Yves Robert In Touch

Yves Robert In Touch

Yves Robert Vincent Courtois  Cyril Atef  In Touch Hörbericht:

Overall Rating: ★★★☆☆ (3/5)

  • Label: ECM Records – ECM 1787
  • Format: CD, Album, Stereo, Vinyl, Streaming
  • Land: Deutschland
  • Veröffentlichungsdatum: 4. November 2002
  • Genre: Jazz
  • Stil: Contemporary Jazz, Avant-garde Jazz, Instrumental, Modern
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Das Album In Touch von Yves Robert ist ein faszinierendes Werk, das sowohl durch seine kompositorische Vielfalt als auch durch die Qualität der beteiligten Musiker beeindruckt. Der bekannte Jazzposaunist Yves Robert zeigt sich auf diesem Album nicht nur als herausragender Instrumentalist, sondern auch als kreativer Komponist und Klangschöpfer. In Touch wird von ECM-Gründer und Produzent Manfred Eicher betreut, der für seine Vision und Präzision bekannt ist und das Album zu einem herausragenden Beispiel für modernen europäischen Jazz macht.

Kompositionen und Mitwirkende

Die meisten Stücke des Albums wurden von Yves Robert selbst komponiert, mit Ausnahme von Track 2, der von Cyril Atef, einem der herausragenden Schlagzeuger der aktuellen Jazzszene, beigesteuert wurde. Diese Aufteilung zwischen Roberts und Atefs Kompositionen spiegelt die Synergie und das musikalische Verständnis wider, das das gesamte Album durchzieht. Robert zeigt in Tracks 1 sowie 3 bis 8 seine vielfältige musikalische Sprache und verbindet klassische Jazz-Elemente mit experimentellen Klangwelten. Cyril Atef bringt mit seiner Komposition eine rhythmische Intensität und Lebendigkeit in das Album ein, die als dynamische Ergänzung zu Roberts Stücken wirkt.

Neben seiner Rolle als Komponist spielt Yves Robert auch die Posaune und führt damit als Hauptinstrument durch das Album. Seine Posaune wird jedoch nicht nur als Melodieinstrument eingesetzt, sondern dient als farbiges Element, das die verschiedenen Stimmungen des Albums unterstreicht. Robert entfaltet eine enorme Bandbreite an Klangfarben und Ausdrucksmöglichkeiten, die von sanften Melodielinien bis hin zu schroffen, fast geräuschhaften Texturen reichen.

Die Rhythmussektion: Cyril Atef am Schlagzeug

Cyril Atef am Schlagzeug ist ein weiterer zentraler Akteur auf In Touch. Atef bringt eine kreative Rhythmik ein, die sich zwischen traditionellem Jazz und avantgardistischen Ansätzen bewegt. Er agiert nicht nur als Taktgeber, sondern schafft zusammen mit Robert und den anderen Musikern eine dialogische Dynamik. Seine rhythmischen Patterns und akzentuierten Schläge verleihen dem Album eine lebendige, organische Struktur. Atefs Komposition in Track 2 unterstreicht seine rhythmische Vielseitigkeit und fügt eine zusätzliche Dimension hinzu, die sich von Roberts eigenem Stil abhebt und dennoch harmonisch in das Gesamtbild passt.

Klangarchitektur und Cello-Einsatz: Vincent Courtois

Vincent Courtois am Violoncello ergänzt die Klanglandschaft auf In Touch und verleiht dem Album eine zusätzliche Schicht. Sein Cello spielt oft als Gegenpol zur Posaune und bietet sowohl harmonische Unterstützung als auch eigenständige melodische Akzente. Courtois erweitert die Ausdrucksmöglichkeiten des Albums, indem er zwischen melodischen Linien und rhythmischen Pizzicati wechselt und so eine tiefere klangliche Textur schafft. Das Zusammenspiel zwischen Robert und Courtois ist ein wichtiger Bestandteil der Musik, da die beiden oft wie in einem Dialog miteinander agieren und so ein dichtes Netz aus Klängen und Emotionen weben.

Produktion und Sounddesign: Die Rolle von Manfred Eicher und dem Engineering-Team

Manfred Eicher, als Produzent von In Touch, bringt seine charakteristische Ästhetik und Präzision in das Album ein. Eicher, der für seinen unverwechselbaren Sound und seine Liebe zum Detail bekannt ist, schafft es, den experimentellen Ansatz von Yves Robert in einer klaren und atmosphärischen Klanglandschaft zu präsentieren. Die Zusammenarbeit mit dem Toningenieur Vincent Bruly und dem Mischteam, bestehend aus Jeff Ginouves, Manfred Eicher und Yves Robert selbst, hebt die Qualität der Aufnahme hervor. Jeder Klang ist sorgfältig platziert, was dem Album eine räumliche Tiefe und Transparenz verleiht, die den Hörer in die Musik hineinzieht.

Die Mischung des Albums, die von Ginouves, Eicher und Robert selbst vorgenommen wurde, schafft ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den einzelnen Instrumenten. Besonders hervorzuheben ist die Art und Weise, wie die verschiedenen Klangschichten ineinander verschmelzen und doch jedes Detail klar und prägnant hörbar bleibt. Dies ist charakteristisch für die ECM-Produktionen und verleiht In Touch eine beinahe filmische Qualität, bei der die einzelnen Klänge wie visuelle Elemente erscheinen.

