Harman Kardon HK 690

Harman Kardon HK 690

Harman Kardon HK 690 Vollverstärker Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★☆ (4/5)

Harman Kardon hat, wie viele andere Hersteller, eine beeindruckende Tradition und lange Geschichte. 1953 wurde das Unternehmen gegründet, und im folgenden Jahr wurde der erste Receiver (Verstärker und Tuner in einem) mit dem Namen Festival D1000 vorgestellt. Fünf Jahre später folgte der erste Stereo-Receiver, der TA230. Damit nicht genug, legte Harman Kardon auch den Grundstein für leistungsstarke Endstufen mit dem Citation II! Einige Zeitgenossen meinen, dass HK 1964 den ersten Transistorverstärker entwickelte, vergessen jedoch, dass bereits 1963 Grundig den SV 50 auf der Internationalen Funkausstellung präsentierte.

Auch wenn Harman hier Jahr für Jahr zulegte, hat das Unternehmen unsere HiFi-Welt nachhaltig verändert und angetrieben. Doch Mitte der 70er Jahre entschieden einige Manager, die breite Masse zu bedienen. Das funktionierte auch wunderbar! Die Marke war ein Begriff, selbst für Menschen, die eigentlich mit HiFi kaum etwas am Hut hatten. Ich erinnere mich an einige Unterhaltungen mit Bekannten. Als ich im Smalltalk bekanntgab, dass ich auf HiFi stehe, kam immer die fragende Antwort: „Hast du bestimmt Harman Kardon.“ Wenn ich ehrlich sein soll, war die Marke für mich jedoch nicht wirklich eine Alternative. Mit den Geräten der 90er Jahre konnte ich nie viel anfangen, weil sie nicht meinem optischen Geschmack entsprachen und mir einfach zu viel Plastik eingesetzt wurde. Deshalb habe ich kaum ein Gerät von Harman mein Eigen genannt.

An einem unglaublich langweiligen Abend saß ich vor meinem Rechner und durchforstete einige Kleinanzeigenportale. Da sprang mir ein HK690 für sagenhafte 100 Euro entgegen. Schnell rief ich dort an und fuhr sofort 20 Kilometer zum Abholort. Nachdem ich angekommen war und die Besitzer aus der Wohnung geklingelt hatte, sprach der Verkäufer gleich auf die weiteren Angebote an, die er erhalten hatte. Obwohl der Verkäufer am Telefon sagte, dass der Verstärker schon verkauft sei, boten einige Gierbolzen 50 bis 100 Euro mehr für das Gerät. Ich frage mich, warum man sowas macht. Warum lassen sich solche Menschen von ihrer Gier so extrem leiten? Aber ich denke, das ist ebenfalls ein deutsches Phänomen: Missgunst, soweit das Auge reicht. Zum Glück war der Verkäufer ein Ehrenmann und fügte hinzu: „Was man ausspuckt, leckt man nicht wieder auf!“ Eine türkische Weisheit. Kommen wir aber langsam, aber sicher, zum HK690.

Viele sind der Meinung, dass der HK690 das größere Modell vom HK680 ist. Aber der Verstärker mit der 90 am Ende ist „nur“ der Nachfolger. Er wurde leicht verbessert und liefert etwas mehr Watt. Aber im Großen und Ganzen sind das identische Vollverstärker. Die Verarbeitung ist gut, aber für mich, wie oben schon erwähnt, zu viel Plastik. Selbst die Front besteht daraus, macht aber einen soliden Eindruck. Das Innere ist nicht schön und so gestaltet, wie es sich für einen günstigen Verstärker gehört – also dem Einkaufspreis entsprechend. Allerdings liest man in diversen Foren eine Huldigung nach der anderen. Die HK 680 und 690 Verstärker sollen klangliche Monster sein. Natürlich nimmt man solche Aussagen ernst und freut sich auf die Präsentation, die der HK690 jetzt abhalten wird.

