Canton Karat 200

Canton Karat 200

Canton Karat 200 Kompaktlautsprecher Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★☆☆ (3/5)

Canton gehört sicherlich zu den erfolgreichsten Lautsprecherherstellern Deutschlands, wenn nicht sogar zum erfolgreichsten. Die Firma wurde 1972 von Hubert Milbers, Otfried Sandig, Günther Seitz und Wolfgang Seikritt gegründet. Ich habe mich immer gefragt, was der Name Canton bedeuten soll, bis mir ein Cantonsammler die Erklärung gab: „Cantare“ (Singen) und „Ton“ stehen für den reinen Klang. Wie auch immer… Die Firma hat es meisterhaft verstanden, sich auf dem schwierigen HiFi-Markt zu etablieren und sich dort zu festigen. Selbstverständlich benötigt man für einen solchen Aufstieg auch gute Beziehungen im Handel, denn ohne diese kann man noch so gute Lautsprecher bauen – es wird dennoch schwierig, Erfolg zu haben.

Es gibt viele Lautsprecher aus dem Hause Canton, die ich persönlich für außergewöhnlich halte. Dazu zählen unter anderem die LE 900, die GLE 100 und die erste Ergo P (passiv). Allerdings gibt es auch Modelle von Canton, bei denen ich mich frage, ob sie wirklich hätten produziert werden müssen. In diesem Punkt ist Canton jedoch keine Ausnahme. Selbst bei Sonus Faber gibt es Lautsprecher, die ich nicht einmal mit einer Pinzette anfassen würde – kein Witz! Doch um ehrlich zu sein: Es ist unmöglich, durchgängig perfekte Lautsprecher zu produzieren. Schließlich sind die Räume der Käufer so unterschiedlich wie ein Hund von einem Vogel. Trotzdem schaffen es einige Hersteller, Lautsprecher zu entwickeln, die in den verschiedensten Räumen gut klingen. Beispiele hierfür sind Dynaudio, Gauder Akustik und diverse Monitorlautsprecher aus Japan.

Meine Karat 200 habe ich in einem Second-Hand-Laden gekauft. Die Lautsprecher sollten eigentlich als PC-Lautsprecher für meinen Sohn dienen. Als Verstärker nutzte ich einen Braun A2 und schloss einen NAD C541i CD-Player an. Doch als ich die Anlage startete, war die Enttäuschung groß: Die Karat 200 klang leblos und dumpf, sogar mein Sohn, der sich sonst überhaupt nicht für HiFi interessiert, schaute mich verdutzt an und fragte: „Ist das dein Ernst, Papa?“ Also baute ich die Anlage wieder ab und kaufte stattdessen eine Bluetooth®-Box von JBL. Nach dieser Erfahrung verschwanden die Karat 200 für sagenhafte sieben Monate im HiFi-Abstellraum.

Eines Tages beschloss ich, meine HiFi-Geräte auszumisten. Dabei fielen mir auch die Karat 200 wieder in die Hände. Bevor ich jedoch etwas endgültig entsorge, gebe ich den Geräten immer eine zweite Chance. Also baute ich die Canton-Lautsprecher zusammen mit dem Braun A2 in meinem Hörraum auf, legte die Dire Straits CD „Money for Nothing“ in den NAD und drückte auf Play. Die ersten Töne bei Zimmerlautstärke ließen mich regelrecht erstarren! Unglaublich, was plötzlich aus diesen „Zwergen“ herauskam – ein wunderbarer Druck und eine dynamische Spielweise! Natürlich war ich begeistert und genoss den Klang der Karat 200 in vollen Zügen. Bis mein Sohn nach Hause kam, kurz innehielt und fragte: „Hast du schon wieder eine neue Anlage?“ Als er die Geräte erkannte, fügte er hinzu: „Sind das nicht die Lautsprecher, die du mir geben wolltest?“ Es lag mit großer Wahrscheinlichkeit am Raum. Ich stellte fest, dass die Karat auf einem Ständer, freistehend, deutlich besser klangen als in die Ecke gequetscht auf einem Schreibtisch.

Leider war mein Sohn nicht mehr zu begeistern – seine drahtlose JBL BOOM-BOX stellt ihn bis heute voll und ganz zufrieden. In diesem Sinne…

  • Modell: Canton Karat 200
  • Baujahre: 1986 – 1987
  • Hergestellt in: Deutschland
  • Farbe: schwarz, Weiß, Nußbaum
  • Abmessungen: 265 x 420 x 250 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 9 kg
  • Neupreis ca.: 1100,- DM (UVP, Paar)
  • Bauart: 3-Wege geschlossen, Kompaktlautsprecher
  • Chassis: Tieftöner: 220 mm Mitteltöner: 28 mm Kalotte Hochtöner: 20 mm Kalotte
  • Belastbarkeit: 70/100 W (Nenn-/Musikbelastbarkeit)
  • Wirkungsgrad: 90,2 dB
  • Übertragungsbereich: 28 – 30.000 Hz
  • Übergangsbereiche: 900 / 3.600 Hz
  • Impedanz: 4 Ohm (auch als 8 Ohm-Version erhältlich)