
Björn Meyer Provenance
Björn Meyer – Provenance Hörbericht:
- Label: ECM Records
- Katalognummer: ECM 2556
- Erscheinungsjahr: 2017
- Länge: 45 Minuten
- Genre: Jazz, Weltmusik, Ambient
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Björn Meyer und das Album Provenance
Björn Meyer, ein schwedischer Bassist und Komponist, ist eine herausragende Figur in der Welt der modernen Jazz- und Weltmusik. Geboren 1965 in Stockholm, begann Meyer seine musikalische Karriere in den 1980er-Jahren und etablierte sich schnell als innovativer Musiker mit einem unverwechselbaren Stil. Besonders bekannt ist er für sein Spiel auf der E-Bassgitarre, die er nicht nur rhythmisch, sondern auch melodisch und harmonisch virtuos einsetzt.
Meyer war ein langjähriges Mitglied der Bands Nik Bärtsch’s Ronin und Anouar Brahem’s Ensembles, wo er sowohl die Fusion von Jazz und Minimalismus als auch den Dialog zwischen westlicher und orientalischer Musik prägte. Er hat auch zahlreiche Projekte mit Künstlern wie Helge Lien, Mats Eilertsen und Samuel Rohrer realisiert. Neben seinen Gruppenarbeiten ist Meyer auch als Solokünstler aktiv und verleiht der Rolle des Basses in der Musik eine neue Bedeutung.
Das Album Provenance
Das Album Provenance, veröffentlicht 2017 beim renommierten Label ECM Records, ist Björn Meyers erstes Soloalbum. Es ist eine introspektive Reise durch die Klangwelten seines Instruments, das er in all seinen Facetten erkundet. Meyer komponierte und spielte das Album vollständig allein, was seine außergewöhnlichen Fähigkeiten als Musiker und Klangkünstler unterstreicht.
Das Wort „Provenance“ bedeutet Herkunft oder Ursprung, und dieses Konzept spiegelt sich in der Musik wider: Meyer verbindet seine musikalischen Wurzeln mit modernen Ansätzen und improvisatorischen Elementen. Jedes Stück erzählt eine Geschichte, die sich um Atmosphäre, Dynamik und Klangfarben dreht.
Mitwirkende
Da es sich um ein Soloalbum handelt, gibt es keine weiteren Musiker auf Provenance. Björn Meyer übernimmt sämtliche kreative und technische Aspekte des Albums. Folgende Personen trugen jedoch zur Produktion bei:
- Produktion: Manfred Eicher, Gründer von ECM Records, übernahm wie bei vielen ECM-Alben die Rolle des Produzenten. Sein Einfluss sorgt für die charakteristische Klangästhetik des Albums.
- Aufnahme und Mischung: Stefano Amerio zeichnete für die Aufnahme und Mischung verantwortlich. Diese fanden in den Arte Suono Studios in Udine, Italien, statt, die für ihre exzellente Akustik bekannt sind.
- Covergestaltung: Die grafische Gestaltung wurde von ECMs langjährigem Designer Barbara Wojirsch übernommen. Die minimalistische und kunstvolle Gestaltung ist ein Markenzeichen von ECM.
Stil und Musikalität
Die Musik auf Provenance ist geprägt von einer meditativen und introspektiven Atmosphäre. Meyer verwendet oft Loops und Layering-Techniken, um dichte Klanglandschaften zu erschaffen. Der Fokus liegt auf der Klangfarbe und der emotionalen Tiefe seines Instruments. Einige Stücke, wie Dance und Squizzle, zeigen rhythmische Komplexität, während andere, wie Garden of Silence, durch ihre Ruhe und Sparsamkeit bestechen.
Die Musik spiegelt Meyers Fähigkeit wider, die Klangmöglichkeiten des Basses vollständig auszuschöpfen. Er spielt sowohl auf einem sechssaitigen E-Bass als auch auf einem akustischen Bass, was dem Album eine breite klangliche Palette verleiht.
Kritische Rezeption
Provenance wurde von Kritikern und Hörern gleichermaßen hochgelobt. Das Album erhielt Anerkennung für seine Klangqualität, die Tiefgründigkeit der Kompositionen und Meyers Virtuosität. Besonders hervorgehoben wurde, wie Meyer es schafft, den E-Bass als Soloinstrument in den Mittelpunkt zu rücken, ohne dass das Album an Dynamik oder Abwechslung verliert.
Fazit
Provenance ist weit mehr als nur ein Soloalbum – es ist ein tiefgründiges, künstlerisches Statement von Björn Meyer, das die Möglichkeiten des E-Basses als Soloinstrument neu definiert. Die Stärke des Albums liegt in seiner Fähigkeit, die Vielseitigkeit und Ausdruckskraft eines Instruments zu zeigen, das traditionell vor allem für rhythmische und harmonische Aufgaben bekannt ist. Meyer nutzt diese konventionellen Rollen als Grundlage, um darauf aufbauend eine eigene, individuelle Klangsprache zu entwickeln, die sowohl melodische als auch atmosphärische Elemente in den Vordergrund rückt.
