Spectral DMA 250 Endstufe
Spectral DMA-250: Wenn der Sigma-Mann die Domina in die Knie zwingt
Oder: Warum ein Tauschgeschäft meine Dynaudio C5 für immer verändert hat
Ihr kennt das Spiel. Wir sind alle auf der Suche. Und meistens sind wir dabei nicht allein, sondern lassen uns gegenseitig in den absoluten Wahnsinn treiben. Seit einigen Wochen – eigentlich sind es schon Monate – hänge ich in dieser einen WhatsApp-Gruppe fest, die man eigentlich nur als Selbsthilfegruppe ohne Aussicht auf Heilung bezeichnen kann. Ein Haufen Hifi-Süchtiger, High-End-Junkies, nennt es, wie ihr wollt. Wir philosophieren den ganzen Tag über unser liebstes Hobby, schicken uns Bilder von setups, die wir uns nicht leisten können, und jagen immer dem perfekten Klang für die eigenen vier Wände hinterher. Immer auf der Suche nach dem nächsten „High“.
Die Besetzung in unserem kleinen Hifi-Drama ist exquisit und hochexplosiv: Da ist meine Wenigkeit, bislang bekennender und eigentlich wunschlos glücklicher Fan von Jeff Rowland. Ich liebe diesen Sound. Da ist der Adam. Adam steht ebenfalls auf den Rowland-Schmelz, aber er betet gleichzeitig in einer anderen Kirche: Er schwört auf Spectral wie auf eine Religion. O-Ton Adam, gefühlt jeden zweiten Tag in den Chat gehämmert: „Mänenrs, glaubt mir, ich kenne keine zweite Endstufe, die so neutral, so schnell und so ehrlich spielt wie die Spectral. Das ist das Ende der Fahnenstange.“
Und dann ist da noch der Marius. Marius will es wissen. Er baut gerade nicht einfach eine Anlage, er baut einen Altar. Mit seinen Magico S1 MK II ist er dem Olymp schon verdammt nahe gekommen. Ein Lautsprecher, der keine Fehler verzeiht. Aber wie das so ist im High-End-Zirkus: Der letzte Kick fehlte noch. Irgendwas nagte an ihm. Der „Gott-Modus“ war noch nicht aktiviert.
Der Deal: Ringtausch der Giganten
Aufgrund der glühenden Dauer-Propaganda von Adam fackelte Marius nicht lange. Wenn Adam sagt, das Zeug ist gut, dann wird gekauft. Er besorgte sich also eine Spectral DMA-250 (die legendäre erste Serie). Die Erwartungen in der WhatsApp-Gruppe waren riesig. Wir warteten quasi live am Handy, mit Popcorn in der Hand, auf den ersten Ton, den Marius hören würde und in die Gruppe ein Video veröffentlichte.
Kurz gefasst: Die Nachricht, die kam, war ernüchternd. Es hat bei ihm nicht „Klick“ gemacht. Marius war nicht zufrieden. Vielleicht war es die Synergie mit der Magico, vielleicht der Raum, vielleicht war sie ihm einfach zu brutal ehrlich – High End ist eben eine Zicke, und manchmal passen zwei Diven einfach nicht zusammen. Er fackelte nicht lange und fragte mich kurzerhand: „Sag mal, willst du tauschen? Deine Jeff Rowland Continuum 250 gegen die Spectral DMA-250?“
Noch kürzer: Ja. Die Neugier siegte über die Vernunft. Adam hatte mich weichgekocht. Und so steht sie nun hier bei mir. Die Spectral DMA-250. Ein unscheinbarer, aber monolithischer Block aus dem Silicon Valley. Kühl, glatt, gefährlich.
Silicon Valley „Heavy Metal“ & Das Kabel-Gesetz (Kurz & Schmerzhaft)
Bevor ich dazu komme, wie dieses Ding meine Lautsprecher misshandelt (im absolut positiven Sinne), müssen wir kurz Tacheles reden. Spectral ist keine Bastelbude. Die Firma (gegründet 1977 von Rick Fryer und dem Genie Prof. Keith O. Johnson) baut keine Musikinstrumente, sondern Präzisionswerkzeuge mit Megahertz-Bandbreite.
Das bringt uns zum wichtigsten Punkt, der über Leben und Tod der Endstufe entscheidet: Ihr braucht zwingend MIT-Kabel. Keine Diskussion. Kein „Ich probier mal mein Reinsilber-Kabel“. Die DMA-250 ist so unfassbar schnell gezüchtet, dass sie das externe Kabel als stabilisierendes Bauteil braucht. Die MIT-Kabel haben eine „Terminator-Box“ (Tiefpassfilter), die genau dafür gemacht ist. Ohne dieses Kabel fängt die Endstufe an, im Megahertz-Bereich zu schwingen (oszillieren). Das hört ihr nicht, aber eure Transistoren verglühen in Sekundenbruchteilen. Das ist Physik, kein Voodoo. Spart ihr am Kabel, kauft ihr bald eine neue Endstufe. Punkt.
