Albert Mangelsdorff Quartett live at Tokyo

Albert Mangelsdorff Quartett live at Tokyo

Albert Mangelsdorff Quartett live at Tokyo:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Das Album „Albert Mangelsdorff Quartett Live in Tokyo“ ist ein bedeutendes Werk in der Jazzgeschichte, das die Innovationskraft und das Können des deutschen Jazz-Posaunisten Albert Mangelsdorff und seiner Mitmusiker eindrucksvoll dokumentiert. Aufgenommen im Jahr 1971 in der Yubin Chokin Hall in Tokyo, gehört dieses Album zu den Klassikern des europäischen Free Jazz und zeigt die internationale Reichweite des europäischen Jazz in einer Zeit, als dieser noch stark von den USA dominiert wurde.

Mitwirkende Musiker

Das Quartett setzte sich aus vier außergewöhnlichen Musikern zusammen:

  • Albert Mangelsdorff – Posaune: Mangelsdorff, bekannt für seine außergewöhnliche Technik und Fähigkeit, mehrere Töne gleichzeitig auf der Posaune zu spielen (Multiphonics), war einer der innovativsten Posaunisten seiner Zeit.
  • Heinz Sauer – Tenorsaxophon: Sauer war ein langjähriger musikalischer Partner von Mangelsdorff und brachte eine kraftvolle und emotionale Stimme auf dem Tenorsaxophon ein.
  • Günter Lenz – Kontrabass: Lenz, ein versierter Bassist, bekannt für seine rhythmische Präzision und kreative Linienführung, trug wesentlich zur rhythmischen und harmonischen Basis des Quartetts bei.
  • Ralf Hübner – Schlagzeug: Hübner war ein dynamischer Schlagzeuger, der durch sein flexibles und oft überraschendes Spiel die improvisatorischen Ausflüge des Quartetts unterstützte.

Titelliste und Beschreibung

  1. A1 – „Sing & Swing
    • Länge: 14:35 Minuten
    • Komponisten: Albert Mangelsdorff, Heinz Sauer
    • Beschreibung: „Sing & Swing“ eröffnet das Album mit einem Stück, das sich durch lebendige Melodien und ein starkes rhythmisches Fundament auszeichnet. Der Titel verweist auf die duale Natur des Stücks: Es beginnt mit einem melodiösen, „singenden“ Thema, das von Mangelsdorffs Posaune geführt wird, und geht dann in einen schwungvollen, kraftvollen „Swing“ über. Die Interaktionen zwischen Posaune und Saxophon sind besonders hervorzuheben, da Sauer und Mangelsdorff melodische Linien austauschen und erweitern. Das Stück bietet Raum für ausgedehnte Soli und zeigt das technische Können und die Improvisationsfähigkeit des Quartetts.
  2. A2 – „Open Space“
    • Länge: 10:22 Minuten
    • Komponist: Albert Mangelsdorff
    • Beschreibung: „Open Space“ ist ein Stück, das durch seine freie, improvisatorische Struktur und atmosphärische Tiefe besticht. Der Titel deutet auf die Weite und Offenheit des Stücks hin, das viel Raum für individuelle Improvisationen lässt. Mangelsdorff experimentiert hier intensiv mit Multiphonics auf der Posaune, was dem Stück eine fast meditative, aber auch spannungsgeladene Atmosphäre verleiht. Die anderen Instrumente, insbesondere Lenz am Bass, tragen zur subtilen, aber beständigen Dynamik bei, die das Stück durchzieht.
  3. B1 – „Mahüsale“
    • Länge: 21:40 Minuten
    • Komponisten: Albert Mangelsdorff, Günter Lenz, Heinz Sauer, Ralf Hübner
    • Beschreibung: „Mahüsale“ ist das längste Stück des Albums und ein echtes Meisterwerk der kollektiven Improvisation. Der Titel setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Musiker zusammen, was die enge Zusammenarbeit und die gleichberechtigte Beteiligung aller Mitglieder des Quartetts unterstreicht. Das Stück ist geprägt von komplexen rhythmischen Strukturen und einem intensiven Dialog zwischen den Instrumenten. Die Posaune und das Saxophon führen einen dynamischen Austausch, während Bass und Schlagzeug ein sich ständig veränderndes rhythmisches Fundament liefern. „Mahüsale“ zeigt die Bandbreite und Tiefe des Quartetts und ist ein hervorragendes Beispiel für die Kunst der freien Improvisation.
  4. B2 – „Triple Trip“
    • Länge: 4:05 Minuten
    • Komponist: Albert Mangelsdorff
    • Beschreibung: „Triple Trip“ schließt das Album mit einem kürzeren, aber intensiven Stück ab. Der Titel spielt auf die dreifache Dynamik des Stücks an, das durch schnelle Wechsel in Tempo, Stimmung und Dynamik gekennzeichnet ist. Hier zeigt sich Mangelsdorff noch einmal in Bestform, wobei er das Stück mit rasanten, technisch brillanten Posaunenläufen dominiert. Die kompakte Form von „Triple Trip“ kontrastiert stark mit dem vorhergehenden „Mahüsale“ und bietet einen energetischen Abschluss des Albums.

Fazit

„Albert Mangelsdorff Quartett Live in Tokyo“ ist nicht nur ein Live-Dokument, sondern auch ein Zeugnis der kreativen Höhenflüge des europäischen Jazz in den 1970er Jahren. Das Album bietet eine beeindruckende Mischung aus Struktur und Freiheit, bei der jedes Stück seine eigene einzigartige Atmosphäre und Dynamik entwickelt. Es ist ein Muss für Liebhaber von Jazz und insbesondere für diejenigen, die die Entwicklung des Free Jazz in Europa verstehen wollen.