Magico S3 MK 1 Review

Magico S3 MK 1 Review

Die Magico S3 Mk I: Einer der Großen, gefangen zwischen Membranfläche und purer Spektakulärität

Ein Erfahrungsbericht aus der WhatsApp-Hölle der Magico-Geschädigten

Manche Lautsprechermarken schaffen es, ihre Käufer zu Anhängern, ja fast schon zu Jüngern zu machen. Magico LLC aus Hayward, Kalifornien, ist so ein Fall. Und damit sind wir mittendrin in unserer kleinen, verschworenen WhatsApp-HiFi- und High-End-Gruppe. Denn eines muss man klar sagen: Fast alle von uns sind „Magico-geschädigt“ – wir sind süchtig nach der kompromisslosen Philosophie.

Das ist der Hintergrund, warum dieser Bericht über die Magico S3 Mk I kein klassischer Test im eigenen Hörraum ist, sondern eine Bestandsaufnahme aus der Magico-Elite unserer Gruppe. Genauer gesagt: Wir verlassen uns hier auf die akribischen Notizen und Sprachnachrichten von Adam, unserem wandelnden Magico-Archiv.

Die Philosophie des Alon Wolf: Vom CGI zur CNC-Fräse

Um zu verstehen, warum Magico solch einen Status genießt, muss man den Kopf der Marke kennen: Alon Wolf. Der Mann ist weit mehr als nur ein Entwickler. Wolf, ein technisch versierter Industriedesigner und passionierter klassischer Gitarrist, kommt ursprünglich aus der CGI-Branche. Er arbeitete an Hollywood-Produktionen wie Shrek und Antz, bevor er 2004 Magico formal gründete. Seine Vision war immer die kompromisslos perfekte Audiowiedergabe, und er übertrug die Präzision aus der digitalen Welt in die Hardware.

Das Ergebnis ist der berühmte Magico-Ansatz: Gehäuse aus massiven, Flugzeug-tauglichen Aluminium-Strangprofilen, die CNC-gefräst werden. Null Toleranz, maximale Steifigkeit und Dämpfung. Wolf ist ein „Big Measurements Guy“, der nichts dem Zufall überlässt. Er misst, er simuliert, er baut. Die S3 Mk I war über Jahre hinweg ein zentrales Modell im Portfolio, bevor sie Ende 2016 mit der Ankündigung der S3 Mk II (Lieferung ab Januar 2017) abgelöst wurde. Die Mk I verkörperte dabei perfekt die Symbiose aus Wolfs technischem Anspruch und einem noch vergleichsweise wohnraumfreundlichen Auftritt.

Im Magico-Club: V3, S1, S3 – Die Evolution der Sucht

Unsere Gruppe ist eine Art lebendiges Magico-Museum. Hier eine kleine Historie des Wahnsinns: Uli begann mit einer V2 und landete später bei der S3 Mk I. Thorsten und Marius haben sich die genialen S1 Mk II gegönnt (Marius nach viel Testerei und Enttäuschungen). Adam, unser Hauptzeuge, durchlief die V3 und die S1 Mk II, bevor die S3 Mk I bei ihm einzog. Die meisten meiner Leser Wissen das ich eine längere mit Magico V3 gesegnet war, bevor ich mein Heil bei einer  Dynaudio C5 fand.

Adam’s Dilemma: S1 Mk II vs. S3 Mk I

Deshalb ist Adams Meinung Gold wert, denn er hat die Modelle der S-Serie direkt im Vergleich gehört. Und hier kommt der wichtige Punkt: Adam hat nicht nur die Lautsprecher, sondern auch die Elektronik variiert. Seine Eindrücke basieren auf einem hochklassigen Besteck, das von Jeff Rowland 525 Stereo- / Mono-Endstufen über den brachialen Vollverstärker Gryphon Diablo 300 bis hin zur messerscharfen Spectral DMA 260 reichte. Damit ist sichergestellt, dass die Magicos immer genug Strom und Kontrolle bekamen. Adam, der seine V3 kürzlich verkaufte, hatte die S1 Mk II und die S3 Mk I nacheinander bei sich stehen. Sein Fazit ist ein klassisches HiFi-Dilemma:

„Für mich ist die S1 Mk II die beste 2-Wege-Box der Welt,“ so Adam.

Er schätzt die S1 Mk II als einen sehr musikalischen und audiophilen Lautsprecher, bei dem die Präzision mitunter eine sekundäre Rolle spielt – zugunsten des musikalischen Flusses. Adam geht sogar so weit zu sagen, er kenne keinen Lautsprecher, der so spektakulär spielen könne wie die S1 Mk II. Das ist ein gewaltiges Kompliment für die kleine Aluminium-Säule. Doch hier kommt die Physik ins Spiel, und damit die S3 Mk I.

