
Oded Tzur Isabela
OdeD Tzur Isabela Hörbericht:
- Label: ECM Records – ECM 2739
- Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
- Land: Germany
- Veröffentlicht: 13. Mai 2022
- Genre: Jazz
- Stil: Contemporary Jazz / Zeitgenössischer Jazz
- Werbung Amazon Link: Oded Tzur
Das Album „Isabela“ von Oded Tzur, veröffentlicht im Jahr 2022 auf dem renommierten Label ECM Records, ist ein bemerkenswertes Werk, das die Grenzen zwischen Jazz, klassischer Musik und orientalischer Improvisation auslotet. Das Album wird von einer herausragenden Besetzung begleitet, die die Vision von Tzur auf einzigartige Weise verwirklicht. Im Folgenden wird das Album und die beteiligten Musiker eingehend beleuchtet.
Oded Tzur – Tenorsaxophon und Komposition
Oded Tzur, geboren in Israel, ist ein Saxophonist und Komponist, der vor allem für seine einzigartige Spielweise und sein tiefgehendes Verständnis der musikalischen Traditionen bekannt ist. Tzur verbindet westlichen Jazz mit der Struktur und Sensibilität der klassischen indischen Musik. Diese Verbindung ist das Ergebnis intensiven Studiums bei Hariprasad Chaurasia, einem Meister der indischen Bansuri (Flöte). Tzurs charakteristische Technik, die er selbst als „The Middle Path“ bezeichnet, ermöglicht ihm eine mikrotonale Intonation und eine dynamische Ausdruckspalette, die ihn von anderen Saxophonisten abhebt. Seine bisherigen Alben, darunter „Like a Great River“ und „Here Be Dragons“, erhielten breite Anerkennung und verdeutlichen seine Fähigkeit, narrative und emotionale Spannungen in musikalischen Geschichten zu weben.
Petros Klampanis – Kontrabass
Der griechische Bassist Petros Klampanis ist bekannt für seine lyrische Spielweise und seine Fähigkeit, Elemente mediterraner Musiktraditionen mit modernem Jazz zu verschmelzen. Klampanis, geboren auf der Insel Zakynthos, begann seine musikalische Reise zunächst als Gitarrist, bevor er sich dem Kontrabass zuwandte. Er studierte in Amsterdam und später in New York City, wo er schnell in der internationalen Jazzszene Fuß fasste. Als Bandleader veröffentlichte er gefeierte Alben wie „Chroma“ und „Irrationalities“, die seine Fähigkeit zeigen, Streichinstrumente und Jazzrhythmen zu kombinieren. Sein Spiel auf „Isabela“ ist sowohl erdend als auch melodisch und bietet eine stabile Grundlage für die fließenden Linien von Tzurs Saxophon.
Johnathan Blake – Schlagzeug
Johnathan Blake ist ein versierter Schlagzeuger und eine feste Größe in der modernen Jazzwelt. Geboren in Philadelphia als Sohn des Geigers John Blake Jr., entwickelte Blake früh ein tiefes Verständnis für Musik. Seine Vielseitigkeit und seine Fähigkeit, in einer Vielzahl von Stilen zu spielen, machten ihn zu einem gefragten Begleiter für Musiker wie Tom Harrell, Dr. Lonnie Smith und Kenny Barron. Als Bandleader veröffentlichte Blake Alben wie „Homeward Bound“, die seine rhythmische Kreativität und seine Fähigkeit, emotionale Tiefe durch das Schlagzeugspiel auszudrücken, unter Beweis stellen. Auf „Isabela“ ergänzt sein Spiel Tzurs meditative Kompositionen mit präziser Dynamik und subtilem Schwung.
Nitai Hershkovits – Klavier
Der israelische Pianist Nitai Hershkovits ist bekannt für seine genreübergreifende Virtuosität und seinen unnachahmlichen Stil. Hershkovits erlangte internationale Anerkennung durch seine Zusammenarbeit mit dem Bassisten Avishai Cohen auf Alben wie „Duende“ und „Almah“. Seine Spielweise ist sowohl lyrisch als auch rhythmisch komplex, oft geprägt von einer klassischen Ästhetik, die er mit Jazzimprovisation verbindet. Seine Soloalben wie „I Asked You a Question“ zeigen seine kompositorische Kreativität und seinen Sinn für Humor. Auf „Isabela“ bringt Hershkovits eine lyrische Intensität und harmonische Raffinesse ein, die den narrativen Charakter des Albums verstärken.
Stefano Amerio – Toningenieur
Der italienische Toningenieur Stefano Amerio, bekannt für seine langjährige Zusammenarbeit mit ECM Records, hat einen wesentlichen Beitrag zur Klangästhetik von „Isabela“ geleistet. Seine Arbeit ist geprägt von klarer, räumlicher Klangarchitektur, die die Intimität und die Details der Performance einfängt. Amerios Studio Artesuono in Udine ist eine der bevorzugten Aufnahmestätten für ECM-Künstler und bietet eine herausragende Akustik, die den natürlichen Klang der Instrumente bewahrt.
