Ein Paar Tannoy Kingdom 12 Lautsprecher

Tannoy Kingdom 12

Tannoy Kingdom 12 – Wenn ein Klassiker die Magico-Fraktion ins Grübeln bringt!

Ihr wisst ja, ich bin hier keine Schönwetter-Hörer. Bei mir geht’s ums Eingemachte, ums Testen, Testen, Testen – bis die Ohren qualmen und die Bank den Dispo sperrt. Doch seit einiger Zeit bin ich in einer Whatsapp- Gruppe wo ich erschreckender Weise feststellen muss, das es eine Hifi und High End Liebhaber gibt, die High End Sucht sehen und sogar stolz drauf sind. Doch wird sind auch stark, zumindest 4 von uns, Magico abhängig. Stichwort Magico V3, V2 oder gar die S1 MK II–  und ja: in unserer High-End-WhatsApp-Gruppe sind wir da ja schwer vorbelastet, muss man ganz klar sagen. Adam, Uli, Marius, und ich selbst – wir sind da schon auf einem ziemlich hohen Ross gesessen, wenn es um das Thema Lautsprecher ging. Und das ist auch gut so, denn nur wer Vergleiche hat, weiß wie was klingen sollte um dem Ideal, High Fidelity näher zu kommen.


Der Elefant im Raum – oder besser gesagt, die Kingdom im Wohnzimmer!

Da gab’s aber immer diesen einen Mackern, den Karlo. Grüße an dich, Großer! Er war der Tannoy Kingdom 12-Besitzer. Und jedes Mal, wenn wir von unseren Magicos schwärmten und Karlo im selben Atemzug seine Kingdom ins Spiel brachte, kam unweigerlich dieser Satz, den wir alle kannten: „Wir gehen davon aus, dass eine Kingdom saustark ist, aber eher, Bruder, eine Magico ist was anderes…“ Ihr versteht? Da war eine gewisse Magico-Lässigkeit im Raum, die man nicht leugnen konnte. Und Karlo ließ das unbeeindruckt an sich abprallen, grinsend versteht sich.

Doch dann kam der Moment, der alles verändern sollte. Für Adam ergab sich die Gelegenheit, sich selbst eine Kingdom 12 zu gönnen. Und ganz ehrlich, das war nicht nur Neugier. Das war der Drang, dieses verflixte Fragezeichen „Ist die Kingdom wirklich so gut wie meine V3?“ endlich für sich selbst und für unsere Whatsapp- Gruppe zu lösen. So ticken wir nun mal. Test, test, test….. Und auch dann Vergleiche machen, wenn mehr als 9 Jahre Unterschied zwischen den Lautsprecher liegen. Die Kingdom ist von 1999 und die V3 von 2008.

Der erste Eindruck täuscht – der zweite rockt!

Als Adam beim Verkäufer war, schickte er uns ein Video von den Tannoy-Bolliden. Und Hand aufs Herz: Im Hörraum des Verkäufers, an einer Accuphase P-800 und C280L Vorstufe, klangen die Dinger… naja, bescheiden. Was allerdings nicht den tollen Accuphase Geräte zu zuschreiben war, sondern 100% dem Raum geschuldet ist. Adams erster Eindruck fiel dementsprechend nüchtern aus weil der Raum wohl ein akustisches Desaster war. Man kennt das. Und Adam ist nüchtern genug, um das einschätzen zu können.

Aber dann! Dann standen diese 150 Kilo (das Paar!) schweren Brocken, diese Tannoy Kingdom 12, im heimischen Wohnzimmer. Mit vereinten Kräften, sogar Adams besserer Hälfte musste ran – und das will bei 75 Kilo pro Box was heißen! Und als die Kingdom dann an Adams Jeff Rowland 525 Monos, der Jeff Rowland Capri S2 Vorstufe und dem Linn Klimax Katalyst befeuert wurden… Freunde, da hat man Adam die Euphorie förmlich angemerkt! Seine Sprachnachrichten wurden länger, die Stimme enthusiastischer.

