Coaxial Toslink USB oder AES EBU – Ein Erfahrungsbericht
Digital-Duell : Coax, Toslink USB oder AES? Was ist die beste und sicherste Audioübertragung?
manchmal steht man vor seiner Anlage, betrachtet die Rückseite der geliebten Boliden und kratzt sich am Kopf. Da hat man nun in „teures“ Equipment investiert – bei mir stehen hier keine Spielzeuge, sondern echte Kaliber – und stolpert am Ende doch über die klassische Gretchenfrage der digitalen Welt: Wie kommt die Null und die Eins eigentlich am besten und verlustfreiesten von A nach B?
Besonders beschäftigt mich das aktuell, weil ich meinen Auralic Aries G2.1 wirklich lieb gewonnen habe. Ein fantastisches Stück Technik, dieser Streamer. Umso mehr blutet mir das Herz, wenn man hört, dass Auralic als Firma wohl seine Pforten schließen soll. Ein echter Jammer für die Szene, denn der Aries ist für mich mehr als nur ein Helferlein; er ist ein reines „Streamer Laufwerk“. Das bedeutet im Klartext: Kein interner Wandler, somit habe ich alle Möglichkeiten, verschiedenste Wandler testen zu können.
Die Aufstellung der Gladiatoren
In meinem Setup füttere ich zwei unterschiedliche Wege, die beide ihren eigenen Reiz haben. Die Daten gehen zum einen an meinen L.K.S Audio MH-DA004, einen Wandler, den ich im Verbund mit dem Auralic als absolut herausragend empfinde. Hier setze ich auf die professionelle AES/EBU-Verbindung.
Parallel hängen die Daten am internen DAC meines McIntosh MA9000. Ein Traum von einem Verstärker, der via Coaxial gefüttert wird. Doch ich frage mich tatsächlich: Welche Übertragungsmethode ist die klanglich beste? Ist Licht besser als Kupfer?
Der Mythos vom „sauberen“ Licht (Toslink)
Fangen wir mit dem optischen Kabel an, dem Toslink. Viele halten es für den heiligen Gral, weil es galvanisch trennt. Da fließt kein Strom, also gibt es kein Brummen. Das ist korrekt und rettet oft die Situation, wenn der TV angeschlossen wird. Aber klanglich? Hier gibt es ein physikalisches Problem, das man „Jitter“ nennt.
Das Problem ist nicht, dass Licht zu langsam wäre. Das Problem ist der Medienbruch. Das elektrische Signal aus dem Streamer muss in eine LED gejagt werden, die aufleuchtet. Am anderen Ende muss eine Fotozelle das Licht wieder in Strom verwandeln. Diese Bauteile arbeiten aber nicht digital perfekt mit „An“ und „Aus“, sondern sie dimmen extrem schnell hoch und runter.
Statt einer perfekten, senkrechten Kante (Rechtecksignal) kommt beim Empfänger also eher eine abgerundete Kurve an. Der Wandler muss nun raten, an welchem Punkt dieser Kurve das Signal gültig ist. Mal entscheidet er einen Bruchteil früher, mal später. Dieses zeitliche Wackeln ist der Jitter. Das Signal wirkt technisch gesehen wie mit einem weichen Bleistift gezeichnet, statt mit einem Laser geschnitten. Deshalb klingt Toslink oft etwas weniger griffig und räumlich.
Warum Coax und AES/EBU die Nase vorn haben
Hier schlägt die Stunde der elektrischen Verbindungen. Bei Coaxial (Cinch) bleibt das Signal elektrisch. Es gibt keine Umwandlung in ein anderes Medium. Die Signalflanken bleiben steiler, das Timing ist präziser. Mein McIntosh MA9000 liebt diese Fütterung; es klingt schmelzig, druckvoll und typisch souverän. Aber die Krone der Schöpfung – und der Grund, warum ich den L.K.S MH-DA004 so betreibe – ist AES/EBU.
Das ist der Studiostandard mit XLR-Stecker. Der Clou ist hier nicht nur die symmetrische Übertragung, die Störungen auslöscht, sondern vor allem die Spannung. Während Coax mit etwa 0,5 Volt flüstert, arbeitet AES mit bis zu 5 Volt. Das Signal knallt förmlich in den Empfänger. Die Flankensteilheit ist enorm, das Timing „rastet ein“ wie ein Tresorschloss. Jitter hat hier kaum eine Chance. Für DSD-Fans bleibt natürlich noch USB als moderner Allesfresser. Wer DSD512 nativ hören will, kommt daran nicht vorbei, da hier der DAC den Takt vorgibt (asynchron) und den Streamer steuert.
