Dynaudio Confidence 5 Serie 2
Die Diva und das Kraftwerk: Warum die Dynaudio Confidence 5 physikalisch missverstanden wird
Nach nunmehr 3 Monate im Besitz ein Paar Dynaudio C5 erfolgt ein abschließender Bereich:
Es gibt Lautsprecher, die man hinstellt und die sofort „Spaß“ machen. Und dann gibt es Lautsprecher wie die Dynaudio Confidence 5 (C5). Eine Legende. Eine Skulptur. Und für viele Hörer ein Mysterium. Auf dem Papier liest sich das Datenblatt fast wie eine Entschuldigung: 47 Hz untere Grenzfrequenz? 83 dB / 85dB Wirkungsgrad? Ein Konzept, bei dem die Bässe bis über 1000 Hz hochlaufen müssen, bevor die legendäre Mitteltonkalotte übernimmt? Böse Zungen behaupten oft: „Die klingt dünn. Da fehlt das Fundament.“
Bullshit.
Wer behauptet, die Confidence 5 klinge dünn, hat entweder die Physik nicht verstanden, den falschen Raum oder – und das ist meistens der Fall – den falschen Verstärker. Wir müssen mal ein paar Mythen aufräumen und erklären, warum dieser Lautsprecher im richtigen Setup eine der brutalsten und ehrlichsten Wuchtbrummen der HiFi-Geschichte ist.
Mythos 1: „Der Bass ist zu langsam für die Mitten“
Die C5 ist eine exotische Konstruktion. Sie nutzt eine große Mitteltonkalotte (die famose M560), lässt diese aber erst ab ca. 1000 Hz ran. Das bedeutet: Die Bässe müssen den kompletten Grundton, jede Männerstimme, jeden Snare-Anschlag mitmachen. Die gängige Meinung: „Ein schwerer Bass kann das nicht, das klingt träge.“ Die Realität: Wir reden hier nicht von wabbeligen Standard-Chassis. Wir reden von einer technischen Sensation, die heute so niemand mehr baut.
Dynaudio hat hier etwas Verrücktes getan: Auf der Front sitzt ein 20 cm Tieftöner. „Moment“, sagt der Kenner, „die Box ist doch nur 20,7 cm breit!“ Korrekt. Das Chassis ist eine absolute Spezialanfertigung, bei der der Korb die volle Breite der Box einnimmt. Aber der eigentliche Wahnsinn ist der Antrieb: Dieser 20er Front-Bass wird von einer 100 mm (4 Zoll) Aluminium-Schwingspule angetrieben. Lasst euch das auf der Zunge zergehen: Die Antriebsspule hat den Durchmesser eines Abflussrohres! Bei einem 20er Chassis bedeutet das, dass der Antrieb nicht in der Mitte sitzt, sondern die Membran fast am Rand greift. Das ist kein Trampolin, das ist ein Kolben. Das Ding ist mechanisch so steif und kontrolliert, dass Partialschwingungen (das Aufbrechen der Membran) erst weit außerhalb des Arbeitsbereichs auftreten. Dieser Bass kann Mitten spielen. Und er spielt sie mit einer physischen Energie und „Schwärze“, die kein reiner Mitteltöner je erreichen wird.
Mythos 2: „47 Hz sind kein echter Tiefbass“
Hier scheitern die meisten am Verständnis von Raumakustik. Die Confidence 5 ist ein Asymmetrisches Compound-System (Isobarik). Innen arbeitet ein zweiter, unsichtbarer Bass gegen den sichtbaren. Aber es ist nicht derselbe! Im Inneren schuftet ein 17 cm Woofer mit einer 75 mm Schwingspule. Er dient als Sklave für das definierte Luftvolumen. Das Resultat ist ein geschlossenes Gehäuseprinzip mit einer Besonderheit: Ein Bassreflex-System (90% aller Boxen) fällt untenrum steil ab (24 dB/Oktave). Nach „fest“ kommt „weg“. Die geschlossene C5 fällt extrem sanft ab (12 dB/Oktave).
Der „Room Gain“ (Druckkammereffekt): Ein normaler Wohnraum verstärkt Bässe zu tiefen Frequenzen hin mit – Überraschung – ca. 12 dB/Oktave. Ihr seht, worauf das hinausläuft? Mathematik: -12 dB (Box) + +12 dB (Raum) = Lineare Wiedergabe bis in den Keller. Die „47 Hz“ auf dem Papier sind eine Freifeld-Messung. In einem echten Raum schiebt die C5 gnadenlos und linear bis 30 Hz oder tiefer, ohne das typische Bassreflex-Wummern und ohne die Phasenprobleme eines Ports. Wer sagt, die C5 hat keinen Bass, hört in einer Turnhalle oder hat Auslöschungen im Raum.
