
Dino Saluzzi – Albores
Dino Saluzzi – Albores Hörbericht:
Overall Rating: ★★★★☆ (4/5)
- Label: ECM Records – ECM 2638
- Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
- Land: Germany
- Veröffentlicht: 6. November 2020
- Genre: Jazz, Latin
- Stil: Contemporary Jazz, Tango
- Amazon Werbung: Dino Saluzzi
Dino Saluzzi, ein Meister des Bandoneons und einer der herausragendsten Musiker Argentiniens, hat mit Albores ein eindringliches Album geschaffen, das seine Vielseitigkeit und emotionale Tiefe eindrucksvoll unter Beweis stellt. Veröffentlicht 2020 bei ECM Records, einem Label, das für seine makellose Klangqualität und genreübergreifenden Veröffentlichungen bekannt ist, zeigt Albores, wie Saluzzi die Essenz von Tango, Folklore und improvisierter Musik zu einem einzigartigen Klangkosmos verbindet.
Über den Interpreten: Dino Saluzzi
Dino Saluzzi wurde 1935 in Campo Santo, einer kleinen Stadt in der argentinischen Provinz Salta, geboren. Er wuchs in einer musikalischen Familie auf, sein Vater war Trompeter und beeinflusste ihn früh. Bereits als Kind begann er, das Bandoneon zu spielen, ein Instrument, das traditionell mit dem Tango assoziiert wird. Doch Saluzzi ging über die traditionellen Grenzen des Tangos hinaus und entwickelte einen persönlichen Stil, der Folklore, Jazz, Kammermusik und freie Improvisation vereint.
Seine Karriere ist geprägt von einer tiefen Verwurzelung in der argentinischen Tradition und einer Offenheit für internationale Einflüsse. In den 1980er Jahren begann Saluzzi, mit ECM Records zusammenzuarbeiten, wo er Alben veröffentlichte, die sowohl Kritiker als auch Hörer weltweit begeisterten. Saluzzis Musik wird oft als poetisch und narrativ beschrieben, da sie Geschichten erzählt, die von seiner Heimat, seinem Leben und seinen Erinnerungen inspiriert sind.
Über das Album: Albores
Albores ist ein Werk, das Saluzzis introspektive Seite in den Vordergrund rückt. Das Album ist ein Solo-Bandoneon-Projekt, das die ganze Klangvielfalt und den emotionalen Ausdruck dieses Instruments präsentiert. Der Titel „Albores“, übersetzt als „Anfänge“ oder „Morgendämmerung“, verweist auf einen Neuanfang und eine Rückkehr zu den Wurzeln.
Das Album wurde von Manfred Eicher, dem Gründer von ECM Records, produziert. Es zeichnet sich durch die für ECM typische kristallklare Klangqualität aus, die die subtilen Nuancen von Saluzzis Spiel perfekt einfängt.
Musikalische Merkmale:
- Tango und Folklore: Während Tango die Grundlage vieler Stücke bildet, erweitert Saluzzi diese Sprache durch Elemente argentinischer Folklore. Seine Musik vermittelt sowohl Melancholie als auch Wärme und erzählt Geschichten von Heimat und Nostalgie.
- Improvisation: Saluzzi ist ein Meister der Improvisation, und auf Albores zeigt er, wie er mit dem Bandoneon intuitiv Melodien und Stimmungen erschafft.
- Minimalismus und Raum: Das Album ist sparsam arrangiert, was jedem Ton und jeder Pause Raum zur Entfaltung gibt. Dies schafft eine meditative und intime Atmosphäre.
Höhepunkte des Albums
Auf Albores finden sich keine traditionellen Songstrukturen, sondern eine Sammlung von Momentaufnahmen, die durch ihre tief empfundene Emotionalität bestechen. Zu den herausragenden Stücken gehören:
- „Adiós Maestro Kancheli“: Eine Hommage an den georgischen Komponisten Giya Kancheli, die durch ihre Schlichtheit und emotionale Tiefe besticht.
- „Ausencias“: Ein Stück, das den Geist von Verlust und Erinnerung einfängt, typisch für Saluzzis narrative Kompositionen.
- „Albores“: Der Titeltrack ist eine reflektive und gleichzeitig hoffnungsvolle Komposition, die die Thematik von Anfang und Ende perfekt umsetzt.
