
Ayumi Tanaka Trio Subaqueous Silence
Ayumi Tanaka Trio – Subaqueous Silence Hörbericht:
- Label: ECM Records – ECM 2675
- Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
- Land: Germany
- Veröffentlicht: 29. Oktober 2021
- Genre: Jazz
- Stil: Contemporary Jazz / Zeitgenössischer Jazz
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Das Album Subaqueous Silence des Ayumi Tanaka Trios ist ein faszinierendes Beispiel für den modernen Jazz, der die Grenzen des Genres auf beeindruckend subtile Weise neu definiert. Veröffentlicht unter dem renommierten ECM-Label, ist dies das erste Werk des Trios für die traditionsreiche Plattenfirma, bekannt für ihren unverkennbaren Klang und die Unterstützung innovativer Künstler.
Das Konzept: Klang als Raum und Stille als Dialog
Im Mittelpunkt des Albums steht die Erforschung von Klang und Stille. Ayumi Tanaka, Pianistin und Komponistin des Trios, verfolgt einen minimalistischen Ansatz, der stark von der japanischen Ästhetik des Ma geprägt ist – ein Konzept, das den Raum zwischen Klängen und die Bedeutung von Pausen betont. Diese Philosophie durchdringt das gesamte Album und schafft eine Klanglandschaft, die ebenso introspektiv wie atmosphärisch ist.
Die Musik ist geprägt von einer Mischung aus komponierten Elementen und freier Improvisation. Dabei zeigt das Trio eine beeindruckende Fähigkeit, gemeinsam organische musikalische Strukturen zu schaffen, die oft an ein ruhiges Gespräch erinnern. Die Stücke entwickeln sich langsam und lassen Raum für subtile Veränderungen und plötzliche emotionale Höhepunkte.
Die Musiker: Eine einzigartige Klangchemie
Das Ayumi Tanaka Trio besteht aus drei Musikerpersönlichkeiten, die ihre individuellen Stärken zu einem harmonischen Ganzen verweben:
- Ayumi Tanaka, die Pianistin und kreative Leiterin des Trios, verbindet in ihrem Spiel japanische traditionelle Musik mit zeitgenössischem europäischem Jazz. Ihr Stil ist gekennzeichnet durch eine außergewöhnliche Sensibilität für Klang und Struktur. Sie erzeugt Melodien, die oft wie Fragmente klingen, um sich dann in schimmernde Harmonien aufzulösen.
- Christian Meaas Svendsen, der Bassist des Trios, erweitert das klangliche Spektrum mit einer tiefen, oft lyrischen Präsenz. Seine Spielweise bewegt sich zwischen leisen, beinahe rezitativen Linien und kraftvollen, energischen Passagen, die einen Kontrapunkt zur Ruhe des Pianos setzen.
- Per Oddvar Johansen, ein erfahrener Schlagzeuger und ECM-Veteran, ergänzt das Trio durch seine delikate und texturreiche Perkussion. Sein Spiel ist ein perfektes Beispiel für das „weniger ist mehr“-Prinzip: Er nutzt den Raum, um mit minimalen Mitteln maximale Wirkung zu erzielen.
Die Klangwelt: Tiefe und Transparenz
Die Produktion des Albums, geleitet von ECMs Gründer Manfred Eicher, legt großen Wert auf Transparenz und Detailreichtum. Der Klang ist kristallklar, wodurch die feinsten Nuancen des Zusammenspiels hörbar werden. Jeder Ton scheint sorgfältig platziert, jeder Atemzug des Raums ist spürbar. Diese akustische Qualität verstärkt die meditative und introspektive Atmosphäre des Albums.
Die musikalische Struktur der Stücke folgt keinem linearen Muster. Stattdessen öffnen sich die Kompositionen wie Klangräume, die den Hörer einladen, in sie einzutauchen. Es gibt keinen offensichtlichen Höhepunkt, sondern eine kontinuierliche Entwicklung, die den Fokus auf den Moment richtet. Diese Zeitlosigkeit macht das Album zu einer einzigartigen Hörerfahrung.
Rezeption: Ein Werk von großer Tiefe
Subaqueous Silence wurde in der internationalen Jazzszene hoch gelobt. Kritiker heben die außerordentliche Sensibilität des Trios und die Fähigkeit hervor, mit minimalistischen Mitteln große emotionale Resonanz zu erzeugen. Besonders beeindruckt zeigte sich die Fachwelt von der Balance zwischen Stille und Klang, die eine hypnotische Wirkung entfaltet.
Bedeutung in der zeitgenössischen Jazzlandschaft
Das Album setzt einen wichtigen Akzent in der Entwicklung des modernen Jazz, insbesondere im Kontext der skandinavisch geprägten ECM-Schule. Es zeigt, dass Musik nicht durch Virtuosität oder komplexe Strukturen glänzen muss, sondern durch Authentizität, Raum und Tiefe. Das Ayumi Tanaka Trio hat mit Subaqueous Silence ein Werk geschaffen, das nicht nur musikalisch, sondern auch emotional lange nachklingt.
