Accuphase E-650 wenn Class A kapituliert

Accuphase E-650 wenn Class A kapituliert

Accuphase E-650: Class-A-Ikone auf dem Prüfstand der Magico S5 – Ein Hifi-Desaster

Accuphase – Eine Marke der kompromisslosen Präzision

Allein der Name evoziert Bilder von Champagnergold, beleuchteten VU-Metern und einem ingenieurstechnischen Perfektionismus, den man anderswo vergeblich sucht. Die japanische Marke, gegründet 1972 in Yokohama von einer Gruppe ehemaliger Kenwood-Ingenieure unter der Führung von Jiro Kasuga, hat sich über mehr als fünf Jahrzehnte einen legendären Ruf erarbeitet.

Der Name „Accuphase“ setzt sich aus „accurate“ (genau) und „phase“ zusammen – ein programmatischer Hinweis auf die obsessive Fokussierung auf Phasenlinearität, minimale Verzerrungen und absolute Signalreinheit. Accuphase-Produkte sind keine Massenware; sie werden in Handarbeit gefertigt, mit Komponenten höchster Güte (z. B. militärgradige Kondensatoren und proprietäre Schaltkreise), und durchlaufen rigorose Qualitätskontrollen.

Die Ästhetik – das ikonische Goldfinish, die präzisen Zeigerinstrumente und die massive Bauweise – ist ebenso Markenzeichen wie die Technik: Class-A-Topologien, die AAVA (Accuphase Analog Vari-gain Amplifier)-Lautstärkeregelung (eine rein analoge, widerstandsbasierte Lösung ohne Potentiometer-Verluste) und Dämpfungsfaktoren jenseits der 500er-Marke. Accuphase steht für audiophile Purität, made in Japan, mit Preisen, die die Exklusivität unterstreichen: Ein Einstiegsverstärker beginnt bei fünfstelligem Euro-Betrag. Die Marke hat Ikonen wie den P-300-Power-Amp oder den C-2450-Vorverstärker hervorgebracht und wird von Kritikern (z. B. in Stereophile oder HiFi News) für ihre Langlebigkeit und Neutralität gefeiert – Geräte aus den 1980er-Jahren performen oft noch auf Top-Niveau.

Speziell der E-650 ist ein technisches Meisterwerk und eine Ikone in der Kategorie der reinen Class-A-Vollverstärker. Man munkelt, hier werde Musik nicht verstärkt, sondern destilliert. Mit seinen nominell 30 Watt pro Kanal an 8 Ohm – im reinen Class-A-Betrieb, wohlgemerkt – und der AAVA-Lautstärkeregelung verspricht er einen Klang der Extraklasse: rein, musikalisch und frei von Verzerrungen. Ein Dämpfungsfaktor von 800 (bei 8 Ohm, 50 Hz) verspricht zudem eine Kontrolle, die man normalerweise nur bei deutlich potenteren Geräten vermutet. Der E-650 integriert Vor- und Endstufe in einem Gehäuse, nutzt balanced AAVA für präzise Lautstärkeanpassung ohne Signalverlust und setzt auf eine symmetrische Schaltungstopologie mit MOS-FET-Endstufen. Er ist für hocheffiziente Lautsprecher konzipiert, wo seine Class-A-Vorzüge (niedrige Verzerrungen unter 0,03 %, extrem linearer Frequenzgang von 3 Hz bis 150 kHz) voll zur Geltung kommen.

Das war die Theorie. Und dann kam die Praxis.

Der Besuch im Hörraum: Magico und der Champagner-Zwerg

Vor einigen Wochen stöberte ich auf eBay Kleinanzeigen und entdeckte bei einem Händler für HiFi und High-End ein Paar Magico S5. Für mich als jemanden, der Magico schätzen gelernt hat – dank der grandiosen Magico V3 –, musste ich dem Händler einen Besuch abstatten, um mir die Lautsprecher anzuhören.

Ich rief einen Kumpel an, der den Händler kennt, und fragte ihn, ob er eventuell einen Termin vereinbaren könne und ob er mitkommen möge. Gesagt, getan, und zwei Stunden später saßen wir beim Verkäufer im Hörraum und sahen zum ersten Mal eine S5 in ihrer vollen Pracht. Massiv, modern, unbarmherzig in ihrer Anforderung an die Elektronik.

