Dynaudio Focus 140

Dynaudio Focus 140

Dynaudio Focus 140 Lautsprecher: Wenn der Däne im High-End-Tempel um Asyl bittet

Ihr wisst ja, wie das ist: Man hat eigentlich alles, was man braucht, aber die Neugier ist ein Hund. Und wenn man dann noch im Stuttgarter Speckgürtel wohnt und so einen High-End-Laden in der Nähe hat, ist das Schicksal quasi besiegelt. Ich war neulich wieder mal da. Ihr kennt den Laden: Ein Tempel, vollgestopft bis unter die Decke mit McIntosh-Verstärkern, die einen mit ihren blauen Augen angrinsen, B&W, Sonus Faber  und natürlich die üblichen Verdächtigen von Canton. Dazwischen Millionen von Plattenspielern und dieser ganze Bluetooth-Kram für Leute, die Musik über ihr Handy konsumieren.

Aber der wahre Grund für meine Besuche ist die Gebraucht-Ecke. Da werden Geräte im Kundenauftrag vertickt. Aber Vorsicht: Schnäppchenjäger haben es hier schwer. Die Verkäufer wissen ganz genau, was im Netz für Kurse aufgerufen werden, und knallen meistens noch mal 10 bis 20 % oben drauf. Business as usual eben.

Der Flirt auf den zweiten Blick

Bei meinem ersten Streifzug aus purer Langeweile standen sie da: Ein Paar Dynaudio Focus 140. Schlicht, skandinavisch, edel. Aber das Preisschild? Ein schlechter Witz. Viel zu teuer. Ich hab innerlich abgewunken und bin wieder abgezogen. Wochen später: Wieder Langeweile, wieder im Laden. Und siehe da, die Dänen standen immer noch an derselben Stelle und staubten langsam ein. Das war mein Moment. Ich hab mir den Abteilungsleiter gekrallt und Tacheles geredet. „Pass mal auf, die Dinger stehen hier wie Blei. Mach mir einen Preis, bei dem ich nicht nachdenken muss, sondern direkt die EC-Karte zücke.“ Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wurden uns einig. Die Beute war mein.

Wer ist die Focus 140 eigentlich? (Der Blick in den Rückspiegel)

Bevor wir zum Sound kommen, müssen wir kurz klären, woher die Kiste eigentlich kommt. Die Focus-Serie war damals der lang ersehnte Nachfolger der legendären Audience-Serie (speziell der Audience 52). Während die Audience-Reihe eher die „ehrliche Haut“ für Einsteiger war, wollte Dynaudio mit der Focus-Serie höher hinaus. Sie sollte die Lücke zur sündhaft teuren Contour-Reihe schließen. Und der Name? „Focus“ ist hier Programm. Die Dänen wollten einen Lautsprecher bauen, der das musikalische Geschehen nicht nur irgendwie wiedergibt, sondern messerscharf fokussiert. Punktgenaues Timing, eine räumliche Abbildung wie mit der Lupe – das war das Ziel.

  • Die Technik: Leichtmetall und Handarbeit
  • In der Focus 140 steckt ordentlich Hirnschmalz:

Der Hochtöner: Der berühmte Esotec+ (D280). Eine Gewebekalotte, die per Hand beschichtet wird. Wer meint, Metallkalotten seien das Maß aller Dinge, hat diesen Hochtöner noch nicht gehört.

Der Tieftöner: Ein 17-cm-Chassis aus MSP (Magnesium-Silikat-Polymer). Das Zeug ist steif, leicht und dämpft sich selbst.

Die Geheimwaffe: Dynaudio nutzt Aluminium-Schwingspulen. Warum? Weil Aluminium leichter ist als Kupfer. Dadurch kann man größere Spulen wickeln, die thermisch stabiler sind, ohne dass die Membran träge wird. Das Ergebnis ist Kontrolle pur.