Schlußgedanke:
Das Album Subaqueous Silence des Ayumi Tanaka Trios ist ein außergewöhnliches Kunstwerk, das sich durch seine Tiefe, seine Reduktion und seinen emotionalen Gehalt auszeichnet. Es ist mehr als nur Musik – es ist eine Reise in eine Klangwelt, die sich der Hektik und Lautstärke des modernen Lebens bewusst entgegenstellt. Die Stille wird hier nicht als Abwesenheit von Klang, sondern als essenzieller Teil des musikalischen Ausdrucks verstanden. Sie wird zu einem Dialogpartner, der den Zuhörer dazu einlädt, innezuhalten und die feinen Nuancen der Musik bewusst wahrzunehmen.
Das Trio schafft es, die Grenzen eines klassischen Klaviertrios zu erweitern, indem es eine einzigartige Verbindung aus Minimalismus, Improvisation und emotionaler Tiefe herstellt. Die Musik wirkt fast meditativ, ohne jemals in Beliebigkeit oder Wiederholung zu verfallen. Stattdessen entfaltet sich in jedem Moment eine neue Facette, die den Hörer in einen Zustand der Kontemplation versetzt.
Ein besonderes Merkmal des Albums ist die spürbare Balance zwischen den drei Musikern. Ayumi Tanakas Klavierspiel ist von einer feinfühligen Zurückhaltung geprägt, die dennoch große Ausdruckskraft besitzt. Christian Meaas Svendsen am Bass und Per Oddvar Johansen am Schlagzeug fügen sich perfekt in dieses fragile Gefüge ein, indem sie ihren eigenen Raum einnehmen, ohne das Gleichgewicht zu stören. Diese kollektive Harmonie ist einer der Gründe, warum das Album so eindringlich wirkt.
Das Album hebt sich auch durch seine Produktion hervor, die die Intimität und Transparenz der Musik auf beeindruckende Weise einfängt. Die Klangqualität ist so hoch, dass selbst die kleinsten Details – wie das Nachklingen eines Tones oder das sanfte Einatmen vor einem neuen Abschnitt – hörbar werden. Dies verstärkt die Nähe und die Intimität, die das Album vermittelt.
Subaqueous Silence ist kein Album, das man einfach im Hintergrund laufen lässt. Es fordert Aufmerksamkeit, Geduld und Offenheit, um die volle Wirkung zu entfalten. Für jene, die sich darauf einlassen, bietet es jedoch eine tiefgreifende Erfahrung, die weit über das bloße Hören hinausgeht. Es ist Musik, die nachklingt, Gedanken anregt und Emotionen weckt.
Dieses Werk ist nicht nur ein Meilenstein für das Ayumi Tanaka Trio, sondern auch ein wichtiger Beitrag zur zeitgenössischen Jazzlandschaft. Es zeigt, dass Jazz nicht nur von Virtuosität oder technischen Innovationen lebt, sondern auch von der Fähigkeit, den Hörer emotional und intellektuell zu berühren. Subaqueous Silence ist ein Album, das in seiner Schlichtheit groß ist und in seiner Tiefe nachhaltig beeindruckt – eine musikalische Perle, die in einer Welt voller Ablenkungen einen Raum für Stille und Reflexion schafft.
Tracklist zu Subaqueous Silence von Ayumi Tanaka Trio:
- Ruins (6:39)
Eine mysteriöse und schwebende Komposition, die mit sparsamen Klaviermotiven beginnt und allmählich von Bass und Schlagzeug umrahmt wird. Sie evoziert Bilder verlassener Orte und Vergänglichkeit. - Black Rain (4:52)
Dunkel und atmosphärisch, mit einem intensiven Spannungsaufbau. Die Musik vermittelt das Gefühl eines schleichenden Unheils, das sich in den Regentropfen verbirgt. - Ruins II (2:42)
Ein kurzes, introspektives Stück, das an die Stimmung von „Ruins“ anknüpft und wie ein musikalischer Nachhall wirkt. - Ichi (3:35)
Ein kollaboratives Werk des Trios mit einer organischen Entwicklung. Hier treffen sich minimalistische Klavierphrasen, pulsierende Basslinien und feine Perkussion in einer harmonischen und zugleich dynamischen Interaktion. - Zephyr (3:04)
Zart und luftig, wie eine leichte Brise, die durch die Komposition weht. Das Zusammenspiel von Klavier und Schlagzeug schafft eine fragile, fast ätherische Klangwelt. - Towards The Sea (4:14)
Ein stimmungsvolles und suchendes Stück, das durch seine wellenartige Dynamik das Bild einer Reise zum Meer heraufbeschwört. Das Trio zeigt hier seine Fähigkeit, Stille und Bewegung meisterhaft zu verbinden. - Subaqueous Silence (9:25)
Der Titeltrack und Höhepunkt des Albums. Eine lange, meditative Komposition, die die Essenz des Albums einfängt. Das Klavier fließt wie Wasser, während Bass und Schlagzeug subtile Texturen hinzufügen, um eine tief eindringliche Unterwasserwelt zu erschaffen.