Holy Cole Temptation
Holy Cole Temptation Album Hörbericht:
Overall Rating: ★★★★★ (5/5)
- Label: Metro Blue – 7243 8 34348 2 4
- Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming, Classic Recordes, Analogue Records,
- Country: Europe
- Released: 1995
- Genre: Jazz
- Style: Vocal
- Amazon Link: Hole Cole
Holly Cole ist eine kanadische Jazzsängerin, die für ihre Vielseitigkeit und ihre einzigartige Fähigkeit bekannt ist, Songs unterschiedlicher Genres in ihre eigene musikalische Sprache zu übersetzen. Ihre Stimme ist unverkennbar: eine Kombination aus sanften, rauchigen Tönen und kraftvollen Momenten, die ihren Interpretationen eine besondere Tiefe verleihen. Geboren 1963 in Halifax, Nova Scotia, begann Cole ihre musikalische Karriere in den späten 1980er Jahren und wurde schnell zu einer der markantesten Stimmen der kanadischen Jazzszene. Ihre Fähigkeit, Pop, Jazz und Blues zu verschmelzen und dabei bekannte Songs auf überraschende und originelle Weise neu zu gestalten, hat ihr internationale Anerkennung eingebracht.
Temptation (1995): Ein Tribut an Tom Waits
Mit dem 1995 veröffentlichten Album Temptation wagte sich Holly Cole an das Werk von Tom Waits, einem der unkonventionellsten und lyrisch beeindruckendsten Songwriter des 20. Jahrhunderts. Tom Waits ist bekannt für seine rauen, manchmal grotesken Balladen, die oft von den Außenseitern der Gesellschaft erzählen: einsame Trinker, gescheiterte Träumer und gebrochene Seelen. Seine Songs, die eine unverwechselbare Mischung aus Blues, Jazz, Folk und experimentellen Klängen darstellen, sind voller schwarzem Humor und melancholischer Poesie.
Indem Cole sich für Temptation entschied, Waits’ Songs neu zu interpretieren, stellte sie sich einer Herausforderung: Seine Musik ist so eng mit seiner tiefen, rauchigen Stimme und seiner dunklen, schrägen Klangästhetik verbunden, dass Coverversionen selten den gleichen emotionalen Impact erzielen. Doch Cole ging diesen Weg mit Mut und Sorgfalt an und schaffte es, Waits‘ Songs sowohl respektvoll als auch innovativ neu zu gestalten. Sie nahm sich der düsteren, von einer melancholischen Zärtlichkeit durchdrungenen Atmosphäre der Lieder an, verwob jedoch ihre eigene stilistische Sensibilität und gab ihnen eine jazzige, oft sinnlichere Note.
Interpretation und Arrangements
Das Besondere an Coles Versionen der Waits-Songs ist ihre Fähigkeit, den emotionalen Kern der Stücke zu erfassen, ohne dabei Waits’ unkonventionellen Stil einfach nur nachzuahmen. Stattdessen bringt sie eine elegante, fast fragile Intimität in ihre Interpretationen ein. Wo Waits oft rau und kantig klingt, wirkt Cole weich und gleichzeitig durchdringend. Ihre Stimme scheint manchmal geradezu über den Arrangements zu schweben, während sie die dunklen und manchmal schmerzvollen Geschichten der Songs erzählt.
Die Instrumentierung auf Temptation ist minimalistisch, aber äußerst atmosphärisch. Craig Street, der das Album produzierte, legte Wert darauf, Cole und ihre Band in einem natürlichen, intimen Rahmen erklingen zu lassen. Es gibt viel Raum für Stille, für die Nuancen von Coles Stimme und die leisen Momente, die oft am tiefsten gehen. Die Arrangements, die sich aus Jazz, Blues und leichtem Pop speisen, sind subtil, aber wirkungsvoll. Hier gibt es keine überladenen Klangbilder, sondern eine klare, zurückhaltende Begleitung, die Coles Stimme in den Mittelpunkt rückt.