Angeschlossen war ein Accuphase E-650 und ein simpler WiiM-Streamer.

Ich greife vorweg: Ich möchte weder dem Accuphase E-650 unrecht tun noch dem WiiM! Allerdings sind beide Geräte schlicht und ergreifend nicht dafür geeignet, Lautsprecher vom Schlage einer Magico S5 anzutreiben! Es kam, wie es kommen musste.

Die akustische Bankrotterklärung

Die Klangbühne war kaum vorhanden. Das Klangbild war unfassbar langweilig, die Bässe blubberten nur vor sich hin, und die bruchlose Verortung der Instrumente war schlicht und ergreifend nicht gegeben! Es hatte sich so angehört, als wäre die gesamte Kette verpolt. Aber nach einer Überprüfung der gesamten Verkabelung war dem nicht so – alles war korrekt. Was wir hörten, war genau das, was diese Kombination zu leisten imstande war. Und das war deprimierend wenig.

Wäre ich an diesem Tag ernsthaft interessiert gewesen, einen E-650 kaufen zu wollen, hätte ich das nach dieser Präsentation sicherlich nicht getan. Dieser Verstärker ist schlicht und ergreifend für Lautsprecher von diesem Kaliber nicht geeignet! Viel zu wenig Leistung, viel zu wenig Kontrolle. Nichts, rein gar nichts, was auch nur annähernd Freude bereitet hätte. Das Klanggeschehen war so, als wollte jemand einen Ferrari verkaufen und bei der Vorführung Off-Road fahren, um den Verkauf schmackhaft zu machen. Es war eine akustische Demütigung für die sündhaft teure Magico S5.

Wie gesagt: Ich möchte dem E-650 nicht unrecht tun, aber dieser Verstärker sollte Lautsprecher antreiben, die mit deutlich weniger Strom auskommen! Leider gibt es nichts Positives, was ich über den Klang des Accuphase E-650 in dieser Konstellation berichten könnte. Nicht Sicherheit ein Verstärker der Superlative aber nur an Lautsprecher, welche in deren Klasse sind.

Optisch wie gewohnt langweilig und beeindruckend: Wow! Die Verarbeitung ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Aber ich verspreche es euch: Ein Jeff Rowland Continuum 250 hätte keinerlei Probleme, die S5 von Magico anzutreiben. Das ist die Leistungsklasse, die solche Lautsprecher fordern. Class A ist puristisch, aber hier war es nah an der Parodie.

Fazit: Die Lektion der Inkompatibilität

Was bleibt nach diesem Besuch? Die Erkenntnis, dass selbst die verehrtesten und technisch brillantesten Komponenten völlig versagen können, wenn sie in einer unpassenden Kombination aufeinandertreffen.

Der Accuphase E-650 ist, isoliert betrachtet, ein Meisterwerk der Class-A-Topologie; ein Verstärker für audiophile Seelen, die höchste Feinauflösung, Musikalität und Verzerrungsfreiheit über schiere Leistung stellen. Er ist gebaut für Lautsprecher, die diese 30 Watt im tiefsten Class-A-Sumpf dank hoher Kennschalldruckpegel mühelos in Schalldruck umwandeln können.

Die Magico S5 hingegen ist das moderne Gegenstück: eine anspruchsvolle, hochauflösende, aber leistungshungrige Last. Sie verlangt nicht nur nach sauberer Leistung, sondern nach schierer Stromlieferfähigkeit und Kontrolle im Überfluss, um ihre komplexen Frequenzweichen und Tieftöner im Zaum zu halten.

Das Experiment mit dem E-650 an der S5 war daher nicht nur suboptimal, es war eine grundsätzlich falsche Konstellation, eine Mésalliance im High-End-Bereich. Die Magicos konnten ihre klanglichen Tugenden – die abgrundtiefe Präzision, die blitzschnelle Impulswiedergabe und die felsenfesten Bässe – schlicht nicht entfalten. Wir erlebten das Gegenteil dessen, was High-End verspricht. Das Resultat war eine blutleere, breiige Wiedergabe.

