Makaya McCraven Universal Beings

Makaya McCraven Universal Beings

Makaya McCraven Universal Beings Hörbericht:

Overall Rating: ★★★★☆ (4/5)

  • Label: International Anthem Recording Company – IARC 0022
  • Format: 2 x CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
  • Country: US
  • Released: Oct 26, 2018
  • Genre: Jazz
  • Style: Free Improvisation
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Universal Beings ist ein bemerkenswertes Werk des Schlagzeugers, Produzenten und Bandleaders Makaya McCraven, das am 26. Oktober 2018 über die International Anthem Recording Company veröffentlicht wurde. Dieses Album vereint McCravens bahnbrechende Arbeitsweise und seinen innovativen Zugang zu Jazz, indem es die Energie und Improvisation von Live-Aufnahmen mit den Techniken moderner Studioproduktion verbindet.

Das Ergebnis ist eine klangliche Reise, die nicht nur die Grenzen des Jazz erweitert, sondern auch die Kollaboration und Diversität feiert, die das Genre im 21. Jahrhundert prägen.

Das Konzept: Eine globale Klangreise

Universal Beings wurde in vier Städten aufgenommen: New York, Chicago, London und Los Angeles. Jede Stadt repräsentiert einen eigenen Abschnitt des Albums und bringt ihre spezifische Atmosphäre und ihren musikalischen Charakter in das Projekt ein. McCravens Ansatz bestand darin, Live-Performances aufzunehmen und diese anschließend in einer Art Collage-Prozess im Studio zu bearbeiten.

Diese Technik, inspiriert von der Sampling-Tradition des Hip-Hop, erlaubt es McCraven, spontane Energie mit der Präzision und Raffinesse der Nachbearbeitung zu verschmelzen. Das Ergebnis ist ein Album, das sowohl roh und organisch als auch präzise und ausgeklügelt klingt.

Die Musiker:innen: Kollaboration als Herzstück

McCraven arbeitete für Universal Beings mit einer beeindruckenden Gruppe von Musiker zusammen, die die Vielseitigkeit und Kreativität der heutigen Jazz-Szene repräsentieren. Jede Stadt bot eine neue Konstellation an Künstler, die sich stilistisch und instrumental ergänzten:

New York (Side A)

In New York arbeitete McCraven mit dem britischen Saxophonisten Shabaka Hutchings, der Cellistin Tomeka Reid und dem Bassisten Dezron Douglas zusammen. Die Kombination aus Hutchings’ energetischem Spiel, Reids warmen Streicherklängen und Douglas’ pulsierendem Bass erzeugte eine dynamische und dichte Klangwelt.

Chicago (Side B)

Die Chicago-Session, McCravens Heimatstadt, zeichnete sich durch Beiträge von Junius Paul (Bass), Brandee Younger(Harfe) und Joel Ross (Vibraphon) aus. Diese Musiker brachten eine experimentelle und zugleich spirituelle Energie ein, die sich nahtlos in McCravens rhythmische Landschaften einfügte.

London (Side C)

In London kollaborierte McCraven mit einer neuen Generation britischer Jazz-Künstler, darunter Nubya Garcia (Saxophon) und Ashley Henry (Klavier). Diese Session spiegelte den pulsierenden und modernen Sound der Londoner Jazz-Szene wider, die durch Groove-orientierte und harmonisch reichhaltige Improvisationen geprägt ist.

Los Angeles (Side D)

Die Los Angeles-Aufnahmen umfassten Beiträge von Miguel Atwood-Ferguson (Streicher) und Carlos Niño(Percussion). Diese Session brachte eine meditative und cineastische Qualität ins Album, geprägt von subtilen Texturen und hypnotischen Rhythmen.

Musikalischer Stil: Tradition trifft Innovation

Makaya McCraven versteht es meisterhaft, traditionelle Jazz-Elemente mit modernen Produktionstechniken zu verbinden. Universal Beings greift auf die reiche Tradition der Improvisation zurück, die das Herzstück des Jazz bildet, und verbindet sie mit strukturellen und klanglichen Konzepten aus Genres wie Hip-Hop, Afrobeat und elektronischer Musik.

Die Tracks auf dem Album sind oft rhythmisch komplex und bieten gleichzeitig viel Raum für melodische und harmonische Exploration. McCravens Schlagzeugspiel ist dabei stets präsent, treibt die Musik voran und verankert die Klangcollagen, ohne den Raum für die anderen Musiker einzuengen.

Rezeption: Ein Meilenstein im modernen Jazz

Universal Beings wurde von der Fachwelt gefeiert und als eines der besten Jazz-Alben des Jahres 2018 bezeichnet. Kritiker lobten besonders:

  • Die innovative Produktion: McCravens Kombination aus Live-Performance und Studio-Manipulation wurde als ein neuer Ansatz für die Jazz-Aufnahme gewürdigt.
  • Die musikalische Vielfalt: Die Mischung aus globalen Einflüssen und die Integration verschiedener Stilrichtungen erweitern die Grenzen des Jazz.
  • Die Kollaboration: Das Album zeigt die Stärke und Vielseitigkeit der zeitgenössischen Jazz-Szene, indem es eine breite Palette an Künstler und Einflüssen zusammenbringt.

Pitchfork beschrieb das Album als „eine transformative Reise durch die Jazz-Welt des 21. Jahrhunderts“, während DownBeat die „atemberaubende Balance zwischen Spontaneität und Struktur“ hervorhob. Auch in audiophilen Kreisen wurde das Album für seine Klangqualität und Detailtreue geschätzt.

