Bild von einem Sound Studio

Zwischen Physik und Psychoakustik

HiFi-Tuning: Zwischen Physik und Psychoakustik

Warum wir manchmal hören, was gar nicht da ist – und warum das völlig okay ist

Von Cüneyt alias mackern – der Typ, der lieber seinen Ohren traut als jedem Laborbericht


Nicht alles lässt sich messen – und das ist auch gut so. Denn wie langweilig wäre HiFi, wenn wir nur noch in Kurven, Frequenzen und Diagrammen denken würden? Dann wären wir keine Musikliebhaber mehr, sondern Datenanalysten mit Ohren. Und ehrlich gesagt: Mein Multimeter hat mir noch nie eine Gänsehaut beschert.

Natürlich: Die Technik ist wichtig. Aber zwischen den Lautsprechermembranen und unserem Gehirn liegt ein ziemlich spannender Raum – nennen wir ihn mal multisensorische Erlebniszone. Und genau hier fängt der Spaß erst richtig an.

Der Sheppard-Effekt – die musikalische Rolltreppe ins Nichts

Stellen wir uns mal den berühmten Sheppard-Effekt vor: eine Tonleiter, die scheinbar unendlich ansteigt, ohne je oben anzukommen. Wie eine Klang-Rolltreppe zur Unendlichkeit. Und ja – es ist eine Täuschung. Eine akustische Illusion. Aber hey: selbst eine Illusion braucht gutes Equipment, um überzeugend zu wirken!

Wenn du daheim ein System hast, das Klangfarben nur matschig wiedergibt, ist der Sheppard-Effekt wie ein Picasso auf Klopapier – technisch vorhanden, aber sinnlich unerreichbar. Erst wenn die Wiedergabekette hochwertig genug ist, fangen diese Effekte an, richtig zu glänzen.

Quelle zur Shepard-Skala:
Deutsch, W. A., & Deutsch, D. (1995). Endlessly rising tones. In D. Deutsch (Ed.), The Psychology of Music (2nd ed., pp. 339–351). San Diego: Academic Press.


Multisensorische Integration – mehr als nur hören

Was viele vergessen: Wir hören nicht nur mit den Ohren. Wir hören mit Augen, Haut, Erfahrung, Erwartung und Bauchgefühl. Der Fachbegriff? Multisensorische Integration. Bedeutet: Unser Gehirn mixt Infos aus verschiedenen Sinneskanälen zu einem stimmigen Gesamtbild.

Ein Beispiel ist der McGurk-Effekt: Siehst du einen Mund „ba“ sagen, aber hörst „fa“ – wirst du oft „va“ hören. Unser Hirn macht daraus eine Logik, die Sinn ergibt. So schlau sind wir. Oder so leicht zu täuschen.

Was heißt das für HiFi? Ganz einfach: Wenn deine Anlage hochwertig genug ist, werden diese subtilen Effekte, diese Illusionen und Täuschungen überhaupt erst wahrnehmbar. Ohne Auflösung, Klarheit und Timing läuft multisensorisch nix. Dann bleibt die Illusion im Datenmüll stecken.

Forschung zur multisensorischen Integration:
Shams, L., & Seitz, A. R. (2008). Benefits of multisensory learning. Trends in Cognitive Sciences, 12(11), 411–417.
Stein, B. E., & Stanford, T. R. (2008). Multisensory integration: current issues from the perspective of the single neuron. Nature Reviews Neuroscience, 9(4), 255–266.


Cüneyt meint dazu: Zwischen Logik und Magie liegt die Wahrheit

Ich sag’s euch ehrlich, Leute: Ich habe in den letzten 20 Jahren so viele Kabel, Netzleisten, Basen, Röhrensysteme, Transistor-Träume und Schwurbelprodukte durchgehört, dass selbst meine Steckdose Tinnitus hat. Und ja – nicht alles lässt sich messen. Nicht alles kann man erklären. Aber ich höre es. Und zwar verdammt nochmal regelmäßig.

Ist das Placebo? Vielleicht. Aber ein Placebo, das wirkt, ist ein verdammt gutes Produkt! Und wenn ich dabei mehr Emotion, mehr Tiefe oder einfach mehr Spaß am Hören habe, dann interessiert mich keine Messkurve der Welt. Wenn nun die Musikindustrie mit solchen Effekten bewusst zu Gange ist, muss doch eine High End Hifi Kette zur Wohnung finden, welches genau die Idee, diese Illusion, diese Träume, Freude, Trauer und was auch immer…. auflösen und wiedergeben kann.

Hifi Gurus Messfraktionen und auch Voodoo Fraktionen wollen sich doch unter Strich eben nur wichtig machen. Wie sonst könnte man solchen Zeitgenossen den nur erklären, warum Sie auf Biegen und Brechen der Voodoo- Fraktion die Lust an Hifi wegnehmen zu wollen?


Die Grenzen der Messung – das Ohr als König

Frequenzgang hier, Klirr da, Dynamikumfang dort – alles schön und wichtig. Aber kein Messinstrument der Welt weiß, wie es sich anfühlt, wenn Diana Krall einen direkt ins Trommelfell haucht oder Miles Davis einem mit der Trompete den Schädel massiert.

Und das ist der Punkt: Die emotionale Wirkung von Musik lässt sich nicht objektiv messen. Sie ist persönlich, subjektiv und tief verankert im, naja, Menschsein.


Fazit: Hören ist mehr als Technik – es ist Erlebnis

Was bleibt? Ganz einfach:

  • Traue deinen Ohren.
  • Lass dir nicht einreden, du hörst nur „Einbildung“.
  • Sei offen für neue Eindrücke – auch wenn sie aus dem Bauch kommen.
  • Und investiere in gute Technik, nicht um zu prahlen, sondern um Erlebnisse zu ermöglichen, die dich als Hörer wachsen lassen.

Denn am Ende zählt nicht, was auf dem Papier steht – sondern was zwischen deinen Ohren passiert.


Was denkst du?

Hörst du Unterschiede, die dein Frequenzanalyse-Plugin nicht kennt? Erlebst du Effekte, die dein Messmikrofon nicht einfangen kann? Dann lass uns reden. Kommentiere unten – ich bin gespannt auf deine Meinung!

Noch mehr aus dem akustischen Paralleluniversum gibt’s wie immer auf www.mackern.de


Bleib audiophil – bleib kritisch – aber vor allem: bleib du selbst.
Dein
Cüneyt aka mackern

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