Brandee Younger – Gadabout Season

Brandee Younger – Gadabout Season

Brandee Younger – Gadabout Season: Harfenzauber zwischen Jazz und Seele

  • Label: Impulse! 
  • Format: CD, Album, LP, Vinyl, Stereo, Stream
  • Land: USA
  • Veröffentlicht: 13. Juni 2025
  • Genre: Jazz
  • Amazon Link: Brandee Younger
  • Stil: Contemporary Jazz

Habe das Album erst kürzlich auf Apple Music entdeckt und dachte an einem schönen Alltag-Abend – mit einer kalten Dose Spezi Zero in der Hand – ich teste meine neuen Lautsprecher, die Dynaudio Confidence 5. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Album, das mich sofort einfängt. Etwas, das mit den ersten Takten direkt andockt. Doch Gadabout Season schien auf den ersten Blick eher subtil. Der Name sagte mir zunächst nichts. Und doch: ein längerer Blick auf das Cover lud mich regelrecht ein, mal aus der Komfortzone zu entweichen.

Und ja – ich wurde nicht enttäuscht!

Die Künstlerin hinter diesem Werk heißt Brandee Younger – eine Harfenistin, die schon lange dabei ist, aber nun endgültig ihren ganz eigenen Platz im Jazz-Universum gefunden hat. Wer bei „Harfe“ an barocke Salons oder seichte Hintergrundmusik denkt, wird hier angenehm überrascht: Younger verbindet Spirituellen Jazz, Soul, R&B, ja sogar Hip-Hop-Attitüde mit einem Instrument, das man im modernen Kontext viel zu selten hört.

Die Harfe neu gedacht – persönlich und doch universell

Brandee Younger, geboren 1983 in New York, ist mittlerweile eine feste Größe in der Szene – mit Veröffentlichungen auf dem legendären Impulse! Records (ja, genau das Label von Coltrane & Co.) und Kollaborationen mit Größen wie Makaya McCraven, Common, Lauryn Hill und Ravi Coltrane. Gadabout Season, ihr drittes Album auf Impulse!, ist laut eigenen Angaben ihr persönlichstes Werk. Und das hört man auch.

Die Tracks schwingen irgendwo zwischen meditativ und pointiert, dabei immer glasklar produziert. End Means mit Saxophonist Shabaka Hutchings bringt die nötige Tiefe. Surrender, mit der Pianistin Courtney Bryan, ist ein leiser Höhepunkt. Und in Unswept Corners sorgt die Sängerin NIIA für melancholische Pop-Atmosphäre, ohne je die Jazzbasis zu verlassen.

Klanglich ein Erlebnis – besonders auf guten Lautsprechern

Die Aufnahme ist – typisch Impulse! – auf hohem Niveau produziert. Die Räumlichkeit, die Mikrofonierung der Harfe, die durchdachte Balance im Mix – das alles sorgt für ein Klangbild, das auf hochwertigen Lautsprechern wie den Confidence 5 einfach nur Spaß macht. Jeder Zupfer, jede Resonanz wird fein aufgelöst und bekommt Raum zum Atmen. Die Harfenklänge sind dabei nicht nur Beiwerk, sondern tragen das gesamte Album – wie ein innerer Puls, ruhig, aber niemals still.

Ich finde die Harfenklänge sehr angenehm – sie geben mir persönlich ein Gefühl der Entspannung, ohne dass es in Beliebigkeit abdriftet. Das Album fordert nicht, aber es belohnt – besonders, wenn man sich darauf einlässt.

Schlusswort:

Ich jedenfalls bin alles andere als enttäuscht, dass ich meine Zeit mit Gadabout Season verbracht habe – im Gegenteil. Dieses Album kam genau zur richtigen Zeit: kein überproduziertes Spektakel, sondern ein ruhiges, feinsinniges Werk mit Tiefe. Es verlangt nicht nach Aufmerksamkeit – es verdient sie sich. Und gerade in einer Zeit, in der Musik oft als Hintergrundrauschen degradiert wird, ist es umso erfrischender, einem Album zu begegnen, das Substanz, Persönlichkeit und eine klare ästhetische Vision vereint.

