
Nad 200
Nad 200 Vintage Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:
Overall Rating: ★★★★★ (5/5)
Im Jahr 1973 trafen sich deutsche HiFi-Händler und englische Entwickler mit dem ehrgeizigen Ziel, Verstärker auf das Wesentliche zu reduzieren. Die Frage, was das Wesentliche ist, führt direkt zum Kern der Philosophie von NAD (New Acoustic Dimension): die bestmögliche Musikwiedergabe, die Musikalität eines Verstärkers. NAD war von Anfang an der Überzeugung, dass Verstärker unterschiedlich klingen, eine Meinung, die viele HiFi-Enthusiasten teilen.
Unter der Führung des Managers Marty Borish und des Entwicklers Bjorn Erik Edvardsen entstand ein kleines, aber engagiertes Team, das sich ganz der akustischen Perfektion widmete. Obwohl das erste Modell, das NAD veröffentlichte, nicht eindeutig bekannt ist, markierte der NAD 200 aus dem Jahr 1975 einen Meilenstein für das junge Unternehmen. Gefertigt wurde dieses Gerät von Foster in Japan, was damals eine gängige Praxis war, um hochwertige Komponenten zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können.
Der NAD 200 beeindruckt auf den ersten Blick mit seiner Fülle an Schaltern und Knöpfen, die fast endlos erscheinen. Besonders auffällig sind die beiden VU-Meter, die zwar funktional und stilvoll wirken, aber in Bezug auf das Design etwas besser in die Front integriert sein könnten – sie wirken fast wie ein Fremdkörper. Dennoch passt diese 70er-Jahre-Optik zu NADs Stil und verleiht dem Gerät einen robusten, technischen Charakter. Mit einem Gewicht von 24 Kilogramm und einer exzellenten Verarbeitungsqualität erfüllt der NAD 200 alle Erwartungen an einen High-End-Verstärker seiner Zeit.
Das Design zeigt klar, dass NAD nicht nur in der Oberklasse mitspielen wollte, sondern eine ganz eigene Linie verfolgte, abseits des damals vorherrschenden Mainstreams. Klanglich spielt der NAD 200 auf Augenhöhe mit den großen Namen der Zeit, wie dem Sansui AU-8500 oder AU-9500, und steht einem Pioneer SA-9100 in nichts nach. Typisch für die Verstärker der 70er-Jahre bietet der NAD Druck, Wärme und Fülle im Klangbild, jedoch ohne übermäßig gesoundet zu wirken. Anders als etwa die Geräte von Marantz, die oft für ihren warmen, weichen Klang bekannt sind, zeichnet sich der NAD durch eine klare, präzise und ehrliche Wiedergabe aus.
Die Wahl der Lautsprecher ist für den NAD 200 weitgehend unkritisch, solange keine Modelle mit zu niedriger Impedanz verwendet werden. Mit Lautsprechern ab 4 Ohm entfaltet der NAD sein volles Potential und liefert eine musikalische, dynamische und detailreiche Performance. Dabei gibt er die Musik so wieder, wie es der Produzent vorgesehen hat – ohne Verfälschungen oder übertriebene Klangfärbung.
Optisch ist der NAD 200 ein beeindruckender Verstärker, der nicht nur durch sein markantes Design, sondern auch durch seine klangliche Leistung überzeugt. Dennoch, für Fans von Verstärkern wie den Sansui AU-8500 oder AU-9500, bleibt diese Ära der japanischen High-End-Technik oft unerreicht. Auch wenn NAD mit dem 200er ein klanglich exzellentes Gerät auf den Markt gebracht hat, bleibt die persönliche Vorliebe für den einen oder anderen Hersteller eine Frage des Geschmacks.
Insgesamt ist der NAD 200 ein herausragender Verstärker, der nicht nur durch seine Leistung, sondern auch durch seine solide Bauweise und sein klassisches Design überzeugt. Für HiFi-Enthusiasten, die ein Stück Geschichte mit einem starken, musikalischen Klangbild suchen, ist dieser Verstärker definitiv eine Überlegung wert.
Technische Daten:
- Hersteller: NAD
- Modell: Model 200
- Baujahre: 1975 – 1978
- Hergestellt in: Japan
- Farbe: silber (gebürstete ALU Front)
- Typ: analog
- Leistungsaufnahme: ca. 100 – 450 W
- Abmessungen: 440x165x360mm (BxTxH)
- Gewicht: 24 kg
- Neupreis ca.: 1.500 DM
- Dauerleistung (1 kHz bei Klirrfaktor): 4 Ohm: >140 W (< 0,1 % THD)8 Ohm: >110 W (< 0,1 % THD)
- Dynamikleistung: 8 Ohm: 150 W
- Gesamtklirrfaktor: 0,04% bei 80 W an 8 Ohm
- Frequenzgang: 15Hz-20 kHz (-1 dB)
- Signalrauschabstand: >85 dB (Hochpegeleingänge)
- Stereokanaltrennung: 80 dB
- Klangregelung > Equalizer:
- 250 / 500 / 5000 / 10.000 Hz
- -11 bis +11 dB (100 Hz und 16.000 Hz)