
Multisensorische Integration in Hifi
Multisensorische Integration – Wenn Hören zum Erlebnis wird
In der Welt des High-End-Audio geht es längst nicht mehr nur um den reinen Klang. Audiophile Enthusiasten wissen: Wirklich tiefgehender Musikgenuss entsteht erst, wenn mehrere Sinne angesprochen werden – ein Phänomen, das unter dem Begriff multisensorische Integration zusammengefasst wird. Doch was bedeutet das konkret im Kontext von HiFi und High End?
Mehr als nur Hören
Beim klassischen Musikgenuss steht natürlich der Hörsinn im Vordergrund. Doch wer sich ernsthaft mit hochwertiger Audiowiedergabe beschäftigt, weiß: Das Erlebnis beginnt nicht erst, wenn die ersten Töne erklingen – es beginnt beim Betreten des Hörraums, beim Blick auf die Anlage, beim Spüren der Haptik von Reglern, Knöpfen und Gehäusen. Der Klang ist das Zentrum, aber nicht das Ganze.
Die multisensorische Integration beschreibt genau dieses Zusammenwirken der Sinne – also wie visuelle, taktile und selbst olfaktorische Eindrücke mit dem Gehörten eine Einheit bilden. Unser Gehirn ist darauf ausgelegt, Reize zu bündeln und zu einem kohärenten Gesamteindruck zu verarbeiten. Ein schönes Beispiel: Eine massive, gebürstete Aluminiumfront vermittelt visuell und haptisch Wertigkeit – und dieser Eindruck überträgt sich unterbewusst auch auf die akustische Wahrnehmung. Der Klang „wirkt“ wärmer, kraftvoller, definierter – selbst wenn sich an den reinen technischen Parametern nichts geändert hat.
Das Auge hört mit
Wer schon einmal einem Röhrenverstärker beim Arbeiten zugeschaut hat – glühende Endröhren, sanft beleuchtete VU-Meter, ein satter Knack beim Einschalten – der weiß, wie sehr visuelle Aspekte das Hörerlebnis verstärken können. Nicht umsonst legen High-End-Hersteller großen Wert auf das Design und die Materialwahl ihrer Komponenten. Hochglanzlackierungen, edles Holzfurnier oder fein gearbeitete Drehregler – sie alle sprechen unsere Sinne an und beeinflussen die Wahrnehmung.
Der Raum als Teil des Systems
Auch der Hörraum spielt eine zentrale Rolle: Die Lichtstimmung, das Mobiliar, die Akustikverkleidung – all das beeinflusst nicht nur den Klang, sondern auch unser Wohlbefinden. Wer sich in einem Raum geborgen und fokussiert fühlt, hört konzentrierter, intensiver, emotionaler. Akustikmaßnahmen wie Diffusoren oder Absorber sollten daher nicht nur funktional sein, sondern sich harmonisch ins visuelle Gesamtbild einfügen.
Multisensorik als Philosophie
Im High-End-Bereich lässt sich multisensorische Integration fast schon als Philosophie verstehen. Es geht nicht nur um technische Präzision, sondern um das Schaffen eines emotionalen Gesamterlebnisses. Die Kombination aus feinem Klang, ästhetischer Gestaltung, intuitiver Bedienung und stimmiger Raumgestaltung ist es, die einen einfachen Musikmoment in ein echtes Erlebnis verwandelt.
Wissenschaftliche Perspektive
Neurowissenschaftliche Studien zeigen, dass multisensorische Integration ein dynamischer Prozess ist, der durch Aufmerksamkeit und Kontext beeinflusst wird. So demonstriert eine Studie, dass die Integration von auditiven und visuellen Reizen besonders effektiv ist, wenn beide Informationen räumlich und zeitlich korreliert sind . Eine andere Untersuchung hebt hervor, dass die flexible Nutzung von allgemeinen neuronalen Operationen, wie z.B. oszillatorische Phasenanpassung, eine Schlüsselrolle bei der multisensorischen Integration spielt.
Bildhafte Darstellung der multisensorischen Integration
Stell dir vor:
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Du betrittst einen stilvoll eingerichteten Hörraum.
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Die sanfte Beleuchtung hebt die edlen Holzfurniere und glänzenden Metalloberflächen deiner High-End-Anlage hervor.
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Du nimmst Platz in einem bequemen Sessel, spürst die angenehme Textur des Leders unter deinen Händen.
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Ein leichter Duft von warmem Holz liegt in der Luft.
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Du legst eine Vinylplatte auf, das leise Knistern beginnt.
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Die Musik setzt ein – klar, detailreich, mit einer Tiefe, die dich umhüllt.
In diesem Moment verschmelzen Sehen, Hören, Fühlen und Riechen zu einem ganzheitlichen Erlebnis – das ist multisensorische Integration im High-End-Audio.
Multisensorische Integration ist kein Marketing-Schlagwort. Es ist das, was gute Musik auf einer guten Anlage mit einem macht – wenn man es zulässt.
Hier sind Quellen zur multisensorischen Integration, insbesondere mit Bezug zur Wahrnehmung und Sinnesverarbeitung – übertragbar auch auf HiFi- und High-End-Kontexte:
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Talsma, D. (2015). Predictive coding and multisensory integration: An attentional account of the multisensory mind.
Frontiers in Integrative Neuroscience, 9, Article 19.
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fnint.2015.00019/full -
Shams, L., & Seitz, A. R. (2008). Benefits of multisensory learning.
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https://doi.org/10.1016/j.tics.2008.07.006 -
Bizley, J. K., & Cohen, Y. E. (2013). The what, where and how of auditory-object perception.
Nature Reviews Neuroscience, 14, 693–707.
https://www.nature.com/articles/nrn3565 -
Ghazanfar, A. A., & Schroeder, C. E. (2006). Is neocortex essentially multisensory?
Trends in Cognitive Sciences, 10(6), 278–285.
https://doi.org/10.1016/j.tics.2006.04.008 -
Gleiss, S., & Kayser, C. (2014). Oscillatory mechanisms underlying multisensory selection and integration.
Trends in Neurosciences, 37(8), 350–361.
https://doi.org/10.1016/j.tins.2014.04.008 -
Rohe, T., & Noppeney, U. (2015). Cortical hierarchies perform Bayesian causal inference in multisensory perception.
PLoS Biology, 13(2), e1002073.
https://journals.plos.org/plosbiology/article?id=10.1371/journal.pbio.1002073
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