Jacques Loussier Plays Bach Trio Best Of

Jacques Loussier Plays Bach Trio Best Of

Der Schatz: Warum Jacques Loussier Audiophile Aufnahme Plays Bach jede High-End-Anlage fordert

Von einem Zufallsfund auf dem Flohmarkt, der beinahe aussortiert wurde, und einem audiophilen Erdbeben auf Titel 9.

  • Label: Telarc – CD-83411
  • Format: CD, Repress, Stream
  • Land: US
  • Veröffentlicht:
  • Genre: Jazz / Klassik
  • Stil: Bop, Jazz, Classic
  • Amazon Link: Jacques Loussier 

Es gibt diese Alben, die man jahrelang im Regal stehen hat, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Manchmal landen sie dort durch Zufall, manchmal als Beifang auf dem Flohmarkt. Genau so kam die CD „Jacques Loussier Plays Bach“ (erschienen beim Label Telarc) in meinen Besitz. Sie lag für schmales Geld zwischen anderen Scheiben, die ich eigentlich suchte.

Ich bin musikalisch offen und höre querbeet durch alle Genres, doch bei klassischer Musik bin ich vorsichtig. Nicht wegen der Kompositionen, sondern wegen der Aufnahmen. Viel zu oft klingen Klassik-Produktionen für meine Ohren flach, dynamikarm oder seltsam distanziert. So fristete diese CD ein Schattendasein – ein klassischer „Regal-Hüter“. Drei oder vier Jahre vergingen. Dann kam der Tag der großen Aussortierung. Der Stapel für den Verkauf wuchs, und die Loussier-CD landete fast darauf. Doch eine kleine innere Stimme flüsterte: „Hör wenigstens kurz rein, bevor du sie verkaufst. Nur zur Sicherheit.“

Zum Glück habe ich auf diese Stimme gehört.

Der Moment der Wahrheit: Gehört auf Referenz-Niveau

Um zu verstehen, warum mich das Ergebnis so schockiert hat, muss man wissen, worüber die CD lief. Meine Kette beschönigt nichts. Sie deckt schlechte Aufnahmen gnadenlos auf, aber belohnt gute Produktionen reichlich:

  • Quelle: Der legendäre EMT 981 CD-Player (ein ehemaliger Rundfunk-Standard, der für seine absolute Ehrlichkeit bekannt ist).
  • Verstärkung: Die Vorstufe Jeff Rowland Capri S2 SC HP an der gewaltigen Endstufe Jeff Rowland 625 S2.
  • Lautsprecher: Die Dynaudio Confidence 5. Ein Lautsprecher, der extrem anspruchsvoll ist und stabile Leistung braucht, um sein Potenzial zu entfalten.
  • Verkabelung: Eine kleine audiophile Provokation – Reinsilber XLR-Kabel von AliExpress (ein Geheimtipp, der so manches Marken-Kabel alt aussehen lässt).

Wenn eine Aufnahme auf diesem Setup „gut“ klingt, dann ist sie exzellent. Aber was Jacques Loussier hier lieferte, war mehr als das.

Titel 9: Der Test für jede Endstufe

Das Label Telarc ist unter Kennern berühmt für kompromisslose Klangtreue, aber was hier passiert, grenzt an Magie. Die Klarheit des Klaviers, der knurrende Bass – alles steht greifbar im Raum. Der absolute Höhepunkt ist Titel 9: „Concerto in D Minor: Allegro“. Ein Stück von über 11 Minuten Länge. Es beginnt treibend, aber im Verlauf dieses Titels passiert etwas, das mir den audiophilen Rest gegeben hat: Ein Schlagzeug-Solo von André Arpino, das in Sachen Dynamik, Impulskraft und realistischer Abbildung seinesgleichen sucht.

Dank der Schnelligkeit der Jeff Rowland Endstufe und der Präzision der Dynaudios stand das Schlagzeug förmlich im Zimmer. Die Trockenheit der Snare, der physische Druck der Bassdrum – ich weiß nicht, welche Mikrofone die Tonmeister benutzt haben, aber sie haben ein Meisterwerk geschaffen. Es ist eine dieser seltenen Aufnahmen, bei denen die Lautsprecher verschwinden und nur noch die Musik im Raum steht.

