Yamaha MX-2: High-End-Klang für kleines Geld?

Yamaha MX-2: High-End-Klang für kleines Geld?

Yamaha MX-2: Vom Flohmarkt-Frust zum audiophilen Glücksgriff – Ein Endstufen-Klassiker im Check

Die Yamaha MX-2 Endstufe ist mehr als nur ein Verstärker: Sie ist ein Stück Hi-Fi-Geschichte. Wir beleuchten die Wurzeln des japanischen Riesen und checken, was dieser Vintage-Amp auch heute noch klanglich zu bieten hat – inklusive einer skurrilen Flohmarkt-Anekdote.

Von der Stimmgabel zur High-Fidelity-Technik: Die Ursprünge von Yamaha

Die Geschichte der Yamaha Corporation ist einzigartig und beginnt nicht mit Audiogeräten, sondern mit Musik. Im Jahr 1887 reparierte der Gründer Torakusu Yamaha in Hamamatsu ein defektes Harmonium und entwickelte kurz darauf sein eigenes Instrument. Dieser Pioniergeist führte 1897 zur Gründung der Nippon Gakki Co., Ltd. (Japan Musikinstrumente AG), dem Vorgänger des heutigen Konzerns.

Das weltbekannte Logo mit den drei gekreuzten Stimmgabeln ist das perfekte Symbol dieser DNA: Es vereint Technologie, Musik und die Suche nach dem perfekten Klang. Erst viel später, 1955, wurde die Motorradsparte ausgegliedert. Die Hauptfirma, die heutige Yamaha Corporation, baute ihren Ruf jedoch über Jahrzehnte mit Instrumenten und herausragenden Audio-Komponenten aus, wozu auch die legendären Endstufen der MX-Serie gehören.

Die Yamaha MX-Serie: MX-1 und MX-2 im technischen Vergleich

In den 1990er Jahren, kurz bevor das Heimkino die Oberhand gewann, setzte Yamaha mit der MX-Serie noch einmal ein deutliches Zeichen im audiophilen Zweikanal-Segment. Die Modelle MX-1 und MX-2 wurden als kompromisslose, leistungsstarke Amps konzipiert, die für ihren klaren und offenen Klang gelobt wurden.

Interessanterweise wählte Yamaha bei dieser Serie eine ungewöhnliche Nomenklatur: Die kleinere Ziffer kennzeichnete das leistungsstärkere Modell.

Merkmal Yamaha MX-1 (Flaggschiff) Yamaha MX-2
Ausgangsleistung (RMS, 8 ) 200 W + 200 W 150 W + 150 W
Klirrfaktor (THD, 20-20.000 Hz)
Signal-Rausch-Abstand (S/N Ratio) ca. 125 dB (IHF-A) Typisch sehr hoch
Kanaldesign Dual Mono (maximale Kanaltrennung) Stereo-Endstufe
Klangsignatur Extrem neutral, sehr straffer Bass, hohe Auflösung Sehr sauber, offen, exzellente Kontrolle

Die technischen Daten zeigen: Beide Amps sind Kraftpakete, wobei die MX-1 mit ihrem Dual-Mono-Aufbau und 50 Watt mehr Leistung die Spitzenposition innehat. Doch die MX-2 steht ihr in puncto Klangreinheit und extrem niedrigem Klirrfaktor kaum nach.

Persönliche Erfahrung: Die Jagd auf dem Flohmarkt

Die MX-2 ist für viele Kenner ein begehrtes Objekt. Doch wer Vintage-Hi-Fi sucht, erlebt oft skurrile Verkaufsstrategien, wie meine eigene Jagd nach der MX-2 beweist:

Ich konnte mein Exemplar kürzlich auf einem Flohmarkt ergattern. Die anfängliche Preisvorstellung des Verkäufers war jedoch ein Schock. Man fragt sich unweigerlich: „Warum zum Henker bietet man die Endstufe nicht gleich auf eBay an, wenn man auf dem Flohmarkt eBay-Preise verlangt?“

Der Gipfel war die Antwort auf die obligatorische Frage nach der Funktionsfähigkeit: „Habe es leider nicht getestet!“ Voller Marktpreis verlangen und nicht einmal prüfen, ob das Gerät sich einschalten lässt – eine Flohmarkt-Legende war zwar nicht geboren aber die Preisvorstellungen lassen es nicht anders vermuten.

Glücklicherweise führte eine Runde strenger Verhandlungen zum Erfolg. Die schöne und vor allem schwere Endstufe konnte ich schließlich zu einem fairen Preis mit nach Hause schleppen. Und ja, es musste kommen, wie es kommen sollte: Die MX-2 funktionierte natürlich einwandfrei! Manchmal darf man einfach Glück haben. Dennoch kann ich persönlich mit dieser tollen Endstufe nichts anfangen und deshalb diente dieser toller Verstärker als Tauschobjekt mit einem mir bekannten Händler.

Klangliche Einordnung: Ein Juwel mit Einschränkungen

Klanglich ist die MX-2 eine tolle Endstufe. Ihr Sound ist wunderbar klar, offen und der Bass ist straff – ein echter Genuss für viele Lautsprecher-Kombinationen. Sie liefert die typische Yamaha-Qualität und punktet mit Reserven.

Man muss jedoch realistisch bleiben: Die MX-2 ist kein passender Spielpartner für extrem stromhungrige Lautsprecher wie beispielsweise eine Dynaudio Confidence 5 oder andere Modelle, die massive Leistungsreserven benötigen. Hier stößt die 150-Watt-Endstufe an ihre natürlichen Grenzen und kann High-End-Boliden, die wirklich Strom brauchen, nicht komplett entfesseln.

Dennoch: Die Yamaha MX-2 ist für schmales Geld eine herausragende Alternative zu dem, was man heute für Neugeräte bezahlen muss, um nur annähernd diese Bau- und Klangqualität zu erhalten. Sie ist ein klares Statement dafür, dass gut gemachte Vintage-Hi-Fi-Komponenten auch heute noch viele moderne Verstärker in den Schatten stellen können. Ein Stück „Natural Sound“ fürs Wohnzimmer – Flohmarkt-Drama hin oder her.

Fazit: Ein Klassiker mit Charakter

Die Yamaha MX-2 ist weit mehr als nur ein Gebrauchtgerät aus den Neunzigern. Sie ist ein exzellentes Stück Ingenieurskunst, das die „Natural Sound“-Philosophie von Yamaha perfekt verkörpert: rein, kraftvoll und präzise.

Sie mag zwar nicht die ultimative Wahl für die allerstromhungrigsten High-End-Lautsprecher sein, aber in ihrer Preis- und Leistungsklasse bleibt sie auch heute noch eine Benchmark. Die MX-2 beweist eindrucksvoll, dass man für wirklich audiophilen Klang nicht zwingend Neupreise im vier- oder fünfstelligen Bereich zahlen muss.

Ob mühsam auf dem Flohmarkt erhandelt oder gezielt im Netz gesucht – wer eine MX-2 sein Eigen nennen darf, besitzt einen soliden, langlebigen und klangstarken Verstärker, der eine hervorragende Basis für jede ernsthafte Stereoanlage bildet. Ein echter Hi-Fi-Klassiker, der den Test der Zeit mit Bravour bestanden hat und in vielen Hörräumen noch lange für Freude sorgen wird.