
Neue deutsche Welle Geschichte
Neue deutsche Welle Geschichte (NDW) kurze Einführung:
Die Neue Deutsche Welle (NDW) ist ein einzigartiges Phänomen der deutschen Musikgeschichte, das sich Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre in Westdeutschland entwickelte und eine ganze Generation prägte. Inspiriert von Punk und New Wave aus Großbritannien und den USA, kombinierte die NDW deutsche Texte mit einem vielfältigen musikalischen Stil und einer starken gesellschaftskritischen Komponente.
Die Bewegung führte nicht nur zur Etablierung zahlreicher neuer Künstler und Bands, sondern veränderte die Wahrnehmung von Popmusik in Deutschland grundlegend. In ihrer Blütezeit gab es eine große Vielfalt von bekannten bis hin zu wenig beachteten Bands, die auf unterschiedliche Art die Entwicklung der NDW beeinflussten.
Die Anfänge der NDW: Von Underground zu Mainstream
Die NDW entwickelte sich in den späten 1970er Jahren aus der deutschen Punk- und Avantgarde-Szene. Die Jugendkultur dieser Zeit suchte nach neuen Ausdrucksformen, die sich von den damals dominierenden angloamerikanischen Einflüssen loslösten. Künstler und Bands begannen, experimentelle und provokative Musik zu schaffen, die sich durch eine besondere Direktheit und den Einsatz deutscher Sprache auszeichnete. Eine entscheidende Rolle spielten die sogenannten „Punk-Läden“ wie der „Ratinger Hof“ in Düsseldorf und das „SO36“ in Berlin, die zu Treffpunkten der Szene wurden.
Zu den Pionieren, die den Weg für die NDW ebneten, gehören die Düsseldorfer Band Kraftwerk mit ihrem experimentellen elektronischen Sound, der bereits Mitte der 1970er Jahre internationalen Einfluss gewann. Auch Neu!und La Düsseldorf brachten neue, progressive Klänge in die deutsche Musikszene und schufen eine Art von Krautrock, die zur Grundlage für die spätere NDW wurde.
Der Durchbruch: Von Ideal und Fehlfarben bis zu D.A.F.
Mit dem Aufkommen von Bands wie Fehlfarben, D.A.F. (Deutsch-Amerikanische Freundschaft), Ideal, und Abwärtswurde die NDW Anfang der 1980er Jahre populär. Diese Bands hatten zunächst ihren Ursprung im Untergrund, fanden jedoch schnell ein wachsendes Publikum. Fehlfarben veröffentlichte 1980 ihr bahnbrechendes Album Monarchie und Alltag, das mit Songs wie „Ein Jahr (Es geht voran)“ der NDW erstmals kommerziellen Erfolg verschaffte. Ihre Texte waren geprägt von gesellschaftlicher Kritik, Resignation und einer gewissen Kühle, die typisch für die NDW wurde.
D.A.F. mit ihren Mitgliedern Gabi Delgado-López und Robert Görl waren für ihren provokanten, oft expliziten Stil bekannt und etablierten sich mit Songs wie „Der Mussolini“ als Vorreiter des elektronischen Minimalismus, der eine wichtige Facette der NDW darstellte. Ideal, mit Sängerin Annette Humpe, war eine der erfolgreichsten NDW-Bands und bekannt für Hits wie „Blaue Augen“ und „Eiszeit“. Ihre poppigen, teils melancholischen Melodien sprachen ein breites Publikum an und prägten den Stil der NDW maßgeblich.
Kommerzieller Erfolg und Superstars: Trio, Nena und Markus
Mit dem kommerziellen Durchbruch der NDW in den frühen 1980er Jahren kamen auch Bands und Künstler, die das Genre massentauglich machten und weit über Deutschland hinaus Erfolg hatten. Nena eroberte mit „99 Luftballons“ die Charts weltweit und brachte die NDW einem internationalen Publikum näher. Der Song gilt heute als Hymne der NDW und schaffte es sogar in die US-Charts.
