Nils Petter Molvær – Switch

Nils Petter Molvær – Switch

Nils Petter Molvær – Switch

  • Label: Okeh – 88883747742, Sony Music – 88883747742
  • Format: CD, Album, Stream, Vinyl, Stereo
  • Veröffentlicht: 28. März 2014
  • Land: Europe
  • Genre: Jazz / Atmosphäre Jazz
  • Stil: Contemporary Jazz
  • Werbung Amazon: Nils Petter Molvaer

Nordische Klangkunst zwischen Elektronik und emotionaler Tiefe

Der Künstler: Nils Petter Molvær

Herkunft und musikalische Prägung

Der norwegische Trompeter Nils Petter Molvær, geboren 1960 auf der Atlantikinsel Sula, gehört zu den bedeutendsten europäischen Jazzmusikern der Gegenwart. Bereits früh war er von Musik umgeben – sein Vater, Jens Arne Molvær, war ein angesehener Jazzsaxofonist und ebnete seinem Sohn den Weg in die improvisierte Musik.

Ausbildung und Mentoren

Molvær studierte an der Jazzabteilung des Musikkonservatoriums in Trondheim, einer der führenden Talentschmieden für skandinavischen Jazz. Dort lernte er, technische Virtuosität mit konzeptioneller Tiefe zu verbinden. Die künstlerische Atmosphäre dieser Schule – in der Gruppenimprovisation, Individualität und musikalisches Risiko gefördert werden – prägte ihn maßgeblich.

Ein zentraler Mentor war der Bassist Arild Andersen, mit dem er viele Jahre zusammenarbeitete. In dessen Band Masqualero konnte Molvær sein musikalisches Vokabular erweitern und sich innerhalb der nordischen Jazzszene etablieren. Bereits in diesen Jahren zeigte sich seine Vorliebe für Klangflächen, reduzierte Melodik und das Zusammenspiel von akustischem und elektronischem Material.

Musikalische Einflüsse

Molvær nennt Miles Davis, insbesondere dessen elektrische Phase ab In A Silent Way, als einen seiner prägenden Einflüsse. Daneben beeinflussten ihn europäische Elektronik-Pioniere ebenso wie zeitgenössische Ambient- und Dub-Produktionen. Diese Vielfalt hört man in jedem seiner Werke – auch auf dem hier besprochenen Album Switch.

Das Album: Switch

Klangwelt zwischen Jazz, Elektronik und Filmästhetik

Switch ist ein atmosphärisch dichtes Album, das sich jeder schnellen Einordnung entzieht. Molvær gelingt es, mit wenigen Tönen Stimmungen zu erzeugen, die an kinematografische Landschaften erinnern. Seine Trompete erhebt sich wie eine menschliche Stimme über dunkle elektronische Texturen, schwebt mal über ambientartige Flächen, mal durchzieht sie pulsierende rhythmische Muster.

Die Kompositionen sind subtil, wirken oft wie musikalische Gemälde: reduziert, vielschichtig, nie aufdringlich – und gerade dadurch so intensiv.

Technisch: Klangkunst auf höchstem Niveau

Aus klanglicher Sicht ist Switch ein Ausnahmealbum. Die Produktion ist fein austariert: die elektronischen Elemente behalten ihre Tiefe, ohne die akustischen zu überdecken. Besonders hervorzuheben ist die realistische Abbildung der Trompete – sie klingt präsent, körperlich und zugleich atmend. Hier wird nichts glattgebügelt, sondern mit Gespür für Natürlichkeit und Raum gearbeitet.

Auf einer hochwertigen Anlage offenbart sich die ganze Detailfülle. Der Raum zwischen den Klängen, das Nachschwingen einzelner Töne, das subtile Zusammenspiel von Echo, Hall und Stille – all das entfaltet sich nur auf Ketten, die musikalische Nuancen nicht verschlucken.

Klangliche Empfehlung

Wer glaubt, Blasinstrumente klängen immer hart oder anstrengend, hat sie noch nie auf einer guten Anlage gehört. Gerade bei einem Künstler wie Molvær, der mit Dynamik, Atem und Textur arbeitet, ist die Wiedergabetreue entscheidend.

Anlagen mit Eigenklang, überbetonten Frequenzbereichen oder künstlicher Klangsignatur werden dieses Album unweigerlich verfälschen. Die kreativen Absichten des Musikers – etwa das Spiel mit Raumtiefe, das gezielte Setzen leiser Impulse – bleiben dann weitgehend verborgen.

Eine gute Kette macht den Unterschied

Wer die Möglichkeit hat, Switch über hochwertige Elektronik und feinzeichnende Lautsprecher zu hören, wird überrascht sein: Die Musik wirkt dann nicht mehr wie etwas Abgegrenztes, sondern wie ein lebendiger Raum, in dem man sich bewegt. Man wird nicht nur Zuhörer, sondern Teil eines Klangszenarios, das gleichermaßen beruhigend wie spannend ist.