Als Lautsprecher nahm ich ein Paar Dynaudio 1.8 MKII und als Quelle einen Marantz CD 17. Ho la la, liebe Waldfee! Was geht denn hier für ein Film ab, dachte ich mir. Der AMP knüppelte die Bässe sehr druckvoll aus den Lautsprechern, und alles andere schien auch toll zu sein. Allerdings verflog die Euphorie leider sehr schnell. Denn dieser Verstärker ist in höchstem Maße gesoundet! Das wird schnell deutlich, wenn man qualitativere Verstärker als Vergleich heranzieht, wie einen Accuphase E308, Naim SuperNait 2, AVM A2 und so weiter. Der Bassbereich ist zwar druckvoll, aber sehr dick und kommt mit komplexen Bassstaffelungen nicht zurecht.

Der Hochtonbereich ist ebenfalls zu anstrengend, und das zieht sich leider auch in die Mittenwiedergabe. Ich gestehe: Die Vergleichsverstärker kosteten teilweise das 4- bis 5-Fache von dem, was Harman Kardon für den HK690 ausgerufen hatte, und deshalb ist der Vergleich auch nicht fair. Aber entgegen vieler positiver Stimmen ist das eben ein 1000 DM Verstärker, und das hört man auch. Das soll jedoch nicht bedeuten, dass man mit dem HK690 keinen Spaß haben kann. Natürlich hat man mit diesem Verstärker Spaß, und wie es ein HiFi-Händler aus Kirchheim/Teck mal zu mir sagte: „High End fängt da an, wo die Musik anfängt, Spaß zu machen!“ In diesem Sinne…

Technische Daten:

  • Modell: HK 690
  • Baujahre: 1995 bis 1999
  • Typ: Vollverstärker
  • Herstellungsland: Taiwan.
  • Fernbedienung: Ja ( HK 690 )
  • Leistungsaufnahme: 620 Watt
  • Abmessungen: 443 x 155 x 405 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 12 kg
  • Farbe: schwarz
  • Neupreis ca.: 2.000 DM
  • Anzahl der Eingänge: 7
  • Leistungsverstärkereingang (MAIN IN)
  • Anzahl der Ausgänge: 6
  • 2 Lautsprecherpaare
  • Tape-1-Out
  • Tape-2-Out
  • Kopfhörerbuchse (6,3mm-Klinke)
  • Vorverstärkerausgang (PRE OUT)
  • Sinusleistung pro Kanal (FTC), 20 Hz bis 20 kHz: 8 Ohm: 100 W (bei <0,09% Klirrfaktor)
  • beide Kanäle ausgesteuert: 4 Ohm: 200 W (bei <0,3% Klirrfaktor)
  • Sinusleistung nach DIN, pro Kanal: 4 Ohm: 220 W
  • Impulsleistung (IHF, 1 kHz, Tonimpuls): 8 Ohm: 135 W 4 Ohm: 200 W 2 Ohm: 240 W
  • Hochstromreserve (HCC): +/- 75 Amp
  • Siebung : 4x 10000 mF
  • 2 Gleichrichter !!
  • Eingänge werden per IC geschaltet
  • Leistungsbandbreite (halbe Nennleistung, 8 Ohm): <10 Hz – 100 kHz
  • Frequenzgang bei 1 W (-3dB): 5 Hz – 100 kHz
  • Dämpfungsfaktor: 120
  • Signal-Rauschabstand (Bezug Nennleistung, A-bewertet):
  • Tuner/CD: 95 dB
  • Phono (MM): 80 dB
  • Phono (MC): 75 dB
  • Eingangsempfindlichkeit/Impedanz:
  • Tuner/CD: 150 mV/50 kOhm
  • Phono (MM): 2,5 mV/47 kOhm, 125 pF
  • Phono (MC): 250μV/100 Ohm
  • Max. zulässige Eingangsspannung:
  • Phono (MM): 100 mV
  • Baß (50 Hz): +/- 10 dB
  • Höhen (10 kHz): +/- 10 dB
  • Ringkerntrafo,
  • Tape Monitor, Aufnahmequellenwahl;
  • Source Direct,
  • Phono MM / MC Schalter auf Rückseite