
Revox B77 MK III
Revox B77 MK III Tonbandmaschine meine Einschätzung:
Ein Klassiker mit Kultstatus
Die Revox B77 und ihre MK II-Versionen gehören zu den wohl bekanntesten und erfolgreichsten Tonbandmaschinen, die Revox je auf den Markt gebracht hat. In den 1970er und 1980er Jahren waren sie der Maßstab, an dem sich andere Hersteller messen mussten. Die B77 etablierte sich als robuste, zuverlässig arbeitende Maschine, die nicht nur im professionellen Studioeinsatz ihren Platz fand, sondern auch bei anspruchsvollen Heimanwendern. Ihr Klangbild zeichnet sich durch eine einzigartige Wärme und Fülle aus, die im digitalen Zeitalter oft vermisst wird. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass die B77 auch heute noch einen hohen Stellenwert genießt.
Die Faszination der analogen Klangwelt: Warum Bandmaschinen zeitlos bleiben
Die Leidenschaft für analoge Tonbandmaschinen wie die Revox B77 ist auch in der heutigen Zeit ungebrochen. In einer Welt, in der digitale Formate dominieren und Streamingdienste den Alltag vieler Musikliebhaber prägen, sehnen sich manche zurück zu einem ursprünglicheren, authentischeren Klang. Genau hier kommen Geräte wie die B77 ins Spiel. Sie bieten eine Tiefe und Klangdynamik, die viele mit digitaler Technik nicht erreichen können. Das Abspielen von Originalbändern, besonders wenn es sich um Masterbänder handelt, bringt eine Präsenz und Lebendigkeit in die Wiedergabe, die ihresgleichen sucht. Es ist, als würde sich eine akustische Welt öffnen, in der jedes Detail spürbar wird.
Der Klang von Masterbändern: Unvergleichliches Hörerlebnis
Besonders dann, wenn man das Glück hat, auf Masterbänder zurückzugreifen, zeigt die B77 ihr volles Potenzial. Mit einem Masterband läuft die Maschine zur Höchstform auf, und die Musik entfaltet eine unglaubliche Klarheit und Präsenz. In solchen Momenten ist es, als würde die Sonne aufgehen: Jede Nuance, jedes feine Detail wird spürbar. Man merkt sehr schnell, dass man hier klanglich am oberen Ende der Möglichkeiten angekommen ist. Es ist genau diese Qualität, die den Charme und die Faszination ausmacht und die Revox B77 für viele Musikliebhaber unersetzlich macht.
Revox wagt den Neuanfang: Die B77 MK III. << Direkt zum ReVoxShop
Es ist daher verständlich, dass Revox nach Jahren der Abwesenheit von der analogen Szene versucht, mit einer neuen Bandmaschine an diese Tradition anzuknüpfen. Die Entscheidung, eine B77 MK III auf den Markt zu bringen, ist ein Schritt, den viele Vintage- und Tonband-Enthusiasten zunächst mit Spannung begrüßten. Endlich wieder ein Neugerät, das den alten Charme mit moderner Technik verbindet und die Begeisterung für das analoge Hörerlebnis wiederbelebt! Doch bei genauerer Betrachtung stellen sich Fragen, die nicht so leicht zu ignorieren sind.
Warum die B77 MK III? Und warum dieser hohe Preis?
Eine der größten Überraschungen war der Preis der neuen B77 MK III: Rund 16.000 Euro soll das Gerät kosten. Diese Summe hat in der Audiowelt für Aufsehen und auch bei eingefleischten Revox-Fans für Verwirrung gesorgt. Die Frage, die ich mir stellen, ist: Warum musste es ausgerechnet eine B77 MK III sein? Die ursprüngliche B77 ist sicherlich eine herausragende Maschine, aber sie war immer als Allrounder und Arbeitspferd konzipiert – nicht als High-End-Gerät, das solche Preise rechtfertigt. In Anbetracht dessen, dass man gebrauchte B77-Maschinen für deutlich geringere Beträge (ab etwa 600 Euro, je nach Zustand) erwerben kann, erscheint der Preis der neuen Version fragwürdig. Es stellt sich die Frage, ob bei der Kalkulation die Marktsituation ausreichend berücksichtigt wurde. Insbesondere der Gebrauchtmarkt.
Alternativen im Vergleich: Studer als Konkurrent
Schaut man sich den Markt für gebrauchte Bandmaschinen an, fällt auf, dass es für 16.000 Euro viele attraktive Alternativen gibt. So bekommt man für diesen Preis beispielsweise mit etwas Glück zwei Studer 812 Tonbandgeräte, die sich ebenfalls durch hervorragende klangliche Eigenschaften und eine hohe Verarbeitungsqualität auszeichnen. Die Studer-Modelle, die ebenfalls zur Revox-Muttergesellschaft gehörten, gelten in der professionellen Szene sogar als mehrere Klassen über einer B77 angesiedelt sind. Für viele Kenner stellt sich daher die Frage, warum man sich für eine B77 MK III entscheiden sollte, wenn man im gleichen Preisbereich in den Genuss echter Studiotechnik kommen kann.
Preis-Leistungs-Frage: Eine PR99 wäre angemessener gewesen
Eine weitere Überlegung ist, dass eine limitierte Sonderauflage der PR99 viel besser in die aktuelle Marktsituation gepasst hätte. Die PR99 gilt als die professionelle Schwester der B77 und wird besonders wegen ihrer technischen Präzision geschätzt. Eine Neuauflage dieses Modells hätte möglicherweise mehr Verständnis für den Preis von 16.000 Euro hervorgerufen. Im Gegensatz dazu erscheint die Wahl der B77, die gebraucht vergleichsweise günstig zu haben ist, weniger nachvollziehbar. Es ist ein Rätsel, warum die Entscheidungsträger bei ReVox nicht diesen Weg gegangen sind.
Mein Wunsch: Eine PR99 in drei Farben
Stellen wir uns eine PR99 vor, die in drei eleganten Farbvarianten erhältlich ist: Champagner für die Accuphase-Fans, Silber für diejenigen, die klassische Eleganz bevorzugen, und Schwarz für die Liebhaber des zeitlosen Designs. Diese simple, aber wirkungsvolle Designentscheidung hätte sicherlich viele Audiophile begeistert. Eine solche Maschine würde den nostalgischen Reiz und die technische Exzellenz der PR99 mit einem modernen Look verbinden – ein Konzept, das durchaus Potenzial gehabt hätte, auf dem Markt erfolgreich zu sein.
Fazit: Nicht meine Wahl, aber sicherlich für andere interessant
Am Ende des Tages bleibt diese Einschätzung natürlich subjektiv. Die B77 MK III wird sicherlich ihre Abnehmer finden – es gibt immer Menschen, die den Charme eines Neugeräts zu schätzen wissen und dafür bereit sind, tief in die Tasche zu greifen. Ich jedoch gehöre nicht dazu. Ich bevorzuge es, die Schätze der Vergangenheit zu entdecken und zu erhalten, anstatt ausschließlich auf Neuheiten zu setzen. Für mich bleibt die B77, ob alt oder neu, ein faszinierendes Stück Audio-Geschichte, aber der Preis der MK III bleibt für mich schwer nachvollziehbar.