Actress Splazsh CD Album Cover

Actress  Splazsh

Actress – Splazsh CD Album Hörbericht:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

  • Label: Honest Jon’s Records – HJRCD49
  • Format: CD, Album, Stereo, Streaming
  • Land: UK
  • Veröffentlicht: Mai 2010
  • Genre: Electronic
  • Stil: Glitch, Techno, Experimental
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Actress – Splazsh ist ein bahnbrechendes Werk moderner elektronischer Musik, das im Juni 2010 über das renommierte Label Honest Jon’s Records veröffentlicht wurde. Es markiert das zweite Studioalbum von Darren Cunningham, einem britischen Produzenten, der unter dem Künstlernamen Actress bekannt ist. Mit Splazsh manifestiert Actress seine einzigartige Vision von elektronischer Musik, die sich an der Schnittstelle von Dancefloor-tauglichen Rhythmen und avantgardistischer Klangkunst bewegt.

Musikalischer Ansatz und Stil

Splazsh ist schwer in konventionelle Genres einzuordnen. Es vereint Elemente aus Techno, Dub, House und Industrial und erweitert diese um experimentelle Ansätze. Die Tracks auf dem Album wirken oft ungeschliffen und spontan, was einer bewussten ästhetischen Entscheidung entspringt. Darren Cunningham setzt auf einen Prozess, der Fehler, Unregelmäßigkeiten und Zufälligkeiten nicht nur akzeptiert, sondern gezielt integriert, um eine organische und lebendige Klangwelt zu erschaffen.

Das Album lebt von Kontrasten: Minimalistische, fast hypnotische Rhythmen treffen auf komplexe, oft düstere Soundtexturen. Die Stücke sind von einem Gefühl urbaner Isolation und futuristischer Dystopie geprägt, das durch subtile Melodien und immer wieder durchbrechende harmonische Fragmente gebrochen wird. Die oft fragmentarische Struktur der Tracks schafft eine Spannung, die sich nicht in klassischen Aufbauten oder Klimaxen auflöst, sondern den Hörer in einen Schwebezustand versetzt.

Produktionsästhetik

Cunningham verwendet in seiner Produktion einen stark manipulierten, fast dekonstruktiven Ansatz. Viele der verwendeten Sounds stammen aus ungewöhnlichen Quellen oder sind das Ergebnis extensiver Bearbeitung. Die klanglichen Rohmaterialien werden verzerrt, gestreckt oder so bearbeitet, dass sie eine fast haptische Qualität erhalten. Die Produktionstechniken, die Actress einsetzt, legen besonderen Wert auf das Zusammenspiel von Klarheit und Dissonanz, von Groove und Verfremdung. Es ist eine Musik, die sowohl körperlich als auch intellektuell anspricht.

Ein bemerkenswerter Aspekt des Albums ist, wie es die traditionellen Grenzen von Clubmusik sprengt. Während die rhythmischen Elemente häufig an House oder Techno erinnern, verweigert sich Splazsh konsequent den standardisierten Erwartungen an diese Genres. Stattdessen entstehen Klanglandschaften, die sich ebenso gut in einem Kunstkontext wie auf einer Tanzfläche entfalten könnten.

Kritische Rezeption und Einfluss

Splazsh wurde von Kritikern enthusiastisch aufgenommen und vielfach als Meisterwerk beschrieben. Besonders hervorgehoben wurde, wie Actress auf diesem Album die Balance zwischen Tanzbarkeit und intellektuellem Anspruch wahrt. Der britische Kritiker Simon Reynolds beschrieb Splazsh als „eine Reise durch die Trümmer einer digitalen Zukunft“, während es bei Pitchfork und anderen Plattformen hohe Bewertungen erhielt. Es wurde in den Jahresbestenlisten zahlreicher Publikationen geführt und gilt als eines der einflussreichsten elektronischen Alben der 2010er Jahre.

Das Album erweiterte die Definition dessen, was elektronische Musik sein kann. Indem es konventionelle Strukturen aufbricht und zugleich auf die Historie von Clubmusik verweist, inspirierte es eine neue Generation von Produzenten. Viele Künstler der elektronischen Musikszene sehen in Actress und Splazsh ein Vorbild für die Verbindung von Tanzmusik mit künstlerischen Konzepten.

Bedeutung für Actress` Karriere

Mit Splazsh etablierte sich Actress endgültig als einer der innovativsten Köpfe in der elektronischen Musikszene. Das Album markierte einen wichtigen Meilenstein in seiner Karriere und zog die Aufmerksamkeit von Musikfans und Kritikern weltweit auf sich. Es festigte den Ruf von Honest Jon’s Records als Plattform für experimentelle und zugleich zugängliche Musik und zeigte, dass elektronische Musik nicht nur zum Konsum, sondern auch als Kunstform existieren kann.

