aber heftige Eindruck der aktiven Linn-Kette blieb für immer haften. Natürlich habe ich noch Kontakt zu dem Käufer, der sich bis heute an dieser Traumkette erfreut.
Kürzlich ergab sich eine neue Gelegenheit: Wieder eine aktive Kette von Linn, diesmal jedoch etwas kompakter. Das Setup: Drei Klout-Endstufen, Vorstufe, Wandler und Laufwerk – gepaart mit der Linn Kaber.
Zum Glück verfügte der Verkäufer noch über die passiven Frequenzweichen, sodass ich die Kaber zunächst im Passivbetrieb hören konnte. Das Ergebnis war für mich keine Überraschung, da ich den Linn-Sound kenne: sehr detailreich, super dynamisch und vor allem unglaublich natürlich. Ein toller Lautsprecher.
Aber wehe, man aktiviert sie! Freunde, wenn man die Kaber von ihren passiven Fesseln befreit und mit drei Klout-Endstufen direkt antreibt, passiert etwas Magisches. Was diese schlanken Säulen dann von sich geben, scheint physikalisch kaum möglich. Es ist weit größer, mächtiger und kontrollierter als zuvor. Ein absoluter Genuss. Zwar war mir der Hochtöner nach etwa drei Stunden intensivem Hören irgendwann fast „zu viel des Guten“ – hier zeigt sich die schonungslose Ehrlichkeit der Linn-Komponenten – aber da ich ohnehin „Dynaudio-geschädigt“ bin, ist das Jammern auf hohem Niveau. Diese Anlage hat, genau wie damals die Keltik, einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich würde mir die Kaber jederzeit wieder aktiv in die Wohnung stellen. Und das will wirklich etwas bedeuten.
Bevor ich es vergesse: Mit einer starken Endstufe oder einem starken Vollverstärker erklimmt man mit der Kaber ebenfalls den Gipfel der musikalischen Glückseligkeit
Hintergrund: Linn Products und die „Source First“-Philosophie
Um zu verstehen, warum diese Lautsprecher so klingen, wie sie klingen, muss man einen Blick nach Schottland werfen. Linn Products wurde 1973 von Ivor Tiefenbrun in Glasgow gegründet. Die Legende besagt, dass Ivor mit der Musikanlage seines Vaters zutiefst unzufrieden war. Er erkannte, dass Lautsprecher – damals als das wichtigste Glied der Kette betrachtet – nur das wiedergeben können, was sie an Signalen erhalten. Ging Information an der Quelle verloren, konnte kein Lautsprecher der Welt sie zurückholen.
Aus dieser Erkenntnis entstand die berühmte „Source First“-Philosophie (Quelle zuerst) und das erste Produkt der Firma: der Linn Sondek LP12 Plattenspieler. Der LP12 revolutionierte die HiFi-Welt, indem er bewies, dass das Laufwerk den größten Einfluss auf den Klang hat. Diese Philosophie der extremen Präzision und der Vermeidung von Signalverlusten zieht sich bis heute durch alle Produkte.
Technik im Detail: Die Linn Kaber (LS500)
Die Linn Kaber wurde 1989 eingeführt und bis 1999 produziert. Im Gegensatz zu vielen anderen Lautsprechern ihrer Zeit setzt sie auf ein geschlossenes Gehäuse (Infinite Baffle) und nicht auf ein Bassreflex-System. Dies sorgt für den typischen, extrem trockenen und präzisen Linn-Bass, der eher auf Rhythmus und Timing („PRaT“ – Pace, Rhythm and Timing) setzt als auf dröhnendes Volumen.
Technische Daten (Übersichtstabelle)
| Kategorie | Daten |
|---|---|
| Konstruktion | 3-Wege-Lautsprecher, geschlossenes Gehäuse (Infinite Baffle); vorbereitet für Aktivbetrieb („Linn Aktiv“) |
| Hochton | 19 mm Keramik-Kalottenhochtöner (spätere Versionen) / Hiquphon-Gewebekalotte (frühe Versionen) |
| Mittel-/Tiefton | 2 × 125 mm Treiber mit kohlenstoffangereicherter Polypropylen-Membran |
| Abmessungen (H×B×T) | 900 × 190 × 280 mm |
| Gewicht | ca. 26 kg pro Stück (häufig mit schweren „Ku-Stone“-Polymerfüßen betrieben) |
| Impedanz (Passiv) | 4 Ohm |
| Impedanz (Aktiv) | 8 Ohm pro Treiber |
| Besonderheit Klang | Im Aktivbetrieb mit elektronischer Frequenzaufteilung extrem kontrollierter, dynamischer Klang; hervorragende Kontrolle mit Linn Klout Endstufen (160 W an 4 Ohm) |
Quellennachweise
Hier finden Sie die direkten Links zu den technischen Daten und der Firmengeschichte:
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Linn Firmengeschichte & Ivor Tiefenbrun:
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Linn Products – Our Story: https://www.linn.co.uk/about/our-story
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Wikipedia Eintrag (Linn Products): https://en.wikipedia.org/wiki/Linn_Products
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Technische Daten Linn Kaber (LS500):
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Linn Docs (Historisches Produktarchiv – Kaber): https://docs.linn.co.uk/wiki/index.php/Kaber
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StereoNET Diskussion mit Specs (Produktionsjahre, Treibergröße):https://www.stereonet.com/forums/topic/311714-linn-kaber-ls500-speakers/
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Technische Daten Linn Klout:
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Linn Klout User Manual (PDF via Linn Docs): http://linn.jp/c/pdf/old_products/klout_user_manual.pdf
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Hallo,
die Kaber sind wahrlich tolle Lautsprecher, ich besitze ein paar (passiv) seit 30 Jahren.
Leider sind in dem Artikel einige technische Daten falsch.
Ja, es sind 3-Wege-Boxen.
Tief- und Mitteltöner sind aber identische 5-Zoll-Treiber, die nur über die Frequenzweiche ihre Frequenzen zugeteilt bekommen.
Die Keltik hatte einen Flachmembran-Treiber.
Der Hochtöner ist eine Keramik-Kalotte.
Und die Kaber sind geschlossene Boxen und keine Bassreflex.
Und sie hat sogar Tri-Wiring-Anschlüsse.
Und ich bin noch nach 30 Jahren hochzufrieden mit den Kaber.
Obwohl ich mittlerweile verliebt in die Kan 1 in meinem Esszimmer bin.
LG
Olaf
Vielen Dank für die Info. Die Korrektur ist eingeleitet.
Mit freundlichen Grüßen