Das musikalische Konzept von „Isabela“
Das Album ist in vielerlei Hinsicht eine spirituelle Reise. Tzurs Kompositionen zeichnen sich durch langsame, durchdachte Entwicklungen aus, die oft an die erzählerischen Strukturen indischer Ragas erinnern. Die Eröffnungstracks sind von meditativer Ruhe geprägt, während später auf dem Album dynamischere und rhythmisch komplexere Stücke den Spannungsbogen erweitern.
Tzurs Tenorsaxophon fungiert oft wie eine Erzählstimme, die von den harmonischen Texturen des Klaviers und der rhythmischen Basis von Bass und Schlagzeug getragen wird. Die Chemie zwischen den Musikern ist spürbar und verleiht der Musik eine organische Qualität, die gleichermaßen introspektiv und expansiv wirkt.
Schlusswort:
„Isabela“ ist ein herausragendes Werk, das sich durch seine Tiefe, Komplexität und außergewöhnliche Klangqualität auszeichnet. Das Album verbindet verschiedene musikalische Traditionen auf eine Weise, die sowohl subtil als auch kraftvoll ist. Oded Tzur zeigt sich hier nicht nur als ein Meister seines Instruments, sondern auch als visionärer Komponist, der in der Lage ist, emotionale Geschichten in musikalische Formen zu gießen. Seine Verbindung von Jazz mit der strukturellen Logik und der spirituellen Tiefe indischer Musik schafft eine einzigartige Klangwelt, die den Zuhörer auf eine innere Reise mitnimmt.
Die Leistung der Band ist dabei von bemerkenswerter Synergie geprägt. Petros Klampanis’ Kontrabassspiel ist nicht nur die rhythmische Basis des Albums, sondern trägt mit melodischen und harmonischen Akzenten wesentlich zur Klangdichte bei. Johnathan Blake beweist einmal mehr seine Fähigkeit, mit seinem Schlagzeugspiel den Raum zwischen Zurückhaltung und Energie auszufüllen und so die Musik organisch voranzutreiben. Nitai Hershkovits glänzt mit seinem Spiel am Klavier, das sowohl lyrische Poesie als auch rhythmische Präzision in die Stücke einbringt, und seine dialogische Interaktion mit Tzurs Saxophon hebt die Kompositionen auf eine höhere Ebene.
Eine besondere Erwähnung verdient die Aufnahmequalität, die durch die Expertise des erfahrenen Toningenieurs Stefano Amerio in den Räumen des Artesuono Studios erreicht wurde. ECM-typisch ist der Klang kristallklar und detailreich, wodurch die Intimität der Darbietung und die akustischen Feinheiten der Instrumente perfekt eingefangen werden. Die Aufnahme ist so gestaltet, dass jeder Ton lebendig wirkt und die Musik in einem dynamischen und räumlichen Umfeld präsentiert wird. Der Hörer kann förmlich die Atempausen, die Nuancen des Saxophons und die subtile Berührung der Klaviertasten spüren. Das macht das Album nicht nur musikalisch, sondern auch audiophil zu einem Genuss.
„Isabela“ ist mehr als nur ein Jazzalbum – es ist eine poetische Meditation über die Kraft der Musik, die in der Lage ist, kulturelle und emotionale Grenzen zu überwinden. Jeder Track entfaltet sich wie ein Kapitel einer umfassenden Geschichte, die sowohl Raum für individuelle Interpretation lässt als auch von universellen Gefühlen durchzogen ist. Die außergewöhnliche Qualität der Kompositionen, die Leistung der beteiligten Musiker und die technische Brillanz der Aufnahme machen dieses Album zu einem Meilenstein, der sowohl in der Jazzszene als auch darüber hinaus lange nachhallen wird.
Tracklist und Beschreibung von Oded Tzur – Isabela:
- Invocation – 1:52
Eine kurze, einleitende Komposition, die wie ein spirituelles Gebet wirkt. Mit zurückhaltender Atmosphäre wird der Hörer in die Klangwelt des Albums eingeführt. - Noam – 6:37
Ein sanftes, aber dynamisches Stück, das melodische Schönheit und rhythmische Komplexität verbindet. Das Saxophon erzählt eine intime Geschichte, begleitet von filigranem Klavier und Bass. - The Lion Turtle – 8:35
Ein kraftvoller, erzählerischer Track mit mystischem Unterton. Die musikalische Struktur erinnert an eine Reise durch unbekanntes Terrain, voller Überraschungen und emotionaler Tiefe. - Isabela – 10:50
Der Titeltrack und Herz des Albums. Dieses lange, meditative Stück entfaltet sich langsam und lässt den Hörer tief in die emotionale Welt von Tzurs Komposition eintauchen. Das Zusammenspiel der Musiker erreicht hier eine beeindruckende Intensität. - Love Song For The Rainy Season – 7:33
Ein romantisches, melancholisches Stück, das die Atmosphäre eines regnerischen Tages musikalisch einfängt. Sanfte Melodien und subtil eingesetzte Dynamik verleihen dem Track eine poetische Note.