ATC SCM 40 – Geschichte Technik und Hörbericht
ATC SCM 40 Gen. 2 im Test: Britische Studiotechnik vs. High-End
Wer sich im High-End-Audiobereich bewegt, kommt an drei Buchstaben nicht vorbei: ATC. Die SCM 40 -in der zweiten, passiven Version- ist oft der Einstieg in die „ernsthafte“ Welt dieses Herstellers. Aber um zu verstehen, warum dieser Lautsprecher so einen Kultstatus genießt, müssen wir kurz zurückblicken.
Die Wurzeln: Billy Woodman und die Suche nach der Wahrheit
Die Geschichte von ATC (Acoustic Transducer Company) beginnt im Jahr 1974. Gegründet wurde das Unternehmen von Billy Woodman, einem in Australien geborenen Pianisten und Ingenieur, der eine Vision hatte: Lautsprecherchassis zu bauen, die einerseits extrem belastbar sind, andererseits aber musikalisch nichts verschweigen.
Ursprünglich konzentrierte sich Woodman auf die Herstellung von Treibern für die Pro-Audio-Industrie. Der große Durchbruch – und das Herzstück fast jeder großen ATC – kam 1976 mit der Entwicklung des legendären SM75-150 Soft Dome Mitteltöners. Diese „Bärennase“ (eine weiche Kalotte) gilt bis heute als einer der besten Mitteltöner der Welt, berühmt für seine Fähigkeit, Stimmen und Instrumente mit erschreckender Realität und ohne Verzerrung wiederzugeben.
Woher sie kommen und wer sie nutzt
ATC ist „British Engineering“ durch und durch. Der Sitz ist im malerischen Gloucestershire, England. Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern kauft ATC nicht einfach Teile zu, sondern fertigt die Chassis und Komponenten größtenteils selbst im Haus.
Dieser kompromisslose Ansatz hat dazu geführt, dass ATC in den prestigeträchtigsten Studios der Welt zum „Standard“ wurde. Wenn du ein Album hörst, das phänomenal klingt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es über ATC gemischt oder gemastert wurde. Zu den Referenzen gehören:
- Sony Music Studios (New York)
- Abbey Road Studios (London)
- Telarc
- Skywalker Sound
- Künstler wie Pink Floyd (David Gilmour), Mark Knopfler und Coldplay.
Die Philosophie ist klar: Nichts hinzufügen, nichts wegnehmen. Und genau diese DNA steckt auch in der passiven SCM 40 (Gen 2).
Der Praxistest: Hifisucht und Realität
Doch graue Theorie ist das eine, die gelebte Praxis in den Wohnzimmern der Verrückten das andere.
Denke, die meisten von euch wissen mittlerweile, dass ich mich in einer WhatsApp-Gruppe bewege, welche sich auf die Fahne geschrieben hat, alles, aber auch wirklich alles an Hifi und High-End zu testen, was in unmittelbarer Nähe ist und bei „3“ nicht auf den Bäumen ist.
Meine Wenigkeit hatte vor einigen Jahren mal Kontakt zur ATC SCM 40 und war schon damals hellauf begeistert. Also kurz gesagt: Die SCM 40 wird dem Ruf von ATC absolut gerecht. Viel spannender fand ich damals allerdings die SCM 100A. Für mich als jemand, der auf absolute Neutralität steht, war und ist das ein Erlebnis gewesen.
Aber um mich und um die SCM 100A geht es heute nicht, sondern um die SCM 40 von Adam. Aber bevor wir da reingehen, noch ein kurzer Hinweis: Adam ist ein Paradebeispiel dafür, wie man Hifisucht nicht ausleben darf… – Hi Adam an dieser Stelle.
Er möchte und will es einfach wissen. Um das mal einzuordnen: Er hatte in sehr kurzer Zeit folgenden Lautsprecher-Durchlauf:
- Magico S3 MK 1
- Magico S1 MK II
- Magico V3
- Dynaudio Confidence 5
- Süßkind (irgendein Anniversary Modell)
- … und jetzt die ATC SCM 40.
