Onkyo D77XD

Onkyo D77XD

Onkyo D-77XD Lautsprecher Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

Japanische Lautsprecher und ihre Verfügbarkeit

Den meisten Japan-Lautsprecher-Liebhabern ist bekannt, dass die meisten Hersteller ihre Geräte nur innerhalb Japans verkauft haben. Dies gilt insbesondere für Lautsprecher. Hierzulande sind wir auf Modelle wie die Yamaha NS 2000, FX1, FX3, Kenwood LS 1900 oder die Coral DX 11 beschränkt. Marken wie Diatone, Victor, Otto oder auch die schwereren Modelle von Onkyo wurden uns leider vorenthalten. Besonders die Marke Onkyo weckt in mir große Begeisterung, insbesondere wenn ich das Wort „Scepter“ höre. Mein Traum wäre die Scepter 5001, die mit ihren 70 Kilo pro Stück die schwerste Monitorbox ist, die ich kenne, abgesehen von der JVC Zero L10.

Onkyo D77XD – Ein seltener Lautsprecher

Die hier beschriebene Onkyo D77XD gehört ebenfalls zu den Modellen, die nur in Japan erhältlich waren. Daher gehe ich davon aus, dass ich in der EU vermutlich der einzige Besitzer der D77XD bin und schätze mich glücklich, etwas so Extrem Seltenes zu besitzen. Seltenheit bedeutet jedoch nicht automatisch Qualität. Laut meinen Informationen war die D77XD die vorletzte Ausbaustufe und trat direkt in Konkurrenz zur Diatone 77. Allerdings zu einem viel günstigeren Preis und mit gleichzeitig besserer Qualität. Wahrscheinlich wollte Onkyo im Lautsprechermarkt an die gute alte Scepter-Zeit anknüpfen und den Markt aufmischen. Wenn diese Spekulation zutrifft, ist dies mit der D77XD und dem Nachfolger XG gelungen! Die Serie 77 mit den Endungen XD und XG soll der Scepter 1001 in fast nichts nachstehen.

Technische Details und Materialien

Der Bass beider Modelle besteht aus 100 % Carbon, während die Hoch- und Mitteltöner aus reinem Titan gefertigt sind. Das Gehäuse ist doppelt dick und bringt zusammen mit den Chassis beeindruckende 34 Kilo auf die Waage, obwohl auf audio-heritage lediglich „nur“ 30 Kilo angegeben sind. Hier handelt es sich um eine Materialschlacht par excellence! Dabei sollte man nicht vergessen, dass die D77XD in Japan selbst eher als „Consumerlautsprecher“ galt. Wäre ein namhafter Hersteller hierzulande mit derselben Qualität aktiv, würde man solche Lautsprecher heute nicht unter 5000 Euro erwerben können.

Klangqualität der D77XD

Wie viele meiner Leser wissen, mag ich Lautsprecher von Onkyo. Die SC 901 ist herausragend, und die SC 1500 hat die Leistung noch einmal gesteigert. Letztere spielten im direkten Vergleich meine Yamaha NS 1000 in den Schatten. Daher sah ich der Anschaffung meiner D77XD entspannt entgegen. Und wie sollte es auch anders sein? Auch die Serie 77 erzeugt Gänsehaut und bietet eine transparente Wiedergabe, die eine so gute Stimmenwiedergabe hat, dass man sich zwangsläufig fragt, warum andere Hersteller aus der EU und den USA dies in dieser Form, insbesondere in dieser Preisklasse, nicht hinbekommen haben. Neben meinen Coral DX 11 ist dies die beste Mittenwiedergabe, die ich je gehört habe – wirklich erste Sahne! Obwohl man bei Betrachtung der Titan-Chassis annehmen könnte, dass das Klangbild nur vor Härte strotzt, ist das Gegenteil der Fall. Die 77XD spielt rund, geschmeidig und warm, ohne dabei die Transparenz und Dynamik zu verlieren. Der Bass geht extrem tief und erreicht die angegebenen 25 Hz, während er gleichzeitig enormen Druck erzeugt, der auch bei leiseren Pegeln spürbar ist. Dabei bleibt er staubtrocken und sehr präzise, obwohl die Lautsprecher eine Reflexöffnung auf der Rückseite haben.

