Bill Frisell – East / West

Bill Frisell – East / West

Bill Frisell – East / West Hörbericht:

Overall Rating: ★★★★★ (5/5)

  • Label: Nonesuch – 7559-79863-2
  • Format: 2 x CD, Album
  • Country: Europe
  • Released: 2005
  • Genre: Jazz
  • Style: Contemporary Jazz, Avant-Garde Jazz
  • Amazon Link:  East / West

„East/West“ ist ein herausragendes Album des amerikanischen Jazzgitarristen Bill Frisell, das 1996 veröffentlicht wurde und eine bedeutende Rolle in seinem Katalog spielt. Frisell, der für seine innovative Herangehensweise an die Gitarre und seine Fähigkeit, verschiedene Musikstile zu integrieren, bekannt ist, nutzt in diesem Werk eine Vielzahl von musikalischen Einflüssen, die sowohl Folk- als auch Jazz-Elemente umfassen.

Konzept und Themen

Der Titel „East/West“ spiegelt die geografischen und kulturellen Unterschiede wider, die in der Musik und den Themen des Albums verarbeitet werden. Frisell setzt sich mit der Dualität von städtischen und ländlichen Klängen auseinander. Diese musikalische Reise zwischen verschiedenen Stilen und Stimmungen vermittelt ein Gefühl von Weite und Freiheit, das charakteristisch für Frisells Kompositionen ist. Die Musik kann sowohl melancholisch als auch jubilierend sein und spricht eine breite Palette von Emotionen an.

Musiker und Besetzung

Bill Frisell wird von einer talentierten Gruppe von Musikern begleitet, die zu seiner charakteristischen Klanglandschaft beitragen. Zu den Mitwirkenden gehören:

  • Kenny Wollesen (Schlagzeug): Wollesen bringt eine subtile und vielseitige Percussion-Darbietung in die Stücke ein, die den rhythmischen Puls des Albums unterstützt.
  • David Piltch (Bass): Piltch sorgt für eine solide Grundlage mit seinem einfühlsamen Bassspiel, das die Melodien von Frisell untermalt.
  • Jenny Scheinman (Violine): Scheinman fügt mit ihrem gefühlvollen Geigenspiel eine weitere Dimension hinzu, die oft lyrisch und ergreifend ist.
  • Greg Leisz (Dobro, Pedal Steel Guitar): Leisz ergänzt die Klangpalette mit seinen virtuosen Fähigkeiten auf der Dobro und der Pedal Steel Guitar, was zu den folkigen und ländlichen Klängen des Albums beiträgt.

Musikalische Stilistik

Frisells Musik auf „East/West“ zeichnet sich durch eine einzigartige Mischung aus Genres aus. Er verwendet Techniken, die oft als „Textur“ und „Klangfarbe“ bezeichnet werden, um eine atmosphärische und hypnotische Klanglandschaft zu schaffen. Seine Fingerfertigkeit und sein einfühlsamer Umgang mit der Gitarre ermöglichen es ihm, sowohl komplexe Melodien als auch einfache, eingängige Motive zu entwickeln.

Die Stücke auf dem Album kombinieren eingängige Melodien mit improvisierten Passagen, was zu einem Gefühl der Spontaneität führt. Frisell nutzt verschiedene Effekte und Klangbearbeitungen, um seinen Sound zu gestalten, was ihm ermöglicht, klangliche Landschaften zu erschaffen, die sowohl intim als auch weitreichend sind.

Kritische Rezeption und Einfluss

„East/West“ wurde von Kritikern durchweg positiv bewertet und gilt als eines der bemerkenswertesten Werke in Frisells Diskografie. Die innovative Herangehensweise an die Gitarre und die Fähigkeit, Emotionen durch Klang auszudrücken, wurden von vielen Rezensenten hervorgehoben.

Das Album hat auch Einfluss auf zahlreiche Musiker in verschiedenen Genres ausgeübt, da Frisell es schafft, Jazz, Folk, Blues und andere Stile nahtlos miteinander zu verweben. Seine experimentelle und gleichzeitig zugängliche Musik hat dazu beigetragen, die Grenzen des Jazz zu erweitern und neue Hörer für das Genre zu gewinnen.

Insgesamt ist „East/West“ ein bedeutendes Werk, das sowohl für Liebhaber von Jazz als auch für Fans experimenteller Musik von Bedeutung ist und Frisells Ruf als innovativen und kreativen Künstler festigt.

Hier ist die Trackliste für Bill Frisell – East/West mit Beschreibungen der einzelnen Stücke:

