Krell FPB 600

Krell FPB 600

Krell FPB 600 Stereo High End Endstufe Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Gründung und Entwicklung von Krell

Krell wurde 1980 von Dan und Rondi D’Agostino gegründet und etablierte sich schnell als einer der führenden Hersteller im Bereich High-End-Audio in den USA. Doch auch Krell blieb nicht von den wirtschaftlichen Herausforderungen verschont und sah sich gezwungen, einen Investor zu gewinnen. Dies führte zu Differenzen, die letztlich zum Austritt von Dan und Rondi D’Agostino führten. Schade, denn Dan D’Agostino ist ohne Zweifel ein Genie auf seinem Gebiet, was seine aktuelle Produktlinie, die Dan D’Agostino Master Audio Systems, eindrucksvoll beweist. Heute steht Dan in direkter Konkurrenz zu seiner ehemaligen Firma Krell. Beide Unternehmen produzieren fantastische Hi-Fi-Produkte, doch persönlich gefallen mir die End- und Vorstufen von Dan optisch wesentlich besser. Im folgenden Text möchte ich den 90 Kilogramm schweren Krell Full Power Balanced 600 Endverstärker näher beleuchten.

Der Krell FPB 600: Ein Meisterwerk der Technik

Der FPB 600 wurde 1997 vorgestellt und kostete damals stolze 12.500 USD. Er war der neueste und größte Leistungsverstärker von Krell und das Flaggschiff des Unternehmens. Alle Verstärker dieser Serie tragen die Bezeichnung „Full Power Balanced“, was auf eine besondere Technik hinweist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Stereo-Verstärkern, die im symmetrischen Modus betrieben werden und dabei in der Regel Leistungseinbußen hinnehmen müssen, bietet der FPB 600 ein symmetrisches Design ohne Leistungseinbußen. Der Lautsprecherausgang ist ebenfalls symmetrisch, was bedeutet, dass weder der „positive“ noch der „negative“ Anschluss mit der Masse oder dem Verstärkergehäuse verbunden sind. Später wurde dieser massive Verstärker durch die Monos 650 ersetzt. Und ja, der FPB 600 wiegt ohne Verpackung 90 Kilogramm – ein echtes Schwergewicht, das zwei starke Männer benötigt, um es von A nach B zu transportieren. Als ich den Verstärker nach dem Umzug handhabte, spürte ich deutlich, dass ich die 50er-Grenze nähere.

Die Technik hinter dem FPB 600

Der Krell FPB 600 ist weit mehr als nur ein leistungsstarker Verstärker. Die Ausgangsstufen verfügen über vollständig geregelte Netzteile, was ihn vermutlich zur weltweit ersten Endstufe macht, die diese Leistung mit einer so ausgeklügelten Regelung bietet. Ein aktiver elektronischer Filter/Stabilisator trennt den Verstärker von den rohen, gleichgerichteten und kondensatorgeglätteten Stromleitungen, die unter anderem eine Reihe von Oberschwingungen und breitbandigem elektrischen Rauschen übertragen können. Selbst bei statischen Bedingungen weist ein ungeregeltes Netzteil Schwankungen auf, die die Klangqualität beeinträchtigen könnten. Zwar sind Verstärkerschaltungen generell so konstruiert, dass sie relativ unempfindlich gegen diese Störungen sind, jedoch können sie in einigen Fällen dennoch durchdringen.

Die Regelung des FPB 600 ist besonders beeindruckend, da sie mit der „Sustained Plateau Biasing“-Technologie kombiniert wird. Dies ist eine patentierte Krell-Technik, die eine effiziente Klasse-A-Vorspannung bietet, ohne die damit verbundene Verlustleistung. Hochgeschwindigkeits-Stromrückkopplungsschaltungen sorgen dafür, dass das erforderliche Spannungsniveau über zehn Sekunden stabil bleibt, was dynamische Wechselwirkungen des Bias-Pegels mit der Klangqualität minimiert. Der FPB 600 ist ein echter Vorreiter auf diesem Gebiet, da er die sieben Vorspannungsstufen der „Sustained Plateau Biasing“-Technologie perfekt in seine Schaltung integriert.

