Acoustic Research P10
Acoustic Research P10 Endstufe Erfahrungsbericht / Test:
Overall Rating: ★★★☆☆ (3/5)
Acoustic Research, abgekürzt AR, war Anfang der 50er Jahre im Lautsprecherbau innovativ und hatte ein Patent für einen besonders klirrarmen Basslautsprecher. Zudem gehörte AR zu den ersten Lautsprecherbauern, die Rundum-Lautsprecher produzierten und somit als Vorlage für Marken wie Braun und Klein & Hummel dienten. Wer mehr über die Geschichte der Firma erfahren möchte, kann folgende Seite besuchen: Klick. Mir fällt spontan die AR 3a als Kompaktlautsprecher ein, die heute noch viele HiFi-Freunde klanglich in den siebten Himmel schweben lässt, weshalb auch die Preise in den letzten Jahren durch die Decke geschossen sind. Diese Information hat allerdings nichts mit der Endstufe zu tun, die hier besprochen wird. Dennoch zeigt der Fall AR, wie viele andere Hersteller auch: Wenn man auf billigste Produktion setzt, verliert man am Ende. Das straffen die Konsumenten früher oder später ab.
Bitte nicht falsch verstehen, die P10 ist nicht wirklich billig. Aber die Kunststofffront hinterlässt doch einen faden Beigeschmack, und beim Befummeln des Amps kommt keine Freude auf. Im Inneren arbeitet eigentlich ein Proton D1200. Was ich von der Proton halte, könnt ihr HIER nachlesen. Allerdings sind die Trafos in der Proton doch anders als die in der P10. Wohlmöglich wollte AR sich die teuren und hervorragenden Trafos der D1200 nicht leisten. Es ist ebenfalls in doppelt Mono aufgebaut und bietet pro Kanal 22.000 µF. 2 x 100 Watt an 8 Ohm sind ebenfalls beachtlich und dürfen nicht unterschätzt werden. Die P10 ist zudem laststabil und konnte einige meiner schweren Lautsprecher antreiben, ohne dabei ins Wanken zu geraten. Doch eine Kappa 8 oder 9 würde ich der AR P10 nicht zumuten. Das sind schon andere Kaliber an Lautsprechern, die sich schwer betiteln lassen.
Meine P10 habe ich – kaum zu glauben – auf einem Flohmarkt ergattert, und das in einer Zeit, in der man auf Flohmärkten oft nur mit Gabel und Messer eindecken kann. Oder eben mit kleinen bellenden Spielzeughunden, um sich daran zu erinnern, dass sich auch Schrott verkaufen lässt. Ich merke, ich schweife ab. Nun, meine P10 hat mich nicht viel gekostet, da ich damit argumentieren konnte, dass dieses Gerät fast nur aus Plastik besteht und die Marke mir völlig unbekannt war. Ja, ich habe gelogen, aber die Verkäufer auf dem Flohmarkt wollen oft mehr Geld, als die Geräte tatsächlich wert sind. Ein anderer Verkäufer wollte für einen Yamaha CA 2010 sagenhafte 1.000 Euro, konnte aber nicht einmal sagen, ob der Verstärker funktioniert. Ihr versteht also jetzt meine Notlüge?
Als dieser 15-Kilo-Verstärker zum Testen ins Regal geschoben wurde, hatte ich natürlich hohe Erwartungen – zumindest ähnlich wie bei der Proton D1200, die immer noch eine meiner Lieblingsendstufen ist. Als Lautsprecher hatte ich mich für ein Paar Dynaudio Compound 2 entschieden, und als Signalgeber diente der Sony CDP X779ES. Auf eine Vorstufe hatte ich bewusst verzichtet. Wie erwartet spielte die P10 offen, dynamisch und druckvoll. Doch erst ab einer Lautstärke von etwa 11 Uhr am Volumenregler des Sonys entstand im Bassbereich das Volumen, das eigentlich die Compound ausmacht. Leises Hören war in dieser Kombination leider nicht möglich. Und wie meine fleißigen Leser wissen, stehe ich auf die leisen Töne. Erst wenn die Dynamik und die Informationsfülle nicht verloren gehen, ist das für mich ein guter Verstärker. Natürlich könnte man mit einer Vorstufe, die das Loudness integriert hat, ausgleichen. Aber ich stehe auf so etwas leider überhaupt nicht. Dennoch ist die AR eine gute Endstufe und liegt preislich auf dem Niveau einer D1200. Und wenn ich die Wahl hätte… ratet mal, für welche Endstufe ich mich entscheiden würde. In diesem Sinne…