Michael Wollny Mondenkind Album Cover

Michael Wollny Mondenkind

Michael Wollny Mondenkind Hörbericht:

  • Label: ACT  – ACT 9765-2
  • Format: CD, Album, Vinyl, Stereo, Streaming
  • Land: Germany
  • Veröffentlicht: 25. Sept. 2020
  • Genre: Jazz
  • Stil: Contemporary Jazz / Piano Jazz
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Michael Wollny: Ein Meister des modernen Jazz

Michael Wollny ist einer der herausragendsten deutschen Jazzmusiker der Gegenwart. Geboren 1978 in Schweinfurt, hat sich der Pianist und Komponist durch seine außergewöhnliche Technik und seine innovative Herangehensweise an den Jazz einen Namen gemacht. Wollny gehört zu den Künstlern, die den traditionellen Jazz mit modernen, experimentellen Elementen verbinden und so eine frische, avantgardistische Klangsprache entwickeln.

Er ist bekannt für seine Fähigkeit, verschiedene musikalische Genres und Stile miteinander zu verweben – von klassischem Jazz bis hin zu freieren, improvisatorischen Formen und Einflüssen aus der Weltmusik und elektronischen Klängen. Seine Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern sowie seine Soloarbeiten und Projekte haben ihn zu einer zentralen Figur der europäischen Jazzszene gemacht.

Mondenkind: Ein Album zwischen Poesie und Experiment

Mondekind ist ein bemerkenswertes Album von Michael Wollny, das 2015 unter dem Label ACT erschienen ist. Der Titel des Albums, Mondenkind (übersetzt „Kind des Mondes“), weckt Assoziationen an eine geheimnisvolle, poetische Welt. Die Musik auf diesem Album ist geprägt von einer intensiven, emotionalen Tiefe, die den Zuhörer auf eine faszinierende Reise durch verschiedene Stimmungen und Klangwelten entführt.

Wollny hat auf Mondenkind eine Musik geschaffen, die sowohl von technischer Raffinesse als auch von emotionaler Intuition getragen wird. Das Album zeichnet sich durch eine Mischung aus lyrischen Melodien und komplexen, freien Improvisationen aus. Wollny setzt auf eine minimalistische, aber äußerst ausdrucksstarke Kompositionstechnik, bei der jeder Ton zählt und eine tiefere Bedeutung erhält. Die Stücke auf dem Album vermitteln eine spürbare Verbindung zur Natur, zur Nacht und zum Mond – alles Themen, die im Titel des Albums anklingen.

Musikalische Gestaltung: Eine Reise durch Klangwelten

Die Musik von Mondenkind ist ein Zusammenspiel aus zarten, fast zerbrechlichen Klängen und kraftvollen, dynamischen Passagen. Wollny arbeitet häufig mit Dissonanzen und überraschenden Harmonien, die das Hören zu einer spannungsgeladenen Erfahrung machen. Es gibt Momente der Stille, die sofort von intensivem musikalischen Ausdruck abgelöst werden, was die Vielschichtigkeit des Albums unterstreicht.

Die Kompositionen auf Mondenkind sind in ihrer Struktur nicht einfach nur melodisch oder harmonisch – sie schaffen eine Atmosphäre, die den Zuhörer in eine andere Welt entführt. Hier spielen nicht nur die Noten eine Rolle, sondern auch der Raum, der zwischen den Tönen entsteht. Durch seine virtuose Technik und seine Fähigkeit zur Improvisation gelingt es Wollny, die Grenzen des klassischen Jazz zu erweitern und dabei eine völlig neue musikalische Sprache zu entwickeln.

Die Musiker auf Mondenkind: Eine starke Kollaboration

Neben Michael Wollny, der auf dem Album als Pianist und Komponist fungiert, wird das Werk von einer exzellenten Besetzung begleitet. An seiner Seite spielen bekannte Musiker, die seine Vision perfekt unterstützen. Besonders hervorzuheben ist der Bassist Christian Lillinger, dessen rhythmische Kreativität und dynamische Flexibilität den Improvisationen auf dem Album eine besondere Energie verleihen. Schlagzeuger Eric Schaefer sorgt für eine präzise und gleichzeitig lebendige Rhythmusstruktur, die den freien Fluss der Musik stützt.

Diese Musiker sind mehr als nur Begleiter, sie sind gleichwertige Partner in der musikalischen Gestaltung. Die Interaktion zwischen ihnen und Wollny ist spürbar, sie reagieren aufeinander, ergänzen sich und erschaffen so ein lebendiges und organisches Klangbild.

Mondenkind im Kontext der modernen Jazzszene

Mit Mondenkind beweist Michael Wollny einmal mehr seine Bedeutung für die moderne Jazzszene. Das Album stellt eine gelungene Synthese aus traditionellem Jazz, freier Improvisation und modernen klanglichen Experimenten dar. Wollny gelingt es, mit minimalen Mitteln eine tiefe emotionale Wirkung zu erzielen und die Möglichkeiten des Jazz neu zu definieren.