Das Genie hinter dem Sound: Jacques Loussier

Wer war der Mann, der Bach so klingen ließ? Jacques Loussier (1934–2019) war ein musikalisches Wunderkind. Nach seinem Studium am Pariser Konservatorium hatte er das Rüstzeug zum klassischen Konzertpianisten, doch sein Herz schlug für den Jazz. 1959 gründete er das „Play Bach Trio“. Sein genialer Ansatz: Er veränderte die Originalnoten von Bach kaum, unterlegte sie aber mit Swing und einem treibenden Beat.

Der Ort der Magie: Studio Miraval

Ein Grund, warum gerade dieses Album (ein Best-Of seiner Neuaufnahmen aus den 90ern) so unfassbar gut klingt, liegt an Loussiers Obsession für den perfekten Klang. Er kaufte 1977 das Château de Miraval in der Provence (später bekannt durch Brad Pitt und Angelina Jolie). Dort baute er das Studio Miraval. Es war eines der ersten Studios weltweit mit einem riesigen SSL-Mischpult und einer Akustik, die Legenden anzog. Pink Floyd (The Wall), AC/DC, Sting und Sade nahmen dort auf. Loussier nutzte dieses Weltklasse-Studio, um seine eigenen Werke in einer Qualität aufzunehmen, die weit über dem Standard lag. Das hört man diesem Telarc-Album in jeder Sekunde an.

Das audiophile Rätsel

Es bleibt ein Mysterium: Warum wird dieses Album in audiophilen Kreisen so selten erwähnt? Warum sehe ich es nicht auf jeder High-End-Messe als Vorführ-CD, um die Dynamikfähigkeiten einer Anlage zu demonstrieren? Die Ironie ist greifbar: Während man für manche „Audiophile Sampler“ Unsummen bezahlt, findet man dieses Album gebraucht oft für lächerliche 5 Euro (gebraucht). Für diesen Preis bekommt man eine Produktionsqualität, für die manch moderner Pop-Produzent töten würde. Mein Rat: Wenn ihr dieses schwarze Cover mit dem Gesicht von Jacques Loussier seht – nehmt es mit. Eure Anlage wird es euch danken (eure Nachbarn bei Titel 9 vielleicht weniger).

Fazit: Ein Lehrstück für jeden Musikliebhaber

Die Geschichte dieser CD ist weit mehr als nur ein glücklicher Flohmarktfund für 1 Euro. Sie ist ein Weckruf für uns Audiophile. Wir verbringen oft Jahre damit, unsere Ketten zu optimieren – wir tauschen Endstufen, experimentieren mit Reinsilber-Kabeln und rücken unsere Lautsprecher millimeterweise, um die perfekte Bühne zu finden. Doch am Ende ist jede Anlage, selbst Kaliber wie eine Jeff Rowland an Dynaudio Confidence, nur so gut wie das Material, mit dem man sie füttert.

„Jacques Loussier Plays Bach“ ist der Beweis, dass Referenzklang kein elitäres Preisschild tragen muss. Während spezielle „Audiophile Gold Editions“ oft musikalisch steril wirken, liefert Loussier hier das volle Paket: Musikalische Genialität trifft auf technische Perfektion. Die Aufnahme aus dem Studio Miraval zeigt eindrucksvoll, was passiert, wenn ein Künstler nicht nur Noten, sondern auch Klangfarben und Raumakustik als Teil seiner Komposition begreift. Für mich persönlich ist dieses Album zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden. Wenn ich wissen will, ob eine Endstufe den Bassbereich wirklich unter Kontrolle hat, ob ein Hochtöner Impulse ohne Schärfe wiedergeben kann und ob eine Kette die Kraft hat, ein Schlagzeug lebensgroß in den Raum zu stellen – dann lege ich Titel 9 ein.

Dass ich dieses Juwel beinahe aussortiert hätte, ist mir heute eine Lehre. Es mahnt dazu, musikalische Vorurteile – sei es gegenüber Genres oder unscheinbaren Covern – abzulegen und einfach zuzuhören. Wer diese CD irgendwo sieht: Kaufen. Es ist wahrscheinlich das beste Upgrade für deine Anlage, das du für unter 10 Euro bekommen kannst.

Die Titelliste: Eine audiophile Reise

1. Fugue No. 5 in D Major (4:32) Der perfekte Einstieg. Schon hier zeigt sich die trockene, direkte Abstimmung des Albums. Das Klavier perlt mit unglaublicher Leichtigkeit, während Bass und Schlagzeug sich langsam ins Klangbild schieben. Man hört sofort: Hier spielen drei Musiker in einem echten Raum, nicht isoliert in Kabinen.