West

  1. I Heard It Through The Grapevine (8:00)
    Geschrieben von Barrett Strong und Norman Whitfield, ist dies eine ikonische Soul-Nummer, die hier von Frisell in einer improvisierten Jazzversion interpretiert wird. Die charakteristische Melodie wird durch Frisells einzigartige Gitarrenklänge neu belebt, während er eine Vielzahl von Effekten nutzt, um die emotionale Tiefe des Originals zu erfassen.
  2. Blues For Los Angeles (11:09)
    Ein originelles Stück von Bill Frisell, das die Essenz der Stadt einfängt. Mit einem entspannten Groove und melancholischen Melodien vermittelt dieses Stück ein Gefühl der Einsamkeit und Reflexion, das typisch für Frisells Stil ist. Die Improvisation und die dynamische Interaktion zwischen den Musikern verstärken die emotionale Wirkung.
  3. Shenandoah (12:05)
    Eine traditionelle amerikanische Folkballade, die durch Frisells Gitarrenspiel an Tiefe gewinnt. Die melancholische Melodie wird in sanften, fließenden Passagen präsentiert, wobei Frisell die sanften Harmonien und die nostalgische Stimmung dieser klassischen Melodie hervorhebt.
  4. Boubacar (6:22)
    Ein weiteres Stück von Frisell, das von afrikanischen Rhythmen und Melodien inspiriert ist. Der Titel ehrt den senegalesischen Musiker Boubacar Traoré. Mit einer Mischung aus Jazz und Weltmusik schafft Frisell eine lebendige Klanglandschaft, die die Hörer auf eine musikalische Reise mitnimmt.
  5. Pipe Down (10:50)
    In diesem Stück zeigt Frisell seine Fähigkeit, komplexe, schichtenreiche Harmonien zu entwickeln. „Pipe Down“ hat einen leicht experimentellen Charakter und ermutigt zu improvisierten Dialogen zwischen den Instrumentalisten. Die Klangtexturen sind vielschichtig und bieten Raum für kreative Entfaltung.
  6. A Hard Rain’s A-Gonna Fall (11:47)
    Diese berühmte Komposition von Bob Dylan wird von Frisell mit einer melancholischen Note interpretiert. Die dunklen, nachdenklichen Texte werden durch seine Gitarrenarrangements unterstrichen, die eine emotionale Intensität schaffen, die die Zuhörer in ihren Bann zieht.

East

  1. My Man’s Gone Now (3:48)
    Geschrieben von Du Bose Heyward, George Gershwin und Ira Gershwin, ist dies ein emotionales Stück, das oft in Opern und Jazz-Standards verwendet wird. Frisell gibt dieser Komposition eine eindringliche Interpretation, die sowohl verletzlich als auch kraftvoll ist.
  2. The Days Of Wine And Roses (9:20)
    Diese wunderschöne Ballade, geschrieben von Henry Mancini und Johnny Mercer, wird von Frisell in einem sanften, melodischen Stil gespielt. Die harmonischen Progressionen und die emotionale Tiefe des Stücks machen es zu einem Höhepunkt des Albums.
  3. You Can Run (0:51)
    Ein kurzes, experimentelles Stück, das von Frisell, Kenny Wollesen und Tony Scherr geschrieben wurde. Die knappen, prägnanten musikalischen Ideen schaffen eine interessante Dynamik und zeigen Frisells Vorliebe für spontane, improvisierte Musik.
  4. Ron Carter (13:59)
    Ein Hommage-Stück an den legendären Bassisten Ron Carter. Frisell erforscht hier eine Vielzahl von Klangtexturen und -ideen, die sich über einen längeren Zeitraum entwickeln. Die Interaktion zwischen den Musikern ist besonders bemerkenswert und zeigt, wie sie gemeinsam improvisieren und sich gegenseitig inspirieren.
  5. Interlude (1:39)
    Dieses kurze Stück ist eine Verschnaufpause im Album, das von Frisell, Wollesen und Scherr geschrieben wurde. Es bietet eine ruhige, nachdenkliche Atmosphäre und bereitet die Hörer auf die nächsten Stücke vor.
  6. Goodnight Irene (8:57)
    Dieses traditionelle Lied, das von Huddie Ledbetter und John A. Lomax Sr. geschrieben wurde, erhält eine gefühlvolle Interpretation von Frisell. Sein Gitarrenspiel bringt sowohl die nostalgische als auch die traurige Stimmung des Originals zur Geltung.
  7. The Vanguard (4:44)
    Ein weiteres Original von Frisell, das die Freiheit und Experimentierfreude des Jazz widerspiegelt. Die komplexen Melodien und Rhythmen ermöglichen es den Musikern, sich kreativ auszudrücken und bieten Raum für improvisierte Passagen.
  8. People (4:25)
    Geschrieben von Bob Merrill und Jule Styne, wird dieses Stück mit einer Mischung aus Melancholie und Optimismus interpretiert. Frisells Gitarrenarbeit betont die lyrischen Qualitäten des Songs und verleiht ihm eine emotionale Tiefe.
  9. Crazy (4:15)
    Diese bekannte Nummer von Willie Nelson wird von Frisell auf seine charakteristische Weise interpretiert. Die gefühlvolle Melodie wird durch seine Gitarrenarrangements verstärkt und zeigt sein Gespür für Emotionen und Ausdruck.
  10. Tennessee Flat Top Box (2:36)
    Geschrieben von Johnny Cash, ist dies ein kurzes, aber eindrucksvolles Stück, das mit einem folkloristischen Touch versehen ist. Frisells Interpretation kombiniert die Einfachheit des Originals mit seinem eigenen, einzigartigen Stil.

Insgesamt zeigt „East/West“ die Vielseitigkeit und Kreativität von Bill Frisell sowie seine Fähigkeit, verschiedene musikalische Einflüsse in ein kohärentes Werk zu integrieren.