Yves Robert – In Touch

Yves Robert – In Touch

Yves Robert – In Touch Vincent Courtouis und Cyril Atef Hörbericht:

Overall Rating: ★★★★☆ (4/5)

  • Label: ECM Records – ECM 1787
  • Format: CD, Album, Stereo, LP, Vinyl, Streaming
  • Country: Germany
  • Released: 4. Nov. 2002
  • Genre: Jazz
  • Style: Contemporary Jazz, Avantgarde Jazz, Instrumental, Modern
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Das Album In Touch von Yves Robert, veröffentlicht 2002, ist eine fesselnde Reise durch die modernen Klänge des Jazz, in der sich die Posaune, das Cello und die Perkussion zu einer eindrucksvollen Symbiose vereinen. Die Zusammenarbeit zwischen dem Posaunisten Yves Robert, dem Cellisten Vincent Courtois und dem Perkussionisten Cyril Atef verleiht diesem Werk eine besondere Tiefe und Raffinesse. Es geht über die Grenzen eines typischen Jazz-Trios hinaus und bringt eine Vielzahl von Einflüssen, Stilen und Klangexperimenten zusammen, die sowohl die Sinne herausfordern als auch ein faszinierendes Hörerlebnis bieten.

Yves Robert – Posaunist mit visionärem Ansatz

Yves Robert, geboren 1958, ist ein Posaunist, dessen Spielweise und künstlerische Vision ihm einen herausragenden Platz in der europäischen Jazz- und Avantgarde-Szene gesichert haben. Sein Werk ist geprägt von einem tiefen Verständnis für die klanglichen Möglichkeiten der Posaune. Robert geht weit über traditionelle Spielweisen hinaus und integriert ungewöhnliche Techniken wie das Spiel mit Mikrointervallen, Multiphonics (gleichzeitiges Erzeugen mehrerer Töne) und perkussive Elemente, die die Posaune in ungewohnte Klangspektren führen.

Robert ist bekannt für seine Fähigkeit, Improvisation und Komposition nahtlos miteinander zu verknüpfen. Dabei schafft er es, komplexe harmonische und rhythmische Strukturen mit emotionaler Tiefe zu verbinden. Auf In Touch erkundet er die Nuancen der Interaktion zwischen den Instrumenten und lässt Raum für spontane und subtile musikalische Dialoge.

Vincent Courtois – Der Poet am Cello

Vincent Courtois, ein außergewöhnlich vielseitiger und experimentierfreudiger Cellist, ist ein zentraler Akteur auf In Touch. Seine musikalische Karriere umfasst sowohl Klassik als auch Jazz und improvisierte Musik, was ihn zu einem perfekten Partner für Yves Robert macht. Courtois‘ Spielweise zeichnet sich durch eine bemerkenswerte lyrische Qualität aus. Er vermag es, dem Cello eine gesangliche Stimme zu verleihen, die das Instrument über seine gewohnten klanglichen Grenzen hinaushebt.

Auf In Touch bringt Courtois eine besondere Wärme und Ausdruckskraft in die Musik ein, die den harmonischen Reichtum des Albums verstärkt. Seine Fähigkeit, sowohl melodische Linien als auch rhythmische Akzente zu setzen, ermöglicht es ihm, im Wechselspiel mit der Posaune Roberts zu glänzen. Besonders beeindruckend ist, wie Courtois mit seinem Cello narrative Strukturen formt, die die Zuhörer auf eine emotionale Reise mitnehmen.

Cyril Atef – Rhythmischer Innovator

Cyril Atef ist nicht nur ein Perkussionist, sondern ein Sound-Pionier, der auf In Touch eine unverzichtbare Rolle spielt. Er ist für seine Fähigkeit bekannt, genreübergreifende Rhythmen zu kreieren, die sowohl in der Weltmusik als auch im Jazz, Rock und in der elektronischen Musik verankert sind. Seine Arbeit reicht weit über das konventionelle Schlagzeugspiel hinaus – er erschafft Klangwelten durch das Verwenden einer Vielzahl von Perkussionsinstrumenten, die dem Album eine pulsierende Energie verleihen.

Atef ist ein Meister der Klangtexturen. Auf In Touch nutzt er sein rhythmisches Wissen, um subtile Schichtungen zu erzeugen, die die komplexe Interaktion zwischen den anderen Instrumenten unterstützen. Seine Perkussion fungiert weniger als reine Taktgeberin, sondern vielmehr als dynamisches Element, das die strukturellen und improvisierten Passagen des Albums miteinander verwebt. Oft arbeitet er mit ungewöhnlichen Klangelementen wie dem Geräusch von Trommelfellen oder der rhythmischen Manipulation von Objekten, um unerwartete und nuancierte rhythmische Effekte zu erzielen.