Stilistische Vielfalt und musikalische Struktur

Die Tracks auf In Touch folgen keiner festen Struktur und bieten stattdessen ein abwechslungsreiches Spiel aus Dichte und Raum, Klang und Stille. Robert nutzt seine Kompositionen als Plattformen für improvisatorische Freiheit, in denen sich die Musiker entfalten und in dialogischen Interaktionen neue Klangräume erforschen können. Die Musik bewegt sich zwischen lyrischen, introspektiven Momenten und kraftvollen, impulsiven Passagen. Diese stilistische Vielfalt verleiht dem Album eine Spannung und Lebendigkeit, die es zu einer fesselnden Hörerfahrung macht.

Das Zusammenspiel der Musiker entwickelt sich dabei fast organisch, wobei die einzelnen Instrumente aufeinander reagieren und sich gegenseitig ergänzen. Der Einsatz von Pausen und Stille ist ebenso wichtig wie die klanglichen Ausbrüche, was dem Album eine fast meditative Qualität verleiht und gleichzeitig die Aufmerksamkeit des Zuhörers aufrechterhält.

Elektronische Elemente und Klangexperimente

Neben den akustischen Instrumenten setzt Yves Robert auch elektronische Effekte ein, die die Klangpalette erweitern. Diese elektronischen Elemente sind subtil und verleihen der Musik eine zusätzliche Dimension, ohne jedoch das akustische Gesamtbild zu dominieren. Die Effekte werden gezielt eingesetzt, um die Emotionalität und Ausdruckskraft der Kompositionen zu verstärken und den Hörer in eine immersive Klangwelt zu entführen.

Die elektronischen Klänge sind nahtlos in die akustischen Instrumente eingebettet und verleihen dem Album eine moderne Note, die sich harmonisch mit den traditionellen Jazz-Elementen verbindet. Die Elektronik trägt zur Tiefe und Komplexität des Albums bei und unterstreicht Roberts kreativen Umgang mit dem Klang, der das Hörerlebnis intensiviert.

Fazit: In Touch als Meisterwerk des modernen Jazz

In Touch von Yves Robert ist ein beeindruckendes Album, das die Grenzen des Jazz erweitert und gleichzeitig die Seele und das Handwerk der Musiker in den Vordergrund stellt. Die herausragenden Beiträge von Cyril Atef am Schlagzeug und Vincent Courtois am Cello, die meisterhafte Produktion von Manfred Eicher und das präzise Engineering von Vincent Bruly und Jeff Ginouves machen das Album zu einem akustischen Kunstwerk, das Emotion, Technik und Kreativität in sich vereint.

Das Album richtet sich an Hörer, die Offenheit für neue Klangwelten mitbringen und die bereit sind, sich auf eine intensive musikalische Reise einzulassen. Yves Robert zeigt auf In Touch, wie vielseitig und ausdrucksstark die Posaune im modernen Jazz eingesetzt werden kann, und schafft ein Werk, das sowohl Kenner begeistert als auch Neueinsteiger in die Welt des experimentellen Jazz einführt.

Tracklist von In Touch – Yves Robert

  1. In Touch (0:57)
    Ein kurzes, introspektives Intro, das den Hörer in die Klangwelt des Albums einführt. Es setzt die Grundlage für die darauffolgenden Kompositionen und deren experimentellen Charakter.
  2. Let’s Lay Down (5:29)
    Ein ruhig fließender Track, der mit seiner sanften Rhythmik und einer melodischen Posaunenlinie eine entspannte Atmosphäre schafft, die sich organisch entfaltet.
  3. La Tendresse (16:44)
    Die längste Komposition des Albums, die mit ihren ausgedehnten Improvisationen und subtilen Klangwechseln eine tiefgehende emotionale Reise beschreibt. Der Titel („Zärtlichkeit“) spiegelt die sanften, doch intensiven Momente des Stücks wider.
  4. In Touch Var. I (1:26)
    Eine Variation des ersten Tracks, die den gleichen thematischen Ausgangspunkt weiterführt, jedoch in einer anderen Klangfarbe und Struktur, um eine andere Perspektive zu bieten.
  5. L’air D’y Toucher (10:48)
    Dieser Track zeichnet sich durch eine lyrische Posaune und fließende Rhythmen aus. Die Musik trägt eine fast meditative Qualität, die den Hörer in einen entspannten, nachdenklichen Zustand versetzt.
  6. Basculement Du Désir (8:59)
    Ein Stück, das mit komplexeren Rhythmen und spannungsgeladenen Momenten spielt. Der Titel („Kippen des Begehrens“) deutet auf die emotionale Instabilität und die Wechsel zwischen ruhigen und intensiven Passagen hin.
  7. L’Attente Reste (1:38)
    Ein kurzes und nachdenkliches Stück, das die Spannung des Wartens und der Erwartung thematisiert. Der Titel bedeutet „Die Erwartung bleibt“ und spiegelt die ruhige, fast verharrende Stimmung wider.
  8. In Touch Var. II (2:26)
    Eine weitere Variation des Eröffnungstracks, die erneut den Dialog zwischen den Instrumenten und den experimentellen Klangstrukturen fortsetzt und dabei eine andere emotionale Wendung nimmt.

Diese Tracklist zeigt die tiefere Auseinandersetzung mit Klang und Emotion, wobei jedes Stück eine eigene, spezifische Atmosphäre schafft und den Hörer durch verschiedene Stimmungen und Klangfarben führt. Dennoch bleibt solch eine Art von Musik „Kunst“ aber für mich leider im Moment noch nicht greifbar. Vielleicht brauche ich noch ein Prozess der Reifung.