
Sony SS F7
Sony SS-F7: Der Klang-GAU aus dem Taunus?
Sony SS-F7 – Wenn Erwartungen platzen
Es gibt Lautsprecher, die überraschen. Und es gibt Lautsprecher, bei denen man sich fragt: Was ist da schiefgelaufen? Die Sony SS-F7 zählen leider zur zweiten Kategorie. Sie wirken auf den ersten Blick solide, tragen ein renommiertes Markenlogo – und liefern dann einen Klang, der selbst hartgesottene Vintage-Fans irritieren dürfte.
Vom Mythos zur Enttäuschung
Japanische Lautsprecher genießen bei vielen Audiophilen fast schon Kultstatus. Marken wie Technics, Pioneer oder Onkyo haben in der Vergangenheit wahre Perlen geschaffen – oft klanglich ausgewogen, detailreich, musikalisch. Doch wer sich mit dieser Erwartung den Sony SS-F7 nähert, erlebt eine bittere Enttäuschung.
Dabei klingen die Eckdaten gar nicht schlecht: Ein 4-Wege-Standlautsprecher, gebaut in den frühen 1990er Jahren, großzügig bestückt mit zwei 20-Zentimeter-Tieftönern, einem Mitteltöner und einem Aluminiumkalotten-Hochtöner. Solide Maße, über 24 Kilogramm Gewicht – man bekommt was in die Hand. Doch leider nicht ins Ohr.
Produktion in Deutschland – mit Gerüchten im Gepäck
Was viele überraschen dürfte: Die SS-F7 stammen nicht aus Japan, sondern wurden zwischen 1991 und 1994 in Deutschland produziert, vermutlich im ehemaligen Wega-Werk in Fellbach, das Sony bereits seit den 1970ern übernommen hatte. Die Verarbeitung ist tatsächlich tadellos – massive MDF-Gehäuse, gute Lackierung, saubere Chassis-Einfassungen.
Immer wieder taucht in Foren die These auf, Canton könnte an der Entwicklung beteiligt gewesen sein. Schließlich sitzt der deutsche Lautsprecherhersteller ebenfalls im Taunus – und der sogenannte „Taunussound“ beschreibt jenen weichgespülten HiFi-Klang, den viele mit überbetonten Bässen und Höhen verbinden. Doch für diese Vermutung gibt es keine belastbaren Belege. Weder Canton noch Sony äußerten sich je dazu, und auch dokumentierte OEM-Zusammenarbeiten sind aus dieser Zeit nicht bekannt.
Klanglich ein Schlag ins Gesicht
Der Klang der SS-F7 ist – man muss es so sagen – eine echte Zumutung. Was auf dem Papier als kräftige, pegelfeste Konstruktion daherkommt, entpuppt sich im Hörtest als unausgewogener Lärmverursacher. Die Höhen sind derart überzeichnet und scharf, dass sie bei etwas höheren Pegeln regelrecht schmerzen. Die Bässe wiederum sind trocken, aber aggressiv und unnatürlich hart abgestimmt – eine tieffrequente Wucht ohne Seele. Die Mitten? Kaum vorhanden. Alles klingt hohl, blechern, komprimiert.
Wer sich damit anfreundet, mag die F7 vielleicht als „Partylautsprecher“ durchgehen lassen – aber für ernsthaftes Hören sind sie schlicht ungeeignet. Das Klangbild ermüdet schnell und lässt jegliche Musikalität vermissen. Besonders bei akustischem Material oder Stimmen fällt das negativ auf. Statt Raum und Tiefe: Härte und flache Dynamik.
Für wen – oder was – wurden sie gebaut?
Es drängt sich die Frage auf: Wen wollte Sony mit diesem Lautsprecher erreichen? Die SS-F7 wirken wie ein Versuch, sich an europäische Hörgewohnheiten anzupassen, dabei aber sämtliche Tugenden der japanischen Klangphilosophie über Bord zu werfen. Vielleicht war es auch der Versuch, auf dem hart umkämpften deutschen Markt eine preisattraktive Box mit großem Namen zu platzieren. Der damalige Einstiegspreis lag bei etwa 1.000 D-Mark, manche Varianten sogar höher – was heute aus klanglicher Sicht kaum nachvollziehbar erscheint.
Fazit: Für Sammler – nicht für Hörer
Die SS-F7 sind ein kurioses Kapitel in Sonys Lautsprecher-Geschichte. Technisch ambitioniert, äußerlich ansprechend – aber akustisch ein kompletter Fehlgriff. Wer Lautsprecher sucht, die Spaß machen, musikalisch sind und auch nach Stunden noch Freude bereiten, sollte hier dringend weiterziehen. Es gibt in dieser Preisklasse und Zeitperiode zahlreiche Alternativen – selbst aus dem Hause Sony (z. B. die kleineren SS-5070 oder einige Modelle der ES-Serie), aber vor allem bei Herstellern wie Canton, Heco oder Magnat.
Für Sammler, die sich die komplette Produktpalette ins Regal stellen wollen, mag die SS-F7 ein Stück Marken-Historie sein. Für alle anderen gilt: Finger weg!
Technische Daten – Sony SS-F7
Merkmal | Angabe |
---|---|
Hersteller | Sony |
Modell | SS-F7 (auch: SS-F7 ES / ESG) |
Bauzeit | ca. 1991–1994 |
Produktionsort | Deutschland (vermutlich Fellbach) |
System | 4-Wege, geschlossenes Gehäuse |
Tieftöner | 2 × 200 mm |
Mitteltöner | 1 × 100 mm |
Hochtöner | 25 mm Aluminiumkalotte |
Frequenzgang | ca. 27 Hz – 25.000 Hz |
Nennbelastbarkeit | 120 Watt |
Musikbelastbarkeit | 160 Watt |
Impedanz | 4 Ohm |
Wirkungsgrad | 87 dB/W/m |
Maße (H × B × T) | 111 cm × 28,2 cm × 33 cm |
Gewicht | ca. 24,3 kg |
Gehäusematerial | MDF, foliert oder lackiert |
Anschlüsse | Schraubklemmen (vergoldet) |
Neupreis (ca.) | 1.000–1.250 DM (je nach Ausführung) |