Saluzzis Stil und Bedeutung
Die Musik von Dino Saluzzi wird oft als grenzüberschreitend beschrieben. Obwohl er tief in der argentinischen Tradition verwurzelt ist, verwendet er das Bandoneon, um universelle Themen wie Verlust, Sehnsucht und Hoffnung zu erkunden. Seine Fähigkeit, traditionelle argentinische Musik mit Jazz, Klassik und freier Improvisation zu verbinden, hat ihn zu einem Pionier gemacht. Albores ist ein Album, das diese Essenz destilliert und seine künstlerische Reife demonstriert.
Seine Werke sind sowohl für Liebhaber des Tangos als auch für Fans experimenteller Musik von Bedeutung, da sie die zeitlose Kraft von Emotionen und Erzählungen in der Musik verkörpern.
Fazit:
Albores ist ein Album, das in seiner Schlichtheit überwältigt. Es zeigt Dino Saluzzi als einen Musiker, der in der Lage ist, mit einem einzigen Instrument eine ganze Welt von Gefühlen zu erschaffen. Für Fans von ECM Records, Bandoneon-Musik oder introspektiven Klanglandschaften ist dieses Werk ein absolutes Muss. Es ist ein weiteres Meisterwerk in Saluzzis beeindruckender Diskografie und ein Beweis für die anhaltende Kraft der musikalischen Erzählkunst.
Ich höre alle Arten von Musik, und in meinem Kopf ergeben alle Genres Sinn, wenn die Aufnahme perfekt ist und die heimische Anlage dazu bereit ist, die Musik so echt und natürlich wie möglich wiederzugeben. Ich bin wirklich sehr froh, genreübergreifend Musik zu hören und nicht auf ein Genre beschränkt zu sein. Selbst dieses Album hat mir so viel Freude beim Zuhören bereitet: einfach zu hören, wie Herr Saluzzi sein Instrument meisterhaft beherrscht, wie stimmig sich alles anhört und wie viel Musik man mit nur einem Instrument erzeugen kann. Das ist wirklich fantastisch und zeigt, wie universell und kraftvoll Musik sein kann.
Tracklist und Kurzbeschreibungen: Dino Saluzzi – Albores
- Adiós Maestro Kancheli (3:56)
Eine bewegende Hommage an den georgischen Komponisten Giya Kancheli. Saluzzi fängt die Essenz von Abschied und Respekt ein, mit melancholischen und zarten Melodien. - Ausencias (4:58)
Ein Stück, das die Themen Verlust und Sehnsucht erkundet. Die sparsame Instrumentierung lässt Raum für emotionale Tiefe und Reflexion. - Según Me Cuenta La Vida – Milonga (7:01)
Eine Milonga mit persönlicher Note. Die rhythmischen Elemente verbinden sich mit einer introspektiven Melodie, die von Erinnerungen erzählt. - Íntimo (5:42)
Wie der Titel andeutet, ist dies ein sehr persönliches und nachdenkliches Stück. Es strahlt eine intime Atmosphäre aus, die den Hörer in Saluzzis innerste Gedankenwelt eintauchen lässt. - La Cruz Del Sur (2da Cadencia) (7:43)
Eine Hommage an den Südhimmel, inspiriert von den Sternbildern des Südens. Die zweite Kadenz verleiht dem Stück eine spirituelle und transzendente Dimension. - Écuyère (6:19)
Dieses Stück ist von einer Zirkusreiterin inspiriert und vermittelt Eleganz, Bewegung und Anmut. Die Melodie spiegelt das tänzerische Element wider. - Ficción (4:35)
Eine musikalische Erzählung, die wie ein imaginärer Dialog wirkt. Der Titel „Fiktion“ deutet darauf hin, dass hier Geschichten ohne Worte erzählt werden. - Don Caye – Variaciones Sobre Obra De Cayetano Saluzzi (9:26)
Eine musikalische Verneigung vor Dino Saluzzis Vater Cayetano. Variationen über seine Werke zeigen die tiefe Verbundenheit zu familiären und kulturellen Wurzeln. - Ofrenda – Tocata (11:57)
Das längste und vielleicht eindrucksvollste Stück des Albums. Eine „Ofrenda“ (Opfergabe) voller Intensität und spiritueller Hingabe, meisterhaft strukturiert in Form einer Tocata.
Dieses Album ist eine emotionale Reise durch Erinnerungen, Hommagen und musikalische Erkundungen, dargeboten mit der unverwechselbaren Ausdruckskraft von Dino Saluzzi.