Fazit: Ein Album, das Zeit und Aufmerksamkeit verdient

Nils Petter Molværs Switch ist kein Album für den schnellen Konsum. Es ist ein Werk, das von Stille, Raum und innerer Bewegung lebt – ein klangliches Kunstwerk zwischen Jazz, Ambient und elektroakustischer Avantgarde.

Wer sich auf die Musik einlässt, wird belohnt mit einem tiefgehenden Hörerlebnis. Molvær schafft es, mit jedem Ton Geschichten zu erzählen – ohne Worte, aber mit unglaublicher emotionaler Tiefe. Seine Trompete klingt nicht wie ein Instrument, sondern wie ein innerer Monolog: zart, fragil, sehnsüchtig.

Damit dieses Erlebnis in vollem Umfang erfahrbar wird, braucht es jedoch mehr als nur Streaming über Laptop-Lautsprecher. Es braucht eine ehrliche, auflösungsstarke Musikanlage, die den feinen Nuancen Raum gibt. Nur dann gelingt es Switch, seine ganze Magie zu entfalten – es entführt, es entschleunigt, es berührt.

In einer Welt, in der Musik oft nur noch als Hintergrundrauschen dient, ist dieses Album ein leiser Protest: Gegen Oberflächlichkeit. Gegen Hektik. Für Klang. Für Tiefe. Für Kunst.

Tracklist & Beschreibung

1. Switch – 6:54

Das titelgebende Stück eröffnet das Album mit sphärischer Elektronik, darunter eine pulsierende Tiefe, auf der Molværs Trompete fast geisterhaft erscheint. Ein Wechselspiel zwischen Ruhe und rhythmischer Unruhe – wie das Umschalten in eine andere Realität.

2. The Kit – 5:21

Mehr Drive, mehr Groove – „The Kit“ bringt perkussive Elemente nach vorn. Das Stück wirkt wie eine urbane Klangcollage mit jazzigen Einsprengseln. Die Trompete tänzelt über einem strukturierten Beat, der an moderne Clubmusik erinnert.

3. Intrusion I – 1:44

Ein kurzer, introvertierter Zwischenraum. Leise Drones, vereinzelte Trompetenfragmente – wie ein Klang, der sich langsam in einen dunklen Raum hinein tastet. Ein auditives Innehalten.

4. Quiet Corners – 5:52

Sanfte Elektronik, verhangene Soundflächen – das Stück ist fast balladesk, ohne sich an klassische Songstrukturen zu halten. Ideal für nächtliche Hörerfahrungen. Molvær zeigt hier seine Fähigkeit, mit Minimalismus maximale Wirkung zu erzielen.

5. Strange Pillows – 4:10

Der Titel passt: weich, surreal, traumähnlich. Die Trompete ist hier nur eines von vielen gleichberechtigten Klangereignissen. Ein schwebendes Stück, das zwischen Ambient und abstrakter Klangpoesie oszilliert.

6. Intrusion VII – 5:14

Ein weiterer Fragment-Track, diesmal rhythmischer und unheimlicher. Die Elektronik gewinnt an Dichte, wirkt fast wie ein verzerrter Puls. Molvær spielt gegen den Rhythmus, nicht mit ihm – das erzeugt Spannung und Bruchstellen.

7. Bathroom – 4:27

Tatsächlich: ein klanglich „nasser“, hallender Track. Man meint, Tropfen und metallische Echos zu hören. Die Atmosphäre ist intim und leicht klaustrophobisch – als würde man in Gedanken mit geschlossenen Augen durch einen fremden Raum wandern.

8. Intrusion VI – 1:25

Wieder ein kurzes Soundintermezzo – diesmal fast industriell, mit hohlen Klangkörpern und undefinierbaren Texturen. Die Trompete wirkt hier wie ein Störgeräusch in einer ansonsten kontrollierten Welt.

9. Somewhere Shady – 4:40

Ein düsteres, aber warmes Stück. Bassläufe und reduzierte Beats treffen auf eine zurückhaltende Melodik. Es ist ein Spaziergang durch unbekanntes Terrain – geheimnisvoll, aber nicht bedrohlich. Molvær spielt mit Licht und Schatten.

10. Intrusion III – 5:04

Der Schlusstrack ist einer der eindrucksvollsten des Albums. Hier verbinden sich alle Elemente von Switch: elektronische Tiefe, melodischer Minimalismus und ein Trompetenspiel, das sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern die Zuhörenden mitnimmt auf eine letzte Reise durch die Zwischenräume der Klangwelt.

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