2. Italian Concerto: Allegro (4:57) Ein fröhliches, treibendes Stück. Achten Sie hier auf die Beckenarbeit von André Arpino. Die Höhen sind kristallklar, ohne jemals scharf zu wirken – ein guter Test für die Auflösung der Hochtöner.

3. Italian Concerto: Andante (5:28) Das Tempo wird gedrosselt, die Emotionalität steigt. Vincent Charbonniers Kontrabass bekommt hier Raum zum Atmen. Auf einer guten Anlage spürt man das „Schnurren“ der Saiten und das Volumen des Holzkörpers körperlich.

4. Italian Concerto: Presto (2:58) Kurz, schnell und explosiv. Ein Test für die Geschwindigkeit (Transientenwiedergabe) der Endstufe. Das Trio spielt hier extrem präzise auf den Punkt. Nichts darf verschwimmen.

5. Pastorale in C Minor (6:49) Ein mystischer, fast hypnotischer Beginn. Das Stück baut sich langsam auf. Die räumliche Tiefe der Aufnahme ist hier beeindruckend – das Klavier steht fest in der Mitte, während sich der Rhythmus wie ein Teppich ausbreitet.

6. Air on a G String (3:36) Loussiers vielleicht berühmteste Interpretation. Die Melodie ist weltbekannt, aber der Klang macht den Unterschied. Es klingt „schmelzend“ und weich, aber mit einer Durchzeichnung, die jede Nuance des Tastenanschlags hörbar macht.

7. Toccata & Fugue in D Minor (10:52) Das dramatische Orgel-Epos, übersetzt auf den Konzertflügel. Die Eröffnungsakkorde müssen wuchtig und groß kommen. Im Verlauf des über 10-minütigen Stücks zeigt das Trio seine ganze Bandbreite von leisen Passagen bis zum dynamischen Fortissimo.

8. Gavotte in D Major (7:25) Ein tänzerisches Stück mit viel „Swing“. Hier zeigt sich der „Foot-Tapping-Factor“. Wenn die Anlage das Timing (Pace, Rhythm and Timing) beherrscht, kann man bei diesem Stück nicht still sitzen.

9. Concerto in D Minor: Allegro (11:46) Das Herzstück und die ultimative Belastungsprobe. Was harmlos beginnt, entwickelt sich zu einem dynamischen Feuerwerk. Hier passiert das Magische: Das Schlagzeugsolo. Es ist eine der realistischsten Abbildungen eines Drumsets, die je auf CD gepresst wurden. Die Kickdrum kommt mit einem trockenen, brutalen Impuls, die Snare peitscht durch den Raum. Wer wissen will, ob seine Endstufe Stromreserven hat und ob die Tieftöner hubfähig sind – das ist der Track. Absolute Referenzklasse.

10. Concerto in D Minor: Adagio (4:26) Nach dem Sturm von Titel 9 das Durchatmen. Ein sehr melancholisches, ruhiges Stück. Hier zählt die Stille zwischen den Noten („schwarzer Hintergrund“).

11. Concerto in D Minor: Allegro (6:09) Das Finale. Ein schneller, rhythmischer Abschluss, der noch einmal alle Qualitäten des Trios bündelt: Spielfreude, Präzision und dieser unfassbar gute, audiophile Klang.

Das Fundament des Klangs: Die Akteure

Der phänomenale Sound dieses Albums ist kein Zufallsprodukt, sondern das Ergebnis des Zusammenspiels dreier Meister ihres Fachs (und eines genialen Komponisten im Hintergrund):

Composed ByJohann Sebastian Bach: Er lieferte die zeitlose Architektur. Die Genialität von Bachs Kompositionen zeigt sich darin, dass ihre Struktur so stabil und universell ist, dass sie selbst eine rhythmische Übertragung in den Jazz des 20. Jahrhunderts mühelos aushält, ohne ihre Essenz zu verlieren.

Bass – Vincent Charbonnier: Er bildet das klangliche Rückgrat der Aufnahme. Charbonniers Kontrabass ist auf diesem Album körperlich spürbar. Er liefert ein tiefes, holziges Fundament mit enormer Präzision, das die Brücke zwischen dem barocken Basso continuo und einem modernen, swingenden Jazz-Bass schlägt.

DrumsAndré Arpino: Der Motor und Dynamik-Treiber. Arpinos Spiel ist von unglaublicher Bandbreite – von ultra-feiner Besenarbeit, die nur Atmosphäre schafft, bis hin zu explosiver Wucht. Er ist derjenige, der in Titel 9 die Impulstreue Ihrer Lautsprecher auf die ultimative Probe stellt.