Mcintosh MA 9000 High End Vollverstärker

Mcintosh MA 9000 High End Vollverstärker

Der erste große Blaue: McIntosh MA9000 – Ein Bericht in zwei Akten

McIntosh. Ein Name, der in der High-End-Welt seit Jahrzehnten wie kaum ein anderer für amerikanische Audiokultur, dicke Glasfronten und diese ikonischen blauen VU-Meter steht. Doch bevor wir uns dem aktuellen Prachtstück auf meinem Rack widmen, müssen wir kurz in die Annalen der Hifi-Geschichte eintauchen.

Die Legende in Blau: McIntosh und seine Geschichte

Die Marke McIntosh Laboratory Inc. wurde 1949 gegründet. Die Geburtsstunde dieses Unternehmens, das den High-Fidelity-Markt entscheidend prägen sollte, geht auf den Ingenieur Frank H. McIntosh zurück, der das Unternehmen zusammen mit Gordon Gow ins Leben rief. McIntosh ist also schon seit über 75 Jahren im Hifi-Geschäft tätig.

Ursprünglich in Silver Spring, Maryland, angesiedelt, zog die Firma 1951 nach Binghamton, New York, wo sich bis heute der Hauptsitz befindet. Die Vision von Frank H. McIntosh war es, bessere, zuverlässigere Verstärker zu bauen, was zur Entwicklung des berühmten Unity Coupled Circuit führte. In den 60er Jahren kam die legendäre Front-Panel-Beleuchtung hinzu, die die Geräte unverwechselbar machte. McIntosh-Verstärker befeuerten von Präsidentenreden (Lyndon B. Johnson) bis hin zu legendären Konzerten (Woodstock) alles, was Rang und Namen hatte.

Wem gehört die Legende heute?

Obwohl McIntosh als Inbegriff des Made in USA und amerikanischer Klangkultur gilt und die Geräte weiterhin stolz in Binghamton gefertigt werden, wechselte das Unternehmen im Laufe der Jahre mehrmals den Besitzer. Nach einer Zeit unter dem japanischen Clarion-Konzern (ab 1990) und später D&M Holdings (Denon/Marantz-Allianz) gehörte die Marke zuletzt zur McIntosh Group (ehemals Fine Sounds Group). Im November 2024 kam es dann zum Paukenschlag: Die McIntosh Group wurde vom US-amerikanischen Kopfhörer- und Lautsprecherriesen Bose Corporation übernommen.

Die Marke ist damit zwar wieder in den Händen eines großen US-Unternehmens, aber der Kern, das Erbe und die Fertigung in Binghamton bleiben nach aktuellem Stand erhalten. McIntosh darf sich also nach wie vor als amerikanische High-End-Manufaktur bezeichnen.

Akt I: Der Kampf mit dem Nosferatu-Sechsfuss und die Ankunft

So, nun ist es soweit, mein erster eigener und großer McIntosh Vollverstärker steht nun bei mir und darf mich optisch jeden Tag aufs Neue betören. Aber von Anfang an: Ein mir bekannter Hifi- und High-End-Händler steht bei mir unter strenger Beobachtung. Nicht, weil er ein Scharlatan ist, nein, weil er immer wieder sehr gute Hifi- und High-End-Geräte im Programm hat. Muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich ihn schon seit über drei Jahren kenne und immer wieder mal gute und faire Tauschgeschäfte bewerkstelligt habe.

Auch an jenem Tag, als ich auf Kleinanzeigen diesen großen und schweren Vollverstärker von McIntosh bei ihm im Programm sah. Natürlich direkt angeschrieben, ein paar Geräte von mir zum Tausch angeboten und schwupps, zwei Tage später stand ein riesen Karton in meiner Wohnung.

Meine Idee, den Verstärker auszupacken, damit er sich besser akklimatisieren kann, war goldrichtig! Denn als ich den Deckel abnahm, bewegte sich eine ziemlich ekelhafte Nosferatu-Spinne auf dem Schaumstoffdeckel Richtung meiner Wenigkeit! Geistesgegenwärtig schnappte ich ein Buch und knallte es auf die Spinne! Danach drückte ich mit vollem Körpereinsatz drauf und hoffte, sie erlegt zu haben.

Aber Pustekuchen! Durch den Druck höhlte ich das Schaumstoff aus, und die Spinne hatte eine Mulde, wo sie sich in Sicherheit wog. Mir blieb, zum Glück, nur die Möglichkeit, sie zu fangen und nach draußen zu befördern. Als sie in einem Glas gefangen war, hatte ich sie mir genauer angeschaut. Nee, ich werde keine Freude von Spinnen. Sie war nicht nur groß, sondern sah auch so aus, als würde ihr Biss ziemlich schmerzhaft sein. Stelle euch vor, ich hätte den tollen MA 9000 nicht ausgepackt und die Nosferatu- Spinne hätte sich in meiner Wohnung verschanzt…. Ekelhaft!

Nun, die Spinne lebt noch, wurde von mir in die Natur freigelassen und der McIntosh Verstärker darf seit zwei Tagen auf meinem USM Haller Rack seine Schönheit präsentieren.