Sein vorläufiges Fazit nach nur wenigen Stunden Hörsession war eine Ansage: Die Kingdom hält mit der V3 nicht nur mit, sondern zeigt eindrucksvoll, dass diese 75 Kilo pro Box kein Spielzeug sind! Sie ist in einigen Disziplinen sogar in der Lage, Platzhirsche wie eine Magico V3 in die Schranken zu weisen. Boom!

Das Fazit eines Beobachters – und die Freude am gemeinsamen Hobby

Für mich als entfernter Beobachter und selbst V3-Besitzer war und ist das unglaublich spannend mitanzusehen. Aber es ist mehr als nur eine nette Anekdote über zwei dicke Bretter in Sachen Lautsprecher. Es ist die Bestätigung einer Haltung, die in unserem Mackern-Kosmos so unfassbar wichtig ist: die Offenheit für Neues – oder in diesem Fall, für Altes, das sich neu beweist.

Wir reden hier nicht nur von reiner Technik oder Messwerten, auch wenn die ihren Platz haben. Es geht um das Erlebnis, das diese Kisten im Raum erzeugen. Adam, der fest davon überzeugt war, dass seine Magico V3 das Maß aller Dinge ist, wurde von einer Lautsprecher-Legende aus Mitte der 2000er Jahre so dermaßen überrascht, dass seine High-End-Welt kurzzeitig Kopf stand. Die Tannoy Kingdom 12 hat eben nicht nur mitgespielt, sie hat in Disziplinen wie der schieren Mühelosigkeit, dem fundamentalen Tiefton und der organischen Wiedergabe gezeigt, dass auch ein Lautsprecher, der nicht dem neuesten High-Tech-Minimalismus entspricht, absolut auf Augenhöhe agieren kann. Vielleicht sogar mit einer mit einem „Flow“, den man in der Magico-Welt zwar ebenfalls findet aber einem nicht immer sofort auffällt. Das ist ein starkes Signal: Ein Klassiker,  das manchmal als „old school“ abgestempelt wird, kann immer noch die Messlatte hochlegen und zeigen, dass auch 75 Kilo Holz und ein ordentlicher Koax-Treiber nicht zum alten Eisen gehören und 90% der High End Lautsprecher nicht nur die Stirn bieten sind auch eindrucksvoll unter Beweis stellen kann, das das Wort Kingdom wortwörtlich zunehmen ist.

Es ist die Bestätigung, dass unser Hobby eben keine Einbahnstraße ist. Es geht nicht nur darum, das Beste für sich selbst zu finden, sondern auch die Größe zu besitzen, anzuerkennen: „Andere Mütter haben auch schöne Töchter.“ Oder in diesem Fall: „Andere Lautsprecher können auch verdammt gut sein!“ Wir sind keine Dogmatiker, sondern Suchende, die mit offenen Ohren und Herzen rangehen, immer bereit, sich überraschen zu lassen und dabei voneinander zu lernen. Und wenn dabei so ein klassischer Bolide wie die Tannoy Kingdom 12 einen Magico-Besitzer ins Schwärmen bringt, dann haben wir alles richtig gemacht. Es zeigt: Manchmal muss man einfach selbst den direkten Vergleich wagen, um alte Vorurteile über den Haufen zu werfen und neue, beeindruckende Klangerlebnisse zu entdecken.

Als sich die anfängliche Euphorie gelegte hatte er als Vergleich die Magico V3 wieder in Betrieb nahm, musst Adam sich doch eingestehen, das man an der V3 in Sachen realistischer und Holographischer Wiedergabe kaum vorbeikommt. Selbst diese ansonsten hervorragende Kingdom von Tannoy nicht. 

Schlussfazit Adams:
“ Der König ist Tod! Lang lebe der König Royal Magico V3!“

Infos:

Dual Concentric – Tannoys klangliches Herzstück

Das Herzstück der Kingdom 12 ist, wenig überraschend für Kenner, das berühmte Dual-Concentric-Chassis von Tannoy. In diesem Fall ein 10-Zoll-Treiber, bei dem Hoch- und Mittelton koaxial angeordnet sind. Diese Bauweise sorgt für eine punktgenaue Abstrahlung, perfekte Phasenlage und ein erstaunlich kohärentes Klangbild – ein Punkt, der selbst heute viele moderne Konstruktionen alt aussehen lässt.

