Fidelity Zyrkon

Fidelity Zyrkon

Fidelity Zyrkon Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Einst produzierten findige Ingenieure aus Esslingen HiFi-Geräte mit dem Schwerpunkt Verstärker. Leider konnte ich nicht herausfinden, wann Herr Steiner und Herr Fricke mit ihrer Arbeit begannen und wann sie aufhörten. Im Internet gibt es nur wenige Informationen dazu. Oft stößt man auf einige Fidelity-Nutzer, die ihre defekten Geräte reparieren lassen möchten, jedoch gibt es weit und breit keinerlei Schaltpläne. Das wäre schon das kleinere Übel, aber warum zum Teufel wurden alle Typenbezeichnungen der Transistoren abgekratzt? Die Mitarbeiter von Fidelity scheuten sich sogar nicht, die Bezeichnungen der Elektrolytkondensatoren zu entfernen! Das ist nicht nur ärgerlich, sondern auch ein Grund, warum solche Firmen letztendlich scheitern. Ich möchte nicht das Wort „charakterlos“ verwenden, aber es ist tatsächlich erschreckend, dass Besitzer von Geräten wie Topas, Sarder und anderen auf ihren defekten Verstärkern sitzen bleiben. Solch eine Handhabung ist einfach untragbar!

Dieses monopolartige Verhalten war bei deutschen Herstellern leider weit verbreitet. Stellt euch vor, ihr kauft ein Auto und müsst für jede Reparatur zum Hersteller. Das wäre unverschämt, abgesehen davon, dass es rechtlich nicht haltbar wäre! Jeder sollte das Recht haben, seine Werkstatt frei zu wählen. Im Falle von Fidelity ist die Situation dramatisch. Die Firma existiert nicht mehr, und niemand kann etwas zu Herrn Steiners Verbleib sagen. Tolle Leistung, Jungs! Das nennt man Kundenfreundlichkeit auf höchstem Niveau. Vielleicht sehe ich das zu eng, aber diese Fidelity-Geräte sind so gut, dass es eine Schande wäre, sie verfallen zu lassen. Ich wäre jedem dankbar, der mir einige Schaltpläne zukommen lassen könnte.

Nun genug gejammert, kommen wir zu diesem prachtvollen Verstärker, dem Zyrkon. Wie man an der Front unschwer erkennen kann, ist dieser AMP puristisch gestaltet: kein Balance-Regler (total unnötig und anfällig), keine Bass- oder Höhenregler – nur Einschaltknopf, Lautstärkeregler und Eingangswahlschalter. Mehr gibt es nicht. Doch wenn man den Deckel abnimmt, wird man von der hervorragenden Verarbeitung und den hochwertigen Bauteilen regelrecht überwältigt. Zudem wurde penibel auf kurze Signalwege geachtet. All das sorgt für eine perfekte Mixtur, um klanglich genau das zu transportieren, wofür ein Verstärker eigentlich stehen sollte: unverfälschte Klangwiedergabe mit möglichst wenigen Fehlern.

Die Vorfreude war natürlich sehr groß. Der Vergleich mit meinem Naim SuperNait 2 war kaum auszuhalten. Als Lautsprecher kamen meine Thiel CS 2.3 zum Einsatz, und als Quelle diente ein Naim HDX, der sowohl von der Festplatte als auch direkt von CDs abspielen kann. Nachdem alles angeschlossen war, driftete Diana Krall mit ihrer wunderbaren Stimme los. Und ja! Der Fidelity Zyrkon klingt sogar britisch. Er löst wunderbar auf, ohne die Musikalität aus den Augen zu verlieren. Der SuperNait 2 drückt jedoch im Bass besser und arbeitet die Konturen, insbesondere im Bass, feiner heraus. Aber eine AVM Evolution A2 hat gegenüber dem Zyrkon auf dramatische Weise das Nachsehen. Ich halte viel von der A2, aber der Zyrkon ist der bessere Verstärker und definitiv die bessere Anschaffung.

Allerdings bleibt das Problem mit der Reparatur und der Ersatzteilbeschaffung bei der Marke Fidelity bestehen. Wer also eine Neigung zur SM hat, kann getrost zu Fidelity greifen. Ein noch größeres Problem ist jedoch, dass die Geräte kaum noch erhältlich sind. In diesem Sinne…

Technischen Daten: 

  • Leistung: Ca. 50 Watt pro Kanal (an 8 Ohm)
  • Eingänge:
    • 4 x Hochpegel (Cinch)
    • 1 x Phono (MM)
  • Ausgänge:
    • Lautsprecheranschlüsse (Schraubterminals)
    • Vorverstärkerausgang (Cinch)
  • Frequency Response: 20 Hz – 20 kHz (± 0,5 dB)
  • Total Harmonic Distortion (THD): < 0,1 % bei Nennleistung
  • Signal-Rausch-Verhältnis: > 90 dB
  • Abmessungen:
    • Breite: ca. 430 mm
    • Höhe: ca. 100 mm
    • Tiefe: ca. 320 mm
  • Gewicht: Ca. 12 kg

Besondere Merkmale

  • Puristisches Design ohne unnötige Regler
  • Kurze Signalwege für optimierte Klangqualität
  • Handgefertigte Qualität mit hochwertigen Bauteilen