Der Sigma-Mann und die Domina
Genug der Technik-Warnungen. Ich habe die MIT-Kabel dran, der Puls ist wieder unten, die Musik läuft. Wie klingt das Biest an meinen Dynaudio C5? Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich es beschreiben soll, ohne emotional oder vulgär zu werden. Aber was hier gerade passiert, habe ich so noch nicht erlebt. Wir wissen alle: Die Dynaudio C5 ist eine absolute Diva. Eine anspruchsvolle, unnachgiebige Domina in Lack und Leder. Sie fordert Leistung, sie säuft Strom zum Frühstück, und sie bestraft schwache Verstärker gnadenlos mit wummerndem Bass oder einem flachen, leblosen Soundbild. Sie will geführt werden, aber sie lässt es eigentlich nicht zu. Bisher dachte ich, ich hätte sie im Griff.
Und dann kommt die Spectral. Sie betritt den Raum nicht wie ein Gentleman. Sie betritt den Raum wie ein echter Sigma-Mann. Sie spielt keine Spielchen. Sie macht keine Komplimente. Sie diskutiert nicht. Die Spectral hat meine C5 im absoluten Würgegriff. Die DMA-250 zeigt der Domina C5 mal eben ganz trocken, emotionslos und ohne mit der Wimper zu zucken, wer hier wirklich der Sklave ist.
Er macht die Domina zu seinem Sklaven!
Es ist unfassbar, was im Bassbereich passiert. Die C5, die gerne mal etwas üppiger aufträgt- wenn der Verstärker das Implusverlangen nicht befriedigen kann- ist plötzlich staubtrocken. Der Bass ist schwarz, tief und so schnell, dass man physisch zusammenzuckt. Da wummert nichts nach, da schwingt nichts aus – das Signal kommt, trifft dich in die Magengrube und ist sofort wieder weg. Stille. Dabei bleibt die Endstufe obenrum so glasklar, transparent und neutral, wie Adam es versprochen hatte. Sie dichtet nichts hinzu. Da ist keine künstliche Röhren-Wärme, da ist kein „Schmelz“ – da ist einfach nur die reine, unverfälschte Wahrheit. Meiner Meinung nach kann diese Performance eigentlich nur noch von den noch größeren Monoblöcken aus dem selben Hause übertroffen werden.
Fazit: Jeff Rowland vs. Spectral
Ich muss an dieser Stelle natürlich meine geliebte Jeff Rowland 625 S2 ins Rennen werfen, um fair zu bleiben. Ist sie schlechter? Nein. Die Jeff Rowland ist der Charmeur aber zeitgleich auch sehr neutral. Sie spielt unglaublich musikalisch, fließend und wunderschön. Sie umarmt dich. Beide Amps spielen meiner Meinung nach auf demselben, extrem hohen „Champions League“-Niveau. Aber: Wenn ich das Ganze am Anschaffungspreis messe – gerade mit Blick auf den Gebrauchtmarkt, wo man eine DMA-250 der ersten Serie manchmal (mit viel Glück und Geduld) noch bezahlen kann –, dann ziehe ich selbstverständlich die Spectral vor. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für diese abartige Performance, für diese absolute Kontrolle, ist fast schon absurd.
Von hier aus erstmal Schluss! Der Tausch hat sich für mich mehr als gelohnt, auch wenn Marius jetzt weiter auf der Suche nach seinem heiligen Gral ist (viel Glück, Bruder!). Und wer eine solche Endstufe sein Eigen nennt und die richtigen Kabel dran hat: Glückwunsch! Ihr habt da keine Hifi-Komponente im Rack stehen, sondern eine scharfgepackte Waffe.
Technische Daten – Spectral DMA-250 (Series 1)
| Kategorie | Spezifikation |
|---|---|
| Ausgangsleistung (RMS) | 200 W pro Kanal an 8 Ohm |
| 360 W pro Kanal an 4 Ohm | |
| 570 W pro Kanal an 2 Ohm | |
| Max. Ausgangsstrom | 60 A Spitze pro Kanal |
| Frequenzgang | ±0,1 dB: DC – 150 kHz |
| ±1 dB: DC – 1 MHz | |
| ±3 dB: DC – 1,8 MHz | |
| Anstiegsgeschwindigkeit (Slew Rate) | 600 V/µs |
| Anstiegszeit (Rise Time) | < 400 ns |
| Klirrfaktor (THD) | < 0,015 % (DC – 100 kHz) |
| Signal-Rausch-Abstand | 97 dB (unbewertet) |
| Eingangsimpedanz | 100 kΩ |
| Eingangsempfindlichkeit | 1,5 V (für Nennleistung) |
| Übersprechen (Crosstalk) | 98 dB |
| Abmessungen (B × H × T) | 48,22 × 18,4 × 45,8 cm |
| Gewicht | ca. 28 kg (netto) |
| ca. 31 kg (Versandgewicht) |
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