Der Hochton wird über einen kompressionsgetriebenen Hornhochtöner mit einer 1-Zoll-Aluminiumkalottewiedergegeben. Die Hornladung gibt dem Hochton eine enorme Dynamik und Präsenz, ohne je ins Schrille abzudriften – vorausgesetzt, die Elektronik stimmt.

Tiefbass mit Punch – 12 Zoll Subbass-Treiber

Unterhalb des Koaxial-Treibers arbeitet ein separater 12-Zoll-Basstreiber in einem rückseitig ventilierten Gehäuse. Dieser kümmert sich ausschließlich um den tiefen Bassbereich und sorgt dafür, dass die Kingdom 12 nicht nur sauber spielt, sondern auch physisch spürbar wird – ein Punkt, bei dem viele „zivilisierte“ Lautsprecher aufgeben.

Was beeindruckt, ist die Abstimmung: Trotz ihrer Masse spielt die Kingdom nie träge. Der Bass kommt schnell, kontrolliert und mit echtem Tiefgang. In der richtigen Umgebung – mit kräftigen Endstufen und genügend Raumvolumen – schafft sie eine Tiefe, die man in dieser Preisklasse nur selten erlebt hat.

Superhochtöner für das letzte Quäntchen Luft

Abgerundet wird das System von einem dedizierten Superhochtöner, der sich jenseits der 16 kHz-Grenze einklinkt. Hier geht es weniger um „Lautstärke“, sondern um das gewisse Etwas – um den letzten Hauch von Offenheit, um Raumabbildung, Mikrodetails, Luft. All das, was gute Anlagen von großartigen unterscheidet. Und genau hier spielt die Kingdom 12 in der Liga, die man nicht erwartet, wenn man ihr äußeres Retro-Gewand betrachtet.

Frequenzweiche und Gehäuse – britische Baukunst mit Anspruch

Die Frequenzweiche ist großzügig dimensioniert, mit hochwertigen Luftspulen, Folie-Kondensatoren und massiven Widerständen. Sie trennt das Signal in vier Wege: Subbass, Mittelton, Hochton und Superhochton – und das ohne hörbare Brüche oder Verfärbungen.

Das Gehäuse ist ein echter Monolith: Rund 75 Kilo pro Lautsprecher, gefertigt aus mehrfach versteiften MDF-Platten mit Echtholzfurnier – in diesem Fall meist amerikanische Kirsche. Alles an diesem Lautsprecher schreit: „Made in UK“, und das nicht im negativen Sinn.

Ein Lautsprecher, der an der Elektronik wächst

Die Kingdom 12 ist kein Lautsprecher, der an jedem Verstärker gut klingt. Sie will gefordert werden – und sie will Leistung. Mit schwächlichen Verstärkern kann sie geradezu unterkühlt oder sogar langweilig wirken. Erst mit hochklassiger Elektronik, wie z. B. den erwähnten Gryphon Reference One Monoblöcken oder den Jeff Rowland 525 mit Capri S2, zeigt sie ihr wahres Gesicht: Musikalisch, breit aufgestellt, dynamisch, mit Tiefe, Plastizität und großem Fundament.

Technische Daten der Tannoy Kingdom 12

Merkmal Spezifikation
Typ 4‑Wege, 3‑Treiber‑Standlautsprecher 
Frequenzbereich 24 Hz – 44 kHz (±3 dB)
Empfindlichkeit 90 dB (1 W/1 m)
Impedanz 8 Ω
Empfohlene Verstärkerleistung 20 – 300 W RMS
Maximale Belastbarkeit 200 W RMS Power Handling
Crossover-Frequenzen 100 Hz, 1 600 Hz, 16 000 Hz
Treiber Dual‑Concentric: 254 mm (10″) <br>- Sub‑Bass: 300 mm (12″) Papierkegel Super‑Tweeter: 25 mm (1″) Aluminium‑Kuppel 
Gehäusevolumen 160 Liter, rückseitiger Bassreflex
Abmessungen (H × B × T) 1 060 × 540 × 460 mm
Gewicht pro Einheit 75 kg
Finish Amerikanisches Kirschholzfurnier

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