Es ist eine teure Lektion: 30 Class-A-Watt sind eben nicht 300 Watt im reinen Class-AB-Betrieb. Die Class-A-Purität des E-650 geht auf Kosten des Headrooms und der Reserven, die Lautsprecher wie die S5 verzweifelt einfordern. Wer 30.000 Euro oder mehr in Lautsprecher dieser Kategorie steckt, muss im Gegenzug eine Elektronik bieten, die den Lautsprecher nicht nur bespielt, sondern dominiert. Ein Jeff Rowland Continuum 250 oder vergleichbare Stromlieferanten, die über 250 oder 300 Watt pro Kanal bereitstellen, wären die korrekte Antwort gewesen.


Accuphase – Marke & Modellübersicht (E-650 im Fokus)

Kategorie Information
Hersteller Accuphase Laboratory Inc.
Gründungsjahr 1972
Gründer Jiro Kasuga (ehemals Kenwood-Ingenieur)
Hauptsitz Yokohama, Japan
Name / Bedeutung Zusammensetzung aus accurate (genau) und phase – Ausdruck für Präzision und Signalreinheit
Philosophie Obsessive Fokussierung auf Phasenlinearität, minimale Verzerrung und absolute Reinheit des Signals
Fertigung Handgefertigt in Japan; Komponenten höchster Güte, inklusive militärgradiger Bauteile
Qualitätskontrolle Streng – jedes Gerät wird individuell geprüft
Designmerkmale Champagnergoldenes Finish, beleuchtete VU-Meter, massives Gehäuse, klassische Frontgestaltung
Technologische Kernmerkmale Class-A-Schaltungstopologien, AAVA-Lautstärkeregelung (analog, verlustfrei, ohne Potentiometer), symmetrische Signalführung
Bekannte Geräte P-300 (Endstufe), C-2450 (Vorverstärker), E-650 (Class-A-Vollverstärker)
Ansehen in Fachpresse Von Stereophile, Hi-Fi News u. a. für Neutralität, Langlebigkeit und Verarbeitungsqualität hochgelobt
Besonderheit älterer Geräte Modelle aus den 1980er-Jahren sind oft weiterhin im Einsatz und leistungsfähig
Modell im Fokus Accuphase E-650
Gerätetyp Reiner Class-A-Vollverstärker
Leistung 2 × 30 Watt an 8 Ω (Class A)
Dämpfungsfaktor 800 (bei 8 Ω, 50 Hz)
Verzerrung (THD) < 0,03 %
Frequenzgang 3 Hz – 150 kHz
Lautstärkeregelung AAVA (Accuphase Analog Vari-gain Amplifier) – rein analog, verlustfrei, ohne Kontaktverschleiß
Schaltungstopologie Symmetrisch (balanced)
Endstufentechnik MOS-FET-Transistoren
Aufbau Vor- und Endstufe in einem Gehäuse integriert
Empfohlene Lautsprecher Hochwirkungsgrad-Lautsprecher (da reiner Class-A-Betrieb)
Klangcharakteristik Rein, musikalisch, natürlich, mit feiner Auflösung – jedoch begrenzte Leistung für anspruchsvolle Lasten
Eignung für Magico S5 Nicht empfehlenswert – zu geringe Leistung und Kontrolle für diese Lautsprecherklasse
Verarbeitung Herausragend – massives Chassis, präzise Bedienelemente, langlebige Materialien
Preisniveau (neu) Hochpreisig, im fünfstelligen Euro-Bereich
Markenimage Synonym für audiophile Purität, technische Perfektion und zeitlose Ästhetik
Zitat aus dem Text „Man munkelt, hier werde Musik nicht verstärkt, sondern destilliert.“
Bewertung im Hörtest (mit Magico S5) Klanglich enttäuschend: flache Bühne, fehlende Dynamik, unpräziser Bass – Kombination ungeeignet
Fazit Der Accuphase E-650 ist ein Meisterwerk an Präzision und Musikalität – aber kein Partner für leistungshungrige Lautsprecher wie die Magico S5.

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