Die S3 bietet naturgemäß deutlich mehr Membranfläche im Bassbereich. Adam bringt das Beispiel eines Schlagzeuges ins Spiel und bestätigt: Das Resultat ist ein präziserer und mächtigerer Bass im Vergleich zur S1. Wer ein echtes Schlagzeug mit Wucht und Kontrolle abbilden will, kommt an der S3 kaum vorbei. Interessanterweise grätscht Adam mit einer weiteren Erfahrung rein: Seine frühere V3 hatte in seinen Ohren einen trockeneren Bass als die S3. Ihm Großen und Ganzen meint er, dass alle diese Modelle ihre Vorzüge haben und natürlich auch zum Raum passen sollten und müssen. Das zeigt einmal mehr, dass selbst innerhalb einer Marke und Generation die klanglichen Signaturen feingliedrig variieren.

Ulis Faustregel: Raum + S3 MK 1 + Trinnov = Macht

Unabhängig von den klanglichen Nuancen zwischen den Modellen, meldet sich unser Gruppenmitglied Uli, selbst Besitzer der S3, mit einer knallharten Ansage zur Realität:

„Du kannst eine S3 nicht unter 25 qm betreiben. Dafür ist der Lautsprecher viel zu mächtig!“

Das ist die klare Ansage. Die S3 Mk I ist schlicht ein großer Lautsprecher, der Luft braucht, um ihr Basspotenzial sauber und ohne Dröhnen zu entfalten.

„Ulis Hörbericht: Magico S3 Mk1 – Ein Hördrama in zwei Akten (und einer Couch, die leiden muss)

Gut, da steht sie also, die Magico S3 Mk1. Ein ausgewachsener Dreiwege-Standlautsprecher, wie er im Buche steht – und genauso klingt sie auch. Punkt.

Meine erste Begegnung war, sagen wir mal, lehrreich. In meinem damals noch beschaulichen 18-Quadratmeter-Refugium entfaltete sie sich… nun ja, nicht wirklich. Das Resultat? Völlig unüberraschend: Der Raum erwies sich als klanglicher Sargdeckel. Zu viel Bass, eine Abbildung, die sich anfühlte wie in einer Sardinenbüchse – da war klar, hier muss mehr Luft her. Die S3 ist eben kein Regallautsprecher für die Puppenstube, das sollte jedem halbwegs erfahrenen Hörer von vornherein klar sein. Wer eine Magico stellt, muss auch den nötigen Spielraum bieten.

Das Glück war mir hold, und so wanderte mein Hör-Setup in einen anständigen 45-Quadratmeter-Hörraum. Endlich konnte die S3 atmen! Mit dem nötigen Abstand zu den Rück- und Seitenwänden entfachte sie dann, was ich insgeheim erwartet hatte. Es ist, als hätte man plötzlich zwei komplett verschiedene Lautsprecher vor sich. Die S3 zaubert eine regelrecht dreidimensionale Bühne in den Raum, mit einer Tiefenstaffelung, die man nicht nur hört, sondern förmlich greifen kann.

Die Durchhörbarkeit über das gesamte Frequenzband ist schlichtweg enorm. Bis runter zu 26 Hertz – und das meine ich ernst – bleibt kein Detail verborgen. Und wer jetzt dachte, die bei Magico (damals) etwas anders gestalteten Bässe könnten in puncto Präzision Federn lassen, der irrt gewaltig. Eine Fehlannahme, die sich schnell in Luft auflöste. Trotzdem: Vorsicht ist geboten! Die S3 spielt ein derart kräftiges unteres Frequenzband, dass sie gerne mal die Couch in Schwingungen versetzt. Das ist kein sanftes Streicheln, das ist ein Tritt ins Zwerchfell, wenn’s sein muss. Und genau das unterscheidet sie spürbar von den kleineren Modellen und ihren Vorgängern.

Das Schöne daran: Mit diesem Powerhouse ist es tatsächlich möglich, auch Hardrock und Heavy Metal mit vollem Frequenzumfang und Dynamik zu genießen, ohne dass es in einem undefinierbaren Brei endet. Für meine Ohren ist das ein ausgesprochen guter Lautsprecher, der, wenn man den Bass im Griff hat – und das ist entscheidend! – schlichtweg keine Fehler macht. Sie zaubert eine wunderbare Grob- und Feinzeichnung über alle Frequenzen, die letztlich nur von den neueren Modellen mit den beschichteten Chassis noch übertroffen wird.