Warum „Dünn“ ein Verstärker-Problem ist
Kommen wir zum wahren Grund für den Ruf der „Zicke“. Die Confidence 5 hat durch das Compound-Prinzip und die massiven Antriebe einen miserablen Wirkungsgrad. Sie braucht Energie, nur um überhaupt aufzuwachen.
Aber Watt sind hier egal. Wir brauchen Strom (Ampere). Ein „normaler“ 100-Watt-Verstärker verhungert an der C5. Warum? Der Verstärker muss nicht nur eine, sondern zwei riesige Spulen (100mm vorne + 75mm innen) bewegen, die sich gegenseitig über das Luftpolster beeinflussen. Die harte Einspannung der Bässe bietet bei leisen Pegeln einen enormen Anfangswiderstand. Wenn der Verstärker nicht genug Strom liefert, um die Schwingspulen zwingend aus der Ruhelage zu reißen, bewegt sich da untenrum kaum was. Die Mitten und Höhen (die leichter anzutreiben sind) spielen schon, aber der Bass „klemmt“. Das Ergebnis: Es klingt dünn, hell und blutleer.
Hängt man aber ein Schweißgerät von Endstufe dran (Krell, Mark Levinson, große Gryphon, Jeff Rowland oder potente Monoblöcke), passiert das Wunder: Der Verstärker bricht den mechanischen Widerstand. Plötzlich ist das Fundament da. Und zwar nicht als weiches „Wohlfühl-Gewummer“, sondern als staubtrockener Schlag in die Magengrube.
Das Geheimnis der „Serie 2“: Evolution statt Revolution
Für die absoluten Goldohren und Sammler unter euch müssen wir noch ein Detail klären. Es gibt von der Confidence 5 eine Serie 2 (oft bei späten Modellen zu finden). Dynaudio hat hier keine große Marketing-Welle geschoben, aber Kenner wissen Bescheid. Was ist anders? Haben sie die magischen Treiber getauscht? Gott sei Dank nicht. Der heilige Gral der Hochtöner (Esotar T330 D), die M560 Kalotte und die irre Bass-Kombination sind geblieben. Man tauscht nicht den Motor eines Ferrari F40, wenn er perfekt läuft. Der Unterschied liegt im Maschinenraum: Die Frequenzweiche. Dynaudio hat bei der Serie 2 an der Weiche gefeilt. Wir reden hier von:
- Besseren Bauteilen: Hochwertigere Kondensatoren und Spulen mit noch geringeren Toleranzen im Signalweg.
- Optimiertem Layout: Die C5 ist elektrisch eine Zicke (komplexe Last). Die Überarbeitung der Weiche hat den Impedanzverlauf minimal gutmütiger gemacht und – was wichtiger ist – die Phasenlage zwischen den Treibern noch weiter perfektioniert.
- Innenverkabelung: Oft wurde in den späten Modellen eine hochwertigere Verkabelung (OCOS-Optimierungen) verwendet.
Was bringt das klanglich? Wenn die Ur-C5 ein ungeschliffener Diamant war, ist die Serie 2 der Brillantschliff.
- Der „Vorhang“ fällt: Die Mitten wirken noch einen Hauch offener. Die leichte „Dunkelheit“, die mancher der Ur-Version nachsagt, ist wie weggeblasen.
- Feindynamik: Durch die besseren Bauteile werden winzige Details noch müheloser aus dem schwarzen Hintergrund geschält.
- Der Bass: Bleibt identisch brutal und trocken, wirkt aber durch die optimierte Ankopplung noch nahtloser in die Mitten integriert.
Kurz gesagt: Die Serie 1 ist Legende. Die Serie 2 ist die Legende in 4K-Auflösung. Wer eine Serie 2 findet: Festhalten, einschließen, Testament ändern.
Fazit: Die Wahrheit über die Confidence 5 (Final Cut)
Machen wir uns nichts vor: Die Dynaudio Confidence 5 ist kein Lautsprecher für Einsteiger, die mal eben „schön Musik hören“ wollen. Sie ist ein akustisches Präzisionswerkzeug, das keine Gefangenen macht. Wer behauptet, dieser Lautsprecher klinge „dünn“ oder habe „keinen Körper“, hat schlichtweg seine Hausaufgaben nicht gemacht. Er versucht, einen Formel-1-Boliden mit E10-Sprit im Stadtverkehr zu fahren.
