
ASR Emitter und Co- Was Akkus wirklich bringen
Akkus im Verstärkerbau – Was steckt wirklich dahinter?
Einleitung: Was ASR vormacht – und warum andere folgen sollten
Die ASR Emitter-Serie hat in audiophilen Kreisen fast schon Legendenstatus – und das nicht ohne Grund. Neben ihrer enormen Leistung und Modularität fällt vor allem eines auf: die Verwendung von Akkus für die Stromversorgung der Vorstufe. Das klingt zunächst wie eine technische Spielerei, ist aber eine durchdachte und wirksam umgesetzte Maßnahme zur Verbesserung des Klangbildes.
Und ASR ist nicht allein – auch andere Hersteller setzen punktuell auf Akkubetrieb. Modelle von Blue Amp, Tom Evans Audio Design, oder auch manche DIY-Projekte mit z. B. LiFePO4-Akkus gehen ähnliche Wege. Allen gemein ist der Fokus auf maximale Reinheit der Stromversorgung, aber immer nur dort, wo es klanglich den größten Effekt hat: in der Vorstufe.
Warum Akkus (fast) nur für die Vorstufe sinnvoll sind
Leistung = Strom. Und Akkus haben Grenzen.
Zunächst muss man verstehen, warum Akkus in Endstufen eher nicht zum Einsatz kommen. Eine Endstufe zieht je nach Musiksignal enorme Ströme – teilweise kurzzeitig mehrere Ampere pro Kanal. Um das mit Akkus zu bedienen, bräuchte es entweder riesige Batteriebänke oder sehr häufige Ladezyklen. Beides ist ineffizient und unpraktikabel. Noch dazu wären Temperaturmanagement und Langlebigkeit problematisch.
In der Vorstufe hingegen – sei es als Line-Buffer, Phonostufe oder regelbare Gain-Stufe – sind die Stromverbräuche extrem gering. Teilweise bewegen wir uns im Bereich von wenigen Milliampere. Das macht den Akkubetrieb hier technisch machbar und klanglich lohnenswert.
Was die Vorstufe so sensibel macht
Die Vorstufe hat eine zentrale Aufgabe: Das winzige Musiksignal vom Quellgerät (CD-Player, DAC, Phono) wird hier vorverstärkt und zur Endstufe weitergegeben. Dabei ist jedes Rauschen, jede Störung und jeder HF-Müll, der hier auf das Signal trifft, im schlimmsten Fall nicht mehr reparierbar. Alles, was hier nicht sauber läuft, wird vom Rest der Kette weiter verstärkt – bis hin zum Lautsprecher.
Daher ist die Vorstufe der empfindlichste Ort im Verstärker. Und genau hier kann ein Akku, der reinsten Gleichstrom liefert, seine Vorteile ausspielen.
Was macht der Akku besser als das Netzteil?
1. Absolute Netztrennung
Ein Akku ist komplett vom Stromnetz isoliert. Es gibt keine galvanische Kopplung, keine Erdverbindung, keine Rückkopplung durch Netzschwankungen oder Störungen. Das Ergebnis: maximale Ruhe im Signalweg.
2. Kein Brumm, kein Ripple, keine HF-Störungen
Selbst sehr gute Linear-Netzteile haben gewisse Restwelligkeiten. Schaltnetzteile sind ohnehin raus. Akkus liefern eine glatte, störungsfreie Gleichspannung, die keinen Brumm (50/100 Hz), kein HF-Zischen und keine Spannungsschwankungen produziert. Gerade Phonostufen profitieren davon massiv.
3. Kein magnetisches Streufeld
Ein Transformator erzeugt – ob gewollt oder nicht – ein magnetisches Wechselfeld. Je näher die Vorstufe am Netztrafo liegt, desto größer die Gefahr, dass Signalleiter oder Bauteile einstreuen. Akkus? Haben dieses Problem schlicht nicht.
Wer setzt auf Akkus – außer ASR?
ASR Emitter (Deutschland)
Der Klassiker. In der „Exclusive“-Variante wird die gesamte Vorstufe inklusive Relais-Steuerung und Lautstärkeregelung über einen dedizierten Akkublock betrieben. Die Aufladung erfolgt vollautomatisch außerhalb der Betriebszeit. Klanglich eine klare Steigerung gegenüber der Netzversion – mehr Tiefe, mehr Ruhe, bessere Räumlichkeit.
Blue Amp (Deutschland)
Spezialisiert auf Phonostufen, z. B. das Blue Amp Surzur Reference. Akkuversorgung hier als Grundkonzept – bei MC-Systemen eine klanglich hochwirksame Maßnahme. Die Geräte klingen wie „entgiftet“: keine Härten, keine Nervosität, sondern einfach Musik.
Tom Evans Audio Design (England)
Insbesondere die Phonostufe „The Groove“ kommt mit extrem durchdachter Akkutechnik. Die Ladeeinheit ist extern, die Trennung vom Stromnetz absolut. Auch hier: völlige Stille im Hintergrund und ein unglaublich freier, entspannter Klang.