Akt II: Am Ende siegt die Präzision

Vor einigen Jahren, ich denke, vor 16 oder 17 Jahren, hatte ich die Möglichkeit, einen MA 7000 zu erwerben. Doch die Präsentation war nicht sonderlich gut, und klanglich war das eine Richtung, die mir damals überhaupt nicht zugesagt hatte. Danach kam ich mit diversen McIntosh-Verstärkern in Kontakt, aber mein Interesse war nie so groß, dass ich unbedingt eines haben wollen würde. Auch aufgrund dessen, dass viele meiner Hifi- und High-End-Bekannten mir von ihren Erfahrungen bezüglich McIntosh berichteten. Rainer, der eine größere Vor- und Endstufen-Kombination hatte, sagte mir: „Hört sich ziemlich langweilig an, da schlafen dir die Füße ein.“ Oder in unserer WhatsApp-Gruppe sagten andere Hifi-Süchtige, dass die Basswiedergabe sehr schwammig sei und nichts mit Präzision zu tun habe.

Nun, nichts davon ist eingetroffen! Der MA 9000 Verstärker hat mich sehr positiv überrascht und gefällt mir klanglich wirklich sehr gut. Er hatte keinerlei Problem, meine Dynaudio Confidence 5 anzutreiben, und kontrollierte die C5 herausragend. Was sofort auffällt, ist, dass der MA 9000 auch auf der knackigen Seite der Macht ist, also schön präzise spielt, eine tolle Tiefenstaffelung erzeugt und jedes Detail wiedergibt. Die oft zitierte „McIntosh-Wärme“ ist da, aber sie weicht nicht auf. An dieser stelle möchte ich allerdings erwähnen, das eine analoge Klangabstimmung für mich nichts mir „Wärme“ zutun hat, sondern mit realistische Wiedergabe.

Wirklich erste Sahne und klanglich so gut, dass die ansonsten hervorragende Optik noch schöner wirkt. Also wie eine wunderschöne Frau, die noch schöner wird, wenn sie auch intelligent ist. Nun, der MA9000 hat sich für die nächste Zeit einen festen Platz ergattern können, aber so gut sie auch ist: Am Jeff Rowland 625 S2 und der passenden Jeff Rowland Capri S S2 SC HP kommt sie nicht vorbei. Das ist ein anderes Level an Auflösung und Geschwindigkeit. Aber der „Mac“ macht verdammt viel richtig und ist eine echte Freude für Auge und Ohr!

Fazit: Ein Riese mit Feingefühl

Der McIntosh MA9000 ist weit mehr als nur ein optischer Statement-Amp. Er ist der lebende Beweis dafür, dass eine Marke, die über 75 Jahre Geschichte in sich trägt, nicht nur in der Lage ist, ihre Tradition zu wahren (die blauen Meter!), sondern auch moderne klangliche Ansprüche auf höchstem Niveau zu erfüllen. Die alten Vorurteile – schwammiger Bass, langweiliger Klang – kann ich nach den ersten Tagen nicht bestätigen. Im Gegenteil: Der MA9000 hat meinen Referenzlautsprecher, die Dynaudio Confidence 5, mit einer beindruckenden Kontrolle und Spielfreude befeuert, die ich so nicht erwartet hätte. Er liefert die oft beschworene „McIntosh-Wärme“, aber ohne dabei die Präzision zu opfern. Die Basswiedergabe ist knorrig, auf den Punkt und exzellent gestaffelt.

Zugegeben, er hat nicht die letzte analytische Finesse eines Jeff Rowland, aber er überzeugt mit einer musikalischen Geschlossenheit und schier unerschöpflichen Kraft, die einem das Hören einfach leicht macht. Das i-Tüpfelchen ist natürlich die grandiose Verarbeitung und die Front, die jeden Raum aufwertet. Er ist ein Keeper, zumindest für eine sehr lange Zeit. Und das, obwohl er eine ekelhafte Spinne mit auf die Reise geschickt hat. Er ist ein audiophiles Gesamtkunstwerk, das zeigt: Manchmal ist das Blaue Wunder das Wahre Wunder.

McIntosh MA9000 – Technische Daten 

Kategorie Technische Daten
Ausgangsleistung 300 W pro Kanal (2 / 4 / 8 Ohm)
Frequenzgang 20 Hz – 20 kHz: +0 / –0,5 dB
10 Hz – 100 kHz: +0 / –3 dB
Klirrfaktor (THD) Max. 0,005 %
Intermodulationsverzerrung 0,005 % (20 Hz – 20 kHz)
Dämpfungsfaktor > 40
Eingangsempfindlichkeit (Line) Unbalanced 0,3 V
Balanced 0,6 V
Eingangsempfindlichkeit (Phono) MM: 3,0 mV
MC: 0,30 mV
Eingangsimpedanz Line RCA: 22 kΩ
Line XLR: 10 kΩ
Signal/Rausch-Verhältnis Line: 98 dB
Power Amp: 114 dB
MM: 84 dB
MC: 82 dB
Digitale Eingänge 2× Koaxial
2× Optisch
1× USB (Type-B)
1× MCT
Digitale Formate PCM bis 384 kHz (USB), DSD
Equalizer 8-Band EQ: 25 Hz, 50 Hz, 100 Hz, 200 Hz, 400 Hz, 1 kHz, 2.5 kHz, 10 kHz
±12 dB
Ausgänge Vorverstärker-Out (RCA + XLR)
Kopfhörer-Out (20–600 Ω, HXD)
Schutzfunktionen Power Guard
Sentry Monitor
Home Theater Pass-Thru
Abmessungen (B × H × T) 44,5 × 24,0 × 55,9 cm
Gewicht 45,8 kg (netto) / ca. 60,8 kg (brutto)
Stromversorgung Modellspezifisch (ab Werk fest eingestellt)