Die Bandmitglieder, darunter der Pianist Aaron Davis und der Bassist David Piltch, tragen ebenfalls entscheidend zum Erfolg des Albums bei. Ihre zurückhaltenden, aber einfühlsamen Begleitungen schaffen den perfekten Klangteppich, der es Cole ermöglicht, die dramatischen und emotionalen Bögen der Songs voll auszuleben. Besonders bemerkenswert ist, wie sie die düsteren, oft zerbrochenen Charaktere und Situationen in Waits’ Songs mit einem Hauch von Wärme und Menschlichkeit versieht. So schaffen Cole und ihre Band eine besondere Balance zwischen der rauen Härte der ursprünglichen Stücke und der weichen, fast versöhnlichen Klangwelt, die sie ihnen verleiht.
Kultureller Kontext und Bedeutung
Temptation kam zu einem Zeitpunkt heraus, als Holly Cole bereits eine angesehene Künstlerin in der internationalen Jazzszene war, und zeigte eindrucksvoll ihre Fähigkeit, sich außerhalb des traditionellen Jazz-Repertoires zu bewegen. Die Entscheidung, ein ganzes Album mit Tom Waits-Covern aufzunehmen, war mutig, zumal Waits‘ Werke selbst für eingefleischte Jazzliebhaber keine einfache Kost sind. Doch Cole brachte diese Lieder einem neuen Publikum näher und bewies, dass sie nicht nur eine herausragende Jazzinterpretin, sondern auch eine Künstlerin ist, die tief in die emotionale und poetische Welt eines anderen Songwriters eintauchen kann.
Das Album wurde von der Kritik gefeiert. Besonders gelobt wurde die Art und Weise, wie Cole die Songs von Waits auf ihre eigene, unverwechselbare Weise interpretierte, ohne dabei die düsteren, existenziellen Qualitäten zu verlieren, die Waits’ Werk auszeichnen. Temptation öffnete vielen Zuhörern eine neue Perspektive auf Waits‘ Songwriting, indem es die Melancholie und den Sarkasmus seiner Texte durch eine zartere, intimere Linse betrachtete.
Kritische Rezeption
Die Kritiker waren beeindruckt von der Feinfühligkeit, mit der Holly Cole die anspruchsvollen Songs von Tom Waits angegangen war. Das Album wurde als eine gelungene Hommage beschrieben, die es schaffte, die Komplexität und den rauen Charme von Waits‘ Musik zu bewahren, während Cole gleichzeitig ihren eigenen musikalischen Fingerabdruck hinterließ. Besonders positiv hervorgehoben wurde Coles Gespür für Timing und Atmosphäre – ihre Fähigkeit, den Momenten der Stille und dem Raum zwischen den Noten Bedeutung zu verleihen. In dieser Zurückhaltung lag eine besondere Kraft, die den Zuhörer in die Geschichten der Songs hineinzog und die dunklen, introspektiven Texte von Waits in ein neues Licht rückte.
In audiophilen Kreisen wurde die Qualität der Produktion und des Klangs ebenfalls hoch geschätzt. Das Album bietet eine klare, detaillierte Aufnahme, die den Fokus auf die Stimme und die feinen Details der Instrumentation legt, was es zu einem Genuss für Liebhaber hochwertiger Tonaufnahmen macht.
Fazit
Holly Coles Temptation ist mehr als nur ein Coveralbum. Es ist eine künstlerische Auseinandersetzung mit einem der größten Songwriter unserer Zeit, in der Cole zeigt, dass sie in der Lage ist, Songs in eine neue Form zu gießen, ohne ihre Essenz zu verlieren. Das Album ist zugleich eine Hommage und eine kreative Neuschöpfung, die sowohl Fans von Tom Waits als auch Liebhaber anspruchsvoller, genreübergreifender Musik begeistert.