Das Setup: Deutsche Panzer treffen dänische Präzision

Ich hab die Kleinen an meine Kette gehängt:

  • Verstärker: T+A PA 1500 (Ein Kraftwerk vor dem Herrn)
  • CD-Player: T+A CD 1200R
  • Streamer: Bluesound Node 2i

Viele sagen ja, Dynaudio braucht Strom ohne Ende. Stimmt auch. Die Focus 140 haben einen Wirkungsgrad von etwa 86 dB – das ist jetzt nicht gerade viel. Wenn man da einen schmächtigen Röhrenverstärker dranhängt, verhungern die Kisten. Aber der T+A PA 1500 packt die Membranen an der kurzen Leine und zeigt ihnen, wer der Chef im Ring ist.

Der Klang: Die akustische Abrissbirne im Smoking

Was soll ich sagen? Ich bin ein Fan. Dynaudio ist eine der wenigen Marken, die klanglich genau das liefern, was ich will: Realistische, natürliche und absolut neutrale Wiedergabe. Wenn man die Augen schließt, glaubt man nicht, dass da kompakte Regallautsprecher spielen. Der Bass ist für die Größe der Wahnsinn. Er ist tief, trocken und hat eine Wucht, die man eher einem Standlautsprecher zutrauen würde. Die Tiefenstaffelung ist so gut, dass man meint, man könne zwischen den Musikern durchlaufen.

Und dann dieser Hochtöner: Er löst alles auf, jedes Kratzen über die Saite, jeden Atemzug. Aber – und das ist der entscheidende Punkt – er nervt nie. Er ist niemals schrill oder anstrengend. Man kann stundenlang hören, egal welches Genre. Ob Jazz, Rock oder elektronischer Kram: Die Focus 140 bildet alles hervorragend ab.

Das ultimative Mackern-Fazit: Warum die Focus 140 jeden Cent wert ist

Leute, Hand aufs Herz: Im HiFi-Zirkus wird viel erzählt, wenn der Tag lang ist. Da wird über Kabelklang philosophiert und über  Gerätefüße gestritten, während die Lautsprecher im Raum stehen wie bestellt und nicht abgeholt. Aber bei der Dynaudio Focus 140 reden wir nicht über Voodoo, sondern über ehrliches, dänisches Handwerk, das dir die Falten aus dem Sack bügelt.

Warum bin ich so begeistert? Erstens: Diese Box ist eine Mogelpackung im positivsten Sinne. Du schaust diese kompakten Kisten an und denkst: „Ja, nett für ein bisschen Hintergrundgeplänkel.“ Dann drehst du den T+A PA 1500 auf, und plötzlich steht da ein Bass im Raum, der physikalisch eigentlich gar nicht aus diesem Gehäuse kommen dürfte. Das ist kein aufgeblasener Pseudo-Bass, wie man ihn von billigen Subwoofern kennt, die nur rumwummern. Das ist Präzision. Wenn der Drummer auf die Kick-Drum latscht, dann spürst du das im Magen – trocken, schnell und staubfrei.

Zweitens: Die Ehrlichkeit. Viele Lautsprecher versuchen dich zu bescheißen. Die einen verbiegen die Mitten, damit Stimmen schöner klingen, die anderen pushen die Höhen, um „Pseudo-Details“ vorzugaukeln. Die Focus 140 macht das nicht. Sie ist neutral bis auf die Knochen. Wenn die Aufnahme Grütze ist, hörst du Grütze. Aber wenn die Aufnahme gut ist – und ich meine so richtig gut –, dann geht die Sonne auf. Diese Tiefenstaffelung ist eine Wucht. Du hörst nicht nur links und rechts, du hörst vorne und hinten. Du hörst den Raum, in dem die Aufnahme entstanden ist.

Die Langzeittauglichkeit (Das Anti-Nerv-Gen) Das Wichtigste für mich ist aber: Der Esotec+ Hochtöner ist eine Lebensversicherung für deine Ohren. Es gibt so viele High-End-Boxen, die dir nach 30 Minuten mit ihren analytischen Höhen das Hirn sezieren. Da macht Musikhören keinen Spaß, das ist Arbeit. Die Dynaudios hingegen lösen extrem fein auf, bleiben dabei aber seidig. Ich kann damit stundenlang Blues, Rock oder Elektro hören, ohne dass ich danach ein Aspirin brauche. Das ist die wahre Kunst im Lautsprecherbau.

