
J. Peter Schwalm Arve Henriksen Neuzeit
J. Peter Schwalm, Arve Henriksen – Neuzeit Hörbericht:
- Label: RareNoise Records – RNR125
- Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
- Land: UK
- Veröffentlicht: 27. Nov. 2020
- Genre: Electronic, Jazz
- Stil: Contemporary Jazz, Experimental
- Werbung Amazon Link: J. Peter Schwalm, Arve Henriksen – Neuzeit
Bericht über Neuzeit von J. Peter Schwalm & Arve Henriksen
Das Album Neuzeit, eine Kollaboration zwischen dem deutschen Komponisten und Produzenten J. Peter Schwalm und dem norwegischen Trompeter Arve Henriksen, ist eine musikalische Reise, die Tiefe, Weitsicht und emotionale Resonanz ausstrahlt. Die beiden Hauptinterpreten, jeder ein Meister seines Fachs, haben hier eine Klangwelt geschaffen, die den Zuhörer in eine neue Dimension entführt.
Die Interpreten: Herkunft und Hintergründe
J. Peter Schwalm, geboren in Frankfurt am Main, ist ein vielseitiger Komponist und Klangkünstler, der vor allem für seine innovativen Arbeiten in der elektronischen Musik bekannt ist. Schwalm hat bereits mit Größen wie Brian Eno zusammengearbeitet und gilt als einer der führenden Köpfe, wenn es darum geht, Klanglandschaften zu erschaffen, die zugleich experimentell und emotional zugänglich sind.
Arve Henriksen stammt aus Norwegen und ist ein ebenso renommierter Trompeter, der sich durch seine einzigartige Spielweise auszeichnet. Henriksen lässt seine Trompete oft wie eine menschliche Stimme klingen und integriert Elemente traditioneller nordischer Musik in zeitgenössische Jazz- und Ambient-Strukturen. Seine Soloarbeiten sowie seine Mitgliedschaft im Avantgarde-Jazz-Ensemble Supersilent haben ihn international bekannt gemacht.
Die Verbindung dieser beiden Künstler war nahezu unvermeidlich, da beide eine Vorliebe für experimentelle Klangwelten teilen. Neuzeit entstand aus einer kreativen Vision, die sich mit Themen wie Transformation, Neuanfang und emotionaler Reflexion befasst. Die Idee hinter diesem Album ist es, durch Klang eine neue Perspektive auf Zeit und Veränderung zu bieten.
Technische und emotionale Bewertung
In erster Linie bewerte ich Alben wie Neuzeit anhand ihrer technischen Umsetzung und der emotionalen Wirkung, die sie auf mich haben. Technisch betrachtet ist Neuzeit ein Meisterwerk. Die Klangqualität erreicht audiophile Höhen, mit einer Raumtiefe und Klarheit, die den Zuhörer vollständig in die Musik eintauchen lässt. Jeder Ton, jede Nuance, jedes Echo wurde mit solcher Präzision eingefangen, dass man die Liebe und den Stress, die in dieses Album eingeflossen sind, fast körperlich spüren kann. Es verdient in dieser Hinsicht eine glatte 10/10.
Doch wie ist die Musik selbst? Die Titel auf Neuzeit sind keine leichte Kost, sondern eher eine Einladung zu einer introspektiven Reise. Besonders der Titeltrack „Neuzeit“ hat bei mir eine starke Resonanz ausgelöst. Die Musik fängt die Mechanismen eines Neuanfangs ein und vermittelt das Gefühl, alte Lasten abzulegen und gedanklich einen Schritt in die Zukunft zu wagen. Es ist ein Klang, der zugleich Ruhe und Bewegung ausdrückt, ein Spannungsfeld zwischen Vergangenem und Kommendem.
Emotionale Wirkung und persönliche Reflexion
Was Neuzeit für mich besonders macht, ist die Fähigkeit, Gedanken und Emotionen hervorzurufen, die über das bloße Hören hinausgehen. Es ist ein Album, das nicht nur gehört, sondern erlebt werden will. Die Musik eröffnet eine innere Welt, in der ich mich selbst besser kennenlerne, indem ich mich auf die Reflexion meiner eigenen Erfahrungen und Hoffnungen einlasse.
Die Möglichkeit, durch Musik eine solche Selbstentdeckung zu erleben, ist genau meine Welt. Neuzeit vermittelt genau das, was ich von einem solchen Album erwarte: Tiefe, Weitsicht und die Fähigkeit, mich aus meiner alltäglichen Gedankenwelt herauszulösen.
Nicht für jedermann
Natürlich ist dieses Album nicht für jeden geeignet. Viele Menschen, selbst enge Freunde, konnten die Tiefe und den Sinn hinter diesen Klängen nicht nachvollziehen. Für sie bleiben die Töne abstrakt und unzugänglich. Doch für diejenigen, die sich auf die Musik einlassen können, ist Neuzeit eine Offenbarung.
Fazit
Neuzeit von J. Peter Schwalm und Arve Henriksen ist ein technisches und künstlerisches Meisterwerk. Es ist ein Album, das auf höchstem Niveau produziert wurde und sowohl Klangästheten als auch musikalische Abenteurer anspricht. Die Titel laden zu einer Reise ein, die alte Gedankenmuster hinter sich lässt und Platz für neue Perspektiven schafft. Für mich persönlich ist dieses Album eine Inspirationsquelle und ein Beispiel für die transformative Kraft der Musik. Ich möchte noch unbedingt betonen, das Geschmäcker subjektiver Natur sind und man sich nicht im Klinisch mit seinem Gegenüber diesbezüglich befinden kann. Doch solch ein Album in seiner Wahrhaftigkeit bewerten zu können, muss und sollte man eine Musikanlage haben, die solche Art von Musik aufschlüsseln kann! Um es kurz zu machen: „Neutralität ist Trumpf und Geld trifft“.
Tracklist von Neuzeit mit kurzen Beschreibungen
- Blütezeit – 5:56
Ein atmosphärischer Auftakt, der das Aufblühen neuer Möglichkeiten musikalisch umsetzt. Harmonische Schichten und dezente Trompetenlinien symbolisieren einen frischen Anfang. - Suchzeit – 5:28
Verträumte Melodien und suchende Klangtexturen verkörpern die innere Reise, auf der man nach Antworten oder neuen Perspektiven sucht. - Neuzeit – 8:04
Der titelgebende Track fängt den Übergang in eine neue Ära ein. Langsame, kraftvolle Klangstrukturen vermitteln Transformation und Neubeginn. - Raumzeit – 7:11
Ein experimenteller Titel, der Klang und Stille nutzt, um das Konzept von Raum und Zeit greifbar zu machen. Die Trompete von Henriksen schwebt wie ein Dialog im Kosmos. - Schonzeit – 5:53
Sanfte und introspektive Klänge schaffen eine Pause für Reflexion und Erholung. Der Track wirkt beruhigend und melancholisch zugleich. - Unzeit – 3:54
Dissonante und unerwartete Klänge symbolisieren Chaos und Unvorhersehbarkeit. Der kürzeste Track des Albums hinterlässt eine spürbare Spannung. - Wellenzeit – 7:11
Ein wellenförmiger Aufbau mit dynamischen Höhepunkten und beruhigenden Tälern. Die Musik spiegelt das Kommen und Gehen von Emotionen wider. - Zeitnah – 5:17
Ein abschließender, hoffnungsvoller Titel mit einem harmonischen Zusammenspiel aus Elektronik und Trompete. Der Track vermittelt Nähe und einen Ausblick auf das, was vor uns liegt.