An dieser Stelle muss ich dem Adam die Ohren langziehen. Er geht per se davon aus, dass alles, was teuer ist, zwangsläufig gut sein muss. Und schlimmer noch: Man sucht immer Gründe bei günstigeren Geräten, einen Fehler zu finden, der unbedingt da sein muss, weil man einen Abstand zum teuren Equipment braucht, um den Preis zu rechtfertigen.
Aber so wie Adam ist, ist er natürlich auch nüchtern – und seine Videos, die er macht, sind nicht nur sehr gut, er lässt euch auch seinem freien Lauf der Begeisterung. Er bewertet die ATC in meinen Augen sehr fair:
- Er lobt die Detailtreue.
- Er feiert die Verortung der Instrumente.
- Er hebt die herausragende Stimmenwiedergabe hervor.
- Er betont die realistische Darstellung der Instrumente.
Was ihm allerdings etwas fehlt, ist die räumliche Darstellung in Sachen 3D – also eine plastisch holographische Darstellung. Das ist etwas, was zum Beispiel eine Dynaudio Confidence 5 und die Magico S1 MK II besser schaffen sollen. Er fügt aber fairerweise auch noch hinzu, dass das Jammern auf sehr hohem Niveau ist.
Ich gehe allerdings stark davon aus, dass sein Raum hier auch noch eine gehörige Portion mitredet und die Akustik limitiert. Des Weiteren verhält sich die SCM wie eine Confidence 5 und das bedeutet: Strom hilft viel! Noch mehr Strom hilft mehr aber Strom ohne Ende schaltet Endlevel frei. Also die SCM mit Verstärker betreiben die keine Spielzeuge sind.
Für mich persönlich bleiben die ATC SCM 40 hochinteressante Lautsprecher, die ich gerne auch mal bei mir hätte. Alleine dieser legendäre Mitteltöner der ATC macht mich wuschig…
Technische Daten: ATC SCM 40 (Gen 2 – Passiv)
| Kategorie | Merkmal | Spezifikation |
|---|---|---|
| Allgemeines | Hersteller | ATC (Acoustic Transducer Company), UK |
| Modellreihe | Entry Series (SCM = Studio Control Monitor) | |
| Konzept | Geschlossenes Gehäuse (Closed Box) für maximale Impulstreue | |
| Abmessungen (H x B x T) | 980 x 370 x 305 mm (inkl. Sockel und Gitter) | |
| Gewicht | 31 kg pro Stück | |
| Bauweise | Typ | 3-Wege Standlautsprecher |
| Hochtöner | 25 mm ATC Soft Dome (SH25-76) mit Neodym-Antrieb | |
| Mitteltöner | 75 mm ATC Soft Dome (Legendäre Bärennase) | |
| Tieftöner | 164 mm ATC SC-Chassis (Short Coil) | |
| Audio | Frequenzgang | 48 Hz – 22.000 Hz (-6 dB) |
| Wirkungsgrad | 85 dB (1W/1m) | |
| Impedanz | 8 Ohm (linear) | |
| Übergangsfrequenzen | 380 Hz & 3.500 Hz | |
| Empfohlene Leistung | 75 – 300 Watt |
Fazit
Die ATC SCM 40 Gen. 2 steht genau an der Schnittstelle zwischen dem analytischen Werkzeug, das Billy Woodman für Toningenieure erschaffen hat, und dem emotionalen Erlebnis, das Hifi-Enthusiasten wie Adam (trotz seiner Kritik an der „Holografie“) suchen.
Sie ist ein geschlossenes System, was bedeutet, dass der Bass vielleicht nicht so „fett“ aufdickt wie bei Bassreflex-Boxen, aber dafür extrem präzise, schnell und trocken kommt. Und über allem thront dieser Mitteltöner, der einen einfach „wuschig“ macht, weil er Stimmen so in den Raum stellt, als stünde der Sänger direkt vor einem. Und macht den Fehler nicht, die 48Hz im Tiefbassbereich zu unterschätzen. Je nach Raum finde eine Bassverstärkerung (nein keine Raummoden) statt. Stichwort Room Gain.
Ob sie nun eine Magico schlägt oder nicht, bleibt Geschmackssache und natürlich eine Frage der Raumakustik, aber eines ist sicher: Wer die Wahrheit hören will, landet früher oder später bei ATC. Aber der Adam erwähnt allerdings auch, das die SCM 40 nicht an die Confidence 5 reicht.
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