Das Werk hebt sich durch seine lyrische und gleichzeitig experimentelle Herangehensweise von anderen Alben ab und ist ein Paradebeispiel dafür, wie Jazz auch im 21. Jahrhundert noch lebendig und relevant bleibt. Mondenkind ist ein Album, das sowohl für Jazzliebhaber als auch für Hörer, die sich für die Weiterentwicklung des Genres interessieren, von großer Bedeutung ist.

Fazit: Ein Meisterwerk der musikalischen Poesie

Mondekind ist ein herausragendes Beispiel für Michael Wollnys musikalische Vision. Es zeigt seine Fähigkeit, tief in die Welt der Klänge einzutauchen und dabei eine völlig neue musikalische Sprache zu entwickeln, die sowohl herausfordernd als auch zugänglich ist. Durch seine Mischung aus Komposition und Improvisation sowie durch die außergewöhnliche Zusammenarbeit mit seinen Musikern hat Wollny ein Werk geschaffen, das sowohl technisch als auch emotional bewegt und eine tiefere, fast mystische Dimension erreicht. Mondenkind ist ein Album, das die Grenzen des Jazz erweitert und gleichzeitig eine ganz eigene, poetische Klangwelt erschafft.

Ich kann mich jedoch dem Eindruck nicht verwehren, dass Michael Wollny möglicherweise Lucifer als eine Art symbolischen Vater betrachtet. Okay, zugegeben, „Lucifer“ bedeutet ursprünglich „Lichtbringer“ und steht in der Bibel für den Morgenstern. In der modernen Interpretation hat der Begriff jedoch eine teuflische Konnotation. Vielleicht fühlt sich der Künstler auf irgendeine Weise von der dunklen Seite der Macht angezogen – das möchte ich ihm nicht unterstellen, aber es gibt Elemente in seiner Musik, die diese Gedanken zumindest anregen können. Wie auch immer, die Musik, die er erschafft, finde ich durchaus faszinierend und ansprechend. Persönlich neige ich jedoch mehr dazu, mich den Engeln und dem Guten zuzuwenden.

Tracklist von Mondenkind – Michael Wollny

  1. Lunar Landscape (Composed By – Michael Wollny) – 0:49
    Ein kurzer, atmosphärischer Auftakt, der die Mondthematik des Albums musikalisch einführt.
  2. Father Lucifer (Composed By – Tori Amos) – 4:26
    Eine jazzige Adaption des Songs von Tori Amos, die sich mit düsteren und mystischen Themen auseinandersetzt.
  3. Things Behind Walls (Composed By – Michael Wollny) – 1:07
    Ein kurzer, spannungsgeladener Moment voller Geheimnisse, der den Zuhörer in die unbekannten Ecken der Musik entführt.
  4. Sonatine Nr. 7 / 2. Satz (Composed By – Rudolf Hindemith) – 4:23
    Eine klassische Komposition von Hindemith, die in Wollnys Interpretation eine moderne Jazz-Aura erhält.
  5. Velvet Gloves & Spit (Composed By – Timber Timbre) – 2:43
    Eine düstere und groovende Komposition, die mit einem Hauch von Melancholie und Härte spielt.
  6. Tale (Composed By – Michael Wollny) – 3:31
    Eine erzählerische Komposition, die emotionale Tiefe und poetische Momente in sich trägt.
  7. Mondenkind (Composed By – Michael Wollny) – 4:40
    Das titelgebende Stück des Albums, das mit seiner ruhigen, aber kraftvollen Stimmung den zentralen thematischen Bogen spannt.
  8. Enter Three Witches (Composed By – Michael Wollny) – 0:52
    Ein mystischer, kurzer Track, der an die düsteren, zauberhaften Elemente des Albums erinnert.
  9. Schliesse Mir Die Augen Beide (Composed By – Alban Berg) – 3:08
    Eine intime, fast meditative Interpretation eines klassischen Werks von Alban Berg.
  10. The Rain Never Stops On Venus (Composed By – Michael Wollny) – 1:46
    Ein melancholisches Stück, das eine metaphorische Reise zu einem fremden Planeten beschreibt.
  11. Un Animal Imaginé Par Méliès (Composed By – Michael Wollny) – 3:32
    Ein fantasievolles Stück, das von der visuellen und surrealen Welt von Georges Méliès inspiriert ist.
  12. Cyrano (Composed By – Michael Wollny) – 1:51
    Ein kurzes, intensives Stück, das von der tragischen Figur Cyrano de Bergerac beeinflusst ist.
  13. Sagée (Composed By – Michael Wollny) – 5:32
    Eine tiefgehende Komposition, die mystische und emotionale Elemente miteinander vereint.
  14. Spacecake (Composed By – Michael Wollny) – 4:04
    Ein experimentelles, leicht verspieltes Stück, das mit Rhythmus und Melodie spielt.
  15. Mercury (Composed By – Bryce Dessner, Nico Muhly, Sufjan Stevens) – 4:04
    Eine beeindruckende Adaption eines Werks von Bryce Dessner, Nico Muhly und Sufjan Stevens, das die Verbindung von klassischen und modernen Elementen zeigt.