1. Die physikalische Konsequenz Die C5 ist der lebende Beweis dafür, dass technische Datenblätter lügen, wenn man sie nicht interpretieren kann. Die Kombination aus dem sanften 12-dB-Rolloff des geschlossenen Systems und dem natürlichen Room-Gain ist kein Zufall, sondern genialer Ingenieursgeist. Statt gegen den Raum zu arbeiten, arbeitet die C5 mit ihm.
2. Der „Körper“ kommt aus dem Konus Das vielleicht größte Missverständnis ist die Arbeitsteilung. Ja, obenrum zaubert die berühmte Esotar-Kalotte. Aber die Magie der „Vollmundigkeit“ – der Brustkorb des Sängers, der Resonanzboden des Flügels – kommt hier aus dem 20cm Front-Treiber. Weil dieses Chassis dank der 100mm-Spule mechanisch so unfassbar kontrolliert ist, liefert es genau jene physische Attacke im Grundton, die reinen Kalotten-Systemen oft fehlt, ohne dabei jemals die Präzision zu verlieren.
3. Das Kettensägen-Prinzip Am Ende steht und fällt alles mit dem Antrieb. Gibst du ihr Strom – und ich meine echten, laststabilen Strom –, dann belohnt sie dich mit einer Performance, die moderne 30.000-Euro-Lautsprecher alt aussehen lässt. Sie klingt nicht dünn. Sie klingt nur dann dünn, wenn der Verstärker an den riesigen Schwingspulen nicht ausreichend beglücken kann. Eine von vielen EX Freundinnen würde jetzt dazu sagen: 18cm sind nur dann perfekt, wenn mindesten 5cm Durchmesser noch dazukommen.
Das Meckern.de Urteil: Die Dynaudio Confidence 5 ist eine Machbarkeitsstudie für das Machbare im normalen Wohnraum. Wer den passenden Raum hat und bereit ist, in Schwerlast-Elektronik zu investieren, bekommt hier keinen „HiFi-Sound“. Er bekommt die Aufnahme. Nackt, körperhaft, brutal ehrlich und mit einem Bass, der nicht wummert, sondern atmet.
Eine Legende, die man sich erarbeiten muss. Aber wenn sie einmal singt, will man nie wieder etwas anderes hören.
Gesamttabelle – Dynaudio Confidence 5 (Serie 2 / Late Production)
| Kategorie | Merkmal | Daten / Beschreibung |
|---|---|---|
| Prinzip & Konstruktion | System | 3-Wege |
| Gehäuse | Geschlossen | |
| Bassprinzip | Compound / Isobarik (1 sichtbarer + 1 interner 20W75) | |
| Besonderheit | Sehr schmale Schallwand, große Tieftöner wirken optisch wie 17er | |
| Bestückung | Hochtöner | Dynaudio Esotar T330 D, 28 mm Gewebekalotte |
| Mitteltöner | Dynaudio Esotar M560 D, 52 mm Gewebekalotte (reiner Präsenzbereich) | |
| Tieftöner | 1 × 20W100, 20 cm MSP-Membran, 100-mm-Schwingspule, 1x 17W75 isobarisch | |
| Elektrische Daten | Empfindlichkeit | 85 dB (2.83V/1m), Serie 2. 83dB (2.83/1m), Serie 2 |
| Nennimpedanz | 4 Ohm | |
| Impedanzminimum | ca. 3,5 Ohm (Serie 2 → stabilere Weiche) | |
| Belastbarkeit (IEC) | > 200 W Langzeit, deutlich höhere Kurzzeitreserven | |
| Frequenzweiche | 6 dB / 12 dB Mix, phasenoptimiert | |
| Frequenzgang | Herstellerangabe | 47 Hz – 22 kHz (±3 dB) |
| Real im Raum | ca. 30 Hz – 25 kHz (Room Gain + flacher Rolloff) | |
| Maße & Gewicht | Abmessungen (B × H × T) | 207 × 1195 × 375 mm |
| Gewicht pro Stück | 41 kg | |
| Gehäusebesonderheit | Schlanke „Säule“, aber sehr tief wegen Compound-Volumen |
aktives-hoeren
Audiokarma
diy-hifi-forum
Facebook Profil Mackern
Hifi-Forum
Nubert Forum
Old Fidelity