Nicolas Jaar – Space Is Only Noise CD Cover von einem Kinderwagen das auf dem Boden steht alles ist grau, weiß und schwarz

Nicolas Jaar – Space Is Only Noise

Nicolas Jaar – Space Is Only Noise Hörbericht:

  • Label: Circus Company – CCCD009
  • Format: CD, Album
  • Country: UK, Europe & US
  • Released: 14. Februar 2011
  • Genre: Electronic
  • Style: Downtempo, IDM, Deep House
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Nicolas Jaar: Ein visionärer Musiker und Klangarchitekt

Nicolas Jaar, geboren am 10. Januar 1990 in New York City, ist weit mehr als nur ein weiterer Name in der endlosen Liste elektronischer Produzenten. Er ist ein chilenisch-amerikanischer Komponist und DJ, der sich als echter Visionär entpuppt hat. Bekannt für seinen experimentellen Ansatz, schert er sich wenig um Genregrenzen, sondern reißt sie lieber nieder. Als Sohn des renommierten Künstlers Alfredo Jaar und der französisch-chilenischen Evelyne Meynard verbrachte Nicolas einen Teil seiner Kindheit in Santiago de Chile, bevor er mit neun Jahren nach New York zurückkehrte – eine kulturelle Dualität, die man in jeder Faser seiner Musik spürt.

Die Anfänge seiner musikalischen Karriere

Jaar begann seine musikalische Laufbahn im Jahr 2007, nachdem er Gadi Mizrahi und Zev Eisenberg von Wolf + Lamb getroffen hatte. Diese Begegnung war der Zündfunke: Sie inspirierten ihn dazu, seine experimentellen, oft sperrigen Kompositionen mit der treibenden Kraft der Tanzmusik zu verweben. Sein erster veröffentlichter Track „The Student“ erschien 2008 auf dem Label Wolf + Lamb und markierte seinen Einstieg in die elektronische Musikszene. Es folgten weitere Veröffentlichungen wie „Love You Gotta Lose Again“ und „Don’t Believe the Hype“, die seinen Ruf als innovativer Künstler festigten.

Ein wichtiger Wendepunkt war die Veröffentlichung der Tracks „Mi Mujer“ und „El Bandido“, die ursprünglich als humorvolle Stücke für seine Mutter gedacht waren. Aufgrund der wachsenden Beliebtheit lateinamerikanischer Musik in der internationalen Clubszene entschied er sich, diese Werke 2010 offiziell zu veröffentlichen – zum Glück für uns alle.

Das Debütalbum Space Is Only Noise

2011 veröffentlichte Nicolas Jaar sein Debütalbum Space Is Only Noise, das sowohl bei Kritikern als auch beim Publikum einschlug wie eine Bombe – allerdings eine sehr leise, tiefgründige Bombe. Das Album erhielt vier Sterne vom Guardian und wurde von Instanzen wie Resident Advisor, Mixmag und Crack Magazine als eines der besten Alben des Jahres ausgezeichnet.

Was dieses Album so besonders macht, ist der innovative Ansatz: Jaar drosselt das Tempo radikal. Er kombiniert langsame Beats mit einer Vielzahl von Genres und Instrumenten, darunter Klavier, Orgeln, Gitarren und seine eigene, oft murmelnde Stimme. Mit seinen ungewöhnlichen Arrangements und der dichten Atmosphäre hebt sich Space Is Only Noise wohltuend von herkömmlicher, auf den „Drop“ fixierter Tanzmusik ab. Die Tracks sind kurz, melodisch und oft humorvoll, was dem Album eine Dynamik verleiht, die man im Genre sonst oft vermisst.

Musikalischer Stil und Einflüsse

Jaar selbst beschreibt seine Musik als „langsamen Groove“. Er orientiert sich an Minimalisten wie Erik Satie und Jazz-Legenden wie Mulatu Astatke, lässt aber auch Einflüsse aus Jazz, Klassik und chilenischer Folklore einfließen. Sein Ansatz ist stark experimentell, und er vermeidet bewusst den traditionellen Aufbau von Clubmusik. Das Ergebnis ist eine einzigartige Klanglandschaft, die sowohl introspektiv als auch rhythmisch ist – Kopfhörermusik, die trotzdem den Körper bewegt.

Weitere Projekte und Entwicklungen

Nach dem Erfolg von Space Is Only Noise ruhte sich Jaar nicht aus. 2013 gründete er zusammen mit Dave Harrington das Duo Darkside, das mit dem Album Psychic ebenfalls für offene Münder sorgte (übrigens auch ein audiophiler Leckerbissen!). Im Jahr 2015 veröffentlichte er das experimentelle Album Pomegranates, gefolgt von Sirens im Jahr 2016, das vom Rolling Stone als bestes elektronisches Album des Jahres ausgezeichnet wurde.

Jaar ist außerdem als Gründer des Labels Other People bekannt, das eine Plattform für experimentelle Künstler bietet. Mit Veröffentlichungen wie seiner EP-Serie „Nymphs“ und seinen Live-Auftritten festigte er seinen Status als einer der spannendsten Künstler unserer Zeit.