Jedes Stück des Albums vermittelt ein Gefühl von Intimität und Verbundenheit mit der Musik. Meyer führt die Hörer durch Klanglandschaften, die sowohl beruhigend als auch anregend wirken können. Die Reduktion auf den E-Bass und gelegentliche akustische Elemente bringt eine minimalistische Klarheit mit sich, die das Wesen seiner Kompositionen noch intensiver zur Geltung bringt. Gleichzeitig sind die Tracks von einem subtilen dramaturgischen Aufbau geprägt, der die Aufmerksamkeit der Hörer über die gesamte Dauer aufrechterhält.
Besonders beeindruckend ist Meyers Fähigkeit, eine Balance zwischen Struktur und Freiheit zu finden. Seine Kompositionen wirken präzise und durchdacht, lassen jedoch Raum für spontane Entwicklungen und Improvisationen. Das Ergebnis ist ein Album, das sowohl technisch versierte Musiker als auch emotionale Hörer anspricht, da es Technik und Gefühl auf meisterhafte Weise vereint.
Auch die Produktion unter der Leitung von Manfred Eicher trägt erheblich zur Wirkung des Albums bei. Die charakteristische Klangästhetik von ECM Records – klar, direkt und dennoch voller Tiefe – schafft eine perfekte Bühne für Meyers kreative Vision. Diese Synergie zwischen Künstler, Produzent und Klangregisseur hebt das Album auf ein außergewöhnliches künstlerisches Niveau.
Provenance ist ein Werk, das nicht nur als Meilenstein für Björn Meyer, sondern auch als wichtiger Beitrag zur modernen Jazz- und Weltmusikszene betrachtet werden kann. Es zeigt, wie ein Instrument über seine traditionellen Grenzen hinauswachsen kann, und erinnert uns daran, dass Musik in ihrer reinsten Form immer eine persönliche und universelle Ausdrucksweise ist. Für Hörer, die sich auf eine Reise in eine intime und doch weitläufige Klangwelt begeben möchten, ist dieses Album ein unverzichtbares Erlebnis.
Tracklist von Provenance mit Zeiten und Beschreibungen
- Aldebaran – 6:42
Ein meditatives Eröffnungsstück, das durch sanfte Melodien und tiefe, resonierende Bassklänge eine kontemplative Atmosphäre schafft. Inspiriert vom gleichnamigen Stern, evoziert der Track eine kosmische Weite. - Three Thirteen – 3:13
Ein ruhiges und minimalistisches Stück, das durch seine Klarheit und Einfachheit besticht. Mit sparsamen Melodien und einem dezenten, fast meditativen Puls erschafft Meyer eine introspektive Atmosphäre, die Raum zum Nachdenken bietet. - Traces of a Song – 4:47
Dieses Stück kombiniert melodische Fragmente mit subtilen Harmonien und erzeugt so eine nostalgische Stimmung, die an vergangene Erinnerungen erinnert. - Dance – 5:21
Ein lebhaftes und energetisches Stück, das rhythmische Raffinesse mit improvisierten melodischen Elementen verbindet. Der Titel spiegelt sich in den tänzerischen Bewegungen der Musik wider. - Banyan Waltz – 5:12
Ein leicht schwingender Walzer mit warmen, resonanten Bassklängen. Die sanfte Dynamik des Stücks erinnert an die Ruhe eines schattigen Banyanbaums. - Squizzle – 3:37
Ein spielerisches und quirliges Stück, das mit ungewöhnlichen Klangeffekten und perkussiven Elementen experimentiert. Es zeigt Meyers kreative Seite und sein Gespür für Klangtexturen. - Pendulum – 4:43
Dieses Stück nutzt wiederholte Motive, um die Bewegung eines schwingenden Pendels nachzubilden. Die Musik vermittelt einen meditativen Fluss und Rhythmus. - Trails Crossing – 5:24
Ein melodisch komplexes Stück, das durch verwobene Klänge und Schichten von Harmonien besticht. Es symbolisiert das Zusammentreffen unterschiedlicher musikalischer Wege. - Garden of Silence – 3:10
Eine ruhige, introspektive Komposition, die von Stille und Raum geprägt ist. Die sparsamen Klänge laden zum Verweilen und Nachdenken ein. - Heimweh – 4:19
Der emotionale Abschluss des Albums. Mit melancholischen Melodien und einem Hauch von Sehnsucht fängt das Stück die Essenz des Begriffs „Heimweh“ (Heimatsehnsucht) ein.
Gesamtdauer des Albums: 46:28
Jeder Titel auf Provenance ist ein eigenständiges klangliches Universum, das Meyers Meisterschaft im Umgang mit dem Bass als Solo- und Begleitinstrument zeigt. Die Mischung aus rhythmischer Präzision, melodischer Tiefe und atmosphärischen Texturen macht dieses Album zu einer faszinierenden Reise durch die Möglichkeiten des modernen Basses.