Marbert Rocel – In The Beginning

Marbert Rocel – In The Beginning

Marbert Rocel – In The Beginning: Deep House Magie im Schlafzimmer-Check

  • Label: Compost Records – CPT474-0
  • Format: CD, Album, Promo, Streaming, Vinyl, Youtube
  • Country: Germany
  • Released: Sep 2015
  • Genre: Electronic, Pop, Deep House
  • Style: House, Future Jazz, Downtempo
  • Amazon Link: Marbert Rocel – In The Beginning
Nach einem langen und anstrengenden Tag gibt es für mich kaum etwas Besseres: Ich liege im Bett, die Welt draußen ist abgeschaltet, und vor mir spielt die Musik. Mein aktuelles Setup – die Dynaudio Focus 140, befeuert vom T+A PA 1500 R und gefüttert durch den Bluesound Node 2i – wartet nur darauf, mich in andere Sphären zu katapultieren. Während ich so durch Apple Music zappe, bleibe ich hängen.Die letzten Tage habe ich ziemlich oft Nordic Jazz gehört. Diese kühle, weite Musik strahlt für mich eine unfassbare Magie aus. Aber meine Stammleser wissen ja: Ich bin nicht Genre-abhängig und lasse mich nur ungern einschränken. Gute Musik ist gute Musik, Punkt. So kam heute Deep House der hier besprochenen Gruppe zum Zuge.

Die Explosion am Abend

Schon der erste Titel „80 Horses“ pumpt einen so was von weg, das ist der absolute Wahnsinn! Unfassbar, was für eine Explosion gegen Ende dieses Titels abgefeuert wird. Traumhaft! Noch geiler ist es natürlich, wenn die heimische Anlage diese Stimmung nicht nur einfängt, sondern den Zuhörer vollkommen spüren lässt. Die Focus 140 mit ihrem Punch und der T+A mit seiner unbestechlichen Kontrolle – das passt hier wie die Faust aufs Auge. Das Album ist zwar von 2015, aber klanglich gehört es zu 100 % an die vorderste Front!

Hinter den Kulissen: Zughafen & Geithain

Wer sich fragt, warum das so verdammt gut klingt: Das Album wurde in den Zughafen Studios in Erfurt aufgenommen. Da trifft echte Instrumentierung auf elektronische Perfektion. Für das Mastering zeichnet Calyx Mastering verantwortlich. Um diesen warmen, aber dennoch präzisen Druck zu erzeugen, kamen beim Mastering Monitore von ME Geithain (RL Serie) zum Einsatz. Wer diese Lautsprecher kennt, weiß: Da wird nichts beschönigt. Wenn es im Studio auf Geithains knallt, dann knallt es später auch zu Hause.


Das Album im Detail

  • 80 Horses (5:22)
    Ein mächtiger Einstieg mit einem treibenden Groove. Der Track baut eine enorme Spannung auf, die sich gegen Ende in einer klanglichen Entladung befreit.
  • Always On My Mind (5:41)
    Ein schwebendes Stück mit warmen Harmonien und einer Melodie, die sich sofort festsetzt, ohne an Tiefe zu verlieren.
  • Make Me Walk (4:24)
    Hier bestimmt ein markanter Rhythmus das Geschehen. Die organischen Elemente verweben sich perfekt mit dem elektronischen Gerüst.
  • Up To You (3:43)
    Ein kompakter, direkter Track, der durch seine klare Struktur und die punktgenau gesetzten Vocals besticht.
  • Velvet (4:33)
    Der Name ist Programm: Samtige Klänge und eine weiche Atmosphäre, die den Hörer regelrecht umhüllt.
  • Dawn Of The Day (4:21)
    Ein optimistisches Stück, das die Stimmung eines Sonnenaufgangs musikalisch einfängt – frisch und klar.
  • Unwillingly Close (3:46)
    Hier wird es etwas intimer. Die Instrumentierung wirkt dichter, fast schon greifbar und sehr emotional.
  • Dance Slow (3:54)
    Ein entschleunigter Groove, der zum bewussten Zuhören einlädt und mit feinen Nuancen im Hintergrund arbeitet.
  • Bird Of Passage (4:05)
    Ein fließender Track mit leichten Melodiebögen, die eine gewisse Sehnsucht ausstrahlen.
  • Hold On (3:44)
    Ein sehr rhythmisches Stück, das durch seine harmonische Wendung und die soulige Attitüde überzeugt.
  • Me, Myself And I (4:26)
    Ein Track, der viel Raum für die Stimme lässt und eine fast schon hypnotische Wirkung entfaltet.
  • With Your Love (4:54)
    Ein würdiger Abschluss, der alle Stärken des Albums noch einmal vereint: Wärme, Tiefe und ein unverkennbarer Groove.

Mein Fazit: Warum „In The Beginning“ ein Pflichtbesuch für die Ohren ist

Was bleibt am Ende eines solchen Abends hängen? Zunächst einmal die Erkenntnis, dass Marbert Rocel hier ein zeitloses Stück Musik abgeliefert haben. „In The Beginning“ ist kein flacher Club-Sound von der Stange, der nach zwei Saisons verfliegt. Es ist ein Album mit Substanz, mit Fleisch am Knochen. Die Kombination aus Antje Seifarths fast schon schwebenden Vocals und diesem unheimlich tighten, analogen Fundament der Zughafen-Produktion erzeugt eine Dichte, die man im elektronischen Bereich heute oft mit der Lupe suchen muss.

Für uns HiFi-Enthusiasten ist die Platte ein echtes Festmahl. Es ist dieses seltene Erlebnis, wenn man merkt: Hier haben Leute im Studio gesessen, die genau wussten, was sie tun. Dass das Mastering auf Geithains stattfand, ist kein bloßes Marketing-Detail – man hört es in jeder Sekunde. Diese chirurgische Präzision im Bassbereich, die meine Dynaudio Focus 140 hier in den Raum stellt, ohne dabei aufzudicken oder matschig zu werden, ist einfach nur großes Kino. Der T+A PA 1500 R spielt dabei seine ganze Kraft aus und schiebt die Dynamiksprünge mit einer solchen Schnelligkeit und Kontrolle raus, dass es eine wahre Freude ist.

Egal ob ihr gerade in einer Nordic-Jazz-Phase steckt oder eigentlich nur Rock hört: Gebt diesem Album eine Chance. Es bricht die Grenzen zwischen den Genres auf und erinnert uns daran, warum wir diesen ganzen Aufwand mit der Hardware überhaupt treiben. Es geht um diese Gänsehaut-Momente, wenn die Musik dich packt, dich aus dem Alltag reißt und du vergisst, dass du eigentlich nur im Bett liegst und Lautsprecher anstarrst.

„In The Beginning“ ist für mich eine Benchmark für modernen, organischen Deep House. Klanglich erstklassig, musikalisch tiefgreifend und emotional absolut packend. Ein Album, das auch Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Strahlkraft verloren hat und jede gute Kette verdammt gut aussehen lässt.

Absolute Kauf- bzw. Hörempfehlung!