In Kombination mit den Dynaudio Confidence 5 wird dieses Erlebnis noch einmal auf ein ganz anderes Niveau gehoben. Diese Lautsprecher sind keine Effekthascher – sie sind feinfühlige Präzisionswerkzeuge. Die Confidence 5 schafft es, den Raum mit einer beeindruckenden Transparenz, räumlichen Tiefe und neutralen Tonalität zu füllen, die der filigranen Harfenarbeit von Brandee Younger besonders zugutekommt. Jeder Anschlag auf den Saiten wirkt greifbar, jede klangliche Nuance bleibt erhalten – nichts wird geschönt, nichts kaschiert. Stattdessen bekommt man genau das, was in der Aufnahme steckt: ehrlich, direkt und in seiner ganzen emotionalen Breite.

Was bleibt, ist ein Abend, der ursprünglich gar nicht so geplant war – mit einem zufällig entdeckten Album, einer kalten Spezi Zero in der Hand und einem Satz Lautsprecher, der einem einmal mehr bewusst macht, warum Musik nicht nur gehört, sondern erlebt werden will. Wer Lust hat, sich mal auf etwas anderes einzulassen – raus aus der Routine, rein in den Klang –, dem sei Gadabout Season wärmstens empfohlen. Es lohnt sich.

Titelliste & kurze Beschreibungen

  1. Reckoning
    Ein kurzer, aber eindringlicher Opener (ca. 2:05). Hier spürt man schon am Anfang, dass das Album nicht einfach „Hintergrundmusik“ sein will, sondern ein innerer Impuls: Konfrontation, Reflexion, wie eine Abrechnung mit sich selbst.

  2. End Means (feat. Shabaka)
    Meditative Passagen, Shabaka Hutchings bringt Flöte ins Spiel, Harfe interagiert mit Bass und Rhythmus. Es ist ein Stück, das nachdenklich macht – über Wege und Ursachen, nicht nur Ziele.

  3. Gadabout Season
    Der Titeltrack, mit vibrierender Grundstimmung, verspielten Momenten und Percussion von Makaya McCraven, dazu Vibes und vibraphonische Einwürfe. Feiern, Reise, Bewegung – das Stück spiegelt das „Gadabout“-Gefühl: unterwegs sein, sich entfalten.

  4. Breaking Point
    Etwas energischer. Schlagzeug und Bass drücken hier etwas mehr. Ein Moment, wo Spannung aufkommt, vielleicht auch Unruhe. Ein Stück, das spürbar Höhepunkt sein könnte im emotionalen Verlauf des Albums.

  5. Reflection Eternal
    Kurzes, beinahe kontemplatives Stück. Wie eine Pause, ein Echo, das nachklingt. Harfe, vielleicht minimalistische Begleitung, viel Raum für Nachdenken.

  6. New Pinnacle
    Etwas sanfter, harmonisch reich und emotional aufgeladen. Neue Höhen, neue Blickpunkte – man fühlt, dass hier etwas erreicht wird, das vorher noch nicht da war. Romantik, Sehnsucht, Aufbruch.

  7. Surrender (feat. Courtney Bryan)
    Ein sehr persönliches Stück. Courtney Bryans Klavier bringt Wärme und Tiefe, Harfe und Begleitung wirken wie ein sanftes Loslassen, Hingabe. Emotional einer der stärkeren Moment.

  8. BBL
    Eher verspielt und doch rätselhaft. Mit Spannung und Kontrasten. Ich habe gelesen, Younger spricht davon, dass „BBL“ eine musikalische Konfrontation wäre – also atmospärisch dicht, vielleicht mit mehr Drive und Ambiguität.

  9. Unswept Corners (feat. NIIA)
    Hier kommen Vocals ins Spiel (NIIA), vermutlich sanftere Gesangsflächen, vielleicht später in der Nacht hörbar. Es wirkt wie ein Blick in vergessene Ecken, ungeputzte, ruhige Orte – atmosphärisch und intim.

  10. Discernment (feat. Josh Johnson)
    Mit Saxophon von Josh Johnson, ein langer Track (~6:50). Abschluss des Albums. Ein Stück, das reflektiert, sortiert, nach innen schaut. Selbsterkenntnis, Klarheit, ein Fazit musikalisch, bevor der Abend zu Ende geht.

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