dCS Delius

dCS Delius

dCS Delius High End Wandler Erfahrungsbericht / Test:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

„dCS ist ein forschungsorientiertes Unternehmen, und die Leute wissen, wovon sie sprechen.“

So äußerte sich der legendäre Toningenieur Tony Faulkner über dCS, und er ist nicht der Einzige. Was dieses Unternehmen auszeichnet, unterscheidet es von nahezu allen anderen spezialisierten High-End-Unternehmen, deren Wurzeln oft in der Wissenschaft liegen. Die Geschichte von der Gründung im Castle Park in Cambridge im Jahr 1987 bis heute ist geprägt von digitaler Technik auf höchstem Niveau. dCS wurde von Mike Story gegründet und bediente anfänglich das britische Militär, wobei der Fokus auf Radarsystemen und Analog-Digital-Wandlern lag.

Das Interesse an HiFi entstand für dCS eher aus der Notwendigkeit. Als das britische Militär die Verteidigungsausgaben kürzte und 1993 im Audiobereich die „digitale Revolution“ Einzug hielt, ergriffen einige Visionäre die Gelegenheit und stiegen in das Geschäft ein. Dennoch blieb die Entwicklung von Audioprodukten zunächst eine Nebentätigkeit, bis die BBC dCS besuchte, um ihre DAT-Maschinen zu optimieren. 1988 wurde der dCS 900 Wandler entworfen, und als er vorgestellt wurde, schlug er in vielen Studios weltweit ein wie eine Bombe. Bei der Entwicklung des dCS-Wandlers wurde das Wissen aus der Radartechnologie berücksichtigt, um ein extrem hohes Signal-Rausch-Verhältnis zu erreichen. Noch heute gibt es Zeitgenossen, die fest davon überzeugt sind, dass der dCS 900 vielen aktuellen Wandlern das Fürchten lehrt.

Ich selbst hatte dCS lange Zeit nicht auf dem Schirm. Als Vintage-Freund war der Wandler für mich kein Thema, da die meisten CD-Player, die ich besaß, ganz gut funktionierten. Allerdings höre ich auch gerne über iTunes, Spotify und ähnliche Dienste. Meine Lösung war ein Airport Express von Apple. Dieser Router ist gebraucht sehr günstig zu haben und besitzt einen Audioausgang über 3,5-mm-Klinke, über den die Signale sowohl analog als auch per Lichtleiter ausgegeben werden können. Lange Zeit nutzte ich nur den analogen Ausgang, da der interne Wandler des Airport Express seine Arbeit gut machte. Doch eines schönen Tages bekam ich den hier besprochenen Wandler zu einem günstigen Preis angeboten und kaufte ihn deshalb. Hätte der Anschaffungspreis höher gelegen oder wäre er regulär gewesen, hätte ich wohl dankend abgewunken. Nicht, weil ich die Qualität für minderwertig hielt, sondern weil ich mit meinem Apple-Router eigentlich sehr zufrieden war.

Als der Wandler jedoch per DHL bei mir eintraf und ich dieses hochwertig verarbeitete und optisch ansprechende Gerät in meine Anlage integrierte, war ich überwältigt! Das Klanggeschehen hatte sich so positiv verändert, dass ich mich fragen musste, warum ich manchmal so engstirnig bin und meine voreingenommene Vintage-Einstellung tatsächlich überdenken sollte. Der dCS Delius verwandelt jede noch so schlechte MP3 in eine natürliche und realitätsnahe Wiedergabe. Titel, die ich in- und auswendig kenne, erhielten eine erstaunlich realistische Aura. Die Musik bekam einen deutlich hörbaren Raum, und alles spielte echt!

Ich habe schon tausendmal erwähnt, dass nur neutral abgestimmte Geräte in der Lage sind, schlecht aufgenommene Titel zu entlarven. Doch wenn man einen dCS-Wandler sein Eigen nennt, hört man die minderwertige Produktion der Lieder, aber mit so viel Spaß, dass die Leidenschaft zur Musik nicht verloren geht – man wäre sogar bereit, die CDs aus dem Fenster zu werfen oder die gespeicherten MP3s zu löschen. Ich besitze diesen Wandler schon sehr lange, und es erstaunt mich immer wieder, wie gut dieser 15 Jahre alte Wandler heute im Vergleich zu neuen Geräten abschneidet. Ich habe nicht das Gefühl, auf ein neues Modell umsteigen zu müssen. Und nein, hier kommt nicht meine voreingenommene Sichtweise zur Geltung, sondern der Vergleich zu anderen aktuellen und sehr teuren Wandlern.

Ein toller Vorteil, den der Delius mitbringt, ist der integrierte Volumenregler. Sofern man keinen Plattenspieler anschließen möchte, lässt sich das wunderbare Gerät auch hervorragend als Vorstufe nutzen. Zunächst fand ich das Fehlen eines Analog-Eingangs nicht wichtig, mittlerweile wünsche ich mir das jedoch. Das wäre auch der einzige Kritikpunkt, den ich anmerken möchte. Dennoch gehört dieser herausragende Wandler – der übrigens mal 12.000 Euro gekostet hat – zum festen Bestandteil meiner Sammlung.

Technische Daten:

  • dCS Delius – 24/192 – DSD D/A Converter
  • Sample rates: 32, 44.1, 48, 88.2, 96, 176.4, 192kS/s & DSD*
  • 24 bit resolution
  • 6 digital inputs / 2x AES/EBU Coaxial / Toslink / BNC / Coaxial Cinch
  • Sony DSD digital input via IEEE1394 interface (Optional*)