Die Klangqualität von Holly Coles Temptation ist bemerkenswert klar und detailreich, mit einem warmen, intimen Sound. Die Produktion legt großen Wert auf Natürlichkeit und Raumgefühl, wodurch Coles Stimme im Vordergrund steht, während die Instrumentierung dezent und gut ausbalanciert bleibt. Jede Nuance, vom sanften Klavierspiel bis zu den subtilen Basslinien, ist präzise eingefangen. Die Höhen sind klar ohne Härte, die Mitten warm und präsent, und der Bass dezent, aber stabil. Insgesamt vermittelt die Aufnahme eine beeindruckende räumliche Tiefe und eignet sich besonders für hochwertige Audioanlagen.
Hier ist eine kurze Beschreibung der Titel aus Holly Coles Album Temptation, das Tom Waits gewidmet ist:
1. Take Me Home (2:28)
Ein zärtlicher, introspektiver Song, in dem die Sehnsucht nach Geborgenheit und Rückzug ausgedrückt wird. Cole verleiht dem Stück eine sanfte, melancholische Note.
2. Train Song (3:27)
Ein rhythmisches Stück mit einer Atmosphäre des Reisens und Abschieds. Coles Interpretation fängt die rastlose Melancholie perfekt ein.
3. Jersey Girl (3:46)
Eine romantische Hymne an eine geliebte Frau, hier in einer jazzig-sanften Version, die das Original mit einem Hauch von Vertrautheit und Zärtlichkeit versieht.
4. Temptation (3:05)
Dieser Titeltrack verführt mit seiner hypnotischen Melodie und Coles sinnlicher Interpretation. Sie bringt die dunkle, verlockende Seite von Waits’ Original gekonnt zur Geltung.
5. Falling Down (5:18)
Eine langsame, melancholische Ballade über Scheitern und Verlust. Cole gibt dem Stück eine weiche, nachdenkliche Tiefe.
6. Invitation To The Blues (4:23)
Dieser Bluesklassiker wird von Cole mit einer einfühlsamen, aber gleichzeitig distanzierten Note versehen, perfekt abgestimmt auf die düstere Erzählung des Songs.
7. Cinny’s Waltz (2:34)
Ein kurzer, klavierbasierter Walzer mit einer verträumten, fast nostalgischen Atmosphäre. Coles zarte Interpretation lässt die Eleganz des Originals erstrahlen.
8. Frank’s Theme (3:11)
Ein emotionaler, introspektiver Song, der in Coles Version eine sanfte und nachdenkliche Stimmung annimmt.
9. Little Boy Blue (2:58)
Ein ruhiges, melancholisches Stück, das durch Coles zerbrechliche Stimme an Tiefe gewinnt und die Traurigkeit der Geschichte fühlbar macht.
10. I Don’t Wanna Grow Up (4:31)
Eine verspielte, fast rebellische Interpretation des Songs über den Wunsch, der Reife zu entkommen. Cole bringt eine leichte Ironie in den Text.
11. Tango Til They’re Sore (4:29)
Ein schräger, schwungvoller Tango, bei dem Cole das grobkörnige, dunkle Element des Originals in eine elegantere, jazzige Version umwandelt.
12. (Looking For) The Heart Of Saturday Night (3:37)
Eine nostalgische, fast wehmütige Hymne an die Suche nach dem perfekten Moment. Cole bringt eine warme, verlockende Intimität in den Song.
13. Soldiers Things (3:23)
Ein trauriger, ruhiger Song über den Verlust und die Vergänglichkeit von Kriegserinnerungen. Coles Interpretation ist berührend und zart.
14. I Want You (2:57)
Ein einfaches, aber intensives Liebeslied, in dem Cole die Sehnsucht und Verletzlichkeit durch ihre intime Darbietung betont.
15. Good Old World (1:36)
Ein kurzes, atmosphärisches Stück, das wie ein nostalgisches Zwischenspiel wirkt. Coles Interpretation verleiht ihm eine zarte, fast zerbrechliche Qualität.
16. The Briar And The Rose (5:28)
Eine poetische Ballade, die Cole mit einer sanften, balladenhaften Melodie und zarter Emotionalität interpretiert.
17. Shiver Me Timbers (4:33)
Ein dramatischer Abschiedssong, der durch Coles Interpretation ein Gefühl von Aufbruch und Sehnsucht nach der Ferne vermittelt.