Das Klangbild des Krell FPB 600

Doch was bringt all diese Technik, wenn der Klang nicht überzeugt? Zum Glück liefert der FPB 600 eine Basswiedergabe, die man mit kleinen Lautsprechern regelrecht im Magen spürt, als hätte man einen wütenden Profiboxer am Hals. Auch die Bassausleuchtung ist beeindruckend, obwohl die ML 436 Monoblöcke noch mehr Details aus den tiefsten Frequenzen herausholen können. Dennoch zeigt der Krell eine erstaunliche Leichtigkeit, mit der er selbst die anspruchsvollsten Lautsprecher kontrolliert. Man kann sich das vorstellen wie Arnold Schwarzenegger, der einen im Schwitzkasten hält und nicht mehr loslässt. So verhält es sich, wenn der Krell FPB 600 Lautsprecher antreibt – er lässt nicht locker und zeigt klar, wer hier der Chef ist. Genau so muss ein Verstärker arbeiten.

Der Hochtonbereich des FPB 600

Trotz all dieser beeindruckenden Technik und der außergewöhnlichen Leistung, konnte ich mich nicht vollständig mit dem Hochtonbereich des FPB 600 anfreunden. Die Detailauflösung, Neutralität und Transparenz sind zwar herausragend, aber ich hatte immer das Gefühl, dass die Höhen nicht ganz sauber sind und fast schon einen kratzigen Klang aufweisen. Selbst mit meinem dCS Delius konnte ich keine Verbesserung erzielen, obwohl dieser Verstärker vier Filter zur Auswahl bietet. Der vierte Filter beispielsweise reduziert die Höhen signifikant, doch mein Eindruck blieb unverändert. Und bevor nun die große Krell-Fangemeinde empört ist: Natürlich ist der FPB 600 ein hervorragender Verstärker. Doch wenn ich die Wahl zwischen der Mark Levinson ML 436 und dem FPB 600 hätte – beide liegen gebraucht auf demselben Preisniveau – würde ich mich für die Mark Levinson entscheiden. Die Monoblöcke bieten einen runderen Klang, sind ebenso präzise wie der Krell und liefern im Bassbereich mehr Konturen. Ein Pluspunkt für den Krell jedoch: Er ist wartungsfreundlicher.

Fazit

Große Endstufen wie der Krell FPB 600 sind immer eine gute Wahl, besonders wenn es darum geht, eine detailreiche Basswiedergabe zu erzielen. Doch für die vollen Vorteile solcher Verstärker benötigt man Lautsprecher, die in der Lage sind, diese Leistung auch entsprechend wiederzugeben. In der Regel handelt es sich dabei um Lautsprecher, die in größeren Räumen ab etwa 30 Quadratmetern ihre wahre Stärke ausspielen können.

Technische Daten:

  • Beschreibung: Zwei-Kanal, Festkörper-Endverstärker mit Sustained Plateau Biasing-Ausgangsstufen.
  • Leistungsabgabe: 600 W pro Kanal bei 8 Ohm (27,8 dBW), 1200 W bei 4 Ohm (27,8 dBW).
  • Leistungsbandbreite (-3 dB): 4 Hz – 20 kHz.
  • Ausgangsimpedanz: 0,03 Ohm.
  • Eingangsempfindlichkeit: 4,3 V RMS (symmetrisch) für die Nennleistung.
  • Eingangsimpedanz: 85 k Ohm.
  • Abmessungen: 48,26 cm B x 25,4 cm H x 64,77 cm T.
  • Versandgewicht: 82,5 kg (Bruder, das ist eine echte Männerendstufe)
  • Preis: 12.500 USD.
  • Ungefähre Anzahl an Händlern: 75.