Endabrechnung: Die Focus 140 zeigt mir mal wieder: Dynaudio baut keine schlechten Lautsprecher. Punkt. Wer eine ehrliche, natürliche und verdammt druckvolle Kompaktbox sucht, die locker mit deutlich größeren Standlautsprechern mithält, der muss hier zugreifen. Sie verlangt nach einem kräftigen Verstärker – mit einem 30-Watt-Spielzeug braucht ihr gar nicht erst anfangen – aber wenn die Kette stimmt (T+A, Bluesound, Node 2i), dann ist das hier Endstation.

Ich bin sowas von zufrieden mit dem Deal. Die Focus 140 grinsen mich jeden Tag an, und ich grinse zurück. Mehr HiFi braucht kein Mensch auf 20 Quadratmetern.

Technische Daten: Dynaudio Focus 140

Kategorie Merkmal Spezifikation
Allgemeines Hersteller Dynaudio, Dänemark
Modellreihe Focus (Vorgänger: Audience Serie)
Konzept Fokus auf Präzision und Timing
Gewicht 8,5 kg pro Stück
Bauweise Typ 2-Wege Monitor (Regallautsprecher)
Hochtöner Esotec+ Gewebekalotte (28 mm)
Tieftöner 17 cm MSP-Membran mit Aluminium-Schwingspule
Audio Frequenzgang 41 Hz – 25.000 Hz (± 3 dB)
Wirkungsgrad 86 dB (2.83V/1m)
Impedanz 4 Ohm
Belastbarkeit > 200 Watt (IEC)

Tipps zur Aufstellung:

1. Das „Magische Dreieck“ und die Einwinkelung

Die Focus 140 hat eine sehr breite Abstrahlung. Wenn Du sie direkt auf deine Ohren ausrichtest (stark eingewinkelt), wird der Fokus extrem scharf, aber die Bühne kann eng werden.

Mackern-Tipp: Fang damit an, dass die Boxen dich knapp an den Schultern vorbei anschauen. Wenn du dann merkst, dass die Mitte (die Stimme) stabil im Raum steht, dreh sie millimeterweise weiter nach außen. Je weniger Einwinkelung, desto breiter und tiefer wird die Bühne – aber pass auf, dass die Stimme in der Mitte nicht „zerreißt“.

2. Raus aus der Ecke! (Wandabstand)

Für die Tiefe: Wenn die Box zu nah an der Rückwand steht (unter 40–50 cm), klatschen die Schallreflexionen zu schnell zurück. Das macht den Bass fett, killt aber die Tiefenstaffelung. Schieb sie mal testweise 20 cm weiter in den Raum rein. Du wirst merken, wie die Bühne nach hinten plötzlich „aufgeht“. Oder man nutzt die Mitgelieferten Schaumstoppstoffen, so wie ich.

3. Die Höhe muss stimmen

Der Esotec+ Hochtöner ist das Juwel der Box. Damit die Zeitrichtigkeit und die räumliche Zuordnung perfekt funktionieren, sollten deine Ohren beim Sitzen exakt auf Höhe der Hochtöner sein. Wenn deine Ständer zu niedrig sind, kipp die Boxen vorne einen Millimeter an (Spikes unterschiedlich weit rausdrehen), damit sie leicht nach oben strahlen. Das bringt sofort mehr Luftigkeit und Raumtiefe.

4. Entkopplung vom Boden

Macker-Tipp: Stell die Focus 140 auf Spikes (wenn du Teppich hast) oder auf ordentliche Absorber (bei Parkett/Fliesen). Je ruhiger das Gehäuse steht, desto sauberer arbeitet der Hochtöner – und desto plastischer stehen die Instrumente im Raum.

5. Symmetrie ist alles

Der Bluesound Node 2i liefert ein sauberes Signal, aber wenn links ein Schrank steht und rechts ein Vorhang hängt, ist die Tiefenstaffelung beim Teufel. Versuch, die Seitenwände so symmetrisch wie möglich zu halten. Wenn das nicht geht: Die Box auf der „nackten“ Seite einen Tick weiter einwinkeln als die andere.

Probier das mal aus und hör dir ein Stück mit viel Hallanteil an (z.B. guten alten Jazz oder eine Kirchenaufnahme). Du wirst staunen, was da noch geht!