Bedeutung von Space Is Only Noise

Space Is Only Noise bleibt ein Meilenstein. Es zeigt Jaars Fähigkeit, neue Wege zu beschreiten und die Grenzen von Genres zu erweitern. Das Album wird oft als eine Reise beschrieben – eine Klangcollage, die den Hörer in eine introspektive und zugleich faszinierende Welt entführt. Kritiker und Fans loben die Originalität und emotionale Tiefe, die Jaar in jedem Track vermittelt.

Mit diesem Debüt hat Nicolas Jaar nicht nur die elektronische Musikszene bereichert, sondern auch einen bleibenden Einfluss auf die Art und Weise hinterlassen, wie Musik erlebt und interpretiert wird. Es ist der Beweis, dass Stille und Raum genauso wichtig sind wie der Ton selbst.

Fazit: Ein Muss für Entdecker

Space Is Only Noise ist mehr als nur ein Album – es ist ein Klangkunstwerk, das Genregrenzen sprengt und den Hörer auf eine intime, introspektive Reise mitnimmt. Mit seiner Mischung aus experimentellen Klängen, melancholischen Melodien und philosophischen Untertönen hat Nicolas Jaar eine zeitlose Atmosphäre geschaffen, die sowohl herausfordert als auch fasziniert.

Für mich persönlich war dieses Album die erste wirkliche Annäherung an Nicolas Jaar und seine Klangwelt. Damals konnte ich mich kaum satt hören, da jedes Stück wie ein neues Kapitel wirkte, das es zu entdecken galt. Die Vielschichtigkeit der Kompositionen und die emotionale Tiefe haben mich nachhaltig beeindruckt und meine Wahrnehmung von elektronischer Musik auf eine völlig neue Ebene gehoben. Wer eine Anlage hat, die Raumabbildung und Feindynamik beherrscht, wird hier mit Details belohnt, die auf simplen Bluetooth-Boxen schlichtweg verschwinden. Ein Album, das atmet, knistert und lebt.

Space Is Only Noise – Tracklist und kurze Beschreibungen

  1. Être (4:49)
    Eine introspektive Eröffnung mit gesprochenen Worten und fließenden Klängen, die philosophische Gedanken einleiten und das Thema Raum und Existenz einführen.
  2. Colomb (3:23)
    Ein hypnotischer Track mit lateinamerikanischen Einflüssen, sanften Vocals und minimalistischen Beats, der eine melancholische, verträumte Atmosphäre schafft. Der Klick-Klack-Rhythmus ist süchtig machend.
  3. Sunflower (0:49)
    Ein kurzer, abstrakter Übergang mit verzerrten Stimmen und flüchtigen Geräuschen, der wie ein klangliches Intermezzo wirkt.
  4. Too Many Kids Finding Rain In The Dust (3:28)
    Eine rhythmische, pulsierende Komposition, die eine Mischung aus organischen und elektronischen Klängen bietet, ergänzt durch schwebende Melodien.
  5. Keep Me There (5:22)
    Ein intensiver Track, der tiefe Basslinien und komplexe Rhythmen miteinander kombiniert und eine eindringliche Klanglandschaft erzeugt. Hier darf der Subwoofer zeigen, was er kann.
  6. I Got A (4:09)
    Ein energiegeladener Song mit wiederholten Phrasen, die wie ein Mantra wirken, begleitet von dynamischen Percussions und unvorhersehbaren Sounds.
  7. Problems With The Sun (3:52)
    Ein melancholischer und melodischer Track, der mit subtilen Texturen und langsamen Rhythmen eine nachdenkliche Stimmung erzeugt.
  8. Space Is Only Noise If You Can See (5:42)
    Der Titeltrack des Albums – eine fesselnde Mischung aus experimentellen Klängen, flüsternden Vocals und tiefen Texten über Wahrnehmung und Raum. Ein Meisterwerk der Atmosphäre.
  9. Almost Fell (2:32)
    Ein emotionaler, ruhiger Track mit sanften Klavierklängen, der eine intime Atmosphäre schafft.
  10. Balance Her In Between Your Eyes (3:46)
    Eine atmosphärische Komposition, die mit träumerischen Synthesizern und subtilen Effekten ein Gleichgewicht zwischen Minimalismus und Tiefe herstellt.
  11. Specters Of The Future (1:59)
    Ein kurzer, geisterhafter Track, der mit abstrakten Klängen und dystopischen Untertönen die Zukunft thematisiert.
  12. Trace (0:23)
    Ein kurzes, flüchtiges Stück, das wie ein akustisches Fragment erscheint und die Übergänge des Albums verstärkt.
  13. Variations (3:21)
    Ein rhythmisch komplexer Track mit dynamischen Beats und sich wiederholenden Motiven, der an Tanzmusik erinnert, aber eine introspektive Tiefe bewahrt.
  14. ^Tre (2:57)
    Der Abschluss des Albums – ein meditativer, organischer Track mit subtilen Schichten und einer ruhigen, reflektierenden Stimmung.

Das Album folgt einer kohärenten, experimentellen Ästhetik und kombiniert organische Instrumente, elektronische Elemente und emotionale Tiefe zu einem einzigartigen Klangerlebnis.