Mein ausführliches Fazit
Was bleibt nun hängen nach all dem Kabelstecken und Probehören? Wenn man Equipment auf dem Niveau eines Auralic Aries G2.1, eines L.K.S Wandlers oder eines McIntosh MA9000 betreibt, geht es nicht mehr um „funktioniert es“, sondern um Nuancen, die über Gänsehaut oder Langeweile entscheiden.
Für mich hat sich die AES/EBU-Verbindung als der unangefochtene Königsweg herauskristallisiert, wenn es um die reine PCM-Übertragung zum L.K.S Wandler geht. Technisch ist es einfach die überlegene Schnittstelle: Durch die höhere Spannung und die symmetrische Führung rastet das Klangbild förmlich ein. Es herrscht eine unglaubliche Schwärze im Hintergrund, aus der die Dynamiksprünge ansatzlos hervorschnellen. Wer XLR-Buchsen an seinen Geräten hat, sollte diese auch nutzen – das ist Studio-Standard, und das hört man.
Die Coax-Verbindung zum McIntosh muss sich aber keinesfalls verstecken. Sie ist der solide Rock’n’Roller in dieser Gleichung. Vielleicht fehlt ihr das allerletzte Quäntchen an holografischer Auflösung, das AES bietet, aber sie passt perfekt zum Charakter des MA9000: musikalisch, fließend und mit Schmelz. Ein gutes 75-Ohm-Kabel ist hier Pflicht, aber dann ist es dem Lichtleiter fast immer vorzuziehen.
Toslink bleibt für mich der Problemlöser für den Fernseher oder die brummende Spielkonsole, hat aber in der kritischen Musikhör-Session am High-End-Streamer das Nachsehen, da die doppelte Wandlung von Strom zu Licht und zurück einfach zu viel zeitliche Präzision kostet. Und USB? Das ist die Spezialwaffe für die DSD-Bibliothek, unverzichtbar für die höchsten Bitraten, aber bei normaler Musikwiedergabe oft nicht ganz so „organisch“ wie eine gute AES-Leitung.
Der Aries G2.1 mag bald ein Stück HiFi-Geschichte sein, da vermutlich bald keine Updates mehr erhältlich sind, aber er spielt hier und heute auf Weltklasse-Niveau. Er liefert die Daten, der L.K.S wandelt sie mit chirurgischer Präzision, und der MA9000 pumpt sie mit amerikanischer Kraft und Souveränität in den Raum. Ob nun über Licht, Kupfer / Silber oder symmetrische Leitungen – wir sollten unsere Schätze genießen und pflegen. In dem Moment, wo der Fuß wippt und die Technik vergessen ist, haben wir alles richtig gemacht.
Digitalkabel Vergleiche:
| Schnittstelle | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|
| Toslink (optisch, S/PDIF) | – Vollständig galvanische Trennung → keine Masseschleifen, kein Einstreuungsrauschen – Unempfindlich gegen elektromagnetische Störungen – Weit verbreitet (TVs, DACs, Konsolen) | – Begrenzte Bandbreite (meist max. 24/96) – Höhere Jitter-Anfälligkeit – Glasfaser-/Plastikleitungen können empfindlicher sein – Nicht ideal für sehr lange Kabelstrecken |
| Koaxial (elektrisch, S/PDIF, RCA/BNC) | – Bessere Signalqualität als Toslink bei gleichem Gerät – Niedrigeres Jitterniveau – Hohe Kompatibilität – Lange Kabel möglich (bis ~10 m problemlos) | – Keine galvanische Trennung → potenzielle Masseschleifen – Störanfälliger durch elektrische Signale – Je nach Qualität der Geräte/Leitungen variierende Performance |
| AES/EBU (professionell, XLR) | – Sehr robuste, professionelle Verbindung – Symmetrisch → extrem geringe Störanfälligkeit – Lange Strecken möglich (bis 100 m) – Meist geringster Jitter – Galvanische Trennung über Übertrager oft vorhanden | – Wenig verbreitet im HiFi-Bereich – Teurer (Geräte + Kabel) – Benötigt Geräte, die AES/EBU nativ unterstützen |
| USB (Audio Class 1/2) | – Sehr hohe Auflösungen möglich (32 Bit / 768 kHz, DSD etc.) – Asynchrones USB reduziert Jitter stark – Weit verbreitet bei modernen DACs – Praktisch für Computer-Audio | – Potenzielle Probleme: Treiber, Ground Noise, USB-Störungen – Laptop-USB-Ports können “schmutzig” sein (HF-Rauschen) – Kabelqualität und Host-Implementierung variieren stark – Nicht ideal für sehr lange Kabel (>5 m) |
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