Musikalische Dynamik und Tiefgang

In Touch ist ein Album, das auf der feinen Balance zwischen Komposition und Improvisation basiert. Yves Robert und seine Mitstreiter erforschen hier Klangräume, die sowohl strukturiert als auch offen für spontane Entwicklungen sind. Es gibt keine klassischen „Lead“-Instrumente im herkömmlichen Sinne; stattdessen weben die Posaune, das Cello und die Perkussion kontinuierlich ineinander und erschaffen so eine organische Klanglandschaft.

Yves Roberts Posaune, mit ihren warmen und oft überraschenden Klangfarben, gibt dem Album eine unverwechselbare Handschrift. Sie führt durch tiefe, meditative Klangpassagen, bricht aber auch immer wieder aus diesen Strukturen aus, um in rhythmische oder melodische Abenteuer vorzustoßen. Vincent Courtois ergänzt diese Erkundungen mit seinen melodischen und harmonischen Linien, die sich zwischen sanftem Erzählen und energischer Ausdruckskraft bewegen. Cyril Atefs rhythmische Texturen verleihen der gesamten Musik einen pulsierenden Unterbau, der den Fluss und die Dynamik der Stücke prägt.

Das Zusammenspiel der drei Musiker ist geprägt von einer bemerkenswerten Feinfühligkeit. Jeder Musiker nimmt den Raum und die Impulse des anderen auf, wodurch ein ständiger Dialog entsteht, der das Album zu einer tiefen musikalischen Erkundung macht. In Touch entfaltet sich wie ein musikalisches Gespräch – manchmal leise und nachdenklich, dann wieder dynamisch und voller Spannung.

Klangliche Experimentierfreude und Produktion

Die klangliche Qualität von In Touch ist ein weiteres Highlight des Albums. Es wurde so produziert, dass die Transparenz der einzelnen Instrumente gewahrt bleibt und gleichzeitig ihre Interaktion optimal zur Geltung kommt. Die Produktion fängt jede noch so feine Nuance ein – von den tiefen, resonanten Tönen des Cellos bis hin zu den fein ziselierten Klangfarben der Posaune und den vielschichtigen perkussiven Texturen.

Die musikalische Reise, die In Touch bietet, fordert den Zuhörer auf, die subtilen Veränderungen und Interaktionen zwischen den Instrumenten aufmerksam zu verfolgen. Es ist ein Album, das bei jedem Hören neue Details offenbart und eine große Tiefe besitzt, die sowohl erfahrene Jazzliebhaber als auch Hörer, die sich auf neue Klangwelten einlassen wollen, begeistert.

Fazit

Yves Roberts In Touch ist mehr als nur ein weiteres Jazzalbum – es ist ein einzigartiges klangliches Kunstwerk, das die Zusammenarbeit dreier herausragender Musiker zelebriert. Durch die Verschmelzung von Posaune, Cello und Perkussion erschaffen Yves Robert, Vincent Courtois und Cyril Atef eine klangliche Welt, die gleichzeitig fesselnd, experimentell und zutiefst musikalisch ist.

  • In Touch (0:57)
    Ein kurzes, atmosphärisches Intro, das die klangliche Stimmung des Albums vorgibt. Es bietet eine subtile Einführung in die musikalische Sprache von Yves Robert und seinen Mitmusikern.
  • Let’s Lay Down (5:29)
    Ein ruhiges Stück, das sanfte und langsame Melodielinien erkundet. Es schafft eine entspannte, meditative Atmosphäre, in der die Instrumente harmonisch miteinander interagieren.
  • La Tendresse (16:44)
    Das längste Stück auf dem Album, in dem sich die Musiker Zeit nehmen, verschiedene Klangfarben und Dynamiken zu erforschen. Es ist eine facettenreiche Komposition mit ausgedehnten improvisatorischen Passagen, die von emotionaler Tiefe und Feinfühligkeit geprägt ist.
  • In Touch Var. I (1:26)
    Eine Variation des Intros, die eine ähnliche Stimmung aufgreift, jedoch mit einem etwas anderen Fokus und einer neuen Perspektive auf das Ausgangsmotiv.
  • L’air D’y Toucher (10:48)
    Ein dynamischeres Stück, das rhythmische und melodische Elemente kombiniert. Die Musiker bewegen sich zwischen strukturierten und freieren Phasen, was dem Stück eine lebhafte, aber kontrollierte Energie verleiht.
  • Basculement Du Désir (8:59)
    Ein Stück, das auf subtilen Spannungen basiert und langsam eine innere Dynamik aufbaut. Es vermittelt das Gefühl eines schrittweisen Aufbaus von Spannung, der sich jedoch nie in einem explosiven Moment entlädt, sondern in der Andeutung bleibt.
  • L’Attente Reste (1:38)
    Ein kurzes, introspektives Stück, das eine fast nachdenkliche Stimmung vermittelt. Es wirkt wie ein Moment der Reflexion innerhalb des Albums.
  • In Touch Var. II (2:26)
    Die zweite Variation des Eingangsthemas, die das Album mit einer vertrauten, aber doch leicht veränderten Klanglandschaft abrundet. Es schließt den Kreis der musikalischen Erzählung und gibt dem Album eine kohärente Struktur.