Präzise, schnell, impaktstark und druckvoll, dabei stets natürlich und unaufdringlich – das wäre wohl die treffendste Kurzbeschreibung für diesen audiophilen Boliden. Wer den Platz und das nötige Kleingeld hat, findet hier einen echten Spielpartner, der keine Kompromisse eingeht.“

Ich, der die S3 Mk I nie selbst gehört hat, ist geneigt zu vermuten, dass die S3 die passendere Wahl für mich wäre – allein wegen der präziseren Spielweise. Aber in unserer „Magico-geschädigten“ Gruppe wissen wir alle: Am Ende entscheidet immer das Ohr, nicht die Wunschliste und für mich und Uli natürlich der Raum!

Fazit: Das große Magico-Dilemma – Zwischen Vernunft und Verlangen

Die Geschichte der Magico S3 Mk I ist, wie die gesamte Historie der Marke, eine Geschichte von Kompromisslosigkeit – die aber paradoxerweise in einem Netz aus persönlichen Kompromissen mündet.

Adam, unser fleißiger Magico-Tester, hat uns mit seiner Erfahrung auf ein fundamentales HiFi-Dilemma gestoßen: Die S1 Mk II, der kleinere Zweiwegler, wird als „beste 2-Wege-Box der Welt“ und „spektakulär“ gefeiert, weil sie eine emotionale, musikalische Größe liefert, die über die reine Präzision hinausgeht. Die S3 Mk I hingegen, angetrieben von Verstärker-Schwergewichten wie der Gryphon Diablo 300 und der Spectral DMA 260, kontert mit der puren physikalischen Überlegenheit: mehr Membranfläche, präziserer und tieferer Bass, der ein Schlagzeug mit physischer Wucht in den Raum stellt.

Das Dilemma ist also eines von Präzision versus Spektakularität.

Adam vermisst die S1, die emotionale Wucht. Die S3 bietet ihm das Fundament, das er braucht, aber vielleicht nicht die gleiche Magie im musikalischen Fluss.

Hinzu kommt die knallharte Realität von Ulis 25-Quadratmeter-Regel. Die S3 Mk I ist ein mächtiger Lautsprecher, der Luft zum Atmen braucht. Wer diesen Alukoloss in einen kleineren Raum zwängt, bekommt – und das ist das Versprechen jeder Magico – zwar Kontrolle, aber eben auch zu viel Bassenergie, die das Klangbild dominiert. Die S3 fordert ihren Platz ein, während die S1 in kleineren Umgebungen ihre Stärken im Mittelhochtonbereich souveräner ausspielen kann. Letztlich bleibt die S3 Mk I, auch wenn sie vom Nachfolger (Mk II) abgelöst wurde, ein zeitloses Statement der amerikanischen High-End-Schmiede: ein Lautsprecher, der die technologische Vision von Alon Wolf perfekt in die Praxis umsetzt. Doch welche Magico die richtige ist, hängt nicht von den technischen Daten ab, sondern von drei Faktoren: Raumgröße, Elektronik und dem persönlichen Geschmack.

Technische Daten:

Spezifikation Wert/Beschreibung
Konzept 3-Wege-Standlautsprecher (4-Treiber-System)
Gehäuse Völlig gekapselt (abgedichtet, Acoustic Suspension)
Hochtöner 1 × 1-Zoll MBe-1 Beryllium-Kalotte (oder Nano-Tec)
Mitteltöner 1 × 6-Zoll Graphene-Nano-Tec Konus
Tieftöner 2 × 7.5-Zoll Aluminium Konus
Empfindlichkeit Ca. 88 dB (bei 2.83V/1m)
Impedanz (Nenn) 4 Ohm
Frequenzbereich Ca. 26 Hz − 50 kHz
Empfohlene Leistung 50 W − 300 W
Abmessungen (H × B × T) 122 cm × 30 cm × 30 cm
Gewicht (Stück) Ca. 68 kg
Gehäusematerial Extrudiertes Aluminium (6061 T6)
Kategorie Keywords (Deutsch/Englisch)
Hauptmodelle Magico S3 Mk I, Magico S1 Mk II, Magico V3, Magico Lautsprecher, Magico S3 Test
Marke/Person Magico LLC, Alon Wolf, High End Audio, High-End Lautsprecher, Magico Deutschland
Vergleich Magico S3 vs S1, Magico S3 Mk I vs Mk II, S3 Mk I Klang, 3-Wege Lautsprecher
Technologie Acoustic Suspension, Aluminium Gehäuse, Beryllium Hochtöner, Graphene Nano-Tec, Trockener Bass
Elektronik Jeff Rowland 525, Gryphon Diablo 300, Spectral DMA 260, HiFi Verstärker, Lautsprecher Kontrolle
Long-Tail (Nischen) Magico S3 Raumanforderung, S3 Mk I Hörerfahrung, Best 2-Way Speaker (S1 Mk II), Magico 25 qm
Thematisch Audiophil, High Fidelity, Lautsprecher Review, High End Forum, HiFi Gruppe Erfahrungen