King Hannah I’m Not Sorry I Was Just Being Me
King Hannah – „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“: Der Slowcore-Sog aus Liverpool, der selbst miese Teufel-Boxen adelt
- Label: City Slang – SLANG50329
- Format: CD, Album, Vinyl, Stream
- Land: Europe / England
- Veröffentlicht: 25. Feb. 2022
- Genre: Rock
- Stil: nIndie Rock
- Amazon Link: King Hannah
Ein Album, dessen Titel Programm ist: „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“. Eine selbstbewusste, fast schon trotzige Ansage des britischen Duos King Hannah, die mit ihrem Debüt von 2022 eine düstere, hypnotische Sogwirkung entfalten, die den Hörer gnadenlos in ihren Bann zieht. Und zwar ganz egal, wie miserabel die Wiedergabegeräte gerade sein mögen.
Die Interpreten: Von der Bar ins Americana-Dunkel
Hinter King Hannah stecken die Waliserin Hannah Merrick (Gesang, Gitarre) und der Liverpooler Craig Whittle (Gitarre, Gesang). Ihre gemeinsame Geschichte beginnt, wie so oft in Liverpool, in einer Bar: Whittle arbeitete dort, als er Merrick kennenlernte, die ihn für seinen neuen Job einarbeiten sollte. Er überredete sie, mit ihm Musik zu machen. Der Gitarrist Whittle nutzte die Gelegenheit und überzeugte Merrick, die bis dahin nur heimlich eigene Songs geschrieben hatte.
Ihre musikalische DNA: Das Duo aus der Mersey-Beat-Stadt zelebriert einen Sound, der oft als Slowcore, Desert-Noir oder Dark Americana beschrieben wird. Es ist eine faszinierende Mischung aus melancholischem Pop, schleppenden Blues-Rock-Gitarren und einer cineastischen Atmosphäre, die unweigerlich an die düsteren Soundtracks von David Lynch oder die endlosen Weiten von Jim Jarmuschs Wüstenfilmen erinnert. Ihre musikalischen Helden sind entsprechend eher US-geprägt, mit deutlichen Echos von Mazzy Star, Portishead und den mäandernden Gitarren-Eskapaden eines Neil Young.
Zum Aufnahme-Prozess: Das Album wurde über einen Zeitraum von acht Monaten gemeinsam mit den weiteren Bandmitgliedern Ted White, Jake Lipiec und Olly Gorman geschrieben und aufgenommen. King Hannah legen großen Wert darauf, roh, dynamisch und authentisch zu klingen, weit entfernt von einem klinisch polierten Hochglanz-Sound. Das Ergebnis ist ein bewusst Lo-Fi-inspiriertes Klangbild der 90er-Jahre, das perfekt zu der melancholisch-lakonischen Vortragsweise von Hannah Merrick passt. Veröffentlicht wurde das Werk über das renommierte Label City Slang.
Die Kritik: Dunkelheit mit Witz und Eleganz
Die Kritiken für „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“ waren durchweg positiv. Gelobt wurde vor allem die undurchdringliche Düsternis im Soundbild, die jedoch stets von einem charmant-lakonischen Witz in den Texten aufgebrochen wird. Merrick wird stimmlich oft in die Nähe von PJ Harvey, Beth Gibbons (Portishead) oder Alison Mosshart gerückt – eine katzenartige Eleganz, die auf bedrohliche Gitarren trifft. Das Album wurde als „hörenswert“, „hypnotisch verführerisch“ und als „Meisterwerk der fasziniert gewebten Melodien“ gefeiert. King Hannah nehmen hier ihren Platz auf dem Thron des Indie-Pop ein – einer, der aus Slowcore und Americana gewebt ist.
Persönliche Anmerkung: Billard, Shazam und die Klangqualität
Das Verrückte ist: Ich habe dieses Album bei mir im Billard Club das erste Mal gehört. Obwohl die Lautsprecher miserabel sind, konnte ich heraushören, dass das Album doch eine gute Qualitäten in Sachen Aufnahme hat. Man hört eben, wenn die Dynamik und der musikalische Ausdruck stimmen.
Entsprechend glücklich bin ich darüber, dass es Shazam gibt. Handy gezückt, um festzustellen, welche Band dieses tolle Lied gerade über die schlechten Teufel-Lautsprecher Richtung Tisch 5 ballert. Ich habe es sofort abgespeichert und zu Hause angekommen, durfte das Album sich unter Beweis stellen. Und ja, ich finde die Aufnahme sehr gut und die Musik – dieser entrückte, coole Slowcore-Sog – ist eine absolut willkommene Abwechslung.