Lehmann Audio Black Cube SE II (optional mit Akku)
Lehmann bietet für seine Phono-Vorstufen zwar nicht serienmäßig Akkuversorgung, aber es gibt DIY-Optionen oder externe Akkupuffer – speziell bei empfindlichen MC-Systemen ein echter Zugewinn.
DIY-Community: LiFePO4 für Phono- und DAC-Stufen
Gerade im DIY-Bereich werden immer häufiger LiFePO4-Akkus verwendet – nicht brennbar, spannungsstabil, langlebig. In Foren finden sich viele Konzepte, bei denen z. B. ESS-Sabre-DACs oder Röhren-Phonostufen über Akkus versorgt werden – mit beachtlichen Ergebnissen.
Klangliche Auswirkungen – ist das alles hörbar?
Die einfache Antwort: Ja.
Und zwar nicht subtil oder akademisch. Wer einmal einen Emitter mit Akkubetrieb gehört hat, weiß, wovon hier die Rede ist: Der Hintergrund wird schwärzer, Instrumente treten plastischer hervor, das Timing wirkt unangestrengter. Alles fließt besser.
Besonders bei leisen Passagen – etwa Kammermusik, Jazz-Trios oder ruhigem Singer-Songwriter-Material – sind die Unterschiede frappierend. Aber auch bei elektronischer Musik, wo Impulstreue zählt, zeigen sich Vorteile: Die Musik wirkt aufgeräumter, weil keine Störungen überlagern.
Schlusswort: Akkuversorgung – eine kompromisslose Lösung für kompromisslose Hörer
Die Idee, einen HiFi-Verstärker oder eine Vorstufe mit Akkus zu betreiben, wirkt auf den ersten Blick exotisch – vielleicht sogar übertrieben. Schließlich liefern moderne Netzteile, ob linear oder geschaltet, in der Theorie stabile Spannungen und hohe Stromreserven. Doch wer sich tiefer mit den physikalischen Realitäten beschäftigt – elektromagnetischen Feldern, Störkomponenten im Stromnetz, Erdungskonzepten und Hochfrequenz-Einstreuungen – erkennt schnell: Die Stromversorgung ist der stille Dirigent im audiophilen Orchester. Und der Akkubetrieb stellt derzeit die einzig vollständig entkoppelte und störungsfreie Lösung dar.
Aber: Diese Maßnahme macht nicht überall Sinn – und sie hat Grenzen. Akkus können nicht die Aufgabe von Hochleistungsnetzteilen in Endstufen übernehmen. Dort sind Strombedarf und dynamische Leistungsanforderung einfach zu hoch. Deshalb beschränken sich konsequente Lösungen wie bei ASR oder Tom Evans auch auf die sensibelsten Glieder der Kette: die Vorstufe und Phonostufe, wo maximale Signalreinheit bei minimalem Strombedarf zusammentreffen.
Die klanglichen Auswirkungen sind nicht subtil oder bloß akademischer Natur. Vielmehr geht es um ein fundamentales Qualitätsniveau, das mit herkömmlicher Technik schwer oder gar nicht erreichbar ist. Musik gewinnt an Räumlichkeit, Transparenz, Natürlichkeit und tonaler Balance. Besonders beeindruckend ist der Zugewinn an Ruhe im Klangbild – ein Effekt, der nicht nur analytisch messbar, sondern unmittelbar emotional spürbar ist. Wo vorher ein hauchfeines Grundrauschen lag, ist nun Stille – und aus dieser Stille heraus entsteht Musik in einer Tiefe, die schlicht fesselt.
Hinzu kommt: Ein Akku macht den Verstärker nicht nur netzunabhängiger – er macht ihn netzunempfindlicher. Wer in älteren Häusern mit ungünstiger Erdung, vielen Schaltnetzteilen im Haus oder generell hohem HF-Smog lebt, weiß, wie stark das Klangbild leiden kann. Akkus bringen hier nicht nur eine klangliche Verbesserung, sondern oft auch eine drastische Reduktion von Problemen, die sich sonst kaum lösen lassen – trotz Ferritkernen, Netzfiltern oder teuren Netzkabeln.
Natürlich hat diese Technik auch ihre Schattenseiten: Akkus müssen überwacht, geladen und gelegentlich ersetzt werden. Sie erhöhen die Komplexität im Aufbau und sind in der Herstellung alles andere als günstig. Das erklärt auch, warum solche Lösungen fast ausschließlich bei High-End-Herstellern oder ambitionierten DIY-Projekten zu finden sind. Doch wer bereit ist, diesen Aufwand zu betreiben, bekommt etwas zurück, das mit Geld allein nicht zu kaufen ist: ein Hörerlebnis, das vom Stromnetz vollständig befreit wurde.
Kurz gesagt: Akkubetrieb ist kein Hype, sondern ein bewährter Weg zu maximaler Klangreinheit an der empfindlichsten Stelle der Kette. Und genau deshalb sollte man diese Technik nicht als esoterischen Ausflug abtun, sondern als das, was sie ist: eine technisch saubere, akustisch tiefgreifende Lösung für anspruchsvolle Musikliebhaber.
Wer seine Musik nicht nur hören, sondern fühlen will – ganz ohne Nebengeräusche und Netzstörungen – kommt an dieser Technologie kaum vorbei.