Vergleich mit anderen Lautsprechern

Was in Japan als Consumerlautsprecher gilt, kann sich hierzulande ohne Zweifel mit hochgelobten Modellen aus verschiedenen Zeitschriften messen. Im Gegensatz dazu waren Consumerlautsprecher aus der EU und den USA in Japan wahrscheinlich eine Lachnummer und dienten nur zur Abschreckung. Die D77XD sind sehr gute Lautsprecher, die ich nicht mehr missen möchte. Eine Coral DX11 kann sich jedenfalls nicht deutlich von der Onkyo absetzen; ich würde hier sogar eine 10:9 vergeben, wobei die 10 für die Coral wegen des geschlossenen Systems steht, jedoch im Mittel- und Hochtonbereich nicht überlegen ist. Es ist nur schade, dass 100 % meiner Leser niemals die Gelegenheit haben werden, die 77XD oder XG zu hören.

Erfahrungen eines ehemaligen Onkyo-Mitarbeiters

Ein ehemaliger Onkyo-Mitarbeiter, der als Ingenieur tätig war, bestätigte mir, dass Onkyo damals zwar nicht zu den größten Chassis-Herstellern zählte, aber ausgesprochen gute Lautsprecher bauen konnte. Es waren fähige Menschen am Werk, die verstanden, wie man Lautsprecher konstruiert. In diesem Sinne…

Nachtrag 29.10.2013

Von Tag zu Tag erfreue ich mich an meiner D77XD und kann kaum fassen, was Onkyo hier auf die Beine gestellt hat. Heute habe ich mich mit einem Freund verabredet, um meine Onkyo-Lautsprecher mit zu ihm zu nehmen und gegen ein Paar AOS 100 Studio und ein Paar PMC OB 1i antreten zu lassen. Seine Lautsprecher sind wahrlich keine schlechten und können sehr begeistern. Besonders die AOS überzeugt in Sachen Raumabbildung. Dennoch musste mein Freund ein Bassmodul (das gerade im HiFi-Forum diskutiert wird) dazwischen schalten, um die stehenden Basswellen in den Griff zu bekommen. Es ist ein tolles Teil, das den Übergang von Bass zu Mittelton glättet und dadurch die Mitteltöne sauberer erscheinen lässt.

Allerdings: Die Chassis der AOS hatten einen Kostenpunkt von knapp 3000 Euro, zuzüglich 2500 Euro für das Gehäuse und 200 Arbeitsstunden – das ist außergewöhnlich! Wenn ich also so viel Zeit und Geld investiere, möchte ich nicht auch noch 800 Euro für ein Bassmodul ausgeben müssen. Nicht falsch verstehen, die AOS sind hervorragende Lautsprecher. Ähnlich verhält es sich mit der PMC: Der Übergang von Bass zu Mittelton muss ebenfalls korrigiert werden, da sonst im Raum meines Freundes das eine oder andere Dröhnen auftritt. Er kann zudem die Lautsprecher nicht flexibel aufstellen, was zu weiteren Herausforderungen führt. Hier setzt der Dröhneliminierer an und macht seine Arbeit wirklich hervorragend.

Schließlich kam der große Auftritt meiner D77XD! Ihr könnt euch sicher denken, was ich dazu zu sagen habe? Ja, ja, ja – die D77XD sind außergewöhnliche Lautsprecher, die absolut auf Augenhöhe mit den beiden zuvor genannten spielen! Und das von einem fast 30 Jahre alten Lautsprecher, der preislich in Japan eher in der Consumer-Abteilung angesiedelt war. Dennoch möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass mit dem Bassglätter die AOS und auch die PMC leicht im Vorteil waren, da das Modul auf die beiden Lautsprecher abgestimmt war. Allerdings wurde die Onkyo für mein Hörempfinden mit dem Abschalten des Moduls einfach überflüssig.

Technische Daten:

  • Scheme 3 way 3 speaker bass-reflex scheme and magnetic-shield type –
  • Bookshelf type
  • Using unit For low-pass: 28cm pure cross carbon cone type
  • For mid ranges: 8cm super-hardness titanium dome shape
  • For high regions: 2.5cm super-hardness titanium dome shape
  • Play frequency band 25Hz – 45000Hz
  • The maximum input 230W(EIAJ)
  • Impedance 6ohm
  • Output sound pressure 91dB/W/m
  • Cross over frequency 400Hz, 3000Hz
  • Cabinet internal volume 58L
  • Dimensions Width 375x height 680x depth of 361mm (saran net included)
  • Weight 30kg