Trio, bestehend aus Stephan Remmler, Gert Krawinkel und Peter Behrens, wurde mit dem minimalistischen Hit „Da Da Da“ berühmt. Der Song war stilistisch reduziert und repräsentierte die rohe, humorvolle Seite der NDW. Auch Markusmit dem Song „Ich will Spaß“ trug zum Massenappeal der NDW bei und personifizierte den fröhlich-unbeschwerten, rebellischen Charakter der Bewegung.
Weniger bekannte NDW-Bands und Kult-Insider der Szene
Neben den bekannten Größen gab es eine Vielzahl von weniger bekannten Bands, die dennoch einen wichtigen Beitrag zur NDW leisteten. Palais Schaumburg, eine Band um den später erfolgreichen Solo-Künstler Holger Hiller, kombinierte experimentelle Elektronik mit ironischen Texten und absurden Performances. Songs wie „Wir bauen eine neue Stadt“reflektieren den innovativen, anti-konventionellen Ansatz der NDW.
Die Band Der Plan, bestehend aus Moritz R®, Kai Horn und Frank Fenstermacher, entwickelte eine Art minimalistischer Elektro-Pop, der mit schrägen Texten und ungewöhnlichen Synthesizer-Klängen eine Vorreiterrolle im Bereich des „Art-Pop“ einnahm. Auch Extrabreit, bekannt für Songs wie „Hurra, hurra, die Schule brennt“, brachten eine rockigere NDW-Variante in die deutsche Musikszene und wurden für ihre ironisch-provokanten Texte gefeiert.
Eine weitere Underground-Band war Messer Banzani, die mit ihrem Song „Der Spinner“ einen NDW-Kultstatus erlangten. Geisterfahrer aus Hamburg zeigten mit ihrem melancholischen und düsteren Stil eine eher nachdenkliche Seite der NDW, die sich oft mit gesellschaftlichen Randthemen beschäftigte. Bands wie UKW, Paso Doble und Hubert Kahergänzten das Spektrum der NDW mit poppigen und teils romantischen Stilen, die ebenfalls eine gewisse Subkultur prägten.
Die Rolle der Medien und die wachsende Kommerzialisierung
Ein wichtiger Faktor für die Verbreitung der NDW war das deutsche Fernsehen. Sendungen wie Formel Eins und Musikladen boten eine Plattform, die den Künstlern half, ein breiteres Publikum zu erreichen. Auch Radiosender begannen, NDW-Bands regelmäßig zu spielen, was die Bewegung weiter ins Rampenlicht brachte. Dadurch kam es jedoch auch zu einer starken Kommerzialisierung der NDW, die die ursprünglich provokative und subversive Natur der Bewegung in den Hintergrund drängte. Viele Künstler begannen, sich von den Wurzeln der NDW zu distanzieren, und die Bewegung verlor an Authentizität.
Der Niedergang der NDW und ihr Vermächtnis
Ab Mitte der 1980er Jahre verlor die NDW zunehmend an Popularität. Die übermäßige Kommerzialisierung und die Flut an NDW-Veröffentlichungen führten zu einer Sättigung des Marktes. Viele Bands lösten sich auf, und einige Künstler wechselten zu anderen Musikgenres oder beendeten ihre Karrieren. Trotz ihres relativ kurzen Bestehens hinterließ die NDW jedoch ein dauerhaftes Vermächtnis und prägt die deutsche Musikszene bis heute.
Die NDW hat die deutsche Popkultur nachhaltig beeinflusst und den Weg für moderne deutschsprachige Musik bereitet. Heute finden sich NDW-Einflüsse in zahlreichen Genres wieder, und viele der damaligen Hits gelten als Klassiker. Die Bewegung wird von zahlreichen modernen Bands und Künstlern als Inspiration zitiert, und einige NDW-Künstler feiern bis heute ein Revival.