Bedeutung und Vermächtnis

Mit Universal Beings hat Makaya McCraven nicht nur seine Position als einer der visionärsten Musiker seiner Generation gefestigt, sondern auch die Möglichkeiten des Jazz neu definiert. Das Album ist ein Beweis dafür, dass Jazz, wenn er mit Offenheit und Experimentierfreude angegangen wird, auch im digitalen Zeitalter eine relevante und transformative Kunstform bleiben kann.

Es ist mehr als nur ein Album – Universal Beings ist ein Manifest für die Kraft der globalen Kollaboration und die endlosen Möglichkeiten musikalischer Innovation.

Tracklist mit Spielzeiten und Beschreibungen

New York Side

  • 1-1 A Queen’s Intro – 2:23
    Ein sanfter, perkussiver Einstieg, der mit einer spirituellen Note das Album eröffnet und Spannung aufbaut.
  • 1-2 Holy Land – 3:37
    Mystisch und kraftvoll, mit tiefen Grooves und schwebenden Melodien, die eine Verbindung zu einer imaginären heiligen Landschaft schaffen.
  • 1-3 Young Genius – 4:12
    Eine energiegeladene Komposition, die jugendlichen Ehrgeiz und kreative Freiheit in musikalische Formen übersetzt.
  • 1-4 Black Lion – 3:32
    Stark und entschlossen, mit akzentuierten Rhythmen und einer intensiven Basslinie, die Stärke und Würde symbolisiert.
  • 1-5 Tall Tales – 5:05
    Eine geschichtenerzählende Struktur mit improvisierten Instrumentalpassagen, die zwischen Spannung und Entfaltung wechseln.
  • 1-6 Mantra – 4:15
    Wiederholende Motive, die hypnotische Ruhe und eine spirituelle Atmosphäre schaffen – ein Moment zum Innehalten.

Chicago Side

  • 1-7 Pharaoh’s Intro – 1:44
    Ein ätherischer Übergang mit Anklängen an den spirituellen Jazz von Pharoah Sanders, der auf die Chicago-Sektion vorbereitet.
  • 1-8 Atlantic Black – 9:31
    Ein ausgedehntes Werk voller Improvisation und Groove, das urbanen Puls und meditative Tiefe kombiniert.
  • 1-9 Inner Flight – 3:59
    Eine introspektive Klangreise, die wie ein Flug durch innere Gedankenwelten anmutet.
  • 1-10 Wise Man, Wiser Woman – 3:50
    Ein dynamischer Dialog zwischen Instrumenten, der Intelligenz und Empathie auf musikalische Weise ausdrückt.
  • 1-11 Prosperity’s Fear – 8:22
    Ein komplexes Stück, das die Spannung zwischen Wohlstand und Angst durch intensive Rhythmen und Melodien erkundet.

London Side

  • 2-12 Flipped OUT – 3:31
    Vibrierend und voller Energie, mit einem urbanen, elektronisch inspirierten Sound, der Londoner Jazz neu interpretiert.
  • 2-13 Voila – 5:04
    Ein grooviges und elegantes Stück, das durch dynamische Wechsel und melodische Schichten beeindruckt.
  • 2-14 Suite Haus – 5:39
    Mehrteilig und vielschichtig, verbindet es traditionelle Jazz-Elemente mit moderner Sensibilität und Raffinesse.
  • 2-15 The Newbies Lift Off – 3:49
    Lebendig und optimistisch, mit einer aufsteigenden Melodie, die Neuanfänge musikalisch zelebriert.
  • 2-16 The Royal Outro – 2:33
    Ein majestätischer Abschluss mit sanftem Klavier und dezenten rhythmischen Akzenten.

Los Angeles Side

  • 2-17 The Count Off – 2:57
    Ein präziser und strukturierter Start, der mit klar definierten Rhythmen die Los-Angeles-Seite einleitet.
  • 2-18 Butterss’s – 2:43
    Ein verspieltes, funkig angehauchtes Stück, das den lässigen Groove der Westküste einfängt.
  • 2-19 Turtle Tricks – 3:50
    Leichtfüßig und experimentell, mit rhythmischen Überraschungen und verspielten Melodien.
  • 2-20 The Fifth Monk – 6:39
    Eine Hommage an Thelonious Monk, die dessen komplexe Harmonien und rhythmische Freiheit aufgreift.
  • 2-21 Brighter Days Beginning – 3:26
    Ein optimistisches Stück, das Hoffnung und einen positiven Blick in die Zukunft vermittelt.
  • 2-22 Universal Beings – 4:15
    Der namensgebende Abschlusstitel vereint die thematische und musikalische Vielfalt des Albums in einem universellen Klang.

Fazit:

Universal Beings von Makaya McCraven ist ein bemerkenswertes Album, das nicht nur die Vielfalt des modernen Jazz zelebriert, sondern auch die Kraft kollektiver Kreativität hervorhebt. Mit Aufnahmen aus vier verschiedenen Städten – New York, Chicago, London und Los Angeles – spiegelt das Werk die kulturelle und musikalische Vielfalt wider, die jede Region prägt.

McCraven gelingt es, traditionelle Jazz-Elemente mit zeitgenössischen Stilen und Produktionsmethoden zu verbinden, wodurch ein einzigartiger, genreübergreifender Klang entsteht. Die Mischung aus improvisatorischer Freiheit, präzisen Rhythmen und emotionaler Tiefe zieht den Hörer in eine Klanglandschaft, die gleichzeitig intim und global wirkt.

Das Album ist nicht nur eine Hommage an den Jazz als Kunstform, sondern auch ein Statement über Gemeinschaft und Zusammenarbeit. Es zeigt, wie Musik Brücken schlagen und Geschichten erzählen kann, die über Grenzen und Genres hinausgehen. Universal Beings ist ein Meisterwerk, das sowohl eingefleischte Jazzliebhaber als auch Neulinge in seinen Bann ziehen wird.