Ein faszinierendes Debüt, das man so schnell nicht mehr aus der Playlist bekommt.
Schlusswort
King Hannah haben mit „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“ ein Debüt abgeliefert, das beweist, dass wahre musikalische Qualität keine perfekte Akustik benötigt. Es ist die Art von Musik, die sich ihren Weg bahnt, egal ob durch die miesen Teufel-Lautsprecher im Billard-Club oder über die hochauflösende Anlage zu Hause. Dieses Album ist ein triumphaler, wenn auch melancholischer, Beweis dafür, dass der Slowcore aus Liverpool eine faszinierende und dringend benötigte Nische im modernen Indie-Rock füllt. Es ist düster, cool und aufrichtig – genau das, was die Musikszene brauchte. In diesem Sinne: Kein Bedauern, es ist, wie es ist.
Wir warten gespannt auf die nächste Runde des Duos.
King Hannah – „I’m Not Sorry, I Was Just Being Me“: Track-für-Track
Das Debütalbum von King Hannah umfasst 12 Titel und hat eine Gesamtspielzeit von knapp 55 Minuten. Die Songs wechseln zwischen intimen, fragilen Momenten und lärmenden, rauschhaften Gitarren-Eskapaden:
1. A Well-Made Woman (5:20): Ein atmosphärischer, langsamer Opener, der sofort den düsteren, cineastischen Ton des Albums setzt. Hannah Merricks Gesang ist hier intim und fast geflüstert.
2. So Much (For Sure) (3:52): Dieser Track ist einer der eingängigeren Songs. Ein treibendes Schlagzeug sorgt für einen griffigen Rhythmus, während die Gitarren von einer entspannten Melodie zu einem leichten Crescendo anwachsen.
3. The Moods I Get In (5:02): Ein dynamischer Song, der die Bandbreite des Duos zeigt. Er beginnt ruhig, bevor er sich in einen lauten, verzerrten Ausbruch steigert – ein Paradebeispiel für die Slowcore-Dynamik.
4. Pills on the Tab (2:56): Ein kurzes, lakonisches Stück. Der Fokus liegt ganz auf Merricks melancholischer Erzählstimme, untermalt von Craig Whittles subtiler, bluesiger Gitarrenarbeit.
5. Fool around and get married (3:54): Ein Highlight mit lyrischem Witz. Mit einem entspannten, leicht twangy Groove wird hier ironisch die Idee der bürgerlichen Ehe thematisiert.
6. Big Big Baby (3:34): Eine weitere hypnotische Demonstration des Slowcore-Stils, die ihre Stimmung langsam und durch Wiederholung aufbaut, um eine fast tranceartige Wirkung zu erzielen.
7. State That I Am In (4:32): Dieser Track tendiert mehr in Richtung Dark Americana. Die Produktion ist bewusst rau gehalten, was dem Stück eine staubige, authentische Textur verleiht.
8. rndezv (1:53): Das kürzeste Stück. Es dient als atmosphärischer, oft instrumentaler Interlude, der die Stimmung des Albums beibehält.
9. Death of a Housewife (4:26): Ein tiefgründiger, lyrisch fokussierter Song. Er behandelt Themen wie Langeweile und die Flucht aus dem Hausfrauen-Alltag, verpackt in eine dichte, schleppende musikalische Kulisse.
10. Go-Kart Kid (Hell No!) (4:47): Der Song entfaltet sich zu einem der intensivsten Rock-Momente. Er beginnt ruhig, steigert sich aber kontinuierlich in einen langen, lauten und rauschhaften Gitarren-Outro.
11. I’m Not Sorry, I Was Just Being Me (5:01): Der Titeltrack ist eine perfekte Zusammenfassung des Band-Sounds: cool, distanziert und kombiniert eine dunkle Melodie mit einer selbstbewussten, fast trotzigen Haltung.
12. It’s Me and You, Kid (9:35): Der epische und längste Abschluss des Albums. Das Stück ist eine ausufernde, geduldig aufgebaute Reise, die im letzten Drittel in einem langen, hypnotischen und verträumten Instrumentalteil endet.
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Offizielle Band- und Label-Seiten:
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Große Musikmagazine und Kritikerseiten:
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Pitchfork (Eine der einflussreichsten Seiten für Album-Reviews)
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AllMusic (Umfassende Musikdatenbank mit Reviews)
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The Line of Best Fit (Bekannt für Indie-Musik)
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NME (New Musical Express) (Traditionsreiches britisches Musikmagazin)
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DIY Magazine (Fokus auf Indie und aufstrebende Künstler)
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Deutschsprachige Magazine (falls du dort Quellen zitieren möchtest):
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