Insgesamt ist Splazsh ein Album, das gleichzeitig verunsichert, fasziniert und zum Nachdenken anregt. Es bricht mit Konventionen und erschafft eine Klangwelt, die ebenso abstrakt wie emotional ist. Ein Meilenstein, der den Klang der 2010er Jahre maßgeblich beeinflusst hat und auch heute noch als zeitlos gilt.

Fazit:

Die Musik von Splazsh ist definitiv nicht jedermanns Sache. Wer Zugang dazu finden möchte, sollte eine Affinität zu stark experimenteller elektronischer Musik mitbringen. Dieses Album verlangt, dass man sich nicht nur auf die Klänge einlässt, sondern auch bereit ist, gedanklich an Orte zu reisen, die man zuvor nicht kannte. Ob mit oder ohne Weed – der Zustand des Ichs spielt dabei keine große Rolle. Für mich persönlich – als jemand, der gerne experimentiert – ist es immer wieder eine absolute Bereicherung, solche Schätze zu entdecken.

Und bevor jemand aufschreit: Selbst auf High-Fidelity-Anlagen entfaltet diese Art von Musik ein außergewöhnliches Licht – eigentlich genau so, wie es vom Produzenten oder DJ gedacht war.

Wenn du also auf der neutralen Seite der Macht stehst und Musik wirklich entdecken willst, anstatt die vermeintlichen Schwächen deiner HiFi-Anlage zu suchen – eine Suche, die bei Geräten mit Eigenklang ohnehin niemals endet – dann gönn dir dieses Album! Splazsh ist eine Einladung zu einer Reise, die mehr bietet als reinen Klanggenuss – es ist ein Experiment, ein Erlebnis und eine Entdeckung zugleich.

Tracklist: Actress – Splazsh

  1. Hubble (8:48)
    Ein hypnotischer, minimalistischer Opener, der mit dröhnenden Beats und schwebenden Klangeffekten einen entrückten Einstieg ins Album bietet. Atmosphärisch dicht und fast meditativer Charakter.
  2. Lost (6:08)
    Ein düsterer und bassgetriebener Track, der mit subtilen Melodien spielt und eine beklemmende, aber zugleich faszinierende Klangwelt erschafft.
  3. Futureproofing (1:16)
    Ein kurzes, fragmentiertes Stück mit glitchigen Elementen, das wie ein Übergang oder Intermezzo wirkt – ein Moment der Reflexion.
  4. Bubble Butts And Equations (5:34)
    Ein lebhafter, rhythmusbetonter Track, der verspielte Sounds mit einer experimentellen Struktur kombiniert. Humorvoll und gleichzeitig technisch anspruchsvoll.
  5. Always Human (2:57)
    Ein fragmentierter und verspielter Track, der eine futuristische Stimmung erzeugt und mit unregelmäßigen Klängen experimentiert.
  6. Get Ohn (Fairlight Mix) (6:45)
    Ein rhythmischer, cluborientierter Track mit komplexen Percussion-Elementen und treibender Energie, der dennoch Actress’ unverwechselbare experimentelle Handschrift trägt.
  7. Maze (5:22)
    Mystisch und hypnotisch. Die repetitive Struktur und die subtilen Veränderungen ziehen den Hörer in einen labyrinthartigen Klangraum.
  8. Purrple Splazsh (3:28)
    Titeltrack-ähnlich: ein abstraktes, aber dennoch zugängliches Stück, das mit intensiven Texturen und einer subtilen Melodie überzeugt.
  9. Senorita (2:10)
    Ein kurzes, glitchiges Experiment, das überraschend melodisch ist und wie eine kleine Klangskizze wirkt.
  10. Let’s Fly (6:10)
    Ein luftiger, rhythmischer Track mit schwebenden Klängen und einer leichten Club-Atmosphäre. Verbindet groove-betonte Elemente mit Actress’ experimenteller Seite.
  11. Wrong Potion (3:12)
    Dunkel und unheimlich. Die verzerrten Sounds und langsamen Rhythmen erzeugen eine bedrohliche, fast cineastische Atmosphäre.
  12. Supreme Cunnilingus (2:37)
    Ein verspielter, ironisch betitelter Track mit vibrierenden Beats und surrealen Klangeffekten – typisch für Actress‘ subversiven Humor.
  13. The Kettle Men (5:02)
    Ein eher abstraktes Stück mit klirrenden Sounds und unruhigen Rhythmen, das eine rohe, industrielle Atmosphäre vermittelt.
  14. Casanova (2:29)
    Ein ruhiger, introspektiver Abschluss, der mit melodischen Elementen und warmen Texturen einen Kontrapunkt zu den vorherigen Tracks setzt.

Das Album nimmt den Hörer auf eine Reise durch experimentelle Klanglandschaften, die von hypnotisch bis chaotisch reichen.